Eine Hundegeburt ist keine Sache, die mal eben nebenbei abläuft. Wie auch bei der Geburt bei Katzen bedarf sie einer guten Vorbereitung. Die Fachtierärztin für Kleintiere Johanna Bönig von der Tierklinik Oberhaching erklärt im Dezember 2022 in einem Interview, was für die Geburt bei Hunden wichtig und worauf zu achten ist.


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Bitte bedenken Sie: Diese Informationen dienen keinesfalls als Anleitung zur Hobbyzucht zuhause. Eine gezielte Zucht sollte nur mit professionellem Hintergrund erfolgen und, wenn die Unterbringung der Welpen gesichert ist. Manchmal passiert es jedoch trotz aller Vorsichtsmaßnahmen, dass die Hündin schwanger wird – dann sollten Sie sich über die Trächtigkeit und Geburt umfassend informieren.


Wie läuft die Geburt beim Hund ab?

Wir unterscheiden in der Tiermedizin drei Phasen, in denen eine Geburt abläuft. Die Öffnungsphase dauert bei Hunden sechs bis zwölf Stunden. In dieser Phase kann die Hündin unruhig sein, hecheln, sie zeigt Nestbauverhalten und frisst in der Regel nicht mehr. Oft ist ein Schleimabgang aus der Vulva sichtbar. Es finden die ersten Kontraktionen in der Gebärmutter statt, allerdings noch ohne Bauchpresse. Da dies eine störempfindliche Phase ist, sollte viel Ruhe vorhanden sein.

 Johanna Bönig - © Tierklinik Oberhaching

Die zweite Phase ist die Austreibungsphase. Hierbei geht das Fruchtwasser ab und die Hündin zeigt eine Bauchpresse, was bedeutet, dass sie Wehen hat. Der Welpe kommt in der Regel von einer Fruchthülle, dem sogenannten Amnion, umgeben auf die Welt. Die Hündin befreit den Welpen davon und beißt die Nabelschnur durch. Dann kommt schon der nächste Welpe.

Beim Hund sollte die Zeit zwischen Fruchtwasserabgang und dem ersten Welpen maximal vier Stunden betragen. Die Zeit zwischen den Welpen darf maximal drei Stunden andauern. Je nachdem wie viele Welpen erwartet werden, sollte die Gesamtgeburtsdauer beim Hund zwölf Stunden nicht überschreiten, wobei auch Pausen möglich sein können, in denen die Hündin ihre Energiereserven wieder auffüllen muss.

Schließlich folgt die Nachgeburtsphase, in der die Nachgeburt ausgeschieden wird. Es wird pro Welpe eine Nachgeburt aus dem Geburtskanal ausgetrieben, entweder wird diese direkt mit dem Welpen oder innerhalb der nächsten 15 Minuten ausgeschieden. Die Hündin frisst die Nachgeburt meistens auf. Allerdings sollte sie nur höchstens zwei fressen, da sie von mehr Nachgeburten Durchfall entwickeln könnte – Haltende sollten also eingreifen, damit die Hündin nicht zu viele Nachgeburten verzehrt.

Was müssen Besitzende bei der Geburt und Trächtigkeit von Hunden beachten?

Grundsätzlich sollten nur gesunde Tiere mit einem idealen Körpergewicht miteinander verpaart werden. Wenn der Hund eine Grunderkrankung hat, raten wir dazu, die Zucht zu verschieben, bis er wieder gesund ist. Bei chronischen Erkrankungen ist von einer Zucht abzuraten. Die Elterntiere sollten außerdem bewusst ausgewählt werden, beispielsweise sollte der Rüde nicht wesentlich größer sein als die Hündin. Zudem sollte die Hündin regelmäßig geimpft und entwurmt worden sein. In der Trächtigkeit selbst wird sie zweimal entwurmt. Allerdings sind nicht alle Medikamente für trächtige Hunde zugelassen, weshalb die Rücksprache mit einer Tierärztin oder einem Tierarzt zuvor erfolgen sollte. In manchen Fällen ist zudem eine zusätzliche Hundeimpfung gegen Herpesviren empfohlen.


Alle Infos zur Entwurmung


Wir empfehlen den Züchterinnen und Züchtern eine Zyklusbestimmung oder Deckzeitpunktbestimmung durchführen zu lassen, bevor der Hund gedeckt wird. Dies dient nicht nur dazu, den genauen Zeitraum zu kennen, wann die Hündin zum Rüden gefahren werden sollte, sondern auch, um später das Ende der Trächtigkeit besser einschätzen zu können. So wissen die Hundehaltenden, wann die Trächtigkeit endet und die Geburt bevorsteht.

