Geschrieben von Hundetrainerin Katrin Höfele

Kaum auf dem Hundeplatz angekommen, heißt es häufig „Leinen los“, es darf getobt werden bis zum Umfallen! Die frisch gebackenen Welpenbesitzer schauen entzückt ihren Schützlingen dabei zu, wie sie gemeinsam über die Wiese purzeln und vermeintlich großen Spaß haben. Doch auch wenn die Kleinen unbedarft wirken, können bereits im Welpenalter Grundsteine für späteres Fehlverhalten gegenüber anderen Hunden gelegt werden.

Wird beispielsweise Mobbing nicht rechtzeitig erkannt, lernt Ihr Hund – je nachdem, in welcher Rolle er sich befindet – dass es Freude macht, andere Hunde zu unterdrücken. Doch das Erlernen falscher sozialer Verhaltensweisen ist nicht das einzige Risiko. Auch das Spielen zu Beginn der Stunde birgt mehr Nach- als Vorteile.

Entspannung als Erfolgsschlüssel

In vielen Hundeschulen findet das Freispiel immer noch zu Beginn der Stunde statt. Ein Vorteil für den Trainer, denn die Hunde sind nach der ersten Spielrunde natürlich ruhiger und ansprechbarer, als wenn sie noch mit voller Energie auf dem Platz stehen. Doch was bedeutet das für den Alltag? Ihr Welpe lernt, dass der Anblick fremder Hunde immer Aufregung und Spiel ankündigt. Entsprechend wird er auch außerhalb der Hundeschule diese Auffassung haben. Dies kann dazu führen, dass Ihr Welpe zu jedem Hund hinrennen möchte – auch über die Straße! Wird er durch die Leine daran gehindert, kann dies später zu einer frustrationsbedingten Leinenaggression führen. Sinnvoller ist es daher, das Freispiel zu einem späteren Zeitpunkt stattfinden zu lassen und Anstelle dessen die Welpen zu Beginn der Stunde aktiv zu entspannen. Ihr Welpe lernt so, dass andere Hunde nicht immer beachtet werden müssen, sondern erstmal  Sie als Besitzer wichtig sind. Durch die aktive Entspannung verknüpft Ihr Hund zudem automatisch die anwesenden Hunde mit diesem Gefühl und wird im Alltag gelassener auf andere Hunde reagieren. Damit sinkt das Risiko, dass er später eine Leinenaggression entwickelt oder jeden Artgenossen „begrüßen“ möchte.

Kontrolliertes Sozialspiel unter Welpen ist sinnvoll

Sozialkontakte, inklusive dem Spiel, sind sehr wichtig für Welpen. Denn hier lernen sie, ihre Kräfte sorgfältig zu kontrollieren und zu erkennen, wann dem anderen etwas Unangenehm ist. Der Spruch „Welpen können nichts von Welpen lernen“ ist also nicht immer ganz richtig. Wichtig ist hierbei jedoch, dass das Spiel kontrolliert stattfindet und Mobbing sofort unterbunden wird. Beißt ein Welpe seinen Spielkameraden zu fest ins Ohr, quietscht dieser auf und der aktive Welpe lässt sofort los. Sollte dies nicht geschehen, muss dem Unterlegenen geholfen werden, indem die beiden getrennt werden. Hierbei ist zu beachten, dass zuerst das Maul des schnappenden Welpen geöffnet werden muss, da es sonst durch ein bloßes Wegziehen zu blutigen Rissverletzungen kommen kann.

Positiver Abschluss

Ein Welpenspiel sollte nie länger als ca. 5 Minuten am Stück dauern. Eine zu hohe Erregungslage lässt sich unter anderem an vermehrt gezeigten „Grimassen“ sowie viel Weißanteil im Auge erkennen. Hier hat das Spiel bereits zu lang angedauert, es sollte beim nächsten Mal also entsprechend früher beendet werden. Die Beendigung des Spiels sollte stets positiv für den Hund ausgehen und sich lohnen – Sie als Halter holen Ihren Welpen ab, indem Sie ein Leckerli an dessen Nase halten. Gleichzeitig sagen Sie Ihr Rückrufkommando. So verknüpft Ihr Welpe nicht nur nebenbei das Signal, sondern lernt gleichzeitig, dass es sich sogar während des Spiels lohnt, Herrchen oder Frauchen Beachtung zu schenken.

Foto: © majtas/fotolia.com