Wer in einem Freigänger-Katzenhaushalt lebt, hat sicherlich schon einmal die Beute des kleinen Tigers präsentiert bekommen; Mäuse und kleine Vögel gehören schließlich zur natürlichen Ernährung unserer Lieblinge. An dieses ursprüngliche Jagd- und Fressverhalten knüpft eine besondere Variante der Rohfleischfütterung an. Bei der Prey-Fütterung für Katzen werden ganze Tiere verfüttert.


Inhaltsverzeichnis:


Rohfleischfütterung mit ganzen Tieren

Im Gegensatz zu anderen Formen der Rohfleischfütterung wie dem Barfen, wobei neben rohem Fleisch auch Gemüse und weitere Zugaben verfüttert werden, basiert die Prey-Fütterung (auch als Whole-Prey-Ernährung bekannt) für Katzen auf ganzen (selbstverständlich toten) Tieren als Alleinfutter. Die Verfütterung einzelner Tierkörperteil (meist aus größenbedingten Gründen) ist als Franken-Prey genannt, in Anlehnung an Frankenstein’s bekanntes Monster, das aus einzelnen Körperteilen zusammengesetzt wurde. Ganz so gruselig soll die Prey-Ernährung natürlich nicht sein, für schwache Nerven ist sie jedoch trotzdem nichts: Sie servieren Ihrem Liebling üblicherweise ganze Tiere, die auch in der Natur bzw. bei Wildkatzen auf dem Essensplan stehen, also vor allem Mäuse, Fische und Küken. Letztere sind in der Industrie (bspw. in der Eierproduktion) als sogenannte Eintagsküken ein Nebenprodukt – die Verfütterung an Katzen bietet die Möglichkeit, sie noch sinnvoll zu verwerten. Und Ihr Liebling wird mit ziemlicher Sicherheit Spaß an der Sache finden: Das Zerlegen des Tieres spricht seine Instinkte an und beschäftigt ihn für eine ganze Weile.

Die „Beute“ bei der Prey-Fütterung für Katzen

Jedes (Beute-)Tier für die Prey-Fütterung hat sein ganz eigene Nährstoffzusammensetzung, unter anderem abhängig von Alter, Fütterung und Haltung. Generell lässt sich jedoch sagen, dass gerade die Muskulatur der zu verfütternden Tiere hochwertiges Protein liefern. Über die Knochen und Innereien wird die Mineral- und Nährstoffzufuhr gesichert. Darum ist es so wichtig, ganze Tiere anzubieten und nicht nur Teile.

Die „Inhaltsstoffe“ variieren beispielsweise altersbedingt: Während junge Tiere einen relativ hohen Proteingehalt haben und dabei recht mineral- und fettarm sind, bieten ältere Beutetiere mehr Mineralstoffe, haben jedoch tendenziell schwer verdauliche und harte Knochen. Die essentielle Aminofolsäure Taurin, die unter anderem für den Stoffwechsel und die Verdauung extrem wichtig ist, kann über die Prey-Fütterung für Katzen gedeckt werden. Da aber der Gehalt von Tier zu Tier variieren kann und auch der Bedarf unter Katzen unterschiedlich ist, ist eine tierärztliche Beratung  bzw. sind regelmäßige Kontrollen unumgänglich.

Die Prey-Fütterung für Katzen umsetzen

Aufgrund der unterschiedlichen Zusammensetzungen ist – im Gegensatz zur Fütterung mit einem vollwertigen Futtermittel – bei der Prey-Fütterung für Katzen Abwechslung angesagt; mal jüngere und mal ältere Beutetiere, mal Fische, mal Mäuse, mal Küken (alles sollte aus dem Fachhandel und speziell für die Katzen-Ernährung geeignet sein). Die richtige Futtermenge hängt von der individuellen Katze ab und davon, wie viel Bewegung sie hat. Schließlich wollen Sie Ihren Liebling zwar mit allen wichtigen Nährstoffen versorgen, Übergewicht jedoch vermeiden. Generell sind unsere Sofalöwen „Snacker“, das heißt, sie bevorzugen viele kleine Mahlzeiten am Tag. Genau so wäre es schließlich in der Natur auch, wenn sie sich über den Tag verteilt immer wieder ein kleines Beutetier erlegen. Idealerweise füttern Sie Ihre Samtpfote ungefähr zehn Mal am Tag (der tägliche Energiebedarf einer 4 kg schweren Katze umfasst ungefähr acht bis zehn Mäuse).

Der Aufwand der Prey-Fütterung für Katzen

Zwar brauchen Sie für Katzen nicht ganz so große Fleischmengen wie für Hunde, dennoch müssen Sie mit einem erhöhten Aufwand rechnen, wenn Sie die Prey-Fütterung für Katzen zuhause umsetzen möchten. Zum einen brauchen Sie eine tierärztliche Begleitung, die sicherstellt, dass Ihr Stubentiger mit allen wichtigen Nährstoffen versorgt wird und die richtige Futtermenge erhält. Zum anderen sind Küken & Co. nicht bequem in Feuchtfutter-Dosen oder Trockenfutter-Kartons verpackt, sondern müssen tiefgekühlt gelagert und rechtzeitig zur Rohfleischfütterung aufgetaut werden. Ideal sind dafür eine separate Truhe oder zumindest ein bis zwei geräumige Fächer im Tiefkühlschrank. Auch die höheren Kosten der Prey-Fütterung für Katzen sind zu bedenken. Außerdem kann es sein, dass Ihr Liebling seine „Beute“ nicht komplett auffrisst. Dann liegt es bei Ihnen, mögliche Reste aufzuspüren und zu entsorgen.

Passt die Prey-Fütterung für Katzen zu uns?

Sie überlegen, auf die Prey-Ernährung für Katzen umzusteigen? Wenn Sie sich sicher sind, dass Ihre Nerven und die der Urlaubsbetreuung diese Fütterungsmethode mitmachen und Sie auch in den anderen Punkten ausreichende Kapazitäten haben, können Sie es ruhig mal ausprobieren und schauen, wie Ihre Katze diese Form der Rohfleischfütterung findet. Das ganze sollten Sie allerdings unbedingt tierärztlich begleiten lassen, um möglichen Mängeln vorzubeugen.

Wenn Ihnen das alles zu aufwändig scheint, Sie aber trotzdem gerne die Instinkte Ihres Lieblings ansprechen möchten, können Sie auf bspw. Eintagsküken als gelegentlichen Snack zurückgreifen, ohne komplett auf die Rohfleischfütterung umzustellen.

Dieser Artikel wurde geprüft von Tierärztin Melanie Müller.

Die genannten Informationen stellen keine Anleitung zur Selbstdiagnose und Behandlung von Tierkrankheiten dar. Tierhaltende sollten bei gesundheitlichen Problemen ihres Tieres in jedem Fall eine Tierärztin oder einen Tierarzt um Rat fragen. Diagnosen über das Internet sind nicht möglich.

Foto: © Eddie/Adobe Stock

(0)