Wussten Sie, dass eine reine Freigängerkatze acht bis zwölf Mäuse am Tag verspeist? Natürlich wissen wir nicht, wie viel genau unser Liebling draußen frisst und Hauskatzen sind davon sowieso ausgenommen. Was in den Napf kommt, können wir jedoch beeinflussen und gesunde Katzenernährung trägt bei unseren Vierbeinern stark dazu bei, dass sie sich rundum wohlfühlen.


Inhaltsverzeichnis:


Katzenernährung: Stubentiger vs. Freigänger

Verglichen mit dem Hund unterscheidet sich die Futtermenge bei Katzen bei den verschiedenen Rassen nicht so extrem, da sie oft ähnlich viel wiegen. Ein entscheidender Unterschied für die Katzenernährung ist jedoch, ob Ihr Liebling ein Freigänger oder eine reine Wohnungskatze ist. Draußen bewegt sie sich viel mehr und ist ganz anderen Wetterverhältnissen ausgesetzt –  sie fängt sich möglicherweise aber auch die ein oder andere Maus. Wohnungskatzen dagegen schlafen deutlich mehr und müssen kein großes Revier durchstreifen. Wenn Sie mehrere Katzen besitzen, beschäftigen sie sich häufig gegenseitig und bewegen sich dadurch mehr als eine Katze, die alleine lebt. Bedenken Sie außerdem, dass Katzen während der Wachstumsphase, im Alter, wenn sie trächtig sind oder ihre Jungen mit Milch versorgen ganz andere Nahrungsbedürfnisse haben als eine erwachsene Katze.

Katzenernährung: Energiebedarf

Die drei Hauptenergielieferanten in der Katzenernährung sind Fette, Eiweiße und Kohlenhydrate. Fette haben am meisten Energie, liefern aber auch essentielle Fettsäuren und sorgen für die Aufnahme fettlöslicher Vitamine.

Eiweiße werden zum Aufbau wichtiger Körperstrukturen benötigt.  Sie bestehen aus vielen Aminosäuren und der Körper benötigt sie, um körpereigene Substanzen wie Gewebe und auch Enzyme zu bilden. Außerdem sind sie essentiell für die Milchbildung. Deswegen haben Katzen im Wachstum, während der Trächtigkeit und wenn sie Junge haben, welche sie mit Milch versorgen, einen erhöhten Eiweißbedarf. Eine Besonderheit bei Katzen ist: sie können die Aminosäure Taurin nicht selber bilden, weshalb Taurin unbedingt in ausreichender Menge im Futtermittel enthalten sein sollte. Bedenken Sie, dass Taurin nur in tierischen Geweben, vor allem in der Muskulatur, vorkommt. Es werden 1000mg Taurin pro kg im Trockenfutter und 2000mg Taurin pro kg Trockensubstanz im Feuchtfutter empfohlen. Ein Mangel führt möglicherweise zu Augen- oder Herzerkrankungen und Fruchtbarkeitsstörungen. Im Vergleich zum Hund, gewinnt die Katze aus Eiweißen auch Energie, weshalb Katzen einen besonders hohen Eiweißbedarf haben. Daher kann es vorkommen, dass Katzen ein Futtermittel mit zu niedrigem Proteingehalt einfach nicht schmeckt.
Bei den Kohlenhydraten werden verdauliche von den unverdaulichen Kohlenhydraten unterschieden. Während die verdaulichen Kohlenhydrate Energieträger sind, sind die unverdaulichen, auch Ballaststoffe genannt, für eine gute Darmfunktion und -bewegung nötig. Katzen sind verglichen mit Hunden stärker an die Aufnahme von Fleisch adaptiert. Deshalb werden schlecht verdauliche oder zu große Mengen Kohlenhydrate nicht im Dünndarm, sondern im Dickdarm durch Bakterien und Enzyme verdaut. Das führt zur Gasbildung und mitunter zu Durchfall. Deswegen sollten Katzen höchstens 5 g Stärke pro Kilogramm Körpergewicht pro Tag bekommen.

