Katzen schnurren, um sich selbst zu beruhigen, Vertrauen zu zeigen und sogar Heilungsprozesse im Körper zu fördern. Das Schnurren kann ein Zeichen von Wohlbefinden, aber auch von Stress oder Schmerz sein. Erfahren Sie hier mehr!


Inhaltsverzeichnis:


Das leise, rhythmische Schnurren einer Katze ist eines der schönsten Geräusche für viele Katzenfreundinnen und Katzenfreunde. Es wirkt beruhigend, vermittelt Geborgenheit – und dennoch wirft es viele Fragen auf: Warum schnurren Katzen eigentlich? Ist es immer ein Zeichen von Zufriedenheit? Und welche Hinweise auf die Gesundheit der Katze kann das Schnurren geben?

Bei AGILA erfahren Sie alles über das Katzenschnurren – von den biologischen Grundlagen über emotionale Bedeutungen bis zu heilenden Wirkungen. Wir zeigen, in welchen Situationen Katzen schnurren, wie Sie diesen Teil der Katzensprache richtig deuten und welche positive Wirkung Ihrer Katze auch auf Sie haben kann.

Warum schnurrt meine Katze?

Wenn Ihre Katze schnurrt, ist das meist ein gutes Zeichen. Doch es gibt nicht den einen Grund fürs Schnurren – es gibt viele. Katzen sind komplexe, feinfühlige Tiere und das Schnurren kann je nach Situation und Kontext verschiedene Bedeutungen haben.

Wohlbefinden und Geborgenheit

Die wohl bekannteste Ursache ist: Ihre Katze fühlt sich sicher, entspannt und geborgen. Sie liegt ausgestreckt auf dem Sofa, kneift die Augen zu, reckt Ihnen den Bauch entgegen und beginnt zu schnurren. Hier steht das Schnurren für maximale Zufriedenheit.

Typische Auslöser sind:

  • Körperkontakt mit Bezugspersonen
  • ruhige, vertraute Umgebung
  • Fütterung oder Leckerchen
  • Kuschelrituale am Abend

Kätzchen schnurren zur Kommunikation

Bereits wenige Tage nach der Geburt beginnen Kitten zu schnurren. Es ist ein Kommunikationsmittel mit der Mutter: „Mir geht’s gut, ich bin da, bitte weiter stillen.“ Gleichzeitig schnurrt auch die Mutterkatze während des Säugens – eine Form der gegenseitigen Beruhigung und Bindung.

Auch im späteren Leben bleibt das Schnurren ein soziales Signal: gegenüber Artgenossen, aber auch gegenüber Menschen, die zu Bezugspersonen werden.

Schmerz, Stress oder Angst

So überraschend es klingt: Katzen schnurren auch in Situationen, in denen es ihnen nicht gut geht. Zum Beispiel:

  • bei Krankheiten oder Verletzungen
  • nach Operationen
  • beim Besuch in der Tierarztpraxis
  • bei Trennung, Lärm oder plötzlichen Veränderungen im Umfeld

In diesen Fällen dient das Schnurren möglicherweise dazu, sich selbst zu beruhigen, Schmerzen zu regulieren und Stress zu reduzieren. Es ist sozusagen eine körpereigene Strategie zur Krisenbewältigung.

Beispiel: Ihre Katze liegt nach einer OP still in ihrer Box, die Augen sind geschlossen – doch sie schnurrt. Das ist kein Zeichen von Wohlgefühl, sondern ein Versuch des Körpers, sich zu stabilisieren.

Der Schnurrmechanismus: Wie schnurren Katzen?

Zur Entstehung der Schnurrtöne gibt es mehrere Hypothesen, der genaue Mechanismus ist jedoch noch nicht endgültig geklärt. Laut einer Theorie kommt es während des Schnurrens zu schnellen Vibrationen der Kehlkopfmuskeln gekoppelt mit der Zwerchfellmuskulatur. Beim Ein- und Ausatmen trifft der Luftstrom auf die vibrierenden Oberflächen und verursacht somit den akustischen Teil des Schnurrens.

Zwei entspannte Katzen liegen gemeinsam auf dem Sofa – Schnurren kann auch beim Kuscheln mit Artgenossen beruhigend wirken
Die erzeugte Frequenz liegt bei 25 bis 150 Hertz– genau im Bereich, der auch in der Physiotherapie und Heilforschung als heilungsfördernd gilt. Denn: Diese Frequenzen sollen unter anderem Knochenregeneration und Muskelwachstum unterstützen und werden beispielsweise in der Humanmedizin bei der Behandlung von Knochenbrüchen, Schmerzen, Ödemen und Wunden verwendet. Insbesondere sollten die niedrigen Frequenzen (25 und 50 Hertz) das Knochenwachstum und die Frakturheilung am besten fordern. Wissenschaftliche Nachweise, dass das Schnurren bei Katzen diese Wirkungen hat, gibt es jedoch nicht.

