„Dickerchen“ ist häufig ein liebgemeinter Spitzname für besonders knuddelige Samtpfoten. Doch was zunächst süß klingt, deutet auf ein ernstzunehmendes Problem hin, denn bis zu 50 Prozent aller Hauskatzen wiegen zu viel. Übergewicht beeinträchtigt bei Katzen nicht nur die Lebensqualität, sondern kann auch jede Menge gesundheitlicher Folgen mit sich bringen.


Inhaltsverzeichnis:



Übergewicht bei Katzen: Zusammenfassung

Häufigkeit der Erkrankung Fast jede zweite Katze ist übergewichtig
Verlauf der Erkrankung Verläuft chronisch
Schwere der Erkrankung Beeinträchtigt Lebensqualität und -dauer
Diagnose der Erkrankung Adipositas ab ca. 15-20% über dem Idealgewicht
Vorkommen der Erkrankung Wohnungskatzen sind besonders gefährdet
Behandlungsmöglichkeit der Erkrankung Gewichtsabnahme durch reduzierte Energiezufuhr mit erhöhter Bewegung
Ansteckungsgefahr Nicht ansteckend
Prognose Gefahr chronischer Erkrankungen und verminderter Lebenszeit
Typische Symptome Gefahr chronischer Erkrankungen und verminderter Lebenszeit
Nicht selbstständig Reduktionsdiät durchführen!

Was ist Übergewicht bei Katzen?

Wie auch wir Menschen sind Katzen dann an Übergewicht erkrankt, wenn sie übermäßiges Fett an und in ihrem Körper haben und damit mehr als durchschnittliche Samtpfoten der gleichen Rasse wiegen. Von Adipositas, also Fettleibigkeit, spricht man bei einer exzessiven Fettansammlung. Als Grenzwert wird hier eine mindestens 30-prozentige Überschreitung des idealen Gewichts genannt. Wie viele Tiere genau an Übergewicht leiden, ist schwer zu ermitteln; der Bundesverband praktizierender Tierärzte geht jedoch davon aus, dass bis zur Hälfte aller Katzen in Deutschland übergewichtig oder fettleibig sind.

Übergewicht bei Katzen entsteht, wenn die Energieaufnahme den Energiebedarf des Tieres dauerhaft überschreitet. Das heißt, die Katze nimmt mehr Energie auf, als sie verbraucht. Die überschüssige Energie wird in Form von Fettzellen im Körper gespeichert, wobei bei noch heranwachsenden Tieren die Anzahl der Fettzellen zunimmt, während bei ausgewachsenen Tieren die überschüssige Energie in den bereits vorhanden Fettzellen gespeichert wird, die sich dadurch vergrößern.

Ursachen für Übergewicht bei Katzen

Diese zu hohe Energieaufnahme ist in den meisten Fällen auf die Fütterung zurückzuführen. So sind besonders häufig die Mahlzeiten zu groß oder die Leckerchen werden zu häufig gegeben oder nicht in die Futterrationen mit einberechnet. Ein verbreiteter Fehler ist außerdem die Fütterung ad libitum, also die ständige Bereitstellung des Futters. Katzen haben zwar viele Mahlzeiten am Tag (10 bis 15) lieber, sind diese Futteraufteilung jedoch durch ihre Jagd gewöhnt – wird ihnen nun ständig Essen angeboten, ist die Wahrscheinlichkeit der Überfütterung groß. Kontrollieren Sie daher weiterhin die tägliche Futtermenge. Bei Freigängern kann es außerdem sein, dass sie sich in der Nachbarschaft eine zusätzliche Futterquelle gesucht haben. In letzterem Fall ist es wichtig, die entsprechenden Nachbarn ausfindig zu machen und sie darum zu bitten, das Füttern zuliebe des Tieres zu unterlassen. Da hochwertiges Futter häufig einen höheren Energiegehalt aufweist, wird es nicht selten mit Übergewicht bei Katzen in Verbindung gebracht – die Fütterungsmenge muss also gerade bei Futterumstellungen neu überdacht werden. Angaben zur optimalen Menge finden sich meist auf der Verpackung der Futtermittel – oft sogar aufgegliedert nach dem aktuellen Gewicht Ihrer Samtpfote.

