Niest ein Hund oft, kann dies harmlose Gründe haben, aber auch auf Probleme wie zum Beispiel Allergien, Infektionen, Zahnerkrankungen oder Fremdkörper in der Nase hinweisen. Begleitende Symptome wie Nasenausfluss, Husten oder Fieber sind Warnsignale. Hält das Niesen länger an oder wirkt der Hund krank, sollte er tierärztlich untersucht werden. Erfahren Sie hier mehr!
Inhaltsverzeichnis:
- Warum niesen Hunde?
- Was sind die Ursachen für häufiges Niesen bei Hunden?
- Kann plötzliches Niesen und Schnauben auf Allergien hinweisen?
- Wann sollte ich zur Tierarztpraxis gehen?
- Was passiert beim Rückwärtsniesen?
- Häufiges Niesen – das können Sie tun
Warum niesen Hunde?
Wer mit Hunden lebt, kennt das Bild: Der Vierbeiner hebt die Nase, atmet kurz ein – und stößt dann mit einem lauten „Hatschi!“ die Luft wieder aus. Meist schütteln sich die Hunde dabei oder reiben die Nase mit der Pfote. Für viele Hundehaltende ist das zunächst ein Grund zum Schmunzeln. Doch hinter dem Niesen steckt ein hochentwickelter Schutzmechanismus, der für die Gesundheit des Tieres wichtig ist.
Dieser Mechanismus ist vergleichbar mit einer automatischen „Reinigungsfunktion“ der oberen Atemwege. Gelegentliches Niesen ist daher vollkommen normal und sogar ein Zeichen dafür, dass die Nase gut funktioniert. Anders sieht es aus, wenn Ihr Hund sehr häufig niest oder die Anfälle plötzlich und intensiv auftreten. Dann sollten Sie die Ursache genauer beobachten – denn Niesen kann auch ein Symptom für Allergien, Infektionen oder andere gesundheitliche Probleme sein.
Was sind die Ursachen für häufiges Niesen bei Hunden?
Die Gründe reichen von völlig harmlos bis hin zu behandlungsbedürftigen Erkrankungen. Ein genauer Blick auf die Begleitsymptome und die Situation, in der das Niesen auftritt, hilft bei der Einschätzung.
Fremdkörper in der Nase
Hunde erkunden ihre Welt mit der Nase – und manchmal landet dabei etwas dort, wo es nicht hingehört. Beim Schnüffeln im hohen Gras, im Wald oder am Strand können kleine Partikel eingeatmet werden: Grashalme, Samen, Sandkörner oder Insekten. Besonders problematisch sind Grannen, spitze Pflanzenteile, die sich leicht im Gewebe verhaken und weiter in die Atemwege wandern können.
Typische Anzeichen:
- plötzliches, heftiges und wiederholtes Niesen
- klarer oder blutiger Ausfluss (einseitig)
- Kopfschütteln
- vermehrtes Reiben oder Kratzen an der Nase
Beispiel aus der Praxis: Ein junger Jagdhund kam nach einer Feldrunde mit heftigem, anfallsartigem Niesen in die Praxis. Die Ursache war eine Gerstengranne, die tief in der Nasenhöhle steckte. Ohne schnellen Tierarztbesuch hätte sie schwere Entzündungen ausgelöst.
Tipp: Versuchen Sie niemals, den Fremdkörper selbst zu entfernen. Das Risiko, ihn tiefer hineinzuschieben, ist hoch. Tierärztinnen und Tierärzte nutzen spezielle Instrumente und oft eine kurze Narkose, um die Nase sicher zu reinigen.
Infektionen der Atemwege
Erkältungsviren, Bakterien oder Pilze können die Nasenschleimhaut befallen und zu Niesen führen.
- Viren (zum Beispiel die Auslöser von Zwingerhusten) verursachen oft wässrigen Nasenausfluss, Husten und Müdigkeit.
- Bakterien sorgen für eitrigen, gelb-grünen Ausfluss.
- Pilze wie Aspergillus spp. befallen eher eine Nasenseite, oft mit übel riechendem Sekret.
Achtung: Unbehandelte Infektionen können auf die unteren Atemwege übergreifen und Bronchitis oder Lungenentzündung verursachen.
Tipp: Bei deutlichem Nasenausfluss oder wenn Ihr Hund zusätzlich matt wirkt, sollte zeitnah eine tierärztliche Untersuchung erfolgen.
Zahnprobleme
Die Zahnwurzeln der oberen Backenzähne liegen dicht an den Nasennebenhöhlen. Bei Zahnabszessen oder Zahnfisteln kann es zu einer starken Entzündung kommen, die sich in Richtung Nasenhöhle ausbreiten und Niesen verursachen kann.
Anzeichen:
- einseitiger Nasenausfluss (oft eitrig oder blutig)
- Mundgeruch
- Schwierigkeiten beim Kauen (Zahnschmerzen)
Tipp: Regelmäßige Zahnkontrollen und Zahnpflege können nicht nur Niesen verhindern, sondern auch die allgemeine Gesundheit verbessern.
