Unsere Samtpfoten können sehr sensibel reagieren, wenn sie etwas erschreckt oder ihnen nicht so recht passt. Kurzfristig lassen sie sich in der Regel schnell wieder von uns beruhigen, doch wenn sie langfristig Stressfaktoren ausgesetzt sind, kann das zu nachhaltigen Störungen im Verhalten führen. Darum ist es besonders wichtig, dass Sie Stress bei Katzen erkennen können und wissen, wie Sie damit umgehen.


Inhaltsverzeichnis:


Akuter Stress bei Katzen: Symptome

Grundsätzlich können wir in Bezug auf Stress bei Katzen zwischen akutem und chronischem Stress unterscheiden. Akuten Stress wird jeder Halter bei seinem Liebling schonmal erlebt haben: Hier geht es darum, dass die Katze einen Schreck erfährt und sich einer plötzlichen Gefahrensituation oder einer akuten Veränderung ausgesetzt sieht. Sie reagiert – zumindest normalerweise – abweisend und/oder verunsichert und macht das auch sehr deutlich. Das heißt, dass ihre Körperhaltung auf erhöhte Wachsamkeit und, falls nötig, Rückzug hindeutet, wobei sie insgesamt sehr verkrampft dasteht oder sogar erstarrt. Die Katze hält sich etwas geduckt, an der Schwanzstellung lassen sich negative Emotionen ablesen – so wedelt eine angespannte Katze beispielsweise häufig mit dem Schwanz hin und her – und die Ohren sind angelegt und nach hinten geklappt. Der Atem ist schnell und flach, der ganze Körper zittert und die Katze verbalisiert ihr Unwohlsein durch Fauchen, Knurren oder Jaulen. Kommt ihr jemand zu nahe, reagiert sie wahrscheinlich aggressiv.

Akuter Stress bei Katzen: Richtig handeln

Erkennen Sie bei Ihrem Liebling die Symptome akuten Stresses, sollten Sie selbst ruhig bleiben und Ihrem Tier zunächst seinen Freiraum lassen. Überlegen Sie, was der Auslöser für die Stresssituation sein könnte. Was hat sich kurzfristig verändert? Woran könnte sie möglicherweise nicht gewöhnt sein? Gründe für akuten Stress bei Katzenkönnen Gewitter, das Feuerwerk an Silvester oder fremder Besuch im Haus sein. Im Idealfall können Sie den Stressfaktor umgehend beheben, in anderen Fällen – wie auch bei den eben genannten Beispielen – kann es langfristig sinnvoll sein, den Vierbeiner an derartige Vorkommnisse zu gewöhnen und mit gezieltem Training und ausreichenden Rückzugsmöglichkeiten die Probleme aus der Welt zu schaffen. Kurzfristig können Sie warten, bis Ihr Liebling sich etwas beruhigt hat, und dann mit normaler und unaufgeregter Stimmung auf ihn zukommen, um ihn mit Ihrer Aufmerksamkeit zu beruhigen und zu zeigen, dass alles in Ordnung ist.

Chronischer Stress bei Katzen: Symptome

Chronischer Stress kann langfristig Auslöser für Verhaltensstörungen sein. Verhaltensänderungen, die ihren Ursprung in chronischem Stress bei Katzen haben, sind lange nicht so offensichtlich wie die bei akutem Stress. Hier können auch subtilere Veränderungen auf Unbehagen hinweisen, weshalb Sie hier umso aufmerksamer sein sollten. Die Symptome für chronischen Stress bei Katzen sind vielfältig. Ein verändertes Fressverhalten, Rückzug oder ungewöhnlich intensive Suche nach Nähe, Aggression, ein zunehmender Schlafbedarf, Lethargie und Lustlosigkeit, Unruhe, Unsauberkeit, Magenbeschwerden, vernachlässigte oder zwanghafte Hygiene, Hautprobleme, Schreckhaftigkeit und auch das Pica-Syndrom können mit chronischem Stress einhergehen. Insgesamt liegt es also bei Ihnen, den Charakter Ihrer Katze zu kennen und Verhaltensauffälligkeiten zu bemerken.

