Wie viel Sport kann ich meinem Hund zumuten? Soll ich meinen Hund zu mehr Bewegung motivieren? Wir wollten es genau wissen und haben eine Expertin gefragt: Inge Büttner-Vogt ist Trainerin für Menschen mit Hund, Autorin verschiedener Fachbücher, eines Films und hat eine eigene Radiosendung, in der sich alles um den besten Freund des Menschen dreht. In der Hundetrainer-Sprechstunde von AGILA steht Inge Büttner-Vogt Hundebesitzern mit Tipps und Ratschlägen zur Seite. Im Folgenden finden Sie das spannende Interview zum Thema Bewegung von Hunden.

Gibt es eine Faustformel für den Bewegungsbedarf von Hunden?

Diese Frage kann man nicht pauschal beantworten. Es kommt nicht nur auf die Größe, Rasse, körperliche Verfassung und das Alter des Hundes an, auch die Art der Bewegung spielt eine Rolle. Viele Hunde werden nur „Gassi“ geführt, doch das ist für sie langweilig. Hunde würden sich von allein nicht einfach so bewegen, es muss für sie einen Sinn haben: mit uns spielen, auf die Jagd gehen, Sozialpartner treffen, Spuren suchen. Im negativen Fall, wenn der Mensch nicht „spannend“ genug ist, wählt der Hund raufen oder abhauen. Wenn ein Hund wild leben würde und sich etwas erjagt, hat ihn das viel Energie gekostet. Dann ruht er und geht erst wieder auf Tour, wenn er Hunger bekommt. Ein reiner Spaziergang wäre körperwirtschaftlich unrentabel.

Aber ein großer Hund will sich doch sicherlich mehr bewegen als ein kleiner oder?

Was ist ein großer Hund und was ist ein kleiner Hund? Hier gehen die Meinungen auseinander – das hängt von der persönlichen Wahrnehmung ab. Meine Erfahrung ist, dass die meisten Hundebesitzer den Bewegungsbedarf ihrer Vierbeiner falsch einschätzen und auf Gassi und Auslauf setzen, anstatt gemeinsam zu spielen und zu toben. Hunde entziehen sich, genau wie Menschen, meiner Meinung nach jeder Pauschalierung. Bei mir steht der Schutz des Hundes an erster Stelle. Ich beobachte, wie viel mein Hund laufen und spielen möchte und passe die Bewegungsmöglichkeiten dementsprechend an. Shadow, mein Altdeutscher Hütehund, ist jetzt 12 Jahre alt. Um ihn zu schützen, habe ich beispielsweise die Bewegung mit Bremsmanövern und Sprints herunter geschraubt und das geistige Training heraufgesetzt (siehe hierzu meine Bücher und Filme).

Gibt es Sportarten oder Formen der Bewegung, die für Hunde schädlich sein können?

Bewegungen wie angeleintes Laufen am Rad, unkontrolliertes Toben mit anderen Hunden ohne Abruf, Gassi ohne Ansprache an der Ausziehleine und  "nur eine Runde um den Block" ist meiner Ansicht nach schlecht für Hunde. Falsche Bewegung erhöht ihren Adrenalinspiegel und schwächt das Immunsystem. Allergien und Krankheiten können die Folge von falscher Bewegung sein. Arthrose bei Hunden hat beispielsweise erschreckend zugenommen.

Was man also pauschalieren könnte ist: Sowohl große als auch kleine Hunde aller Rassen lieben es, wenn sie draußen beschäftigt werden, ihrer Rasse und ihrer Vorlieben gemäß. Man sollte seinen Hund vor zu viel und zu wenig Bewegung schützen und ihm eine Aufgabe geben –es geht um geistiges Training mit dem Besitzer, wie ich es in meinem ersten Buch beschrieben habe. Man sollte Pausen machen und dafür sorgen, dass der Hund ausgelastet und zufrieden nach Hause kommt.

Mehr wichtige Informationen finden Sie in unserem Artikel "Wie viel Auslauf braucht ein Hund?".

Foto: © vvvita/fotolia.com

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