Trostpflaster, Belohnung oder einfach nur Gaumenschmaus – Schokolade bereichert das Leben vieler Zweibeiner. Und Geschichten, in denen Hunde- und Katzenhaltende die kakaohaltige Süßigkeit mit Ihren Vierbeinern teilen, sind in der Tierarztpraxis leider nicht selten. Doch obwohl Frauchen und Herrchen es eigentlich gut mit ihrem Schützling meinen können sie mit der Nascherei großen Schaden anrichten, denn für unsere Hunde und Katzen ist sie giftig.


Inhaltsverzeichnis:


Schokolade: Das Wichtigste auf einen Blick

Im Süßigkeitenschrank, in Backwaren und Trinkkakao Verlauf der Erkrankung Z.B. als braunes (Kakao-)Pulver, Tafel oder Pralinen
Schwere der Erkrankung Leicht zu verwechseln mit Nougat (nur mit Kakaogehalt giftig) Diagnose der Erkrankung Milde Vergiftungsanzeichen sind Erbrechen und starker Durst, schwere Symptome sind Krämpfe und Herzrhythmusstörungen
Vorkommen der Erkrankung Menge und Art der Schokolade merken und umgehend eine
Tierarztpraxis kontaktieren
Behandlungsmöglichkeit der Erkrankung Hund: tödliche Dosis ab 100mg Theobromin/kg, giftig ab 20 mg/kg;
Katze: tödlich ab 80mg/kg

Warum ist Schokolade gefährlich für Hunde und Katzen?

Das Giftige an der Schokolade ist das Kakaopulver. Es enthält den Stoff Theobromin, den wir Menschen zwar gut vertragen, unsere Vierbeiner jedoch nicht! Hat Ihr Hund oder Ihre Katze Schokolade gefressen, wird das enthaltene Theobromin im Magen-Darm-Trakt aufgenommen und führt innerhalb von zwei bis vier Stunden zu Unruhe, Bewegungsstörungen, Zittern oder gar Krämpfen. Möglicherweise erbricht Ihr Vierbeiner und muss häufiger oder mehr Urin absetzen. Atmung und Herzschlag sind beschleunigt und teilweise unregelmäßig, die Körpertemperatur ist mitunter erhöht. Da unsere Vierbeiner den giftigen Stoff nur langsam ausscheiden, bleibt die unangenehme Wirkung zudem auch recht lange (etwa sechs bis acht Stunden) erhalten. Außerdem können die Nieren langfristig geschädigt werden.

Welche Sorte ist am gefährlichsten für Hunde und Katzen?

Grundsätzlich gilt: Je dunkler die Schokolade (und somit je höher der Kakaogehalt), desto giftiger ist sie für Ihren Hund und Ihre Katze. Milchschokolade enthält bis zu zwei, Zartbitterschokolade fünf bis acht und Kochschokolade etwa 15 Milligramm Theobromin pro Gramm. In Kakaopulver und Bitterschokolade ist der Gehalt mitunter noch höher. In diesem Fall macht also nicht nur die Menge, sondern auch die Art der Schokolade das Gift. Eine 100-Gramm-Tafel handelsüblicher Milchschokolade enthält folglich 200 Milligramm Theobromin, bei Zartbitterschokolade können es schon bis zu 800 Milligramm des Giftstoffes sein.

Weiße Schokolade enthält übrigens in der Regel gar kein Kakaopulver sondern nur Kakaobutter und somit fast kein Theobromin. Aber auch, wenn das Vergiftungsrisiko damit sehr gering ist: Zum einen sind in Schokoladenprodukten teilweise auch andere giftige Zusätze enthalten, z.B. bestimmte Nussarten wie Macadamia-Nüsse oder Alkohol. Und zum anderen sind fett- und zuckerhaltige Lebensmittel generell schädlich für Vierbeiner: Sie erhöhen das Risiko für Stoffwechselkrankheiten wie Diabetes oder Übergewicht bei Katzen und Hunden oder können die Zähne des Hundes und der Katze schädigen.

Wie viel Schokolade darf mein Tier fressen?

Am besten sollte Ihr Liebling gar keine Schokolade bekommen. Hat er doch mal etwas stibitzt, muss das jedoch nicht immer gleich bedrohlich sein. Beachten Sie, dass das Risiko bzw. die unbedenkliche Menge bei den einzelnen Tieren unterschiedlich ist.

... bei Hunden:

Ab einer Dosis von 100 Milligramm Theobromin je Kilogramm Körpergewicht kann eine Schokoladenvergiftung bei Hunden tödlich enden. Ein Labrador mit 30 Kilogramm müsste 1,5 Kilogramm Milchschokolade essen, um an einer Schokoladenvergiftung zu sterben. Das klingt erstmal relativ ungefährlich, denn so viele Leckereien hat wohl kaum jemand (für den Hund zugänglich) zuhause. Aber: Die unangenehmen Vergiftungserscheinungen beginnen schon bei geringeren Dosen. Milde Symptome wie Erbrechen oder vermehrter Durst treten bereits ab 20 mg auf. Das wäre bei unserem Labrador in etwa eine 100-Gramm-Tafel Zartbitterschokolade. Kritische Beschwerden wie Krämpfe oder Herzrhythmusstörungen ab 60 mg pro Kilogramm Körpergewicht auf. Außerdem gibt es individuelle Unterschiede, sodass eine Gefahr nie ganz ausgeschlossen ist.