Übrigens: Nicht alle (Groß-)Katzen können schnurren. Löwen und Tiger etwa brüllen – schnurren aber nicht durchgehend. Nur einige Wildkatzenarten wie Geparde oder Luchse beherrschen das durchgängige Schnurren wie unsere Hauskatzen.


Die Schnurrhaare (eigentlich Vibrissen genannt) der Katze sind übrigens nicht aktiv am Schnurrmechanismus der Katze beteiligt. Ihre Hauptfunktion liegt in der räumlichen Orientierung, der Beurteilung von Abständen, der Kommunikation und im emotionalen Ausdruck. Beim Schnurren können sie je nach Stimmung der Katze leicht bewegt sein, aber das ist kein notwendiger Teil des Schnurrvorgangs selbst.


Was sind die Vorteile des Schnurrens?

Schnurren ist mehr als nur ein Geräusch. Es erfüllt mehrere Funktionen – für die Katze selbst, aber auch für ihre Umgebung. Hier die wichtigsten Vorteile im Überblick.

1. Beruhigung & Stressabbau

Schnurren senkt den Blutdruck, reguliert den Herzschlag und reduziert Stress – sowohl bei der Katze selbst als auch bei ihren Artgenossen oder beim Menschen. Es ist ein Werkzeug zur emotionalen Selbstregulation, zum Beispiel:

  • bei Schmerzen nach Verletzungen
  • nach einem Streit mit anderen Katzen
  • nach anstrengenden Jagderlebnissen
  • in fremder Umgebung

2. Förderung der Heilung

Das Schnurren soll sich einigen Beobachtungen nach positiv auf die körperliche Regeneration auswirken: Es soll

  • die Knochenheilung anregen,
  • den Muskelaufbau fördern und den Muskelabbau bei langen Ruhephasen verhindern,
  • Entzündungen verhindern und die Durchblutung unterstützen.

Diese Vermutungen sind jedoch wissenschaftlich nicht ausreichend belegt! Die Annahme, dass das Schnurren eine heilende Wirkung hat, basiert auf interessanten Beobachtungen zu den erzeugten Frequenzen. Allerdings ist die Datenlage begrenzt: Es gibt keine eindeutigen Beweise dafür, dass Katzen tatsächlich schneller genesen oder seltener krank werden, weil sie schnurren. Die Theorie gilt als plausibel, ist aber bislang nicht ausreichend durch kontrollierte Langzeitstudien belegt. Deshalb sollte man die heilende Wirkung eher als mögliche Zusatzfunktion und nicht als gesicherten biologischen Mechanismus betrachten.

3. Kommunikation & Bindung

Schnurren stärkt die Bindung zwischen:

Es dient als friedliches Signal: „Ich bin dir wohlgesonnen, bitte keine Gefahr.“ Das ist besonders hilfreich bei Begegnungen zwischen fremden Katzen, die sich langsam annähern – oder beim Aufbau einer Beziehung zu einem neuen Menschen.

Wie hilft das Schnurren der Katze dem Menschen?

Die beruhigende Wirkung des Katzenschnurrens ist nicht nur gefühlt – sie ist auch wissenschaftlich messbar:

  • Senkung des Blutdrucks: Das tieffrequente Vibrieren wirkt ähnlich wie meditative Klänge.
  • Stressreduzierung: Die Ausschüttung des Stresshormons Cortisol wird gehemmt, gleichzeitig steigt der Spiegel des Kuschelhormons Oxytocin.
  • Stabilisierung der Herzfrequenz: Besonders bei älteren oder gestressten Menschen kann das Schnurren ihrer Katzen helfen, zur Ruhe zu kommen.
  • Linderung von Trauer oder Einsamkeit: Katzen gelten in der tiergestützten Therapie als besonders empathisch – ihr ruhiges Verhalten und Schnurren hilft, emotionalen Schmerz zu lindern.

Tipp: Viele Menschen berichten, dass sie besser schlafen, wenn ihre Katze schnurrend neben ihnen liegt.

Schnurren Katzen bei Menschen?

Ja, eindeutig. Viele Katzen schnurren ganz gezielt in Gegenwart oder Berührung mit „ihrem“ Menschen. Das Schnurren ist dann Ausdruck von:

  • Zuneigung
  • Zufriedenheit
  • Bindung
  • Kommunikationsbereitschaft

Es kann sogar zur Begrüßung eingesetzt werden – besonders morgens oder nach der Arbeit, wenn Sie zur Tür hereinkommen. Manche Katzen schnurren auch, wenn sie etwas erreichen möchten – etwa Aufmerksamkeit, Futter oder Streicheleinheiten.

Warum schnurren Katzen beim Streicheln?

