Der Otterhund – englisch Otterhound – hat ursprünglich als Jagdhund Aufmerksamkeit erregt. Diese robusten Hunde sind nicht nur für ihre ausgezeichnete Jagdfähigkeit im Wasser bekannt, sondern auch für ihren liebenswerten Charakter.


Inhaltsverzeichnis:


Herkunft und Geschichte des Otterhundes

Der Otterhund stammt aus Großbritannien, wo schon vor fast 1000 Jahren Hunde zur heute EU-weit verbotenen Otterjagd genutzt wurden. Vermutlich hat der Otterhund seinen Ursprung in den englischen Hound Linien unter französischem Einfluss. So gehört zu seinen Vorfahren unter anderem der Bloodhound, von dem er seinen bemerkenswerten Geruchssinn geerbt hat. Auch der Griffon Nivernais, der als zäh und „wetterfest“ gilt, zählt zu seinen Verwandten. Durch verschiedene Einkreuzungen wurden weitere Eigenschaften des Otterhundes verstärkt, die ihn besonders für die Jagd im Wasser auszeichnen, beispielsweise die Fähigkeit, lange im Wasser zu schwimmen. Eine offizielle Anerkennung der Rasse durch die Fédération Cynologique Internationale erfolgte 1974. Heute steht der Otterhund auf der Liste der gefährdeten einheimischen Hunderassen des britischen Kennel Clubs.

Wasserabweisendes Fell und „Schwimmhäute“

Der Otterhund ist ein beeindruckender, stämmiger Hund. Rüden werden ungefähr 69 Zentimeter groß und Hündinnen etwa 61 Zentimeter. Sein langes, dichtes, raues und harsches Fell mit einer dicken Unterwolle ist eines seiner markantesten Merkmale. Es schützt den Hund vor Verletzungen beim Durchstreifen des Gestrüpps und durch eine ölige Textur ist es wasserabweisend, was sich in der Otterjagd als sehr nützlich erwies.

Otterhund mit hellem, struppigem Fell blickt aufmerksam nach oben in die Kamera.

Die Fellfarbe des Otterhundes kann variieren, von einfarbig bis zu verschiedenen Farbmischungen vor allem in Schwarz, Grau, Blau, Braun und Creme, wobei leichte weiße Abzeichen an Kopf, Brust, Pfoten und der Rutenspitze vorkommen. Der Vorderrand der langen, herabhängenden Ohren faltet oder rollt sich ein, weshalb sie elegant und geschmeidig fallend aussehen. Mit einer breiten Nase und tief eingesetzten, ausdrucksvollen Augen strahlt der Otterhund eine Kombination aus Ernsthaftigkeit, Ruhe und Freundlichkeit aus. Die Zwischenzehenhaut, die bei allen Hunden vorkommt, ist beim Otterhund besonders ausgeprägt und fungiert wie eine Schwimmhaut. Somit sind seine großen, runden Pfoten mit den „Schwimmhäuten“ ideal zum Schwimmen.

Charakter und Haltung des Otterhundes

Der Otterhund ist ein freundlicher, fröhlicher und selbstbewusster Hund mit einem eigenen Kopf. Als typischer Meutehund liebt er Gesellschaft – ob mit Menschen oder anderen Hunden – und zeigt sich anhänglich und loyal. Gleichzeitig ist er unabhängig und manchmal stur. Die Intelligenz des Otterhundes macht ihn lernfähig, kann allerdings auch zu einer gewissen Eigensinnigkeit führen. Sein ausgeprägter Spürsinn und seine Neugier machen ihn zu einem aufmerksamen und ausdauernden Begleiter, der Beschäftigung und Bewegung liebt. Regelmäßige, ausgedehnte Spaziergänge und die Möglichkeit, sich frei zu bewegen, sind unerlässlich. Dabei sollten Sie mit Spielen seinen Spürsinn ansprechen, beispielsweise beim Mantrailing, und bei den Ausflugszielen seiner Wasserliebe entgegenkommen. Ein Haus mit Garten wäre optimal, der Otterhund fühlt sich in kleinen Wohnungen nicht wohl. Außerdem ist er bekannt für sein lautes Bellen, das ihm ursprünglich ein nützliches Werkzeug zur Jagd war. Mit seinem freundlichen Wesen, seiner Gutmütigkeit und seiner sozialen Art kann der Otterhund ein treuer Familienbegleiter sein – vor allem in aktiven Haushalten. Er liebt Gesellschaft, ist meist geduldig mit Kindern und zeigt selten Aggression, solange seine Haltung seinen Bedürfnissen gerecht wird. Da er eher mehr Zeit und Aufmerksamkeit seiner Haltenden braucht, ist er nicht als klassischer „unkomplizierter“ Familienhund bekannt.

So gelingt die Erziehung des Otterhundes

Die Erziehung dieser Rasse kann eine Herausforderung sein, da diese Jagdhunde in der Regel sehr selbstständig sind und durchaus dickköpfig sein können. 