Mit chronischem Stress bei Katzen umgehen

Besonders häufig tritt chronischer Stress bei Tierheim-Katzen auf, da diese in ihren Unterkünften häufig nicht die Rückzugsmöglichkeiten haben, die für einen ausgeglichenen Alltag nötig wären. Wie anfällig aber eine Katze für chronischen Stress ist, hängt grundsätzlich von dem individuellen Charakter und der Sozialisation ab. Das bedeutet, dass eine gute Sozialisation und eine frühe Gewöhnung an alltägliche Reize wie Staubsaugen oder fremde Menschen und Tiere Schlüsselrollen in einem entspannten Katzenleben spielen - alte, mangelhaft sozialisierte Katzen springen auf mehr Stressfaktoren an und lassen sich häufig schwieriger an Neues gewöhnen. Außerdem sollten Sie Katzenbabys nicht zu früh abgeben, da die Kleinen viele grundlegende Dinge von ihrer Mutter lernen. Vermuten Sie chronischen Stress bei Ihrem Tier, können Sie zunächst überlegen, ob sich in Ihrem Haushalt etwas grundlegend verändert hat, das Ursache für die Irritation Ihres Lieblings sein könnte. Dazu gehört beispielsweise ein Umzug in eine neue Wohnung, Renovierungsarbeiten oder Familienzuwachs – Katzen und Babys verstehen sich nicht immer von Anfang an. Ansonsten spielen auch die Geräuschkulisse der Wohnung und die Einrichtung eine große Rolle. Haben Sie genug Rückzugsmöglichkeiten für Ihre Katze bereitgestellt? Gibt es genügend Wassernäpfe? Genügt die Katzentoilette den Ansprüchen Ihrer Samtpfote? Für besonders angespannte Stubentiger gibt es unterstützende Mittel wie beispielsweise Pheromone und Aromatherapien. Diese sollten allerdings nur in Rücksprache mit einer Tierärztin oder einem Tierarzt genutzt werden.

Stress bei Katzen: Grund für einen Tierarztbesuch?

Bei akutem Stress ist es meist einfach, ein Nachlassen der Symptome zu erkennen. Lässt sich Ihr Liebling schnell wieder beruhigen und benimmt er sich am nächsten Tag wieder ganz normal, sollte kein Tierarztbesuch notwendig sein. Stattdessen könnten Sie sich überlegen, ob evtl. ein professionelles Training hilfreich wäre, um weiteren derartigen akuten Stresssituationen vorzubeugen. Längerfristige Stresssymptome allerdings – wie auch bei chronischem Stress – können Anzeichen für andere Erkrankungen und Schmerzen sein. Mit einem Tierarztbesuch sollten Sie also auf jeden Fall sichergehen, dass Ihrer Katze körperlich nichts fehlt. Steht fest, dass es sich tatsächlich ausschließlich um chronischen Stress handelt, müssen Sie sich natürlich darum kümmern – in besonders schwierigen Fällen kann Hilfe durch eine Katzenpsychologin oder einen Katzenpsychologen ratsam sein.

Ihre Katze zeigt Stresssymptome, Sie sind sich über die Ursache aber unsicher? Dann kann Ihnen möglicherweise eine tierärztliche Videosprechstunde weiterhelfen.

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Dieser Artikel wurde geprüft von Tierärztin Melanie Müller.

Die genannten Informationen stellen keine Anleitung zur Selbstdiagnose und Behandlung von Tierkrankheiten dar. Tierhaltende sollten bei gesundheitlichen Problemen ihres Tieres in jedem Fall eine Tierärztin oder einen Tierarzt um Rat fragen. Diagnosen über das Internet sind nicht möglich.

Foto: © jarafoti/Adobe Stock

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