Treppensteigen sei für Hunde schädlich, wird oftmals behauptet. Doch das stimmt nur bedingt – wie so oft kommt es auf das richtige Maß an! Lesen Sie, warum Treppen laufen für Hunde nicht per se gefährlich ist, wie Sie Ihrem Hund das Treppensteigen beibringen und welche Maßnahmen für Sicherheit beim Treppenlaufen sorgen.


Inhaltsverzeichnis:


Ist Treppen laufen für Hunde gefährlich?

Auf diese Frage lässt sich keine pauschale Antwort geben. Wissenschaftliche Erkenntnisse dazu, ob Treppensteigen für Hunde schädlich oder gefährlich ist, gibt es nicht. Diese Frage verunsichert jedoch sehr viele Hundehalterinnen und Hundehalter. Vor allem, da sowohl Züchter häufig Bedenken äußern als auch in vielen Online-Foren davor gewarnt wird, Hunde ( insbesondere Welpen) Treppen laufen zu lassen. Die Angst der Besitzenden: ihr Hund könnte durch das Treppenlaufen in jungen Jahren gesundheitliche Einschränkungen wie Arthrosen, Rücken- oder Hüftprobleme bekommen.

Doch wie so oft gilt auch beim Thema „Hunde und Treppensteigen“: Das richtige Maß ist entscheidend!

Aus tiermedizinischer Sicht spricht grundsätzlich nichts dagegen, Hunde Treppen laufen zu lassen auch Welpen! Denn Bewegung und maßvolle Belastung sind wichtig, damit sich der Hundekörper, das heißt Knochen und Gelenke, gesund entwickeln. Schon vor über hundert Jahren wies der Forscher und Orthopäde Julius Wolff in seinem Hauptwerk „Das Gesetz der Transformation der Knochen“ nach, dass Knochen an Festigkeit und Dichte zunehmen, wenn sie belastet werden. Bei zu wenig Belastung und Bewegung bauen sie hingegen ab.

Für Welpen gilt: Eine (maßvolle!) Belastung sorgt dafür, dass sich ihr Bewegungsapparat gesund entwickelt. Wichtig ist, dass Sie den kleinen Hund dabei im Auge behalten und ihn unterstützen. Durchaus gefährlich kann es nämlich werden, wenn Ihr Welpe mehrere Stufen auf einmal überspringt und dadurch große, abrupte Kräfte auf die noch unstabilen Gelenke einwirken. Ebenso ist es wichtig, dass Ihr Vierbeiner schon als Welpe das Treppenlaufen erlernt – sonst kann es Ihnen passieren, dass er als erwachsener Hund Angst davor hat, Treppen zu steigen.

Treppensteigen ist eine besondere Belastung für den Bewegungsapparat unserer Vierbeiner. Tierärztliche Orthopädinnen und Orthopäden sowie Tierphysiotherapeutinnen und Tierphysiotherapeuten nutzen diese Bewegung daher beispielsweise, um subtile Lahmheiten sichtbar zu machen. Je nach Auf- oder Abstieg werden schließlich bestimmte Gelenke, Knochen und Muskeln mehr belastet. Eine Bewegungsstudie aus den USA zeigte zudem, dass alle Gelenke der Hintergliedmaße beim Treppensteigen eine höhere Beweglichkeit erfordern.

Ab wann sollten Hunde das Treppenlaufen am besten lernen?

Bereits mit einem Welpen ab vier Monaten können und sollten Sie das Treppensteigen trainieren, damit er sich daran gewöhnt und keine Ängste davor entwickelt. Aber wie gesagt: das richtige Maß und eine kontrollierte Bewegung sind entscheidend!

Solange der Welpe noch nicht ausgewachsen ist, ungefähr zwischen dem achten und zwölften Lebensmonat, sollten Sie ihn keinesfalls mehrmals täglich Treppen unkontrolliert rauf- und runterlaufen lassen. Besser: Er tastet sich langsam heran und läuft ab und zu ein paar Stufen hinauf und hinunter. Unterstützen Sie ihn dabei, indem Sie ihn an die Leine nehmen und ihn jede Stufe einzeln hoch- beziehungsweise runterführen. So lernt Ihr Welpe, Treppen kontrolliert und in einem angemessenen Tempo zu bewältigen. Wenn er drei bis fünf Stufen allein geschafft hat, ist das in diesem Alter genug – den restlichen Weg können Sie den Kleinen tragen.

Ein Tipp: Damit Ihr Hund nicht zu häufig und unkontrolliert Treppen läuft, können Sie in Ihrem Zuhause einen Treppenschutz montieren: Das Absperrgitter versperrt Ihrem Vierbeiner den Zugang zur Treppe. Insbesondere bei rutschigen Treppen ist diese Maßnahme sehr sinnvoll – so verhindern Sie, dass Ihr Hund unbeaufsichtigt auf den glatten Stufen ausrutscht und sich verletzt.

