Ein Gastbeitrag von Kris Neumeyer

Sollte Ihr Hund mit ins Bett? „Auf keinen Fall! Er wird Sie dann nicht mehr respektieren!“ – So oder so ähnlich hört man es immer wieder. Trotzdem scheint, zumindest in den USA, die Mehrheit der Hundehaltenden ihr Bett mit ihrem Vierbeiner zu teilen. Also kann das doch gar nicht wirklich die Mensch-Hund-Beziehung zerstören, oder? Tatsächlich gibt es Fälle, in denen Sie vom gemeinsamen Schlafen absehen sollten. Aber meistens stellt es gar kein Problem dar.

 Inhaltsverzeichnis:

Allgemein gesprochen: Darf der Hund mit ins Bett?

Der Mythos, dass Hunde nicht aufs Sofa oder gar ins Bett dürfen, hält sich hartnäckig. Es stimmt, dass sich das gemeinsame Schlafen in einem Bett nicht für alle Vierbeiner eignet. Aber es gibt keinen Grund, aus dem man allen Hunden dieses Erlebnis pauschal nehmen sollte. Auch Welpen dürfen ruhig mit ins Bett. Es stimmt nicht, dass junge Hunde mit harter Hand ihre Grenzen kennenlernen müssen. Gerade sie brauchen viel körperliche Nähe, ganz wie menschliche Kinder auch. Wenn es für alle Beteiligten in Ordnung ist, dürfen sie mit ins Bett zum Kuscheln.

Welche Vorteile bringt das gemeinsame Schlafen?

Es gibt also keinen allgemeingültigen Grund, warum ein Hund nicht mit im Bett schlafen sollte. Aber hat das gemeinsame Schlafen denn auch Vorteile?

Oh ja, und das nicht zu knapp. Mit einem Hund in einem Bett zu schlafen,

  • macht glücklich,
  • hält warm,
  • lindert Schmerzen und fördert die Genesung,
  • löst Stress und
  • stärkt die Beziehung zwischen Mensch und Vierbeiner.

Es macht glücklich

Oxytocin heißt das Zauberwort. Oxytocin ist ein Hormon, das unter anderem Glücksgefühle auslöst. Es führt dazu, dass wir uns mit jemandem verbunden fühlen oder die Person sogar lieben. Nach der Geburt wird es beispielsweise in großen Mengen ausgeschüttet, um die Bindung zwischen Mutter und Baby zu stärken. Um diese Ausschüttung zu starten, reicht eine Berührung. Mittlerweile wissen wir, dass nicht nur Menschen untereinander durch Hautkontakt Oxytocin freisetzen – auch das Streicheln unserer Haustiere versorgt uns mit dem Hormon. Aber es geht noch weiter: Hunde lösen in unserem Gehirn sogar alleine durch ihren Blick den Befehl zur Ausschüttung von Oxytocin aus. Wer mit seinem Hund in einem Bett schläft und dabei Körperkontakt hat, wacht also mit großer Wahrscheinlichkeit glücklicher auf.

Es hält warm

Früher als uns lieb ist, werden wir die Heizung wieder anstellen müssen. Wer schnell friert, holt bald die zweite Decke aus dem Schrank oder zieht dicke Wollsocken für die Nacht an. Mit einem Hund im Bett ist das alles nicht nötig. Sehr wahrscheinlich findet es Ihr Hund unter der kuscheligen Decke auch super und wärmt Ihnen die Füße.

Es hilft bei chronischen Schmerzen und Krankheiten

Oxytocin wirkt sich nicht nur auf unsere Stimmung aus, sondern beeinflusst auch eine Reihe von Heilungsvorgängen und Krankheitsverläufen. Wenn der Hund im Bett schläft, sorgt das für eine höhere Oxytocin-Ausschüttung. Diese wiederum sorgt dafür, dass sich Menschen mit chronischen Schmerzen besser fühlen. Bei Verletzungen hilft ein hoher Oxytocinspiegel bei der Wundheilung. Außerdem hängt das Hormon offenbar mit dem Fettstoffwechsel zusammen, sodass es beim Abnehmen helfen könnte.

Es löst Stress

Ein Tier zu streicheln, wirkt beruhigend. Es senkt den Blutdruck und den Cortisolspiegel. Dadurch führt die körperliche Nähe zu weniger Stress. Um von diesem Punkt zu profitieren, müssen Sie nicht mal Körperkontakt zu einem Vierbeiner halten – nur seine Anwesenheit reicht aus, damit Sie sich besser entspannen können.