Zähneputzen beim Hund
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Polypen oder Tumoren
Selten, aber wichtig: Gutartige Polypen oder bösartige Tumoren im Nasenraum können zu chronischem Niesen führen. Meist tritt zusätzlich einseitiger Nasenausfluss oder Nasenbluten auf.
Mehr Infos: Wie unterscheide ich Warzen von Tumoren?
Reizungen durch Gerüche oder Umweltfaktoren
Hunde nehmen Gerüche millionenfach intensiver wahr als wir – entsprechend empfindlich reagieren ihre Schleimhäute. Starke Parfüms, Haarspray, Raumerfrischer oder Putzmittel können akutes Niesen auslösen. Auch Rauch, Feinstaub oder trockene Heizungsluft sind mögliche Auslöser.
Praxisbeobachtung: Manche Hunde niesen jedes Mal, wenn ihre Halterin oder ihr Halter Haarspray benutzt. Hier reicht oft schon das Ausweichen in einen anderen Raum, um die Beschwerden zu verhindern.
Tipp: Falls das Niesen nur in bestimmten Räumen oder nach bestimmten Handlungen auftritt, lohnt sich ein genauer Blick auf mögliche Duft- oder Staubquellen.
Übersprungshandlung
Nicht jedes Niesen hat eine medizinische Ursache. Manche Hunde niesen im Spiel oder bei Aufregung – als sogenannte „Übersprungshandlung“. Übersprungshandlungen werden durch Konfliktsituationen oder Stress ausgelöst.
Merkmale:
- kurzes, leichtes Niesen
- keine Begleitsymptome
Kann plötzliches Niesen und Schnauben auf Allergien hinweisen?
Ja – besonders, wenn das Niesen anfallsartig auftritt, also in kurzen, intensiven Serien ohne erkennbare Fremdkörper. Allergien sind bei Hunden häufiger, als viele denken – und sie zeigen sich nicht immer in Form von Hautproblemen. Auch häufiges Niesen kann ein Zeichen sein, besonders wenn es saisonal auftritt: Häufig zeigen sich die Beschwerden saisonabhängig, etwa im Frühjahr bei Baum- und Gräserpollen oder im Spätsommer bei Kräuterpollen wie Ambrosia. Neben Pollen zählen Hausstaubmilben, Schimmelsporen und sogar bestimmte Futtermittel zu den häufigen Auslösern.
Begleitsymptome:
- juckende oder gerötete Augen
- häufiges Lecken oder Knabbern an den Pfoten
- Hautrötungen oder Ausschläge
- gelegentlich Husten oder Nasenausfluss
- Schnauben
- Reiben der Nase
Gut zu wissen: Allergien entwickeln sich oft schleichend. Ein Symptomtagebuch hilft, Muster zu erkennen und mögliche Auslöser zu identifizieren.
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Tipp: Bei bestätigter Allergie kann ein gezieltes Meiden der Auslöser helfen. In manchen Fällen kommen auch Medikamente oder eine Hyposensibilisierung infrage.
Wichtig: Allergien gehen oft mit vielen verschiedenen Symptomen einher und zeigen sich nicht nur an der Nase. Bei Ihrem Hund können unter anderem auch Haut- oder Magen-Darm-Probleme hinzukommen. Wenn Sie ein Muster erkennen, etwa Niesen nur zu bestimmten Jahreszeiten oder in bestimmten Umgebungen, sprechen Sie Ihre Tierärztin oder Ihren Tierarzt darauf an. Eine gezielte Diagnose kann verhindern, dass sich die Beschwerden chronisch verschlimmern.
Wann sollte ich zur Tierarztpraxis gehen?
Gelegentliches Niesen ist beim Hund normal. Treten die Beschwerden jedoch häufig oder über mehrere Tage hinweg auf, lohnt sich eine tierärztliche Abklärung. Sie sollten Ihren Hund untersuchen lassen, wenn:
- das Niesen plötzlich und stark anfängt und nicht wieder nachlässt – es könnte ein Fremdkörper in der Nase stecken.
- das Niesen länger als einige Tage anhält, ohne dass eine Besserung erkennbar ist – denn dahinter können chronische Reizungen oder Infektionen stecken.
- das Nasensekret blutig, eitrig oder übel riechend ist – dies deutet auf eine Infektion, eine Verletzung oder einen Fremdkörper hin.
- Atemnot, Husten oder Fieber hinzukommen – hier kann eine ernsthafte Atemwegserkrankung vorliegen, die sofort behandelt werden sollte.
- der Verdacht auf Fremdkörper oder Zahnprobleme besteht – beide können unbehandelt zu schweren Komplikationen führen.
Tipp: Notieren Sie vor dem Tierarzttermin, wann das Niesen begann, ob es sich verändert hat und ob weitere Symptome aufgetreten sind. Diese Informationen erleichtern die Diagnose erheblich.
