Von Rettungsaktionen bis zur Wahrnehmung der Stimmung ihres Frauchens oder Herrchens – Hunde sind bekannt für ihren feinen Geruchssinn. Doch was hat es mit den geheimnisvollen Riechfähigkeiten der Vierbeiner auf sich? Lesen Sie, wie der Aufbau und die Anatomie der Hundenase den Geruchsinn begünstigen und welche Rolle das vomeronasale Organ dabei spielt. Außerdem stellen wir Ihnen spannende Hundeberufe vor, bei denen die Hundenase zum Einsatz kommt und Sie erhalten Tipps, wie Sie den Geruchssinn Ihres Hundes fördern können.

Inhaltsverzeichnis:

So viel riecht eine Hundenase

Hunde finden an jeder Straßenlaterne etwas interessant. Das liegt am phänomenalen Geruchssinn der Vierbeiner. Eine Markierung an besagter Straßenlaterne beispielsweise enthält Informationen über Alter, Geschlecht und Gesundheitszustand der vorangegangenen Hunde. Anders als Menschen nehmen Hunde ihre Umgebung nicht über die Augen, sondern vornehmlich über die Nase wahr. Die Tageszeit erkennen Menschen beispielsweise hauptsächlich an den Lichtverhältnissen. Hunde dagegen verlassen sich primär auf die Gerüche des Alltags, um einzuordnen, wie spät es ist.

Neben dem zeitlichen Riechvermögen nutzen Hunde ihre Nase für die räumliche Wahrnehmung. Finden sie einen Geruch interessant, nehmen sie die Fährte auf und folgen der Spur bis zu ihrem Ursprung oder bis etwas Neues ihre Aufmerksamkeit erregt. Diese Fähigkeit stammt noch von ihren Vorfahren. Wölfe können bis zu zwei Kilometer entfernte Beutetiere wittern.

Im Laufe der Domestizierung haben sich Menschen diese Fähigkeit zu Eigen gemacht und Hunde für ihre eigenen Zwecke trainiert. Eine Hundenase kann Jagdbeute erschnüffeln, Raubtiere, Sexualpartnerinnen und -partner, Konkurrentinnen und Konkurrenten, aber auch Rauschmittel, Geld oder vorgegebene DNA. Selbst einige Krankheiten und sogar Emotionen von Menschen können Hunde mit ihrer Spürnase identifizieren.

Allerdings ist nicht jede Hundenase gleich! Abhängig von der Rasse haben Hunde eine längere oder kürzere Schnauze. Entsprechend unterschiedlich ist die Fläche der Riechschleimhaut im Inneren. Ein Mops riecht bedeutend weniger als ein Schäferhund oder ein Beagle. Der absolute Königschnüffler ist der Bloodhound, der ursprünglich für die Hetzjagd gezüchtet wurde.

Fakten rund um die Anatomie der Hundenase

Allein die proportionale Repräsentation der Nase im Gehirn eines Hundes zeigt, wie wichtig der Geruchssinn für die Vierbeiner ist. Ihr olfaktorischer Cortex (vereinfacht gesagt, der Teil des Gehirns, der für die Wahrnehmung und Verarbeitung von Gerüchen zuständig ist) umfasst 10 % des Gehirns, das menschliche Riechhirn dagegen nur 1 %. Auch der Aufbau der Hundenase ist größer und sensibler. Die Fläche der Nasenschleimhaut beträgt je nach Rasse 75 bis 200 Quadratzentimeter, im Vergleich sind es bei Menschen nur drei bis fünf! In einer Hundenase arbeiten 200 bis 300 Millionen Riechzellen, bei Menschen nur etwa 10 Millionen.

Wie funktioniert die Hundenase?

Ist Ihnen schon einmal aufgefallen, dass die Nasenlöcher von Hunden eine gebogene Form haben? In der Mitte ist eine runde Öffnung, die sich zur Seite hin zu einem Schlitz verengt. Dieser Aufbau der Hundenase erlaubt dem Vierbeiner über die Innenseite Schnupperluft aufzunehmen und an den Seiten wieder auszuatmen. So kommen sich die beiden Luftströme nicht in die Quere und ankommende Gerüche werden nicht von der Atemluft verweht. Die Duftstoffe gelangen dann in die Nasenhöhle. Dort befinden sich die Nasenmuscheln, welche mit der Riechschleimhaut überzogen sind. Die darin enthaltenen Riechzellen nehmen die Duftstoffe auf und geben sie über das Nervensystem an das Riechzentrum im Gehirn weiter.

