Der Luchs scheint wie ein Fabelwesen. Selten vorkommend, gut versteckt und lautlos in den Wäldern lebend, werden wir die Pinselohren des Luchses vermutlich nie selbst entdecken. Gut, dass die schönen Tiere vielfach auf Bildern und in Dokumentationen zu sehen sind. Denn obwohl oder genau weil wir sie nicht sehen, sind sie so faszinierend. Aber was genau sind das für Tiere? Ist der Luchs eine wilde Katze? Und sind Hauskatzen mit dem Luchs verwandt?


Inhaltsverzeichnis:

Ursprung des Luchses

Auch in den deutschen Wäldern streift der Eurasische Luchs mit dem wissenschaftlichen Namen Lynx lynx, dank wirksamer Schutzprojekte seit einigen Jahrzehnten wieder umher. Heimisch in ganz Europa, bis in weite Teile Asiens hinein, gibt es ihn in Deutschland mittlerweile wieder im Harz, im Bayrischen Wald und im Pfälzerwald. Insgesamt leben, den letzten Zählungen nach, in diesen drei Gebieten 194 Tiere. Die Art gilt damit als vom Aussterben bedroht und steht in Deutschland auf der „Roten Liste“. Denn leider sterben viele junge Luchse und auch im Straßenverkehr kommen mehrfach Tiere ums Leben.

Ist der Luchs eine wilde Katze?

Ja. Der Systematik nach zählt der Luchs zu der Familie der Katzen und geht auch in der Unterfamilie der „Kleinkatzen“ noch den selben Pfad am Stammbaum entlang wie unsere Hauskatze und auch die Europäische Wildkatze. Dort trennen sich jedoch die Wege, sprich die weiterreichende Verwandtschaft. Denn während die Haus- und die Wildkatze zwar nicht der selben Art, sehr wohl aber der selben Gattung der „echten Katzen“ entspringen, ist der Luchs einer eigenen Gattung zugeordnet.

Damit ist der Luchs also eine wilde Katze, jedoch nicht als einzige freilebend in unseren Wäldern unterwegs. Die Europäische Wildkatze (wissenschaftlicher Name: Felis sylvestris) wird aufgrund ihres Lebensraumes auch Waldkatze genannt. Sie ist deutlich kleiner als der Luchs und ist zusätzlich durch ihre Fellfärbung leicht mit der Hauskatze verwechselbar. Obwohl es wieder mehr Wildkatzen in Deutschlands Wäldern gibt, gilt auch diese Art als bedroht und steht unter Schutz.

Verhalten des Luchses

Die enge Verwandtschaft lässt ähnliche Verhaltensweisen erkennen. Die Jagd ist für die wilde Katze überlebenswichtig. Leises Heranschleichen und unsichtbar bleiben bis zur letzten Sekunde sind das Spezialgebiet von Katzen und auch vom Luchs. Zu seinen Beutetieren zählen vorwiegend Rehe, Kaninchen und Vögel, aber auch andere Jäger, wie der Fuchs. Der Luchs ist kleiner als der Wolf, ist dank seiner Hochbeinigkeit jedoch nach ihm das drittgrößte Raubtier Europas. Auf der Suche nach Nahrung nennt der Luchs ein Streifgebiet von bis zu 500 Quadratkilometer sein Zuhause. Luchse sind am liebsten nachts unterwegs und verstecken sich tagsüber in dichten Wäldern und Felsvorsprüngen. Einmal im Jahr wird geworfen. Ein Tier in freier Wildbahn wird bis zu 15 Jahre alt.

Schutz des Luchses

Da der Luchs eine wilde Katze ist, geht es ihm wie den meisten wildlebenden Jägern. Er wurde im Laufe der Menschheitsgeschichte zum Gejagten. Seine Geschichte in Deutschland endete daher vorerst Mitte des 19. Jahrhunderts. Genau wie der Wolf hat er für Jahrzehnte unfreiwillig sein Habitat verlassen. Jedoch ist er an diesen (Stand-)Ort angepasst und wie jedes Lebewesen hat auch er einen Sinn, eine Aufgabe im wilden Zusammenleben. Daher gibt es seit Mitte des 20. Jahrhunderts mehrere Schutz- und Wiederansiedlungsprojekte, die helfen, den Luchs eine wilde Katze sein zu lassen – sie sind jedoch nur langsam von Erfolg gekrönt. Die bis heute wenigen Vorkommen des Luchses machen seinen Schutz durch Organisationen, wie den BUND, unverzichtbar.

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