Katzenernährung: Mineralstoffbedarf

Je nach Bedarfsmenge, werden bei der Katzenernährung Mengen- von Spurenelementen unterschieden. Zu den Mengenelementen gehören Calcium, Magnesium, Natrium, Phosphor, Kalium und Chlorid. Sie regeln unter anderem den Säure-Base-Haushalt der Zellen. Calcium, Phosphor und Magnesium sind wichtig für die Muskeln und Knochen. Bei Calcium und Phosphor ist nicht nur die aufgenommene Menge entscheidend, sondern auch das Verhältnis. Bei Katzen sollte das Calcium-Phosphor-Verhältnis bei 1,5:1 liegen. Ein Calciummangel führt zur Instabilität der Knochen. Magnesium ist außerdem Bestandteil vieler Enzyme.
Kalium, Natrium und Chlorid sorgen für die Aufrechterhaltung der Wasserbilanz und des Gleichgewichts gelöster Stoffe in den Zellen sowie für die Übertragung von Nervensignalen.

Katzenernährung: Spurenelemente

Die Spurenelemente sind Bestandteil von Enzymen und somit wichtig für den Sauerstofftransport, die Zellpigmentierung und das Immunsystem. Zu ihnen gehören Eisen, Kupfer, Zink, Mangan, Jod und Selen. Jod ist außerdem Bestandteil der Schilddrüsenhormone. Ein Überschuss an Jod in der Katzenernährung führt deshalb zur Schilddrüsenüberfunktion, einer häufigen Krankheit bei älteren Katzen. Vor allem dem Eisen kommt eine wichtige Rolle im Rahmen des Sauerstofftransports zu. Hat Ihr Vierbeiner blasse Schleimhäute und ist schwach und müde? Dann hat er vielleicht einen Eisenmangel. In der Regel kommt ein Mangel bei den rein Fleisch fressenden Katzen nicht vor. Bei vegetarischer oder sogar veganer Ernährung aber auch beim Barfen mit zu stark ausgeblutetem Fleisch, kann es jedoch vorkommen. Empfohlen werden 80 mg pro kg Trockensubstanz.

Katzenernährung: Vitamine

Es gibt zwei Arten von Vitaminen: die fettlöslichen Vitamine E, D, K und A und die wasserlöslichen B-Vitaminen sowie Vitamin C. Die fettlöslichen Vitamine werden im Körper, vor allem in der Leber und im Fettgewebe, gespeichert. Der Katze fehlt die Fähigkeit Carotin in Vitamin A umzusetzen und in der Haut ausreichend Vitamin D zu produzieren. Vitamin A ist für die Unterstützung der Epithel- und Immunfunktion zuständig und zudem für die Sehfunktion verantwortlich. Bei übermäßiger Leberfütterung kann es zu einem Vitamin A Überschuss kommen, einer sogenannten Hypervitaminose A. Diese äußert sich in Form von Wirbelgelenksarthrose (Spondylose) und Gelenksversteifung (Ankylose). Vitamin C und D regulieren den Kalziumstoffwechsel. Vitamin K aktiviert die Blutgerinnung. Es wird von den Darmbakterien gebildet, weshalb Ihre Katze normalerweise in der Lage ist, den Bedarf selber zu decken. Nur wenn Ihr Vierbeiner Durchfall hat oder Antibiotika bekommt, können die Darmbakterien und somit die Bedarfsdeckung eingeschränkt sein. Vitamin E fungiert als Antioxidans, wodurch es die Muskulatur und das Nervensystem schützt.

Die wasserlöslichen Vitamine werden einfach mit dem Urin ausgeschieden, wenn zu viel aufgenommen wird. Eine Überversorgung ist im Vergleich zu den fettlöslichen Vitaminen also quasi nicht möglich. Die B-Vitamine sind Bestandteil vieler Enzyme und wichtig für die Blutbildung. Wenn Ihr Liebling erbrechen muss, sehr mager ist und eventuell sogar orientierungslos wirkt, hat sie vielleicht einen Vitamin B1 Mangel. Besonders reichhaltig an Vitamin B2 sind Rinderleber und Nieren. Ein Mangel an Vitamin B6 kann die Entstehung von Harnsteinen begünstigen. Biotin oder auch Vitamin B7 ist zwar auch wichtig für enzymatische Reaktionen, ein Mangel ist jedoch besonders bekannt in Form von Hautproblemen.. Vitamin C wird für die Produktion von Bindegewebe benötigt und stärkt das Immunsystem. Katzen können Vitamin C selber in der Leber herstellen – es ihnen zur Stärkung des Immunsystems zu verabreichen ist daher nicht nötig. Sie scheiden es dann einfach ungenutzt mit dem Urin wieder aus.