 

Trotz aller Vorsicht können Stürze passieren und eine Fahrt in die Tierarztpraxis nötig werden. Damit Sie und Ihr vierbeiniger Liebling jederzeit gut abgesichert sind, empfehlen wir unsere umfassende und zuverlässige Tierkrankenversicherung.

Sind seine Knochen ausgewachsen, können Sie mit dem jungen Hund das Treppensteigen ausführlicher üben und das Tempo festigen, sodass er die Stufen sicher und angstfrei erklimmen oder hinablaufen kann.

Faustregel: Hunde gelten - je nach Größe – zwischen dem achten und zwölften Lebensmonat als ausgewachsen. Allerdings lässt sich der Zeitpunkt des Wachstumsendes nicht exakt festgelegen. So ist das Knochenwachstum bei kleinen Hunden beispielsweise früher abgeschlossen als bei großen Hunden. Lassen Sie sich im Zweifelsfall in Ihrer Tierarztpraxis beraten, wie intensiv Ihr junger Hund Treppen laufen darf.

 
Wie Sie das Treppensteigen mit Ihrem Vierbeiner richtig üben, lesen Sie weiter unten.

Kurze Beine, Gelenkprobleme… – Für welche Hunde Treppensteigen eher schädlich ist

Nicht jeder Hund ist gleich gut für das Treppensteigen geeignet, denn von Rasse zu Rasse ist der Körperbau unterschiedlich. Auch das Alter oder gesundheitliche Beschwerden können Gründe sein, warum Ihr Hund möglichst wenig über Treppen laufen sollte.

Dürfen Hunde mit langem Rücken und kurzen Beinen Treppen laufen?

Gerade bei Hunderassen mit langem Rücken und kurzen Beinen, etwa Bassets oder Dackeln, sollten Sie aufpassen: Für diese Hunde besteht ein höheres Risiko, dass ihre Gelenke beim häufigen Treppensteigen überlastet und gestaucht werden. Es empfiehlt sich, das Treppensteigen bei solchen Hunderassen auf das Nötigste zu beschränken. Liegen viele Stufen zwischen Ihrem Vierbeiner und der täglichen Gassi-Runde, sollten Sie ihn nach Möglichkeit tragen oder den Aufzug benutzen.

In einer Studie über verschiedene Bewegungsformen beim Dackel konnte gezeigt werden, dass das Risiko für verkalkte Bandscheiben mit der Dauer, die der langrückige Vierbeiner mit moderatem Treppensteigen verbringt, steigt. Nicht ohne Grund sind die Folgen eines Bandscheibenvorfalls auch als Dackellähme bekannt.

Ist Treppensteigen für große Hunde schädlich?

Bei großen Hunden wie beispielsweise Bernhardinern oder Schäferhunden dauert die Wachstumsphase der Knochen länger an als bei kleinen Rassen. Das sollten Sie berücksichtigen, wenn Sie einen großen Hund halten und entsprechend abwarten, bis Sie ihn regelmäßig Treppen steigen lassen. Eine norwegische Studie mit den großen Hunderassen wie Leonberger, Labrador, Neufundländer und Irischer Wolfshund konnte zeigen, dass das Risiko für Hüftgelenksdysplasien stieg, wenn die Hunde bereits mit < 3 Monaten Treppen gestiegen waren.

Beachten Sie auch: Im Alter haben große Hunde häufig Gelenkprobleme, die es ihnen erschweren, die Treppe zu benutzen. Der Aufzug, soweit vorhanden, ist dann die bessere Wahl. Wenn sich das Treppensteigen nicht vermeiden lässt, sollten Sie es möglichst auf ein Minimum beschränken – Ihr Vierbeiner sollte nicht viermal täglich vom dritten Stock hinab- und wieder hinauflaufen müssen.

Vorsicht bei alten Hunden und Hunden mit Gelenkproblemen

Ist Ihr Hund sehr alt oder hat Gelenkprobleme, etwa eine Ellbogenarthrose, kann es Schmerzen verursachen, Treppen zu steigen. In dem Fall sollten Sie darauf nach Möglichkeit verzichten oder das Treppensteigen zur Ausnahme machen.

Generell gilt: Achten Sie darauf, wie Ihr Hund beim Treppenlaufen reagiert. Erklimmt er sie mühelos oder wirkt er angestrengt? Solange sich Ihr Vierbeiner beim Treppensteigen wohlfühlt, ist alles in Ordnung.