Was können Tierhaltende für die Geburt beim Hund vorbereiten?

Angenommen die Hündin wurde erfolgreich gedeckt, dann ist der nächste Schritt, die Trächtigkeit durch eine Tierärztin oder einen Tierarzt bestätigen und die Anzahl der Feten bestimmen zu lassen. Letzteres ist unter anderem wichtig, damit die Hundebesitzerin oder der Hundebesitzer weiß, wie viele Welpen zu erwarten sind, was für die Geburt nicht unerheblich ist. Außerdem erfährt man so im Vorfeld, ob besondere Verhältnisse vorliegen, zum Beispiel wenn besonders viele Feten oder nur ein Fetus vorhanden sind. Hunde zählen zu den multiparen Spezies, was bedeutet, dass sie normalerweise mehrere Welpen werfen. Wenn sie jedoch nur mit einem Fetus trächtig sind, bringt das häufig Probleme während der Geburt mit sich.

Zudem wird dazu geraten, in der letzten Woche der Trächtigkeit einmal täglich die Temperatur zu bestimmen. Wenn die Körpertemperatur der Hündin unter 37 Grad abfällt, beginnt die Geburt in der Regel innerhalb der nächsten 24 Stunden.


Wie messe ich die Körpertemperatur meiner Hündin?


In der letzten Trächtigkeitshälfte hat die Hündin einen erhöhten Energiebedarf. Deshalb sollte sie schrittweise auf spezielles Hundefutter für trächtige und laktierende Hunde umgestellt werden. Außerdem empfehlen wir, sich vorab Welpenmilch und Flaschen zuzulegen, damit im Notfall zugefüttert werden kann. Eine Wärmequelle wie ein Rotlicht sollte man ebenfalls zuhause haben.

Des Weiteren wird eine Wurfkiste benötigt, in der die Hündin mit den Welpen bequem liegen kann. Sie sollte leicht zu reinigen sein. Zudem sollte ein zusätzlicher Rückzugsort angeboten werden. Wichtig ist auch eine ruhige, stressarme und warme Umgebung. Wenn die Geburt beginnt, sollte die Besitzerin oder der Besitzer den gesamten Ablauf ruhig und unauffällig überwachen. Sie oder er hält sich in unmittelbarer Nähe auf und kann, wenn nötig, eingreifen.

Welche Komplikationen können bei der Geburt von Hunden auftreten?

Es gibt zahlreiche Komplikationen, die auftreten können. Die Geburt bei Hunden und Katzen findet in der Regel zuhause statt, ohne tierärztliche Begleitung. Deshalb sollten sich alle Hundehaltenden, deren Hund Welpen erwartet, vorab informieren, wo sie im Ernstfall Tag und Nacht Hilfe bekommen und ab wann tierärztliche Hilfe nötig ist.

Wir unterscheiden in der Tiermedizin grundsätzlich zwischen Problemen in der Geburt, die von der Mutter ausgehen, und Problemen, die von den Feten ausgehen. Geburtskomplikationen, die mit der Hündin zusammenhängen, umfassen ganz allgemein beispielsweise Erkrankungen der Gebärmutter oder einen zu engen Geburtsweg. Wir wissen zudem, dass bestimmte Rassen häufiger Probleme in der Geburt haben. Dazu zählt beispielsweise der Boston Terrier.

Probleme, die von den Feten ausgehen, umfassen entweder sehr viele Feten, Fehlbildungen oder zu große Welpen. Bei Hunden kann beispielsweise auch der Wasserkopf (schwerwiegende Fehlbildung des Gehirns) auftreten. Im schlimmsten Fall können die Feten tot sein, was auch zu Komplikationen und somit zur Gefahr für die Hündin werden kann. Zudem können sogenannte Lage-, Stellungs- und Haltungsanomalien vorkommen. Das bedeutet, vereinfacht gesagt, dass der Welpe falsch herum oder falsch positioniert in den Geburtsweg eintritt. Wie bereits angesprochen, führt ein einziger Welpe häufiger zu Schwergeburten und somit ist eine Einlingsgeburt als Risiko anzusehen. In dem Fall sollte schon bei der Trächtigkeitsdiagnostik eine tierärztliche Beratung durchgeführt werden, um das Risiko für den Fetus und die Hündin zu reduzieren.


Welche Zuchtmerkmale können zu Komplikationen führen?