Im Übrigen wird bei Hunden zwischen Atmen und Schnuppern unterschieden. Entdeckt ein Hund einen spannenden Geruch, beginnt er stoßweise ein- und auszuatmen. Dadurch entsteht eine Luftströmung, bei der auch weiter entfernte Duftmoleküle in die Hundenase gelangen. Der Hund schnuppert also, um einem Geruch auf die Spur zu kommen. Dabei differenzieren Hunde zwischen linkem und rechtem Nasenloch. Sie riechen in „stereo“. Das erlaubt ihnen die Richtung einer Fährte zu bestimmen. Zusätzlich bleiben die Geruchspartikel an der feuchten Nasenschleimhaut kleben. Der Hund kann sie mit seiner Zunge abschlecken, mit dem vomeronasalen Organ an seinem Gaumen schmecken und weitere Informationen ableiten.

Vomeronasales Organ

Das vomeronasale Organ, auch Jacobsonsches Organ genannt, ist für einen besonderen Teil des Riechens zuständig. Hier werden Pheromone und Signalstoffe identifiziert, also „soziale“ Informationen. Dazu gehört beispielsweise der Geruch läufiger Hündinnen oder die hierarchische Position eines Hundes. Auch hormonelle Botenstoffe des Frauchens oder Herrchens, wie Angst, Stress, Wut oder Traurigkeit, nimmt ein Hund über das vomeronasale Organ wahr. Diese Informationen werden direkt an das limbische System übertragen, wo Emotionen und Verhalten eines Hundes gesteuert werden. Entsprechend reagiert Ihr Vierbeiner, wenn eine läufige Hündin oder ein ängstlicher Mensch in der Nähe ist.

Dass ein Hund etwas über das vomeronasale Organ wahrnimmt, erkennen Sie daran, dass er mit den Zähnen klappert oder sich schnell über die Nase schleckt. Zudem bildet sich manchmal Schaum an der Schnauze. Schleckt Ihr Hund am Urin eines anderen Hundes, können Sie sich sicher sein, dass er gerade interessante Informationen aufnimmt. Die Riechfähigkeiten der Hundenase werden durch das vomeronasale Organ optimal ergänzt.

Übrigens: Vielleicht haben Sie schon einmal beobachtet, dass Hunde besonders daran interessiert sind, zwischen den Beinen eines Menschen zu schnüffeln. In unserem Magazin, erfahren Sie  .

Die spannendsten Berufe für die Hundenase

In zahlreichen Hundeberufen werden die Riechfähigkeiten der Vierbeiner genutzt. In der Regel empfinden Hunde es jedoch nicht als Arbeit, sondern als Spiel. Durch die mentale Auslastung werden ihr Geruchssinn und ihre Intelligenz gefördert. Außerdem stärkt es die Beziehung zwischen Hund und Mensch und sorgt für Erfolgserlebnisse, die die beiden zusammenschweißen. Erfahren Sie, welche spannenden Hundeberufe auf den Kompetenzen der Hundenase beruhen.

Mantrailing

Ein Mantrailer wird für die Personensuche trainiert. Der Hund erhält einen Geruchsträger mit Duftstoffen der gesuchten Person und nimmt die Fährte auf. Das Ziel ist, die Fährte bis zum Ursprung zu verfolgen, ohne durch andere Gerüche abgelenkt zu werden. Im Gegensatz zum Mantrailer schlägt ein Rettungshund in der Flächensuche bei jedem menschlichen Geruch an. In unserem Beitrag „Mantrailing mit Hund“ erfahren Sie mehr zu der Personensuche, die hierzulande ein immer beliebterer Hundesport wird.

Geeignete Rassen für das Mantrailing sind beispielsweise Labrador Retriever, Golden Retriever und Bloodhounds.

Diabetikerwarnhund

Diabetikerwarnhunde werden dazu ausgebildet, ihr Frauchen oder Herrchen anzustupsen, wenn eine Unterzuckerung oder Überzuckerung droht. Dabei reagieren sie, bevor der lebensbedrohliche Zustand eintritt. Die Sensibilität der Hunde ist angeboren, sie werden jedoch geschult, diese Fähigkeit zu nutzen. Je besser die Beziehung zur Diabetikerin oder zum Diabetiker, desto zuverlässiger kann ein Hund den gefährlichen Blutzuckerabfall oder -anstieg abwenden. Wissenschaftler gehen davon aus, dass Hunde unter anderem die Menge an Isopren, einem bestimmten Botenstoff, im Mundgeruch von Diabetespatientinnen und -patienten als Hinweis auf den bevorstehenden Notfall identifizieren.

Typischerweise werden Schäferhunde oder Labradore zu Diabetikerwarnhunden ausgebildet.

Drogenspürhund

Zu den bekanntesten Berufshunden zählen Drogenspürhunde. Meist erfolgt die Geruchskonditionierung für Kokain, Heroin, Cannabis und Amphetamine. Findet der Drogenspürhund entsprechende Rauschmittel, schlägt er an.