Zeigt er Angst, dann üben Sie geduldig mit ihm. Scheint er hingegen Schmerzen zu haben, sollten Sie ihn nicht zum Treppensteigen zwingen.

 Übrigens: Spezielle Treppenlifte gibt es nicht nur für menschliche Senioren, sondern auch für Vierbeiner, denen das Treppensteigen schwerfällt. Allerdings ist das eine teure Angelegenheit und nicht überall stimmen die Voraussetzungen, um einen solchen Treppenlift einzubauen. Günstiger ist es, eine Hunderampe anzuschaffen, die über eine kurze Treppe gelegt werden kann. Wichtig: Die Rampe sollte eine absolut rutschfeste Oberfläche haben und sicher befestigt werden können.

 

So trainieren Sie das Treppensteigen mit Ihrem Vierbeiner

Damit Ihr Hund lernt, souverän und ohne Angst über Stufen zu laufen, sollten Sie es mit ihm schon in jungem Alter üben.

Tipps für das Treppen-Training

Bevor Sie sich mit Ihrem Vierbeiner ans Üben machen, haben wir einige nützliche Tipps für Sie:

  • Nehmen Sie sich am Anfang viel Zeit und üben Sie sich in Geduld. Ihr Hund ist wahrscheinlich erst unsicher und muss sich nach und nach an das Treppensteigen gewöhnen.
  • Halten Sie Leckerchen bereit – damit können Sie Ihren Hund belohnen, wenn er eine Treppenstufe gemeistert hat. Auch Loben und Streicheleinheiten sorgen für Motivation!
  • Wenn Ihr vierbeiniger Liebling sehr ungestüm ist, bremsen Sie ihn ein. Ihr Hund sollte möglichst langsam und kontrolliert über die Stufen laufen, damit er sich nicht verletzt.
  • Üben Sie in der ersten Zeit an rutschfesten Treppen. Auf Stufen aus Marmor oder glattpoliertem Holz kommen Hundepfoten schnell ins Rutschen. Das erhöht das Risiko, dass Ihr Vierbeiner sich verletzt und in der Folge Angst vor Treppen entwickelt. Antirutschstreifen können Abhilfe schaffen.

So bringen Sie Ihrem Hund das Treppensteigen bei

Mit viel Einfühlungsvermögen, Geduld und Leckerlis können Sie Ihrem vierbeinigen Liebling das Treppengehen problemlos beibringen. Wie Sie dabei vorgehen, erklären wir hier Schritt für Schritt.

1. Die passende Ausgangssituation

Wenn die Möglichkeit besteht, üben Sie anfangs an einer gerade verlaufenden Treppe, deren Stufen nach hinten geschlossen sind. Außerdem sollten die Stufen rutschfest, also zum Beispiel mit Teppich ausgelegt oder mit Antirutschstreifen versehen sein. Hunden fällt das Hinaufsteigen leichter als das Heruntergehen – beginnen Sie also damit.

Damit Ihr Hund sich sicher fühlt, sollten Sie ihn, wenn möglich, immer an der Wandseite gehen lassen und neben ihm hergehen.

2. Stufe für Stufe meistern

Jede Stufe, die Ihr Vierbeiner meistert, ist ein Erfolg! Während manche Hunde eher eingebremst werden müssen, brauchen andere viel Ermutigung, um überhaupt die erste Stufe zu erklimmen. Legen Sie ein Leckerli auf die nächsthöhere Stufe, um Ihren Hund zu motivieren. Reden Sie ihm gut zu, wenn er versucht, die Stufe hinaufzusteigen. Hat er eine Stufe geschafft, loben Sie ihn ausführlich. Das wird ihn bestärken, auch die nächste Stufe zu überwinden. Ist Ihr Hund sehr ungestüm und will die Treppe hinaufstürmen, müssten Sie ihn dagegen einbremsen. Lassen Sie ihn langsam hinter sich hergehen und fordern Sie ihn zum Warten auf.

3. Hund die restlichen Stufen tragen

Für den Anfang, gerade bei Welpen, sind drei bis fünf Stufen mehr als genug. Die restliche Treppe können Sie Ihren Liebling tragen.

Wenn am Ende der Treppe eine schöne Überraschung auf Ihren Hund wartet, zum Beispiel ein Spiel oder Futter, wird er das Treppensteigen mit etwas Positivem verknüpfen. Nach und nach wird das Treppenlaufen für ihn immer normaler und er verliert seine Hemmungen.

Tipp: Um Ihrem Hund Neues, zum Beispiel das Treppensteigen, beizubringen beziehungsweise gewünschtes Verhalten zu bestärken, können Sie auch Clickertraining mit ihm durchführen. Mehr dazu erfahren Sie in unserem Beitrag „“.

