Anaplasmen sind Bakterien, die durch Zecken übertragen werden. Sie befallen verschiedene Organe, führen jedoch nicht immer zu Symptomen.


Inhaltsverzeichnis:



Anaplasmose beim Hund: Zusammenfassung

Häufigkeit der Erkrankung Häufigste von Zecken übertragene Erkrankung in Deutschland
Verlauf der Erkrankung Verlauf chronisch
Schwere der Erkrankung Eher unauffällig, selten schwere Verläufe
Diagnose der Erkrankung Diagnose mittels Blutuntersuchung (Erreger- oder Antikörpernachweis)
Vorkommen der Erkrankung Erhöhtes Infektionsrisiko bei älteren Hunden und für Hunde, die sich viel im Wald und hohem Gras aufhalten
Behandlungsmöglichkeit der Erkrankung Behandlung mit Antibiotikum
Ansteckungsgefahr Hauptüberträger sind Zecken, aber auch durch Bluttransfusionen übertragbar
Prognose Prognose bei Behandlung gut
Typische Symptome Typische Symptome sind Trägheit, Appetitlosigkeit, Fieber, blasse Schleimhäute, Blutungen und Lahmheit
Diagnose und Behandlung können in Ihrer Tierarztpraxis durchgeführt werden

Wie wird Anaplasmose beim Hund übertragen?

Anaplasmose beim Hund ist eine der in Deutschland am häufigsten von Zecken übertragenen Erkrankung durch Bakterien, den Anaplasmen. Sie wird auch als „Granulozytäre Ehrlichiose“ bezeichnet, die nicht zu verwechseln ist mit der Ehrlichiose. Wenn eine Zecke ein infiziertes Tier sticht, nimmt sie das Bakterium auf. Sticht sie im Anschluss ein anderes Tier, überträgt sie die Anaplasmen 36-48 Stunden nach dem Stich mit ihrem Speichel. Diese befallen meist bestimmte weiße Blutkörperchen: die neutrophilen Granulozyten. Daher auch der alte Name.  Mit diesen Abwehrzellen breiten sich die Anaplasmen über Blut und Lymphflüssigkeit im Körper aus. So gelangen sie in verschiedene Organe wie Milz, Leber, Lunge und Herz. Es gibt aber auch Anaplasmen, die die Blutplättchen des Hundes befallen. Eine gestörte Blutgerinnung kann die Folge sein.

Mehr zu den verschiedenen Zeckenarten und den von ihnen ausgehenden Gefahren, erfahren Sie in unserer Infografik.

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Symptome bei Anaplasmose beim Hund

Häufig ist Anaplasmose beim Hund nicht durch klassische Symptome geprägt, manchmal zeigen erkrankte Hunde auch gar keine Krankheitserscheinungen. Ihr Liebling fällt eventuell durch Trägheit und vermehrte Müdigkeit, Appetitlosigkeit sowie Fieber auf. Außerdem kann Anaplasmose beim Hund zu blassen Schleimhäuten oder sichtbaren Blutungen sowie Gelenksentzündungen und damit einhergehender Lahmheit führen. Weitere, seltene Symptome sind ein angespannter Bauch, Durchfall, Erbrechen, schnelle Atmung, geschwollene Lymphknoten und einer Vergrößerung der Milz. Ältere Hunde sind häufiger betroffen – die Ursache dafür ist jedoch unklar.

Diagnose der Anaplasmose beim Hund

In der Tierarztpraxis wird Ihr Liebling auf seinen Allgemeinzustand untersucht. Dabei kann die Tierärztin oder der Tierarzt sich die Schleimhäute angucken, den Bauch abtasten und feststellen, ob er angespannt ist, die Atemfrequenz zählen und fühlen, ob die Lymphknoten vergrößert sind. In der Regel nimmt der Tierarzt oder die Tierärztin danach als erstes Blut ab. Im Blutbild ist ein Mangel an Blutplättchen und häufig auch eine Blutarmut feststellbar. Dies kann aber auch bei anderen Erkrankungen z. B. durch Blutparasiten wie bei Hundemalaria der Fall sein. Zum Nachweis der Anaplasmen guckt sich der Tierarzt oder die Tierärztin deswegen einen gefärbten Blutausstrich unter dem Mikroskop an. Jedoch sind die Anaplasmen nicht immer unter dem Mikroskop zu sehen. Auch ein Antikörper-Nachweis ist nicht in allen Fällen hilfreich, denn er kann positiv sein, obwohl die Anaplasmen nicht der Grund der Erkrankung sind. Ein DNA-Nachweis ist deswegen die sicherste Methode zum Nachweis der Anaplasmose beim Hund.

Eine vergrößerte Milz kann mit einem Ultraschall- oder Röntgenbild dargestellt werden und gibt einen weiteren Hinweis auf eine mögliche Erkrankung an Anaplasmose.

Behandlung und Prognose bei Anaplasmose beim Hund

Anaplasmose beim Hund wird medikamentös mit einem Antibiotikum über 2-3 Wochen behandelt, wobei die erste Besserung nach 24-48 Stunden eintreten sollte. Da das Antibiotikum zu Reizungen der Schleimhaut der Speiseröhre und Erbrechen führen kann, verabreichen Sie es am Besten zusammen mit etwas Futter, um die Wahrscheinlichkeit der Nebenwirkungen zu reduzieren.
Im Fall einer Blutarmut oder schweren Gerinnungsstörungen führt der Tierarzt oder die Tierärztin eine Infusionstherapie oder eine Bluttransfusion durch. Bei Erbrechen bekommt ihr Vierbeiner ein Mittel gegen Übelkeit und bei Schmerzen werden diese natürlich durch ein Schmerzmittel gelindert.

Wurde die Diagnose korrekt gestellt, ist die Prognose mit dieser Therapie gut. Die Wirkung der Therapie lässt sich durch den Anstieg die Blutplättchen im Blutbild oder einen DNA-Nachweis bestätigen. Ein Antikörpernachweis ist hierfür eher ungeeignet, da die Antikörper auch Monate später noch nachgewiesen werden können. Aber das wichtigste Anzeichen, dass die Behandlung wirkt: Ihr Vierbeiner ist endlich wieder ganz der Alte!

Wie vermeide ich Anaplasmose beim Hund?

Von April bis September ist das Risiko der Infektion mit Anaplasmose besonders hoch. Aber auch in unserem milden Winter haben Zecken steigende Chancen zu überleben und auch in dieser Zeit Krankheiten zu übertragen. Suchen Sie Ihren Hund deswegen regelmäßig nach Zecken ab und entfernen diese möglichst schnell, da die Bakterien erst nach 36-48 Stunden übertragen werden. Der Zeckenschutz Ihres Vierbeiners ist insbesondere in den Sommermonaten durch geeignete Anti-Zecken Mittel wichtig, um ihn auch vor anderen durch Zecken übertragene Krankheiten wie Borreliose, FSME, Babesiose (Hundemalaria) und Ehrlichiose zu schützen.

Dieser Artikel wurde geprüft von Tierärztin Melanie Müller.

Die genannten Informationen stellen keine Anleitung zur Selbstdiagnose und Behandlung von Tierkrankheiten dar. Tierhaltende sollten bei gesundheitlichen Problemen ihres Tieres in jedem Fall eine Tierärztin oder einen Tierarzt um Rat fragen. Diagnosen über das Internet sind nicht möglich.

Foto: © Titelbild: von Lieres - stock.adobe.com

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