Ein Gastartikel von Tierverhaltenstherapeutin Stella Apetz

Ein Thema, über das selten gesprochen wird, sind Katzen, die sich selbst weh tun. Umso wichtiger ist es, Zwangsstörungen der Samtpfoten ernst zu nehmen und die mögliche Ursache zu finden. In diesem Beitrag erklärt Tierverhaltenstherapeutin Stella Apetz, wie Sie einer Zwangsstörung bei Katzen vorbeugen können, was zu  beachten ist, wenn Ihre Katze bereits eine Zwangsstörung hat und wie Sie ihr bestmöglich helfen können.

Inhaltsverzeichnis:

Ihr geliebter Stubentiger verhält sich anders als sonst? Putzt sich auffällig oft oder das Fell fällt schon an betroffenen Stellen aus? Es entstehen blutige Wunden? Hier heißt es handeln und ab in die Tierarztpraxis! Denn zuerst sollte unbedingt ausgeschlossen werden, dass körperliche Beschwerden  vorliegen, welche zu diesem Verhalten führen.

Zwangsstörung bei Katzen: Hilfe von Tierpsychologen oder Verhaltenstherapeuten

Wenn tierärztlich alles abgeklärt ist, weder eine Allergie mit starkem Juckreiz vorliegt noch organische oder arthrotische Veränderungen diagnostiziert wurden, sollte sich eine Expertin oder ein Experte genau die Psyche des betreffenden Tieres „ansehen“. Dies können z.B. Tierpsychologinnen- und psychologen oder Verhaltenstherapeutinnen- und therapeuten sein. Sie werden einige Fragen zum Alltag und zur Lebensweise Ihrer Katze stellen:

Hat sich etwas bei Ihnen zu Hause verändert? Ist  ein neues Familienmitglied (Mensch oder Tier) eingezogen oder hat sich die Haltung verändert (Freigänger vs. Hauskatze)? Sind Sie vor Kurzem umgezogen oder sind Sie weniger zu Hause? All das können Gründe dafür sein, dass Ihre Katze Stress hat und mit einem zwanghaften Verhalten versucht, diesen zu kompensieren. Damit dieses Verhalten aufhört, ist es enorm wichtig, die Ursache zu finden und an einer Lösung zu arbeiten.

Eine Art des zwanghaften, sich selbst verletzenden Verhaltens ist das sogenannte "Overgrooming", also eine übertriebene, zwanghafte Körperpflege.

Zwangsstörung bei Katzen: Stress oder mangelnde Beschäftigung meist Ursache

Vielleicht ist eine neue Katze eingezogen und unterdrückt, beeinträchtigt oder stresst Ihre erste Katze? Häufig ist es leider so, dass zu schnell vergesellschaftet wurde oder die Beiden sich einfach nicht verstehen. Wenn dies ein langfristiges Problem ist und sich nicht mit der Zeit legt, macht es Sinn, die zugezogene Katze wieder zurück zu geben oder ihr ein neues, artgerechtes zu Hause zu ermöglichen. Nur so kann sich der Stress für Ihre erste Katze wieder legen.

Umzüge mit Katzen sollten so ruhig wie möglich ablaufen. Es ist wichtig, direkt vertraute Gegenstände und Rückzugsmöglichkeiten im neuen Zuhause anzubieten (Höhle, Kiste, Decke), damit sich die Katze in Ruhe eingewöhnen kann.

Generell sollten Katzen genügend Rückzugsorte haben, im Idealfall sogar einen eigenes ,,Katzenzimmer´´. Des Weiteren benötigen die Samtpfoten viel Beschäftigung – gerade, wenn kein Freigang möglich ist. Den Lautstärkepegel in der Wohnung sollten Sie grundsätzlich möglichst niedrig halten, denn Katzen reagieren viel sensibler auf Lärm als wir Menschen. All diese Punkte können bei Nicht-Beachtung die Ursache für eine Zwangsstörung bei Katzen sein.

Zur Beruhigung der Samtpfoten gib es zusätzlich die Möglichkeit, Diffuser (Zerstäuber) einzusetzen, die Sie bequem in der Wohnung montieren können. Diese setzen ätherische Öle wie z.B. Lavendel, Katzenminze oder Rosmarin frei, welche sich beruhigend auf Katzen auswirken. Auch homöopathisch können Sie helfen. Zu beiden Punkten sollten Sie aber unbedingt vorab mit Ihrer Tierarztpraxis oder anderen Expertinnen und Experten sprechen.

Bei blutigen Wunden ist der Tierarztbesuch unausweichlich

Sobald Ihre Katze sich wund leckt oder übertrieben putzt, warten Sie nicht lange mit dem Tierarztbesuch. In den meisten Fällen muss Ihrer Katze ein Halskragen angelegt werden. Natürlich bedeutet dieser wieder zusätzlichen Stress, dennoch gilt hier an erster Stelle die Vermeidung von noch schlimmeren Verletzungen und die Heilung der bestehenden Wunden. Diese müssen – je nach Intensität – antibiotisch versorgt werden. Oft werden Entzündungshemmer oral verabreicht.

Fazit: Beobachten Sie Ihre Vierbeiner genau und suchen Sie rechtzeitig Hilfe bei Fachleuten. Diese Art der Zwangsstörung bei Katzen ist nicht auf die leichte Schulter zu nehmen. So können Sie Ihrer Samtpfote rechtzeitig helfen und sorgen (wieder) für ein harmonisches Miteinander.

Foto: © olezzo/Adobestock