Ein Gastartikel von Thomas Brodmann

Tierschutzvereine im In- und Ausland sind ständig auf der Suche nach Pflegestellen. Durch Letztere steigt die Chance um ein Vielfaches, Hunde und Katzen in ein neues Zuhause zu vermitteln. Seit vielen Jahren aktiv im Tierschutz ist auch Moderatorin Tanja Müller. Sie erzählte uns, wie sie selbst zur Pflegestelle wurde, was in dieser Funktion auf Interessierte zukommt und wie tierliebe Menschen sich engagieren können.

Inhaltsverzeichnis:

Was ist eine Pflegestelle für Hunde und Katzen?

Bei einer Pflegestelle handelt es sich um eine Person, die bereit ist, ein Tier übergangsweise aufzunehmen. In den meisten Fällen geht es um einen Hund oder eine Katze. Diese stammen oftmals aus dem Ausland und werden in Kooperation von einheimischen und ausländischen Tierschutzvereinen vermittelt. Es kommt aber auch vor, dass Tierheime in ihrer Umgebung nach Pflegestellen suchen. Das kann zum Beispiel der Fall sein, wenn ein Tier dort nicht zurechtkommt oder alt ist und ein Gnadenplatz gesucht wird. Zudem kommt es leider immer wieder vor, dass Tiere zurückgegeben werden und dann nach Möglichkeit nicht im Tierheim landen sollen. In einer Pflegestelle sind sie familiärer aufgehoben und lassen sich normalerweise wesentlich schneller wieder gut vermitteln.

Pflegestellen sind sehr gesucht

Die Erfahrung hat gezeigt, dass Tiere in Pflegestellen fünf bis zehnmal bessere Vermittlungschancen gegenüber Vierbeinern besitzen, die sich im Ausland in einem Tierheim befinden. Das ist verständlich, denn von Hunden oder Katzen, die direkt aus dem Ausland adoptiert werden können, gibt es meistens nur ein paar Fotos und einen kurzen Text in einer Annonce. Sich zu einer Adoption durchzuringen, stellt für Interessierte dann eine wesentlich größere Hürde dar, als wenn die Möglichkeit gegeben ist, sich den Hund oder die Katze in einer Pflegestelle anzusehen. Da Tierschutzvereine, aufgrund der schlimmen Zustände in vielen Tierheimen, möglichst vielen Tieren helfen möchten, wird Unterstützung immer gesucht.

Tanja Müller steht seit acht Jahren als Pflegestelle zur Verfügung

Die erfolgreiche Tänzerin, Moderatorin und Schauspielerin Tanja Müller ist neben ihrer Karriere auch in der Funktion als Pflegestelle sehr engagiert. Zum Tierschutz kam sie im Jahr 2015, als eine ihrer Tanzschülerinnen auf Facebook Beiträge über Hunde aus Griechenland postete. Sie erzählte ihr vom Tierschutzverein „Hundegarten Serres“, der dringend Pflegestellen suchte. Tanja Müller schrieb eine Mail an den Tierschutzverein und fragte nach den Voraussetzungen und dem Vorgehen.

Wie kann ich Pflegestelle für Katzen und Hunde werden?

Voraussetzungen und Ablauf

Vor der Übernahme einer Pflegestelle gibt es einige Punkte zu beachten. Die pflegende Person sollte:

  • Erfahrung im Umgang mit Hunden und Katzen haben
  • Über ausreichend Zeit, Geduld und Verständnis verfügen
  • Dem Hund oder der Katze ausreichend geeigneten Wohnraum bieten können.

So ist der übliche Ablauf:

  • Ein seriöser Tierschutzverein wird ausgewählt und kontaktiert
  • Meist folgen nun ein Vorgespräch, eine Selbstauskunft und eine Vorkontrolle
  • Für jedes ausgewählte Pflegetier wird ein eigener Pflegevertrag unterzeichnet
  • Wenn alles vorbereitet ist, kann das Pflegetier am vereinbarten Ort abgeholt werden
  • Nach einer Übergangszeit werden erste Termine für die Vermittlung ausgemacht.

