Wenn Ihr Stubentiger nicht mehr nur sein Katzenfutter zu sich nimmt, sondern auch ungenießbare Dinge wie Plastik, Stoff, Haargummis und Ähnliches, dann leidet Ihr vierbeiniger Liebling vermutlich unter dem sogenannten „Pica-Syndrom“. Da diese Dinge vom empfindlichen Katzenmagen gar nicht verdaut werden können, sind die Folgen nicht selten lebensgefährlich.
Inhaltsverzeichnis:
Ungewöhnliche Essstörung
Das Pica-Syndrom bezeichnet eine Form der Essstörung, bei dem Substanzen besaugt, beleckt oder zu sich genommen werden, die nicht für den Verzehr geeignet sind. Das kann von Sand über Papier und Textilien bis hin zu Plastik reichen, das von den betroffenen Vierbeinern abgeleckt, zerkaut und auch runtergeschluckt wird. Das ungewöhnliche Syndrom tritt meist innerhalb des ersten Lebensjahres des Stubentigers auf und kann für mehrere Jahre bestehen bleiben. Doch nicht nur unserer Haustiere sind betroffen. Auch bei Menschen, insbesondere bei Kleinkinder, kommt das Pica-Syndrom vor. Dabei leitet sich der Name „Pica“ vom lateinischen Namen für Elster ab, die – auch als „diebische Elster“ bekannt – gerne alle möglichen Dinge sammelt.
Ursachen unklar
Obwohl das Pica-Syndrom bei Katzen seit über 40 Jahren bekannt ist, sind die genauen Ursachen bis heute nicht ganz klar. Eine mögliche Ursache könnten körperliche Mangelerscheinungen sein, die bei der Katze das Empfinden auslösen, dass Substanzen wie Wolle, Kleidung oder Plastik genau die Nahrungsmitte seien, die sie benötigt, um den Mangel auszugleichen. Als weitere Ursache vermuten einige Experten eine vererbbare Zwangsstörung. Studien ergaben, dass dabei Rassen wie Siam- und Burmakatzen häufiger von der Erkrankung betroffen sind als andere. Neben den körperlichen und genetischen Ursachen spielt aber wohl vor allem die Psyche unserer Samtpfoten eine entscheidenden Rolle, denn das Pica-Syndrom tritt überwiegend bei verhaltensgestörten Katzen auf. Gründe dafür könnten Langeweile, Stress, Einsamkeit aber auch zu wenig Aufmerksamkeit sein. Auch wurden betroffene Tiere häufig zu früh von der Mutter getrennt.
Sie sind sich nicht sicher, ob Ihre Katze das Pica-Syndrom hat? Dann kann Ihnen eine tierärztliche Videosprechstunde möglicherweise bereits weiterhelfen.
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Gefährliche Folgen
Nicht jeder verschluckte Fremdkörper wird zwangsweise auch gefährlich für den Vierbeiner. Im besten Fall wird er wieder ausgeschieden und das Ganze geht für den Stubentiger glimpflich aus. Je nach Fremdkörper kann es jedoch unter Umständen zu Magen-Darm-Verletzungen bis hin zu lebensgefährlichem Darmverschluss kommen. Sollte die Katze einen Fremdkörper verschluckt haben, muss also in jedem Fall ein Tierarzt oder eine Tierärztin konsultiert werden. Diese:r kann dann auch mögliche Grunderkrankungen wie Blutarmut sowie Leber- und Nierenschäden überprüfen, die ebenfalls Anlass dafür sein können, dass die Katze ein ungewöhnliches Essverhalten an den Tag legt.
Gegenmaßnahmen
Um eine vom Pica-Syndrom betroffene Katze zu schützen, sollten alle ungenießbaren Gegenstände, die angeknabbert werden, außer Reichweite gebracht werden. In manchen Fällen sind sogar Verhaltenstherapien oder Psychopharmaka vonnöten, was ebenfalls nur der Tierarzt oder die Tierärztin entscheiden kann. Insbesondere sollten Herrchen und Frauchen aber mehr Zeit mit den betroffenen Katzen verbringen und diese häufiger beschäftigen. Da eine Wohnung meist nicht so reizvoll ist wie die Außenwelt, kann auch ein für Katzen spannend gestaltetes Zuhause helfen, dass keine Langeweile aufkommt.
Dieser Artikel wurde geprüft von Tierärztin Melanie Ahlers.
Die genannten Informationen stellen keine Anleitung zur Selbstdiagnose und Behandlung von Tierkrankheiten dar. Tierhaltende sollten bei gesundheitlichen Problemen ihres Tieres in jedem Fall eine Tierärztin oder einen Tierarzt um Rat fragen. Diagnosen über das Internet sind nicht möglich.