Der Kreuzbandriss beim Hund gehört zu den häufigsten orthopädischen Erkrankungen. Es handelt sich dabei jedoch meistens nicht um eine akute Verletzung, sondern um eine fortschreitende Erkrankung. Lesen Sie hier, wie ein Kreuzbandriss beim Hund entsteht und wie er sich behandeln lässt.


Inhaltsverzeichnis:


Kreuzbandriss beim Hund: Zusammenfassung

Häufigkeit der Erkrankung Eine der häufigsten Gelenkerkrankungen Verlauf der Erkrankung Meist chronischer Verlauf
Schwere der Erkrankung Schweregrad hängt davon ab, wie fortgeschritten die Erkrankung ist
Diagnose der Erkrankung Diagnose mittels Funktionstests und Röntgen, MRT oder Gelenkspiegelung
Vorkommen der Erkrankung Golden Retriever, Labrador und Rottweiler sind prädisponiert
Behandlungsmöglichkeit der Erkrankung Bevorzugt chirurgische Therapie; Behandlung mit Medikamenten, Physiotherapie und Ruhighaltung möglich
Ansteckungsgefahr Nicht ansteckend
Prognose Prognose bei frühzeitiger chirurgischer Behandlung gut
Typische Symptome Typisches Symptom ist wiederkehrendes Humpeln, bei vollständigem Riss Wegstrecken des Beines im Sitzen
Spezialgebiet Chirurgie

Was ist das Kreuzband?

Die Kreuzbänder bilden zusammen mit dem Oberschenkelknochen, Wadenbein und Schienbein sowie mit der Gelenkkapsel, dem Gelenkknorpel, den Menisken, weiteren Bändern und Muskeln das Kniegelenk. Es gibt ein vorderes und ein hinteres Kreuzband – gemeinsam mit der Gelenkkapsel und den anderen Bändern stabilisieren sie das Gelenk und verhindern insbesondere, dass es überstreckt wird. Da das vordere Kreuzband stärker belastet ist als das hintere, ist dieses häufiger von einem Kreuzbandriss betroffen.

Kreuzbandriss beim Hund - mögliche Ursachen

Ein Kreuzbandriss beim Hund kommt relativ häufig vor. Dafür kommen verschiedene Ursachen infrage. In erster Linie ist das Kreuzband geschwächt, weil es über einen längeren Zeitraum abnutzt. Dabei reißen die einzelnen Fasern allmählich, wodurch das Gelenk dauerhaft entzündet ist, bis das Band irgendwann nachgibt, ohne dass es einen deutlichen Anlass geben muss. Nur in einigen wenigen Fällen ist ein Unfall, bei dem der Vierbeiner das Kniegelenk überstreckt oder den Unterschenkel extrem verdreht, der Auslöser. Zum einen ist es natürlich, dass die Bänder im Alter weniger elastisch und porös werden. Zum anderen können starke körperliche Beanspruchung, Übergewicht und Fehlstellungen des Gelenks dies begünstigen. Es gibt einige Hunderassen, bei denen ein Kreuzbandriss aufgrund einer besonderen Gelenkstellung etwas häufiger auftritt. Dazu gehören der Golden Retriever, der Labrador und der Rottweiler. Grundsätzlich sind große, schwere Hunde häufiger betroffen und bei Golden Retrievern tritt häufig auch am zweiten Hinterbein ein Kreuzbandriss auf.

Kreuzbandriss beim Hund - Symptome und Anzeichen

Ein Kreuzbandriss beim Hund ist beispielsweise daran erkennbar, dass das Tier humpelt. Sind die Abnutzungserscheinungen noch gering und ist das Kreuzband noch nicht ganz gerissen, ist das Tier häufig einige Tage infolge der chronischen Gelenksentzündung lahm und kann anschließend wieder symptomfrei gehen. Weil nach und nach die einzelnen Fasern reißen, wird das Gelenk jedoch zunehmend instabil. Die anderen Bestandteile des Kniegelenks können die Funktion des Kreuzbandes noch eine Zeit lang bis zu einem gewissen Grad übernehmen. Das Gelenk wird dadurch allerdings umgebaut – auf Dauer entsteht eine Arthrose. Wenn das Kreuzband dann komplett gerissen ist, verstärkt sich die Lahmheit aufgrund des schmerzhaften Kniegelenks deutlich und der Hund entlastet das betroffene Gelenk, wenn er geht, steht oder sitzt. Außerdem vermeidet er, das Kniegelenk zu beugen, weshalb er das Bein im Sitzen von sich wegstreckt.