Daneben spielt eine mangelnde Bewegung eine große Rolle, die besonders bei älteren Katzen und Wohnungskatzen beobachtet wird. Auch neigen kastrierte Tiere vermehrt zu Übergewicht, wofür die genauen Gründe noch nicht geklärt sind. Außerdem wird vermutet, dass eine genetische Veranlagung besteht. Seltener, aber dennoch möglich und damit tierärztlich auszuschließen, sind Grunderkrankungen, die zu Übergewicht bei Katzen führen. Dazu gehören zum Beispiel Stoffwechselerkrankungen wie Diabetes.

Risiken von Übergewicht bei Katzen

Übergewicht bei Katzen vermindert zunächst die Lebensqualität der Tiere, sie können sich beispielsweise nicht mehr normal bewegen oder der eigenen Körperpflege nachgehen. Mit Übergewicht bei Katzen gehen außerdem häufig Probleme mit dem Fell, der Haut, der Atmung und der Verdauung einher. Es werden vermehrt Erkrankungen der Harnblase sowie der Mundhöhle, Gelenkschmerzen, Fortpflanzungsstörungen, Lebererkrankungen und Herzschwächen beobachtet. Das Risiko, an Diabetes mellitus zu erkranken, ist ebenfalls stark erhöht. Außerdem besteht bei Operationen an übergewichtigen Katzen eine zunehmende Gefahr für Komplikationen. Insgesamt wird die Lebenserwartung reduziert. Zu viele – noch so gut gemeinte – Leckerchen können also schnell nicht nur unangenehm, sondern wirklich gefährlich werden. Daher sollten alle – auch „unerklärbare“ – Gewichtszunahmen dringend tierärztlich untersucht werden.

Wie erkennt man Übergewicht bei Katzen?

Viele Katzenbesitzer haben Probleme, zu erkennen, dass ihr Liebling übergewichtig ist. Dabei ist das wichtig, um rechtzeitig nötige Maßnahmen zu treffen. Erste Regel ist daher: Kennen Sie Ihre Katze. Schenken Sie Ihr Aufmerksamkeit und achten Sie auf mögliche äußere und verhaltensbezogene Änderungen. Äußerlich ist das zunehmende Gewicht und die damit einhergehenden Fettpolster bemerkbar, die sich vor allem um dem Rumpf und am Bauch ansammeln. Die Rippen sind bei übergewichtigen Katzen nicht mehr direkt zu erfühlen. Außerdem kann das Fell schuppiger und fettiger wirken, was dann normalerweise damit zusammenhängt, dass das Tier seine übliche Körperpflege nicht mehr betreiben kann. Besonders der Rücken ist für die Katze schwerer erreichbar. Generell lässt die Bewegungsaktivität nach. Dazu leiden übergewichtige Katzen häufig an Verstopfung. Neben diesen Symptomen treten entsprechende Merkmale der Folgeerkrankungen auf, sodass beispielsweise an Diabetes mellitus erkrankte Stubentiger einen erhöhten Wasserbedarf haben. Unser Tiergesundheitskalender zum Download kann Ihnen dabei helfen, Gewichtsveränderungen und Hinweise auf den Gesundheitszustand festzuhalten.

Sie sind unsicher, ob die Probleme Ihrer Katze durch das erhöhte Gewicht bedingt sein könnten? Dann kann Ihnen eine tierärztliche Videosprechstunde möglicherweise weiterhelfen.

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Übergewicht bei Katzen: Diagnose