Es stärkt die Beziehung zwischen Hund und Haltenden

Auch hier hat wieder das Oxytocin seine Finger mit im Spiel. Ihr Hund schüttet es nämlich auch aus, wenn Sie ihn streicheln. Das führt dazu, dass er sich in Ihrer Nähe wohlfühlt und sein Glück automatisch mit Ihnen verknüpft. Wenn der Umgang auch tagsüber stimmt, profitieren sowohl Hund als auch Mensch durch das gemeinsame Schlafen von einer viel engeren Bindung. Diese Bindung wirkt sich auch positiv auf die Erziehung aus. Immer wieder hört man, dass Hunde durch das gemeinsame Schlafen in einem Bett verzogen werden. Sie sollen dadurch angeblich den Respekt vor ihren Menschen verlieren. Aber das Gegenteil ist der Fall: Fast alle Hunde, manche Rassen mehr, manche weniger, haben den sogenannten „Will to please“ – das Bedürfnis, zu gefallen. Das macht die Arbeit mit ihnen im Vergleich zu anderen Haustieren so leicht. Ihr Hund möchte Sie glücklich machen und je besser die Beziehung zueinander ist, desto stärker wird dieses Bedürfnis.

Gibt es Nachteile, wenn der Hund im Bett schläft?

Natürlich hat das gemeinsame Schlafen nicht nur Vorteile. Die folgenden Punkte helfen Ihnen dabei, abzuwägen, ob es für Sie infrage kommt.

Hygiene

Laut einer niederländischen Studie sind Hundepfoten zwar nicht so verdreckt wie unsere Straßenschuhe, aber das macht den Vierbeiner nicht automatisch sauber. Gerade in langem Fell sammelt sich auf Spaziergängen so einiges an – nicht unbedingt nur Zecken oder andere Parasiten: In den langen Haaren bleibt auch schlicht mehr Sand zurück, den Ihr Hund mit ins Bett trägt. Sind Sie Allergiker, haben Sie ein weiteres Problem: Im Hundefell bleiben Pollen und Hausstaub hängen. Diese trägt Ihr Hund ebenfalls mit ins Bett.

Platz

Je größer der Hund, desto weniger Platz bleibt für Sie übrig. Viele Hunde freuen sich so überschwänglich über das gemeinsame Schlafen, dass sie den Sinn für persönliche Distanz völlig verlieren. Dann liegen sie eben quer, haben die Pfoten in unserem Gesicht oder machen sich so breit wie möglich. Für schmale Betten in Kombination mit großen Hunden eignet sich das gemeinsame Schlafen also möglicherweise nicht.

Schlafunterbrechungen

Ich erwähnte, dass ein Hund im Bett den Schlaf verbessert. Das ist nicht bei allen Menschen gleich. Haben Sie einen leichten Schlaf, kann Ihr Vierbeiner nachts auch stören. Werden Sie wach, sobald er sich bewegt oder schnarcht, hilft auch das Oxytocin nichts. Am nächsten Morgen werden Sie kaum gut gelaunt aufwachen.

Wann der Hund auf keinen Fall mit ins Bett sollte

Die Vor- und Nachteile wägen Sie individuell ab. Es gibt aber auch Situationen, in denen der Hund auf keinen Fall mit im Bett schlafen sollte.

Wenn er nicht will

Es ist selten, aber natürlich nicht auszuschließen, dass Ihr Hund nachts lieber allein schläft. Respektieren Sie diese Entscheidung. Viele Vierbeiner verbringen auch nicht die ganze Nacht im Bett ihrer Besitzenden, sondern schauen immer wieder mal vorbei.

Gestörter Schlaf

Die meisten Menschen wachen nachts ein paar Mal auf. Es fällt ihnen aber normalerweise nicht schwer, anschließend wieder in den Schlaf zu finden. Ist es bei Ihnen anders, sollten Sie den Hund nicht ins Bett lassen. Probieren Sie es aus: Möglicherweise wirkt Ihr Vierbeiner beruhigend und kann Ihre Schlafstörungen lindern. Aber vermutlich ist eher das Gegenteil der Fall.

Krankheit

Manche Krankheiten sind von Mensch zu Hund und umgekehrt übertragbar, so ist zum Beispiel eine gegenseitige Ansteckung mit Erkältungsviren oder einer Bindehautentzündung möglich. Im Krankheitsfall sollten Sie darauf verzichten, in einem Bett zu schlafen. Magen-Darm-Leiden sind zwar nicht übertragbar, aber hier gibt es andere Gründe dafür, warum ich Ihnen nicht empfehlen würde, mit Ihrem Hund das Bett zu teilen.