... bei Katzen:

Bei Katzen kommen Vergiftungen mit Schokolade weitaus seltener vor. Immerhin müsste eine erwachsene Katze 40-50 Gramm Kakao zu sich nehmen, bevor sie schwere Symptome entwickelt. Nichtsdestotrotz reagieren Katzen noch empfindlicher auf zuckerhaltige Lebensmittel und sollten allein deshalb keine Süßigkeiten bekommen.

... um ganz sicherzugehen:

Wenn Sie vermuten, dass Ihr Tier etwas Kakaohaltiges aufgenommen hat, sollten Sie immer eine Tierarztpraxis oder -klinik kontaktieren und dort angeben, wie viel und welche Schokolade Ihr Hund oder Ihre Katze gefressen hat. Geben Sie dabei am besten auch den Kakaogehalt an.

Kakaofreier Genuss: Es gibt tatsächlich von verschiedenen Anbietern für Hunde und Katzen schoko-ähnliche Leckerchen. Ganz ohne Kakao - dafür aber beispielsweise mit Pansen- oder Lachsgeschmack. Aber: Nur weil Schokolade für viele von uns ein Genuss ist, heißt es nicht, dass wir damit unseren Vierbeinern geschmacklich die größte Freude machen. Katzen beispielsweise können gar kein „süß“ schmecken. Gönnen Sie Ihrem Hund doch mal etwas Leberwurst oder geben Sie Ihrer Katze etwas Tunfisch im eigenen Saft. Diese und ähnliche Leckerbissen sind - in Maßen - die weitaus schönere Geste.

Was tun, wenn mein Tier Schokolade gefressen hat?

Idealerweise vermeiden Sie selbstverständlich möglichst eine Vergiftung mit Schokolade bei Ihrem Haustier. Lassen Sie Schokolade oder Kakao nie in Reichweite Ihres Hundes oder Ihrer Katze stehen. Lagern Sie sie lieber in einer Schublade oder auf einem Schrank, an den der Vierbeiner nicht heran kommt. Außerdem sollten Sie Familie und weitere Kontaktpersonen Ihres Vierbeiners darüber informieren, dass Hunde und Katzen keine kakaohaltigen Lebensmittel vertragen.

Auf frischer Tat ertappt

Sie haben Ihren Liebling erwischt, während er noch wohlig auf dem letzten Stück herumschmatzte? Fahren Sie am besten (nach einer kurzen telefonischen Ankündigung) in die nächste Praxis oder Klinik - sicher ist sicher. Dort können die Tierärztinnen und Tierärzte innerhalb der ersten zwei Stunden Erbrechen auslösen, sodass das Theobromin nicht lange genug im Körper bleibt, um einen Schaden anzurichten. Manchmal ist dazu aufgrund der klebrigen Konsistenz der Schokolade auch eine Magenspülung in Narkose notwendig. Möglicherweise bekommt Ihr Vierbeiner auch eine Infusion oder Kohletabletten, um den schädlichen Stoff schnell auszuscheiden oder die Gifte vor der Aufnahme ins Blut zu binden. Wichtig ist jedoch, dass Ihr Liebling auch die Gelegenheit bekommt, die durch die Infusion erhaltene Flüssigkeit wieder auszuscheiden, denn die giftigen Stoffe können auch aus der Blase wieder in den Körper aufgenommen werden.

Es war nur ein Stückchen? Symptome beobachten

Wenn Sie ganz sicher sind, dass Ihr Vierbeiner nur ein kleines Stückchen Milchschokolade verputzt hat, können Sie erstmal ruhig bleiben. Sie sollten ihn jedoch gut im Auge behalten und auf Symptome wie Unruhe oder eine vermehrte Wasseraufnahme achten. Schmatzen und Speicheln können Hinweise auf Übelkeit sein. Sie können auch die Atemzüge pro Minute zählen und Puls sowie Temperatur messen, um einen Notfall auszuschließen. Sollte Ihnen irgendetwas merkwürdig vorkommen oder sind Sie unsicher, was und wie viel Ihr Liebling wirklich genascht hat, kontaktieren Sie vorsichtshalber Ihre Tierarztpraxis.

Wann ist Es ein Notfall?

Bei großen Mengen oder besonders kakaohaltigen Leckereien gilt: Ab in den tierärztlichen Notdienst. Auch wenn es kein spezielles Gegengift für Theobromin gibt, so können die Tierärztinnen und Tierärzte die Ausscheidung beschleunigen und die Vergiftungssymptome lindern, indem sie beispielsweise medikamentös Krämpfe lösen, die Körpertemperatur senken oder Herzrhythmusstörungen behandeln. Gerade bleibende Schäden (bspw. an den Nieren) können so eher verhindert werden.

Die genannten Informationen stellen keine Anleitung zur Selbstdiagnose und Behandlung dar. Bei einer Vergiftung handelt es sich um einen Notfall! Wenn Sie den Verdacht haben, dass Ihr Vierbeiner etwas Schädliches aufgenommen hat, sollten Sie in jedem Fall eine Tierärztin oder einen Tierarzt um Rat fragen oder die Nummer des Giftnotrufs anrufen:

+49 551 19240

Melden Sie, wann und wo der Stoff aufgenommen wurde und versuchen Sie, ihn genau zu beschreiben. Wenn möglich bringen Sie die Verpackung bzw. ein Exemplar der aufgenommenen Substanz mit in die Tierarztpraxis.

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