Deswegen brauchen Otterhunde erfahrene und aufmerksame Haltende, die klare Regeln kommunizieren und konsequent Grenzen setzen. Bieten Sie Ihrem Vierbeiner keine zuverlässige Führung, wird er eigenständig Entscheidungen treffen. Der Dickköpfigkeit des Otterhundes sollten Sie mit Geduld und Konsequenz begegnen, damit er Ihnen als sanfter und treuer Begleiter zur Seite steht. Es ist ebenfalls wichtig, abwechslungsreiche Herausforderungen in das Training einzubringen, um seinen intelligenten Geist zu fordern und ihn auszulasten.

Pflege des Otterhundes

Lebhafter Otterhund mit wuscheligem Fell rennt über eine grüne Wiese.

Das dichte, raue Fell des Otterhundes muss regelmäßig gebürstet werden, um Verfilzungen zu vermeiden und die Haut gesund zu halten. Ein- bis zweimal die Woche sollte eine gründliche Pflegeeinheit eingeplant werden. Während des Fellwechsels bedarf die Fellpflege noch mehr Aufmerksamkeit, um die Unterwolle gründlich auszubürsten. Achten Sie zudem darauf, die Ohren regelmäßig zu überprüfen und gegebenenfalls die äußere Ohrmuschel mit einem feuchten Baumwolltuch auszuwischen, da ihre lange, faltige Struktur anfällig für Infektionen sein kann. 

Gesundheitliche Risiken beim Otterhund

Der Otterhund ist für einige Erkrankungen prädisponiert. Da Otterhunde zu den großen Hunderassen gehören, sind sie generell anfälliger für Magendrehung, Hüftdysplasie und Ellenbogendysplasie. Hinzu kommen einige Krankheiten, die in der Zuchtlinie des Otterhundes vererbt werden können.

Die Magendrehung ist ein akuter Notfall, wovon meist große Hunde betroffen sind. Eine Magendrehung entsteht oft durch eine Magenüberladung oder Gasbildung. Bauchschmerzen, erfolglose Versuche zu erbrechen und Speicheln sind mögliche Folge. Mit weiterem Fortschritt werden durch die Magendrehung Blutgefäße und Nerven abgedrückt, wodurch der Magen nicht mehr gut durchblutet wird. Im Verlauf einer Magendrehung kommt es zu starken Kreislaufstörungen bis zum Kreislaufkollaps. Wird die Magendrehung nicht innerhalb weniger Stunden operiert, kann sie tödlich enden. Minimieren Sie das Risiko, indem Sie kleinere Mahlzeiten füttern und den Hund nicht direkt nach dem Fressen toben lassen.

Die Hüftgelenkdysplasie, auch HD genannt, ist eine Fehlentwicklung des Hüftgelenks, wodurch sich die Gelenkflächen vermehrt abnutzen. Die Erkrankung ist multifaktoriell, eine erbliche Komponente ist belegt. Ernährung, Bewegung und hormonelle Faktoren spielen ebenso eine Rolle. Typische Symptome sind zum Beispiel Lahmheit, Bewegungsunlust, Probleme beim Aufstehen und Schonhaltung. Die Hüftdysplasie ist nicht heilbar. Zur Behandlung gibt es viele verschiedene konservative oder chirurgische Therapieoptionen, um die Mobilität und die Lebensqualität betroffener Hunde zu verbessern.

Die Ellbogendysplasie (ED) fasst eigentlich mehrere wachstumsbedingte Gelenkerkrankungen des Ellbogens zusammen. Die Erkrankung hat eine erbliche Komponente, meist sind Rüden mittelgroßer und großer Rassen betroffen. Eine Rolle spielen auch weitere Faktoren wie zum Beispiel Ernährung und Bewegung. Eine Ellbogendysplasie äußert sich unter anderem in Form von ein- oder beidseitigem Humpeln besonders nach längerer Ruhe oder stärkerer Belastung, Schmerzen, Bewegungsunlust und möglicherweise Schwellung des Gelenks. Die Behandlung erfolgt oft chirurgisch, ergänzende Therapiemöglichkeiten wie Physiotherapie und Gewichtsmanagement können die Lebensqualität betroffener Patienten positiv beeinflussen.

Vor allem bei großen Hunden sind eine ausgewogene Ernährung, die Vermeidung von Übergewicht und ein gleichmäßiges Wachstum zur Vorbeugung von Gelenkerkrankungen wichtig.

Das Lymphom ist eine häufige Tumorerkrankung insbesondere bei mittelgroßen bis großen Hunderassen, wobei bei Otterhunden eine familiäre Häufung beschrieben wurde. In den meisten Fällen ruft die Erkrankung eine Schwellung der Lymphknoten hervor. Die Chemotherapie ist die am meisten erfolgversprechende Behandlung des Lymphoms beim Hund und kann die Überlebenszeit erheblich verlängern.