Darauf sollten Sie bei der Gestaltung einer hundesicheren Treppe achten

Ihr Hund meistert das Treppensteigen furchtlos und souverän? Glückwunsch! Achten Sie in Ihrem Zuhause unbedingt darauf, dass die Treppen „hundesicher“ sind, um Unfälle zu vermeiden. Mit folgenden Maßnahmen sorgen Sie für Sicherheit:

  • Ein Geländer verführt nicht nur kleine Kinder dazu, einfach mal den Kopf zwischen die Streben zu schieben, um hindurchzugucken. Zwischenräume des Treppengeländers sollten daher so angepasst sein, dass Ihr Hund seinen Kopf nicht hindurchstecken kann und am Ende feststeckt. Ist eine Anpassung der Streben nicht möglich, sollten Sie die Treppe für Ihren Hund möglichst unzugänglich machen.
  • Ein Absperrgitter am oberen und unteren Ende einer Treppe sorgt dafür, dass Hunde nicht unkontrolliert Treppen steigen. So passiert es zum einen nicht, dass Ihr Hund häufiger Treppen läuft als ihm guttut. Zum anderen ist ein Hundegitter hilfreich, wenn die Stufen beispielsweise sehr rutschig sind und Ihr Hund beim unbeaufsichtigten Treppensteigen leicht ausrutschen könnte.
  • Sinnvoll ist es, die Treppenstufen rutschsicher zu gestalten. Das gelingt mit Stufenmatten oder Antirutschstreifen, die aufgeklebt werden.

Mit diesen Maßnahmen lassen sich unschöne Unfälle vermeiden. Damit Sie und Ihr vierbeiniger Freund jederzeit und in jedem Fall gut abgesichert sind, empfiehlt sich eine starke Tierkrankenversicherung. Der AGILA Tierkrankenschutz deckt auch hohe Kosten ab, egal, ob es um die tierärztliche Behandlung infolge eines Unfalls, eine Operation oder Vorsorgemaßnahmen handelt. Erfahren Sie mehr zu den Leistungen im Detail.

Kennen Sie schon unsere Hundetrainer-Sprechstunde? Wenden Sie sich mit Ihren Fragen rund um Ihren vierbeinigen Liebling an erfahrene Expertinnen und Experten und erhalten Sie kostenlose Tipps für die Hundeerziehung.

FAQ: Was Sie über das Treppensteigen mit Hund wissen müssen

Nachfolgend beantworten wir Ihnen häufig gestellte Fragen rund um die Themen Treppenlaufen mit dem Hund.

Welche Hunderassen sollten besser keine Treppen steigen?

Hunderassen mit langem Rücken und/oder kurzen Beinen sollten möglichst nicht Treppensteigen, unter anderem:

  • Basset Hound
  • Pekinese
  • Französische Bulldogge
  • Dackel
  • Mops

Sollte ein erwachsender Hund Treppen laufen?

Bei erwachsenen Hunden sind Gelenke und Knochen (anders als beim Welpen) voll ausgereift. Langsames, maßvolles Treppensteigen in ruhigem Tempo und unter Aufsicht ist in den meisten Fällen völlig in Ordnung. Wenn Ihr Hund allerdings unter gesundheitlichen Problemen leidet, klären Sie bitte mit Ihrer Tierarztpraxis ab, ob und wieviel Treppensteigen vertretbar ist.

Was tun bei einem Treppensturz Ihres Hundes?

Ist Ihr Hund beim Treppensteigen gestürzt, zeigt eine Lahmheit oder verhält sich komisch (schläft zum Beispiel ungewohnt viel) rufen Sie Ihre Tierärztin oder Ihren Tierarzt an und fahren Sie mit Ihrem Vierbeiner so schnell wie möglich in die Praxis. Dort wird festgestellt, ob innere Verletzungen oder im schlimmsten Fall ein Knochenbruch bestehen. Bei einem leichten Sturz ist die Fahrt zur Tierarztpraxis in der Regel nicht nötig. Beobachten Sie Ihren Hund in den Stunden nach einem Sturz aber unbedingt – zeigt er ungewöhnliches Verhalten oder scheint er Schmerzen zu haben, sollten Sie ihn auf jeden Fall tierärztlich untersuchen lassen. Mit dem AGILA Tierkrankenschutz sind Sie auch im Falle von Unfällen oder Operationen umfassend abgesichert.

Dieser Artikel wurde geprüft von Tierärztin Melanie Müller.

Die genannten Informationen stellen keine Anleitung zur Selbstdiagnose und Behandlung von Tierkrankheiten dar. Tierhaltende sollten bei gesundheitlichen Problemen ihres Tieres in jedem Fall eine Tierärztin oder einen Tierarzt um Rat fragen. Diagnosen über das Internet sind nicht möglich.

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