Fellpflege ist ein echter Dauerbrenner. Kaum haben Mensch und Hund das Kämmen hinter sich, springt der Vierbeiner in die nächste Pfütze. Schwamm drüber – Schmutz auswaschen und nochmal bürsten. Aber was, wenn sich der Aufwand plötzlich lohnt? Hundewolle ist ein neuer Trend, der Ihnen die Fellpflege versüßen könnte.


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Chiengora aus bester Haltung

Chiengora, wie man Hundewolle auch nennt, meint das Garn, das sich aus der Unterwolle von Hunden gewinnen lässt. Es ist ein natürliches Produkt aus bester Tierhaltung – nämlich der eigenen. Hundehalter:innen können ausgebürstetes Haar sammeln und an Unternehmen einsenden, die dieses weiter verarbeiten und die Naturfaser zu Garn spinnen. Ein sinnvolles Konzept, denn während die Tiere dabei kein Leid erfahren, weil sie zuhause sowieso gekämmt werden, gibt es noch viele weitere positive Auswirkungen.

Hundewolle gilt als besonders weich und hochwertig. Sie ähnelt der Angorawolle, welche den Haaren des Angorakaninchens entstammt, gilt jedoch als noch strapazierfähiger. Sie hält besonders warm und kuschelig ist sie sowieso – das kennen Sie sicher vom Kuscheln mit Ihrem Hund. Aus der Wolle lassen sich dann Kleidungsstücke wie Mützen, Halstücher, Socken oder sogar Pullis fertigen. Auch Allergiker:innen können diese tragen, denn die Wolle riecht weder nach Hund noch löst sie allergische Reaktionen aus. Und die Nutzung des natürlichen Materials zu verfolgen hat noch weitere Vorteile.

Gutes tun und entlohnt werden

Besonders aus Tierschutzaspekten ist dieses Naturprodukt erwähnenswert. Indem Hundewolle genutzt wird, lassen sich andere Produkte ersetzen. So zum Beispiel Kleidung aus Garn, welches aus Tieren in nicht artgerechter Haltung gewonnen wird. Die Nutzung von Hundewollen kann zum Schutz dieser Tiere beitragen und im besten Fall zu weniger Ausbeutung und schlechter Haltung führen. Zusätzlich sei der ökologische Fußabdruck erwähnt: Hundewolle ist sozusagen ein heimisches Abfallprodukt, denn in Deutschland leben über 10 Millionen gesunde, gut gepflegte Hunde. Wird die Unterwolle der langhaarigen Vierbeiner genutzt und in Deutschland oder Europa verarbeitet, verringern wir Transportwege und sparen CO2 ein. Zudem landen die langen Fasern nicht mehr im Müll, sondern erfüllen einen Zweck. Allein in Europa fallen im Jahr über 500 Tonnen Müll in Form von Hundehaaren an, 80 Tonnen davon in Deutschland. So scheint es nur sinnvoll, diesen Rohstoff zu nutzen.

Herstellung von Hundewolle

Die Grundlage für Hundewolle ist eine große Menge an langfaserigem, hochwertigem Hundefell. Dieses darf nicht geschnitten oder geschoren, sondern muss ausgebürstet werden. Die Faser ist sehr weich und leicht. Daher lässt sie sich nicht nur angenehm tragen, sondern auch verarbeiten. Dazu wird das Haar nach Farben sortiert und gründlich gereinigt. Nach der Trocknung können die einzelnen Fasern zu Garnen gesponnen und weiterverarbeitet werden. Neben naturfarbener Hundewolle, die es aufgrund der unterschiedlichen Fellfarben bereits mehrfarbig gibt, ist auch das Färben möglich. So entsteht eine Vielzahl von Garnen, die zu ganz verschiedenen Kleidungsstücken weiterverarbeitet werden können.

Leider ist nicht jede Hundewolle geeignet. Wichtig und grundlegend für die Qualität ist die Nutzung der Unterwolle. Sie ist feiner und hochwertiger als das Deckhaar unserer Vierbeiner. Dazu kommt, dass manche Hunde zu kurzes Fell haben. Langhaarige Hunde liefern eine Unterwolle, die sich besser zu Garn verzwirnen lässt. Ob Sie einen Rassehund oder einen Mischling haben spielt dabei keine Rolle. Grundsätzlich bedarf es ein wenig Geduld, über Wochen und Monate hinweg die Wolle zu sammeln und dann gebündelt und möglichst nach Farbe sortiert an ein passendes Unternehmen weiterzureichen. Doch der nächste Fellwechsel beschleunigt sicher das Sammeln.

Halter:innen dürfen sich über noch mehr Vorteile freuen, denn bei seriösen Unternehmen wie modus intarsia werden die Einsendungen ihrer Hundewolle entlohnt. Pro Kilogramm lassen sich damit 20 Euro verdienen. Dies darf jedoch kein Anreiz sein, sein Tier nun öfter als gewöhnlich zu bürsten oder gar auszubeuten. Denn der Schutz von Tieren sollte auch in puncto Hundehaltung immer an erster Stelle stehen. Wer sich aber vorstellen kann, nach der Fellpflege und dem Sammeln der Haare noch einen Gassi-Gang zur Post zu machen, kann sich über das Taschengeld freuen. Für noch mehr Gutes kann man die Bezahlungen oder Teile davon auch direkt durch das Unternehmen an Sea Shepherd, den Tierschutzbund, weitere Hundeschutz-Vereine oder für die Entwicklung von Pferdewolle spenden lassen. Auch Bäume pflanzen ist mit einer Spende möglich. So macht die investierte Zeit und Arbeit vielleicht in Zukunft mehr Freude.

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