Wer sich dafür entscheidet, einem Hund aus dem Tierschutz ein neues Zuhause zu geben, steht vor vielen Möglichkeiten. Zum einen sind da die Tierheime in Deutschland, zum anderen gibt es viele Tierschutzorganisationen, die Hunde aus dem Ausland vermitteln. Eine davon ist der Verein Ungarische Fellnasen in Not e.V., über den Heike und ihre Hündin Noemi zueinandergefunden haben. Wir berichten über die Erfahrung und den Ablauf, wenn man einen Hund aus dem Ausland holt.

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Warum ein Hund aus dem Ausland?

Nach dem Tod ihrer vorherigen Hündin war Heike klar, dass sie nicht lange ohne einen vierbeinigen Begleiter bleiben möchte. Doch die Voraussetzungen für den neuen Hund schränkten die Auswahl stark ein: Der Hund sollte sich unbedingt mit den Vierbeinern ihrer Schwester und ihrer Eltern verstehen und durfte nicht zu groß sein, damit auch ihre Eltern ihn beim Spaziergang noch gut an der Leine führen konnten. Da auch in Deutschland viele Hunde ein Zuhause suchen, trat sie zunächst mit den Tierheimen in der näheren und weiteren Umgebung in Kontakt, leider erfolglos. Entweder, die Hunde waren zu groß und stark, sodass ihre Mutter sie nicht mehr hätte halten können, oder sie verstanden sich nicht mit den bereits bestehenden Familienhunden. So fiel der Entschluss darauf, einen Hund aus dem Ausland in Betracht zu ziehen und sich bei Tierschutzorganisationen zu informieren. Diesmal noch mit der zusätzlichen Bedingung, dass es ein möglichst junger Vierbeiner sein sollte, um die Sozialisierung mit den anderen Hunden zu erleichtern.

Vermittlungsorganisationen für einen Hund aus dem Ausland finden

Will man einen Hund aus dem Ausland zu sich holen, kann es zunächst eine echte Herausforderung sein, seriöse Tierschutzvereine als solche zu erkennen. Eine gründliche Suche ist aber wichtig, um zu vermeiden, dass illegaler Welpenhandel weiter unterstützt wird. Nach ausführlicher Recherche fiel die Wahl auf die Organisation Ungarische Fellnasen in Not e.V., die Vierbeiner aus Ungarn nach Deutschland vermittelt. Die Seriosität der Organisation konnte an verschiedenen Merkmalen festgemacht werden. Zunächst handelt es sich bei der Organisation um eine geprüfte Organisation mit Erlaubnis nach Paragraf 11 des Tierschutzgesetzes, womit notwendige Sachkunde und die Erfüllung aller gesetzlicher Voraussetzungen bezüglich des Transports, der Vermittlung und der gesundheitlichen Versorgung bestätigt werden. Ein weiterer maßgeblicher Anhaltspunkt sind die strengen Vermittlungsbedingungen und die sorgfältige Prüfung, ob der künftige Besitzer wirklich für die Aufnahme eines Vierbeiners geeignet ist sowie die ausführlichen Informationen auf der Website des Vereins. Zusätzlich wurde Heike von positiven Berichten auf anderen Internetseiten und in Foren überzeugt.

Einen guten Überblick über den Umgang mit sogenannten Importhunden gibt der Ratgeber des Bundesverbands praktizierender Tierärzte e.V..

Strenge Prüfung künftiger Besitzer

Wer einen Hund aus dem Ausland bei sich aufnehmen will, sollte sich bewusst sein, dass er selbst genau unter die Lupe genommen wird. Beim erstmaligen Kontakt mit der Organisation fragte Heike direkt einen bestimmten Vierbeiner an, der auf der Website vorgestellt wurde. Dazu kam eine ausführliche Selbstauskunft. Diese war jedoch nicht die alleinige Basis zur Vermittlung eines Hundes. Zusätzlich fand noch ein Kontrollbesuch durch eine ehrenamtliche Helferin im zukünftigen Zuhause des Hundes statt. Sie schaute sich die künftige Unterkunft genau an und klärte in einem langen Gespräch mit Heike grundlegende Motivationen und Bedingungen (Warum möchte sie einen Hund haben? Wie wird der Hund alltäglich betreut? Wer kann die Fürsorge gelegentlich übernehmen, z.B. während eines Urlaubs? etc.). Nachdem diese Prüfung der künftigen Halterin positiv verlaufen war, konnte sich Heike auf ein neues Familienmitglied freuen.

Hund aus dem Ausland nach Deutschland holen

Nachdem die Wahl auf die junge Mischlingshündin Noemi gefallen war, wurde ein Vertrag erstellt und der Aufwandsersatz in Höhe von 350 Euro an den Verein überwiesen. Dabei behält sich die Organisation vor, den Hund ggf. dem Besitzer wieder zu entziehen, sollte er der Pflege des Tieres nicht ausreichend nachkommen. Die Vierbeiner werden mit allen nötigen Hundeimpfungen und mit einem Mikrochip gekennzeichnet nach Deutschland gebracht. Schließlich wurde auch Noemi in ihr neues Heimatland transportiert und an einem zuvor vereinbarten Abholpunkt übergeben. Derartig lange Autofahrten nehmen alle Hunde mit – ein Spaziergang war jedoch erst im neuen Zuhause erlaubt, um zusätzlichen Stress durch neue Umgebungen oder sogar ein Weglaufen des Hundes zu vermeiden. Bei Heike hatte die schüchterne Noemi jedoch gar nicht das Bedürfnis nach ausschweifenden Ausflügen, stattdessen freute sie sich über den kuscheligen Wohnzimmerteppich. Das Haus und der Garten wurden dann in den folgenden Tagen und Wochen stückweise und immer in Begleitung ihres neuen Frauchens erkundet.

Hund aus dem Ausland: Eine Wundertüte?

Hunde aus dem Tierschutz können nach schlechten Lebensbedingungen und traumatischen Erlebnissen die unterschiedlichsten Verhaltensstörungen ausweisen. Gerade, wenn ein Hund aus dem Ausland geholt wird, hat man meist nicht die Möglichkeit, ihn vorher persönlich kennenzulernen. Bei Noemi hat es jedoch seit ihrer Ankunft im neuen Zuhause nur positive Überraschungen gegeben: Sie ist zwar vorsichtig, reagiert jedoch nie aggressiv und verliert dabei ihre Neugier nicht, sodass auch fremde Menschen und andere Hunde aufregend und interessant für sie sind. Auch bei üblichen Herausforderungen für Welpen gab es keine Probleme. So hat Noemi Möbel und Schuhe weitestgehend umgangen und stattdessen ihren Kaudrang an ihren eigenen Spielzeugen ausgelassen. Sie war sogar von Anfang an stubenrein – obwohl sie zuvor noch nie in ihrem Leben ein Haus oder eine Wohnung betreten hatte. Insgesamt hat sich die ausführliche Suche und das lange Warten auf ein neues Familienmitglied für Heike also gelohnt.

Foto: © Heike J.