Kreuzbandriss beim Hund: Diagnose

Stellen Sie Ihren Liebling in der Tierarztpraxis vor, guckt sich die Tierärztin oder der Tierarzt zunächst an, wie Ihr Vierbeiner läuft und ob er humpelt. Dann werden die Gelenke abgetastet, um zu schauen, ob sie geschwollen oder schmerzhaft sind. Außerdem gibt es verschiedene Funktionstests, um einen Kreuzbandriss festzustellen. Dafür muss sich der Hund auf die Seite legen und die Tierärztin oder der Tierarzt probiert verschiedene Bewegungen des Knies aus und fertigt in der Regel anschließend ein Röntgenbild an. Nachfolgend wird entschieden, ob und welche chirurgische Behandlung in Betracht kommt. Des Weiteren besteht die Möglichkeit, eine Computertomografhie (CT), einen Ultraschall oder ein MRT zu erstellen. Somit lassen sich auch Differentialdiagnosen wie Arthritis, tumoröse Erkrankungen, Rückbildung des Knochens oder eine Verrenkung der Kniescheibe ausschließen. Für eine definitive Diagnose muss eine kleine Kamera unter Narkose in das Gelenk eingeführt werden (sog. Arthroskopie).

Kreuzbandriss beim Hund: Behandlung

Ein Kreuzbandriss beim Hund kann auf verschiedene Arten behandelt werden. Einigen Vierbeinern ist bereits geholfen, wenn Sie ihm Medikamente verabreichen, Physiotherapie durchführen und ihn absolut ruhig halten und ihn für mindestens 4 Wochen an der Leine führen helfen. Allerdings führt diese konservative Behandlung zumeist nur bei kleinen Hunden mit einem geringen Körpergewicht und bei Katzen zum gewünschten Erfolg. Bessern sich die Symptome durch eine konservative Therapie nicht oder ist das Tier groß und schwer, ist eine chirurgische Versorgung ratsam. Diese ist jedoch erst bei vollständigem Riss des Kreuzbandes möglich. Die Operation eines Kreuzbandrisses beim Hund kann auf unterschiedliche Art und Weise durchgeführt werden. Entweder, das Gelenk wird stabilisiert oder die Beweglichkeit wird so verändert, dass der Körper das Kreuzband nicht mehr braucht. Lassen Sie sich von Ihrer Tierärztin oder Ihrem Tierarzt  zu einer passenden Operationsmethode beraten.

Nach der Operation bekommt Ihr Liebling ein Schmerzmittel und Sie sollten das Knie möglichst kühlen. Sechs bis acht Wochen nach der Operation sollte der Bewegungsumfang auf das Nötigste eingeschränkt werden. Zunächst sollten sie dreimal täglich nur 10 bis 20 min spazieren gehen. Die ersten 3-4 Monate nach der Operation führen Sie Ihren Hund beim Spazierengehen am besten an der Leine. Um die Funktion des Gelenks wieder herzustellen und die Muskulatur zu stärken, bekommt Ihr Vierbeiner außerdem eine physiotherapeutische Behandlung. Eine gute Nachbehandlung ist entscheidend, damit Sie und Ihr Liebling zukünftig wieder schmerzfrei und ohne dauerhafte Folgen toben und das Leben genießen können. Übrigens: Bei übergewichtigen Vierbeinern ist eine gute Diät ein weiterer Baustein für eine erfolgreiche Behandlung – umso weniger Gewicht auf den empfindlichen Gelenken lastet, desto besser.

Kreuzbandriss beim Hund: Prognose

Je schneller Sie einen Kreuzbandriss beim Hund versorgen lassen, desto besser ist die Prognose. Bleibt er lange unbehandelt, flammen immer wieder Entzündungen auf und die Knorpel sind chronisch über- und fehlbelastet. Die Folge: Der Knorpel wird geschädigt und es bilden sich möglicherweise knöcherne Auswüchse. So schreitet das Geschehen immer weiter fort und lässt sich irgendwann nicht mehr stoppen. Für Ihren Vierbeiner bedeutet das andauernde, teils heftige Schmerzen und ein stark eingeschränkte Bewegung. Außerdem ist die Prognose nach einer Operation besser, als nach konservativer Therapie.

Kosten

Die Tierarztkosten für die chirurgische Versorgung eines Kreuzbandrisses beim Hund belaufen sich auf  durchschnittlich etwa 2.000 Euro. Das erscheint zwar viel, allerdings ersparen Sie Ihrem Liebling damit Schmerzen und erhalten ihm ein höheres Maß an Beweglichkeit. Außerdem sparen Sie sich damit unter Umständen viele laufende Kosten für Medikamente und Untersuchungen.

Dieser Artikel wurde geprüft von Tierärztin Melanie Müller.

Die genannten Informationen stellen keine Anleitung zur Selbstdiagnose und Behandlung von Tierkrankheiten dar. Tierhaltende sollten bei gesundheitlichen Problemen ihres Tieres in jedem Fall eine Tierärztin oder einen Tierarzt um Rat fragen. Diagnosen über das Internet sind nicht möglich.

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