Tanja Müllers erster Pflegehund

Im Jahr 2016 bekam Tanja Müller ihren ersten Pflegehund. Er kam aus Thessaloniki nach München, wo sie ihn am Flughafen abholte. „Das war eine wunderbare Zeit, auch wenn es teilweise recht anstrengend war“, erzählt sie. „Mehrmals am Tag mitten im Winter Gassi gehen war ich nicht gewöhnt.“ Zudem kam bald noch ein ganz anderes Problem auf sie zu: „Ich hab‘ mich total verliebt in den kleinen Sandy, musste ihn ja aber vermitteln, da ich ihn nicht behalten konnte.“ Diesen Trennungsschmerz hat sie mittlerweile schon viele Male erlebt, doch zwischenzeitlich hat sie gelernt, die gemeinsame Zeit ein wenig distanzierter anzugehen. Das macht den Abschied etwas einfacher. Dass dies nicht immer funktioniert, kann fast jede Pflegestelle bestätigen. In vielen leben Hunde und Katzen, die nicht weitervermittelt wurden, sondern für immer blieben.

Kosten und Verdienst einer Pflegestelle

Wer dachte, als Pflegestelle könne man etwas verdienen, wird leider enttäuscht. Tierschutzvereine leben von Spenden und üblicherweise ist fast jeder ehrenamtlich beschäftigt. Zumindest wird aber versucht, dass für einen selbst so wenig Kosten wie möglich entstehen. Wer sich als Pflegestelle anbieten möchte, sollte finanzielle Aspekte im Vorhinein klären. Wünschenswert ist es, wenn eine Grundausstattung an Spielzeug, eine Leine und eine Schlafmöglichkeit übernommen werden. Die Frage, wer eventuell anfallende Tierarzt- und Futterkosten übernimmt, sollte genauso abgeklärt werden, wie eine mögliche Zahlung der Hundesteuer, die bei längeren Aufenthalten anfallen kann.

Wie läuft die Vermittlung eines Tieres ab?

Wenn Sie als Pflegestelle ein Tier aus dem Ausland bei sich aufnehmen, versucht der Tierschutzverein zeitgleich, den Hund bzw. die Katze zu vermitteln. Das passiert üblicherweise per Annonce im Internet. Da Sie das Tier recht schnell am besten kennen, können Sie hierfür wichtige Informationen beisteuern. Umso genauer die Beschreibung zutrifft, desto besser können mögliche Interessenten sich eine Vorstellung machen. Das spart Zeit, denn dadurch können unnötige Treffen sowie ausgiebige Telefonate und Überprüfungen von Selbstauskünften vermieden werden. Gibt es mehrere Personen, die sich für ein Tier bewerben, muss eine schwierige Wahl getroffen werden, denn selbstverständlich möchte niemand das Glück des Tiers durch eine falsche Entscheidung gefährden. Ist die Auswahl getroffen, erfolgt zur Sicherheit noch ein Besuch bei den zukünftigen Tierhaltenden. Passt alles, wird schlussendlich der Adoptionsvertrag unterschrieben. Hierbei handelt es sich nicht, wie bei einem Züchter, um einen Kaufvertrag.

Wie lange ist ein Tier auf einer Pflegestelle?

Die Aufenthaltsdauer eines Tieres auf einer Pflegestelle ist sehr unterschiedlich. Kleine, knuffige Welpen sind oft innerhalb weniger Tage vermittelt. Anders sieht es bei erwachsenen Hunden aus, vor allem wenn sie groß, krank, schwarz oder schon älter sind. Problematisch ist es zudem, wenn sie ängstlich oder schon einmal durch aggressives Verhalten aufgefallen sind. Dann braucht es von allen Seiten sehr viel Geduld und Erfahrung. Aber keine Sorge, davon sollte sich niemand abschrecken lassen, der sich vorstellen kann, als Pflegestelle zu fungieren. Bei keinem seriösen Tierschutzverein wird einem einfach ein Tier aufs Auge gedrückt. Die Pflegestelle entscheidet, wann und welchem Tier ein vorübergehendes Zuhause geschenkt werden soll. Für einen zeitlich möglichst planbaren Zeitraum sind Kitten oder Welpen gut geeignet, da sie sich schnell vermitteln lassen. Doch ob kurzer oder langer Aufenthalt: Pflegestellen können in jedem Fall einen wertvollen Beitrag zum Schutz hilfsbedürftiger Tiere leisten.

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