  • Eine aktive Anzeige drückt der Hund mit Kratzen, Bellen oder Anstupsen aus.
  • Eine passive Anzeigeform wäre, wenn der Hund sich vor seinen Fund setzt, mit Nase Richtung Drogenversteck.

Letztere Variante ist die sicherere. So gerät der Hund nicht aus Versehen in Kontakt mit den Drogen, die nicht nur für Menschen giftig sind. Außerdem erregt er kein Aufsehen, was bei Ermittlungen häufig äußerst vorteilhaft ist.

Als Drogenspürhunde werden gerne Schäferhunde, Rottweiler, Cocker-Spaniel, Boxer und Airedale-Terrier eingesetzt.

Lawinensuchhund

Bis zu drei Meter tief kann ein Lawinensuchhund Menschen unter der Schneedecke wahrnehmen. An der Stelle mit dem stärksten Geruch, schlägt der Hund an, damit das Rettungsteam an der richtigen Stelle mit der Bergung beginnen kann. Ein Lawinensuchhund braucht starke Nerven, denn er darf sich nicht von Hubschraubergeräuschen oder Aktionen wie Abseilen irritieren lassen. Früher wurden Bernhardiner als Lawinensuchhunde eingesetzt. Inzwischen werden auch kleinere Rassen wie Schäferhunde, Labradore, Golden Retriever oder Border Collies eingesetzt, da sie leichter zum Einsatzort transportiert werden können.

Jagdhund

Die Jagd gehört zu den ältesten Aufgabenfeldern für Hunde. Nicht zuletzt wurden viele Rassen ausschließlich für Jagdzwecke gezüchtet. In diesem vielfältigen Einsatzgebiet werden die Spürnasen auf unterschiedliche Weise gefordert:

  • Vorstehhunde zeigen an, dass sich Wild in der Nähe befindet.
  • Stöberhunde treiben Wild in unübersichtlichem Gelände auf den Jäger zu.
  • Apportierhunde suchen nach der erlegten Beute und bringen sie zum Jäger.
  • Angeschossenes Wild wird von Schweißhunden aufgespürt.
  • Erdhunde, auch Bauhunde genannt, folgen Beutetieren, die in unterirdischen Gängen leben und bringen die Tiere dazu den Bau zu verlassen.

Je nach Aufgabe werden unterschiedliche Rassen bei der Jagd eingesetzt.

So unterstützen Sie den Geruchssinn Ihres Hundes

Da Menschen in einer visuell geprägten Welt leben, vergessen sie leicht, dass Hunde viele Informationen über ihre Nase aufnehmen. Für Hundebesitzerinnen und -besitzer ist es deshalb wichtig, den Geruchssinn ihrer Vierbeiner zu fördern und ausreichend Raum für das Schnuppern und Schmecken spannender Duftmoleküle zu lassen.

Mit diesen Tipps machen Sie Ihrer vierbeinigen Spürnase eine Freude:

  1. Geben Sie Ihrem Hund Zeit, wenn Sie beim Gassigehen merken, dass er einen spannenden Geruch entdeckt hat, und ziehen Sie ihn nicht weg. Lassen Sie ihn in Ruhe schnüffeln und seine Fährte verfolgen. Natürlich gilt dies nicht, wenn Ihr Hund unerlaubt Wildtiere verfolgen möchte.
  2. Ihr Hund schnüffelt nur und hört nicht auf Ihre Kommandos? Dann wird es Zeit, dass Sie selbst interessante Schnüffelerlebnisse schaffen, die Ihr Hund mit Ihnen verbindet. Futtersuchspiele im Freien oder Intelligenzspiele mit dem Schnüffelteppich daheim bieten dafür hervorragende Möglichkeiten. Außerdem können Sie Ihren Hund mit Leckerli belohnen, wenn er nach einer Schnüffeltour von selbst zu Ihnen zurückkehrt.
  3. Die hohe Atemfrequenz beim Schnuppern trocknet die Nase aus. Achten Sie darauf, dass Ihr Hund ausreichend Wasser zur Verfügung hat.
  4. Gelingen die Futtersuchspiele, können Sie dazu übergehen, neue Gegenstände zu verstecken. Dazu müssen Sie zuerst das Interesse am neuen Gegenstand wecken. Zeigen Sie Ihrem Hund das Objekt und belohnen Sie ihn, wenn er es anstupst. Sobald er die Verknüpfung herstellt, kann die Schatzsuche beginnen.
  5. Eine weitere mögliche Variante, die Sie nach und nach einbauen können, ist, einen Gegenstand in Kopfhöhe oder sogar noch höher zu verstecken. So lernt Ihr Hund, nicht nur am Boden zu suchen. Noch schwieriger wird es, wenn Sie Ihren Hund den Gegenstand aus einem Haufen ähnlicher Gegenstände herausfischen lassen. Findet Ihr Vierbeiner dieselbe Socke neben zehn anderen wieder?