Die Blutgerinnung dient der Blutstillung. Diese kann gestört sein, weil die für die Blutgerinnung notwendigen Blutbestandteile nicht funktionieren oder fehlen, was mit einer vermehrten Blutung bei Verletzungen und Operationen einhergeht.

Die Glanzmann-Thrombasthenie (Glanzmann-Naegeli-Syndrom) bei Hunden ist eine seltene, erblich bedingte Gerinnungsstörung. Hunde, die an dieser Krankheit leiden, haben eine fehlerhafte Funktion der Blutplättchen. Dies kann zur Folge haben, dass selbst kleine Verletzungen zu ernsthaften Blutungen führen. Erkennbar ist die Erkrankung an einer vermehrten Neigung zu blauen Flecken, längerem Bluten nach Verletzungen oder Operationen und Nasen- oder Zahnfleischbluten. Kommt es bei Verletzungen zu einer größeren Blutung, kann eine Bluttransfusion nötig sein. Mittlerweile gibt es Gentests für diese Erkrankung. Eine Heilung ist nicht möglich, ein gutes Management betroffener Tiere ist deshalb umso wichtiger.

Passt der Otterhund zu mir?

Bevor Sie sich für einen Otterhund entscheiden, sollten Sie sich im Klaren über seine Bedürfnisse sein: Der Otterhund ist anspruchsvoll und braucht eine konsequente Erziehung durch erfahrene Hundehaltende sowie viel Bewegung und Beschäftigung

Otterhund an der Leine auf dem Rasen umzäunt von einem weißen Zaun.

Stellen Sie sicher, dass Sie genügend Zeit für ausgiebiges Training haben. Otterhunde sind große Hunde und benötigen viel Raum, den Sie bereitstellen müssen. Wenn Sie all diese Aspekte berücksichtigen und in der Lage sind, den Bedürfnissen dieser Rasse gerecht zu werden, kann der Otterhund ein treuer und liebenswerter Begleiter für Sie und Ihre Familie sein. Achten Sie bei einer Anschaffung aus der Zucht darauf, eine seriöse Züchterin oder einen seriösen Züchter zu wählen, die oder der Ihnen unter anderem die Gesundheit der Elterntiere nachweisen kann. Alternativ könnte auch im Tierschutz ein Otterhund oder ein einzigartiger Otterhund-Mischling auf ein neues Zuhause warten.

Ähnliche Hunderassen:

Ihnen gefällt der Otterhund und Sie interessieren sich für weitere, ähnliche Hunderassen? Hier sind einige Hunderassen, die dem Otterhund in Charakter, Temperament oder Aussehen gleichen: 

  • Basset Hound: Dieser langohrige Jagdhund ist ebenfalls ein passionierter Schnüffler mit freundlichem Wesen. Er ist kleiner als der Otterhund, benötigt jedoch ebenso viel Geduld bei der Erziehung.
  • Der Amerikanische Wasserspaniel ist zwar auch ein Jagdhund, dabei ist er aber stets gut händelbar und hat einen enormen Will to Please, ist also weniger eigensinnig als der Otterhund. Außerdem ist er mit 38 bis 46 Zentimetern Körpergröße etwas kleiner.
  • Der Norwegische Lundehund ist extrem Menschenbezogen und auch Kindern gegenüber sehr freundlich – allerdings besitzt auch er eine gewisse Eigensinnigkeit und Bellfreude.
  • Von den Münsterländern gibt es kleine und große Vertreter. Vor allem der Kleine Münsterländer ist lernwillig und ein guter Teamplayer. Beide besitzen auch einen Jagdtrieb.
  • Nivernais: Auch dieser französische Laufhund, der übrigens mit dem Otterhund verwandt ist, hat ein raues Fell und eine passionierte Spürnase. Er verlangt nach ausgedehnten Spaziergängen und Beschäftigung.
  • Bloodhound: Der Bluthund zählt zu den Vorfahren des Otterhundes. Bekannt für seinen hervorragenden Geruchssinn, eignet sich dieser große Hund ebenfalls gut für aktive Familien, die Zeit und Geduld in seine Erziehung investieren können.
  • Griffon Vendéen: Diese französische, lebhafte und robuste Rasse gibt es in groß und in klein und ist mit dem Otterhund verwandt. Im Gegensatz zum Otterhund sind die Hunde dieser Rasse nicht für die Wasserjagd, sondern für das Aufspüren von Wild in dichtem Gestrüpp gezüchtet worden. Griffon Vendéens haben eine Passion für die Jagd, weshalb sie etwas eigensinnig sind.

Die genannten Informationen stellen keine Anleitung zur Selbstdiagnose und Behandlung von Tierkrankheiten dar. Tierhaltende sollten bei gesundheitlichen Problemen ihres Tieres in jedem Fall eine Tierärztin oder einen Tierarzt um Rat fragen. Diagnosen über das Internet sind nicht möglich.

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