AGILA empfiehlt, bei wiederholtem oder starkem Niesen nicht lange zu warten und frühzeitig eine Tierärztin oder einen Tierarzt aufzusuchen, um ernsthafte Ursachen auszuschließen.
Was passiert beim Rückwärtsniesen?
Beim Rückwärtsniesen („Reverse Sneezing“) zieht der Hund ruckartig Luft durch die Nase ein, was ein lautes, schnorchelndes oder röchelndes Geräusch erzeugt. Für Hundehaltende wirkt dies oft erschreckend – viele vermuten zunächst einen Erstickungsanfall. Tatsächlich ist Rückwärtsniesen harmlos und dauert meist nur wenige Sekunden; vor und nach den Episoden ist die Atmung unauffällig.
Die Ursache ist vermutlich eine vorübergehende Reizung im Rachenraum oder am Gaumensegel, beispielsweise durch Staub, Pollen, plötzliche Temperaturwechsel oder Aufregung. Manche Hunde sind besonders anfällig, etwa kleine Rassen mit kurzer Nase.
Weitere Infos zu Rückwärtsniesen beim Hund
Hinweis: Auch wenn Rückwärtsniesen in den meisten Fällen unbedenklich ist, sollte bei häufigen oder langen Anfällen eine tierärztliche Untersuchung erfolgen, um ernstere Ursachen wie chronische Reizungen, Allergien oder anatomische Besonderheiten auszuschließen.
Häufiges Niesen – das können Sie tun
Ständiges Niesen bei Ihrem Hund kann besorgniserregend sein, muss es aber nicht immer. Oftmals ist es eine einfache Reaktion auf etwas in der Umwelt. Mit diesen Hinweisen verhalten Sie sich richtig, wenn Ihr Hund niest.
Zur Soforthilfe
- Bleiben Sie ruhig, denn Aufregung kann den Hund zusätzlich stressen und das Niesen verstärken.
- Geben Sie Ihrem Hund frische Luft, indem Sie Fenster öffnen oder mit ihm in einen gut gelüfteten Raum oder nach draußen gehen – besonders, wenn der Verdacht auf Duftstoffe oder Staub als Auslöser besteht.
- Entfernen Sie umgehend mögliche Reizquellen wie Duftkerzen, Raumsprays, Putzmittel oder Rauch sofort aus der Umgebung. Auch stark parfümierte Menschen oder Hunde können kurzfristig Niesen auslösen.
- Prüfen Sie vorsichtig, ob Fremdkörper sichtbar sind, aber versuchen Sie nicht, diese selbst zu entfernen – das sollte nur eine Tierärztin oder ein Tierarzt tun.
- Befeuchten Sie bei trockener Raumluft die Umgebung, etwa durch einen Luftbefeuchter oder eine Schale Wasser in Heizungsnähe, um die Schleimhäute zu entlasten.
- Beobachten Sie Ihren Hund in den nächsten Stunden, um zu erkennen, ob das Niesen nachlässt oder weitere Symptome wie Ausfluss, Husten oder Atemnot hinzukommen.
- Kontaktieren Sie bei plötzlichen, starken oder anhaltenden Niesanfällen umgehend Ihre Tierärztin oder Ihren Tierarzt, besonders wenn Blut, Eiter oder Atemprobleme auftreten.
Langfristige Maßnahmen
- Beobachten Sie Ihren Hund genau und führen Sie ein Symptomtagebuch, in dem Häufigkeit, Dauer, mögliche Auslöser und begleitende Symptome notiert werden. So können Sie und Ihre Tierärztin oder Ihr Tierarzt Muster erkennen – etwa saisonale Auslöser oder Zusammenhänge mit bestimmten Aktivitäten.
- Meiden Sie Auslöser, indem Sie Reizstoffe aus der Umgebung Ihres Hundes langfristig entfernen. Dazu gehören unter anderem Duftkerzen, Raumsprays, aggressive Putzmittel und Zigarettenrauch.
- Fördern Sie ein gutes Raumklima, indem Sie für eine Luftfeuchtigkeit zwischen 40 und 60 Prozent sorgen. Luftbefeuchter oder Schalen mit Wasser auf der Heizung helfen, besonders in der Heizperiode, die Nasenschleimhäute feucht zu halten.
- Achten Sie auf regelmäßige Zahnpflege, da Zahnprobleme eine Ursache für Niesen sein können. Putzen Sie regelmäßig die Zähne Ihres Hundes, geben Sie Zahnpflege-Snacks und lassen Sie einmal jährlich eine Zahnkontrolle beim Tierarzt durchführen.
Mit aufmerksamer Beobachtung, der richtigen Pflege und schneller tierärztlicher Hilfe sorgen Sie dafür, dass Ihr Hund bald wieder frei durchatmen und unbeschwert durchs Leben schnüffeln kann.