Sie können das Schnupperinteresse Ihres Hundes also wunderbar nutzen, um die gemeinsame Beziehung zu stärken. Und nicht nur das. Die Hundenase kann Ihnen noch viel mehr verraten. Die Hundenase fühlt sich warm und trocken an? Womöglich ist das ein Zeichen dafür, dass Ihre Wohnungsluft sehr trocken ist. Oder geht es Ihrem Vierbeiner nicht so gut? Erfahren Sie, was hinter einer trockenen Hundenase stecken kann und wann es wirklich Zeit ist, zur Tierarztpraxis zu fahren.

Stetiger Ausfluss, eingerissene Nasenhaut, Nasenbluten oder Verkrustungen auf der Nasenoberfläche sind ein klares Zeichen, dass Sie Ihren Hund tierärztlich untersuchen lassen sollten.

Tipp: Der Gang zur Tierarztpraxis sollte für Sie keine Kostenfrage sein. Mit einer Tierkrankenversicherung schützen Sie sich davor, plötzlich hohen Rechnungen gegenüberzustehen. Erfahren Sie in unserem Ratgeber, warum eine Hundeversicherung sinnvoll ist.

Häufige Fragen rund um die Hundenase

Viele Geheimnisse rund um die mysteriösen Superkräfte der Hundenase konnten noch nicht gelüftet werden. Auf manche Fragen hat die Wissenschaft allerdings schon eine Antwort gefunden. Lesen Sie mehr über die spannenden Fakten zu Hundenasen.

Können Hunde wirklich Angst riechen?

Ein wissenschaftliches Team aus Italien fand heraus, dass Hunde besonders sensibel auf den Geruch von Angstschweiß reagieren. Nicht nur nehmen Hunde über die Pheromone Angst wahr, die Angst überträgt sich sogar auf sie. Eine höhere Herzfrequenz und Anzeichen von Stress sind die Folge. Diese Beobachtung deckt sich mit der Erfahrung von Hundebesitzerinnen und Hundebesitzern, dass ihre Vierbeiner bei ängstlichen Menschen aggressives Verhalten zeigen. Eine detaillierte Erklärung der wissenschaftlichen Untersuchung können Sie in der Studie nachlesen.

Erkennen Hunde ihre Besitzer am Geruch?

Hunde nutzen verschiedene Sinne, um Menschen oder andere Hunde wiederzuerkennen. Die wichtigste Komponente dabei spielt zweifelsohne der Geruch. Wie das Mantrailing zeigt, können Hunde sogar eine fremde Person nur anhand einer Geruchsprobe über lange Strecken nachverfolgen. Ebenso finden Hunde ihre Besitzenden wieder. Neben dem Geruch von Frauchen und Herrchen besitzen das Gesicht und die Stimme einen wichtigen Wiedererkennungswert für Hunde.

Wie weit kann ein Hund riechen?

Der Geruchssinn von Hunden reicht erstaunlich weit. Mantrailer verfolgen problemlos eine Spur über sechs Kilometer. Ein gut ausgebildetes und eingespieltes Team kann aber auch weitaus längere Strecken bis zu 13 Kilometern schaffen. Dabei kommt es auf die Frische der Fährte an. Mit der Zeit verblasst die Spur, insbesondere bei ungünstigen Wetterverhältnissen. Dennoch können Hunde wochenalte Fährten aufnehmen. Ihr Geruchssinn ist nicht nur oberirdisch aktiv, sondern reicht auch unter die Erde. Lawinensuchhunde finden Menschen, die drei Meter unter dem Schnee verschüttet liegen. Bei Erde können Hunde sogar bis zu acht Meter tief vergrabene Personen auffinden.

Wie gut riechen Hunde?

Menschen können bis zu 10.000 Gerüche differenzieren, bei Hunden sind es etwa eine Million! Was Menschen beispielsweise als eine Frühlingsbrise bezeichnen, enthält für Hunde nicht nur eine Assoziation mit einer Jahreszeit, sondern tausende von Informationen über die Umgebung. Ein Lufthauch erzählt Hunden unsichtbare Geschichten darüber, wann sich was wo befand und in welche Richtung verschwunden ist – kurz, der Klatsch und Tratsch aus der Nachbarschaft erreicht Hunde über ihre Nase. Entsprechend ausgeprägt, sensibel und lebensnotwendig ist der Geruchssinn für Hunde.

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