Aggressives Verhalten

Das gemeinsame Schlafen eignet sich nicht für alle Hunde. Kennen Sie von Ihrem Vierbeiner bereits aggressives, verteidigendes Verhalten, wenn es um Liegeplätze geht? Dann sehen Sie besser davon ab. Auch wenn er bisher nur sein Futter verteidigt hat, sollten Sie ihn nicht in ihr Bett lassen. Das Verhalten könnte sich dadurch darauf ausweiten und das würde der Beziehung mehr schaden als nützen.

Kleinkinder

Größere Kinder, etwa ab zehn Jahren, profitieren wie Erwachsene von den Vorteilen, die ein Hund im Bett mit sich bringt. Kleinere Kinder, vor allem Babys und Kleinkinder, sind hingegen stark gefährdet. Ich sagte schon, dass manche Hunde im Bett gar keine Distanz mehr wahren. Schläft dort ein kleines Kind, kann das lebensgefährlich werden, denn wenn die Vierbeiner sich im Schlaf auf das Kind wälzen, könnte es im schlimmsten Fall ersticken. Solche Fälle gab es in der Vergangenheit leider schon. Hunde tun das nicht bösartig, sie verstehen einfach die Gefährlichkeit ihres Handelns nicht.

Schläft ein Baby oder Kleinkind in Ihrem Bett (auch Beistellbett), schläft Ihr Hund auf keinen Fall mit dort! Ich würde sogar so weit gehen, den Hund für diese Zeit nicht im Schlafzimmer schlafen zu lassen.

Dem Hund abgewöhnen, im Bett zu schlafen

Vorab: Das wird nicht leicht. Die meisten Hunde lieben es, mit ihren Menschen in einem Bett zu schlafen. Sie werden also Geduld, Durchhaltevermögen und Konsequenz beweisen müssen. Am einfachsten ist es, wenn Ihr Hund zunächst auch nicht im Schlafzimmer schläft. Die Distanz sorgt dafür, dass er das Verbot einfacher akzeptiert. Zudem kommt es nicht zu nächtlichen Kaperversuchen, bei denen sich Ihr Vierbeiner zurück ins Bett schleicht. Möchten Sie ihn nicht ganz aussperren, dann sorgen sie zumindest dafür, dass Ihr Hund nicht unbeaufsichtigt im Schlafzimmer ist. Ansonsten könnte er jeden unbeobachteten Moment nutzen, um sich über das Verbot hinwegzusetzen.

Sind Sie anwesend, dann schicken Sie ihn sofort runter, wenn er eine Pfote oder auch nur seinen Kopf auf die Matratze legt. Nutzen Sie dafür das Abbruchsignal und drängen Sie den Hund, wenn nötig, mit Ihrem eigenen Körper zurück. Ihr Hund soll nicht vom Bett fallen, aber merken, dass Sie ihn dort nicht haben möchten. In diesem Blogartikel von Bellos Reich finden Sie weitere Tipps um Ihrem Vierbeiner das Schlafen im Bett abzugewöhnen.

Die Alternative: Hundebett im Schlafzimmer

Am besten funktioniert diese Umstellung, wenn Sie Ihrem Hund eine Alternative anbieten. Anstatt sich ins Bett zu legen, darf er direkt neben dem Bett in einem gemütlichen Körbchen schlafen. Von dort können Sie ihn trotzdem noch streicheln. Übrigens können Sie auch auf diese Weise von den meisten Vorteilen des gemeinsamen Schlafens profitieren. Lediglich warm halten wird Sie Ihr Hund so nicht, aber im Sommer ist das vielleicht gar nicht so verkehrt.

Sollte der Hund im Bett schlafen? – Das Fazit

Die meisten Hunde nehmen die Einladung ins Bett ihrer Menschen gerne an. Nächte nah beieinander zu verbringen, ist für sie nur natürlich. Auch Wölfe schlafen gemeinsam. Warum sollten unsere Hunde dann allein in einem anderen Raum schlafen müssen? Ganz anders als oft angenommen, hat das gemeinsame Schlafen Vorteile für die Gesundheit und stärkt unsere Bindung. Lediglich wenn Sie Ihr Hund nachts stört oder kleine Kinder mit im Bett schlafen, sollte er nicht dazu kommen. Ein Hundebett direkt neben Ihrem eigenen wird Ihr Vierbeiner sicher gerne annehmen – und das Beste daran ist, dass auf diese Weise trotzdem beide von den meisten Vorteilen profitieren.


Weitere Beiträge von unserer Gastautorin Kris Neumeyer gibt es in ihrem Blog Bellos Reich zu entdecken!

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