Was sind Hinweise für Komplikationen?

Es gibt verschiedene Anzeichen, bei denen die Tierärztin oder der Tierarzt involviert werden sollte. Grundsätzlich gilt: Wenn nach dem Deckzeitpunkt über 68 Tage vergangen sind und noch keine Geburtsanzeichen vorhanden sind, sollte man einen Termin in der Tierarztpraxis vereinbaren.

Wann müssen Tierhaltende während der Hundegeburt hellhörig werden?

Gab es schon erste Anzeichen für die Hundegeburt, sollte man sich bei den nachfolgenden Problemen in der Regel zeitnah tierärztliche Hilfe suchen:

  • Der Temperaturabfall wurde festgestellt, aber nach 24 Stunden ist noch kein Welpe da
  • Trotz Bauchpresse ist nach 20 Minuten noch kein Welpe geboren
  • Grüner oder eitriger stinkender Vaginalausfluss sowie starke Blutungen während der Geburt
  • Ein feststeckender Welpe im Geburtsweg
  • Tote Welpen
  • Bei einem gestörtem Allgemeinbefinden der Hündin
  • Wenn zwischen der Geburt zweier Welpen mehr als 3 Stunden liegen

Manchmal besteht die Möglichkeit, mit Hilfe von Medikamenten und Infusionen eine Geburt noch vollständig ablaufen zu lassen. Manchmal muss jedoch auch chirurgisch eingegriffen werden. Dazu zählen beispielsweise der Dammschnitt oder auch der Kaiserschnitt. Dies kann jedoch mit weiteren Komplikationen für die Hündin, die Welpen und auch hohen Kosten verbunden sein.

Wie können die Welpen und die Hündin nach der Geburt optimal versorgt werden?

Die Welpen werden in der Regel mit einer Fruchthülle umgeben geboren. Die Hündin öffnet diese, schleckt den Welpen trocken und durchbeißt die Nabelschnur. Das ist wichtig, damit der Kreislauf angeregt wird. Manchmal macht das die Hündin jedoch nicht sofort. Dann muss die Besitzerin oder der Besitzer diese Aufgabe übernehmen.

Innerhalb der ersten vier Stunden sollten die Welpen bei der Hündin das erste Mal saugen dürfen. Auch da ist die Halterin oder der Halter gefragt, die Welpen immer wieder an das Gesäuge anzulegen, bis alle zuverlässig trinken. Wenn es hierbei Probleme gibt, beispielsweise wenn es zu wenig oder keine Milch gibt oder die Hündin zu geschwächt ist, dann muss die Halterin oder der Halter das Füttern übernehmen. Dies kann leider bedeuten, dass sie oder er Tag und Nacht alle zwei Stunden die Welpen füttern und anschließend den Bauch massieren muss, bis die Welpen eigenständig ausreichend feste Nahrung zu sich nehmen.

Außerdem sollten die Welpen täglich gewogen werden. Bereits am zehnten Tag sollten sie ihr Gewicht verdoppelt haben. Ab der dritten Woche kann Welpenfutter angeboten werden. Ab der sechsten bis achten Woche sollten sie vollständig auf feste Nahrung umgestellt worden sein. Frühestens ab der achten Woche dürfen die Welpen in ihr neues Zuhause ziehen.

Bei der Mutter sollte in der Woche nach der Geburt täglich die Temperatur kontrolliert werden. Wenn ein Kaiserschnitt durchgeführt wurde, wird die Wunde täglich kontrolliert. Auch das Gesäuge sollte regelmäßig auf Schwellungen, Rötungen und Wärme überprüft werden. Aufgrund des erhöhten Energiebedarfs erhält die Hündin auch während der Laktation ein energie-, calcium- und proteinreicheres Futter. Des Weiteren sollte sie regelmäßig gewogen werden, um auszuschließen, dass sie zu viel Gewicht verliert. In der Laktation sollte die Hündin maximal zehn Prozent des Gewichts verlieren. Zuletzt sollten sowohl die Hündin als auch die Welpen in tierärztlicher Rücksprache ab der zweiten Woche regelmäßig entwurmt werden.

Dieser Artikel wurde geprüft von Tierärztin Melanie Müller.

Die genannten Informationen stellen keine Anleitung zur Selbstdiagnose und Behandlung von Tierkrankheiten dar. Tierhaltende sollten bei gesundheitlichen Problemen ihres Tieres in jedem Fall eine Tierärztin oder einen Tierarzt um Rat fragen. Diagnosen über das Internet sind nicht möglich.

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