Beim Streicheln empfinden viele Katzen Glücksgefühle. Dabei wird Dopamin ausgeschüttet – ein Belohnungshormon, das die Katze entspannt und wohlfühlen lässt. Das Schnurren ist dann eine emotionale Reaktion auf angenehme Reize.

Aber: Auch beim Streicheln kann Schnurren ambivalente Bedeutungen haben. Achten Sie auf weitere Körpersignale!

Körpersignal

Bedeutung

Was Sie tun können

Schnurren + entspanntem Körper

Wohlbefinden, Bindung

weiter streicheln oder ruhige Nähe genießen

Schnurren + angespannter Muskulatur

Unsicherheit, Überforderung

Streicheln unterbrechen, Katze beobachten

Schnurren + Schwanzschlagen

leichte Gereiztheit, besser Pause machen

Berührung stoppen, Raum für Rückzug geben

Schnurren + geweiteten Pupillen

Erregung, gegebenenfalls Stress oder Spieltrieb

Reiz reduzieren, Umgebung ruhig halten

Schnurren + geduckter Haltung

Unsicherheit, potenzielle Angst

Katze in Ruhe lassen, Vertrauen stärken

Schnurren + Schnurren unterbrochen von Miauen

Erwartung, zum Beispiel Futter oder Aufmerksamkeit

Reagieren, zum Beispiel spielen, reden oder füttern


Achtung: Akzeptieren Sie, wenn Ihre Katze eine Streicheleinheit beendet. Zwang oder zu langes Kraulen kann das Vertrauen beeinträchtigen – auch wenn sie dabei schnurrt.


Warum schnurrt meine Katze nicht?

Wenn Ihre Katze nicht schnurrt, heißt das nicht automatisch, dass sie unglücklich ist. Es gibt viele Gründe, warum manche Katzen kaum oder gar nicht schnurren. Denken Sie daran, jede Katze ist einzigartig. Was für eine Katze normal ist, kann für eine andere nicht normal sein.

Persönlichkeits- oder Rassemerkmale

Alter

Mit zunehmendem Alter schnurren viele Katzen weniger. Ältere Katzen haben oft weniger Energie, so wird das Schnurren für sie anstrengender – und somit auch seltener. Mit dem Alter ziehen sich Katzen häufiger zurück und benötigen mehr Ruhe. Das heißt nicht, dass sie unglücklich sind, sondern einfach, dass sie ein anderes Bedürfnis nach Zuneigung haben. Auch wenn sie weniger schnurrt, zeigt Ihre Katze wahrscheinlich oft auf subtilere Weise ihre Zuneigung. Achten Sie auf andere Signale wie das sanfte Anschmiegen oder leises Miauen.

Katze liegt entspannt auf dem Schoß eines Menschen und wird gestreichelt – Schnurren als Ausdruck von Vertrauen und Geborgenheit

Stress

Katzen sind sensible Tiere, die sehr schnell auf Veränderungen in ihrem Lebensumfeld reagieren. In solchen Situationen kann es vorkommen, dass die Katze sich zurückzieht und weniger schnurrt. Es gibt aber umgekehrt auch Katzen, die zur Beruhigung in Stresssituationen vermehrt schnurren. Wenn Sie den Verdacht haben, dass Ihre Katze dauerhaft gestresst ist, sollten Sie einen Tierarzt/eine Tierärztin für Verhaltensmedizin aufsuchen, um das Problem zu finden und möglicherweise zu lösen.

Gesundheitliche Probleme

Ein plötzlicher Verlust des Schnurrens kann auf Probleme hindeuten, zum Beispiel:

  • Schmerzen beim Atmen oder Bewegen
  • Atemwegserkrankungen
  • Schädigung von Kehlkopf oder Zungenbein

In diesem Fall empfiehlt sich ein tierärztlicher Check, um der Ursache auf den Grund zu gehen.


Mehr Infos zum Gesundheitscheck bei der Katze


FAQ: Häufige Fragen zum Katzenschnurren

Vermutlich ja. Es gibt Hinweise darauf, dass Katzen ihr Schnurren uns Menschen gegenüber gezielt einsetzen – etwa zur Futtererlangung oder zur Beruhigung von Menschen.

Das ist selten, aber möglich – zum Beispiel, wenn sie stark erregt sind oder gleichzeitig miauen möchten. In der Regel schnurren Katzen mit geschlossenem Maul.

Nein – einige Wildkatzenarten schnurren ebenfalls. Aber: Großkatzen wie Löwen oder Tiger können nicht dauerhaft beim Aus- und Einatmen schnurren.

Ja – sogenannte „Schnurrgeräte“ kommen in der tiergestützten Therapie oder als Beruhigungshilfe zum Einsatz. Sie imitieren die Frequenzen des Katzenschnurrens.

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