Tierärztinnen und Tierärzte sind darin geübt, Übergewicht bei Katzen sicher zu erkennen. Zunächst gibt es Gewichtstabellen für verschiedene Katzenrassen, die das Normalgewicht der jeweiligen Rasse festhalten. Da aber auch innerhalb einer Rasse ein Tier mal größer und mal kleiner ausfallen kann, existieren noch weitere Anhaltspunkte, die eine objektive Beurteilung des Körperzustands ermöglichen sollen. So kann man anhand des Body Condition Score einordnen, ob ein Tier idealgewichtig ist oder inwiefern es davon abweicht. Grundlage dafür sind u.a. die Rippen und die Taille. Außerdem kann der Feline Bodymass-Index bestimmt werden: Im Gegensatz zum BMI für Menschen geht es hier nicht um das Gewicht; stattdessen werden der Körperumfang (am neunten Rippenbogen) und die Länge des Unterschenkels gemessen. Diese Beurteilung des Körperzustandes ist wichtig, um auf weitere mögliche Erkrankungen zu schließen und gegebenenfalls Maßnahmen zur Gewichtsreduktion einzuleiten. Stellt die Tierärztin oder der Tierarzt Übergewicht bei Ihrem Liebling fest, können weiterführende Untersuchungen sinnvoll sein, um Folgeerkrankungen festzustellen oder auf Ursachensuche zu gehen. Am besten machen Sie sich schon vor Ihrem Praxisbesuch darüber Gedanken, wann und was Ihre Katze alles frisst und wie viel sie sich bewegt. Vielleicht hat sich in den letzten Monat etwas daran geändert? So liefern Sie wichtige Anhaltspunkte für Diagnose und Behandlung des Übergewichtes.

Übergewicht bei Katzen: Ernährung

Besteht erst Übergewicht bei Katzen, so reicht es nicht aus, die Ernährung lediglich auf die für das aktuelle Körpergewicht adäquate Energiezufuhr zu senken. Stattdessen muss die Energiezufuhr deutlich gesenkt werden – zusätzlich hilft (falls möglich) mehr Bewegung, um den Energiebedarf zu erhöhen. Normalerweise wird dabei eine Gewichtsabnahme von ungefähr einem Prozent des Körpergewichts pro Woche angestrebt, wofür bei einer Reduktionsdiät ungefähr 60 Prozent des (zuvor individuell kalkulierten) Energiebedarfs gefüttert werden. Dabei ist jedoch wichtig, dass der Bedarf an Nährstoffen weiterhin gedeckt wird. Das kann dadurch gewährleistet werden, dass ein Futter mit mehr Nährstoffen auf weniger Energiegehalt genutzt wird, beispielweise mit einem geringeren Fett- oder einem höheren Faseranteil. Ihr Tierarzt oder Ihre Tierärztin kann Sie beraten, welches Futter den Bedarf an wichtigen Nährstoffen wie Proteinen, Mineralien und Vitaminen decken sollte.

Die Gewichtsabnahme sollte stehts kontrolliert werden, da ein zu schneller Gewichtsverlust auch den Verlust wichtiger Muskelmasse mit sich bringt. Und auch, wenn eine zu geringe Gewichtsentwicklung festgestellt wird, sollte die Reduktionsdiät angepasst werden.

Auf keinen Fall dürfen Sie Ihrer Katze komplett das Futter entziehen – dies kann schwere Leberschäden nach sich ziehen und tödlich enden!


Übergewicht bei Katzen verhindern

Achten Sie darauf, dass Sie Ihrem Liebling genug Möglichkeiten und Anreize zur Bewegung bereitstellen. Es gibt verschiedene Tipps für eine aktive Wohnungskatze, mit der Sie auch Ihre Stubentiger zu Bewegung im Alltag motivieren können. Spielstunden tragen ebenfalls dazu bei, dass Ihr Liebling sich mehr bewegt und dazu noch eine bessere Bindung zu Ihnen aufbaut. Achten Sie außerdem natürlich darauf, wie viel Sie der Katze füttern; gerade in größeren Familien, wo jede:r mal ein kleines Leckerli in der Tasche hat, verliert man schnell den Überblick. Und wenn Sie sich unsicher sein sollten, ob Ihre Katze Übergewicht hat, fragen Sie Ihren Tierarzt oder Ihre Tierärztin und lassen sich zeigen, worauf Sie achten sollten.

Dieser Artikel wurde geprüft von Tierärztin Melanie Müller.

Die genannten Informationen stellen keine Anleitung zur Selbstdiagnose und Behandlung von Tierkrankheiten dar. Tierhaltende sollten bei gesundheitlichen Problemen ihres Tieres in jedem Fall eine Tierärztin oder einen Tierarzt um Rat fragen. Diagnosen über das Internet sind nicht möglich.

Foto: © Titelbild: Andriy Blokhin - stock.adobe.com

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