Katzenernährung: Ungesättigte Fettsäuren

Die ungesättigten Fettsäuren Linolsäure, Linolensäure und Arachidonsäure können von der Katze nicht selbst gebildet werden und müssen deswegen mit dem Futter zugeführt werden. Sie sind in Soja-, Distel-, Sonnenblumen-, Fisch- und Leinöl sowie in tierischen Fetten enthalten. Die ungesättigten Fettsäuren sind nicht nur wichtig für die Haut, sondern auch Vorstufen für entzündungsfördernde und nicht entzündungsfördernde Hormone. Außerdem sind sie extrem wichtig in der Katzenernährung während der Trächtigkeit und im Wachstum, weshalb in diesen Phasen auch vorwiegend Mangelzustände festgestellt werden.

Katzenernährung: Die alte Katze

Im Alter muss die Katzenernährung entsprechend dem geringeren Energieverbrauch durch weniger Bewegung und gegebenenfalls Erkrankungen angepasst werden. Natürlich ist es individuell, ab wann eine Katze alt ist. Pauschal lässt sich jedoch sagen, dass kleinere Rassen mit ca. 9-10 Jahren und größere mit 7-8 Jahren zu den Senioren gehören. Mit dem Alter sinkt nicht nur der Energieverbrauch, sondern die Leber und Nieren tolerieren ein überschüssiges Nährstoffangebot auch nicht mehr so gut. Es empfiehlt sich also, die Katzenernährung leber- und nierenschonend zu gestalten. Das heißt insbesondere die empfohlene Protein- und Phosphorversorgung zu befolgen. Handelsübliches Futter enthält oft viel zu hohe Mengen Phosphor. Bei der Proteinquelle sollten Sie auf besonders hochwertige Proteinquellen Wert legen, damit möglichst wenig Abbauprodukte von der Leber entgiftet und von der Niere ausgeschieden werden müssen. Einige Nährstoffe können dagegen nicht mehr so gut verwertet werden, wovon sie dann mehr brauchen. Ein zu hoher Energiegehalt im Futter sollte unbedingt vermieden werden, um die Gelenke und das Herz-Kreislauf-System nicht zusätzlich durch Übergewicht zu überlasten. Jedoch sollten Sie nicht einfach die Futtermenge reduzieren, denn dadurch bekommt Ihr Liebling möglicherweise zu wenig Nährstoffe. Beides muss also angepasst werden. Im Handel ist extra Seniorenfutter erhältlich. Kommt zum hohen Alter auch noch eine alterstypische Erkrankung dazu wie beispielsweise eine Schilddrüsenüberfunktion oder eine Niereninsuffizienz, sollten Sie dringend mit Ihrer Tierärztin oder Ihrem Tierarzt über eine Spezialdiät sprechen. Das gilt natürlich auch für altersunabhängige Erkrankungen.

Katzenernährung während des Wachstums, der Trächtigkeit und der Milchbildung

Während des Wachstums sowie während der Trächtigkeit und der Milchbildung gibt es keine pauschalen Empfehlungen. Der Bedarf in diesen Lebensphasen ist abhängig vom Lebensmonat des Welpen bzw. von der Anzahl der Welpen. Folgende Nährstoffe spielen in diesen Phasen eine besonders wichtige Rolle:

Für die Milchbildung und das Wachstum der Früchte braucht das Muttertier vermehrt Eiweiß, ungefähr die 1,5 fache Menge im Vergleich zum Normalbedarf. Das entspricht etwa 10,5 g pro kg KM0,67 pro Tag. Zum Höhepunkt der Laktation braucht sie sogar 16,1 g pro kg KM0,67. Ähnlich verhält es sich bei Katzenwelpen, denn Eiweiß ist nötig für die Bildung von Geweben. Deswegen brauchen Katzenwelpen täglich zwischen 18,5 g Eiweiß pro kg Körpermasse0,67 bis zu etwa 4 Monaten und 11,25 g Eiweiß pro kg KM0,67 im Alter von 9-12 Monaten. Entscheidend ist hierbei auch eine gute Eiweißqualität.
Bei Katzenwelpen ist Calcium enorm wichtig für die Mineralisierung des Skeletts und die Zahnbildung. Ein Mangel führt zu erhöhtem Risiko von Knochenbrüchen.
Jedoch sollten auch alle anderen Nährstoffe mengenmäßig an den veränderten Bedarf angepasst werden.

Dieser Artikel wurde geprüft von Tierärztin Melanie Müller.

Die genannten Informationen stellen keine Anleitung zur Selbstdiagnose und Behandlung von Tierkrankheiten dar. Tierhaltende sollten bei gesundheitlichen Problemen ihres Tieres in jedem Fall eine Tierärztin oder einen Tierarzt um Rat fragen. Diagnosen über das Internet sind nicht möglich.

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