Haben Sie schonmal den Begriff "Polydaktylie" gehört? Dabei geht es um eine angeborene Fehlbildung, die zu zusätzlichen Fingern bzw. Zehen führt. Erfahren Sie hier mehr über Katzenpfoten und die Gesundheit einer polydaktylen Katze.


Inhaltsverzeichnis:


Die Katzenpfote: mehr als nur ein "Fuß"

Die Samtpfoten unserer Samtpfoten sind viel mehr, als nur kleine Füßchen, die eine schnelle und leise Fortbewegung ermöglichen. Übrigens haben auch unsere Stubentiger eine bevorzugte Seite und können Rechts- oder Linkspföter sein.

Perfekt zum Klettern und Rennen

Haben Sie schonmal gedacht, dass Ihr Liebling besonders leichtfüßig zu laufen scheint? Das könnte damit zusammenhängen, dass er die besondere Fähigkeit hat, seine Ballen beim Laufen zusammenzuziehen und die Pfoten so zu verschmälern. So haben Katzenpfoten beim Laufen weniger Kontakt zum Boden und die Vierbeiner sind besonders schnell. Um schnell und präzise zu Bremsen, kann die Katze wiederum ihre Zehen spreizen.

Die wichtigen Funktionen von Katzenpfoten

Katzen nehmen ihre Umwelt anders wahr als wir Menschen. Sie zeichnet eine besondere Sensibilität aus, auch an den Pfoten: So helfen die in der Haut eingebetteten Pacini-Körperchen dabei, Druck und Vibrationen zu bemerken.

Damit spürt die Katze nicht nur die Art ihres Untergrundes genau, sondern bemerkt auch Tiere in ihrer Nähe, die den Boden ganz leicht vibrieren lassen. Diese Sensibilität hilft beim Aufspüren der Beute, während die Krallen wichtig sind, um sie festzuhalten und zu erlegen. Die Pfoten sind damit selbstverständlich ein wichtiges Jagdinstrument.Und auch für die Kommunikation mit Artgenossen sind Katzenpfoten wichtig: Neben den deutlich sichtbaren Furchen, die das Kratzen an Bäumen & Co. hinterlässt, sind die Duftmarken, die über Drüsen an den Pfoten gesetzt werden, ein wichtiges Signal. So hinterlässt Ihre Katze für die nächste Samtpfote eine Botschaft.

Katzenpfoten: Ein wichtiges Werkzeug

Wie viele Zehen haben Katzen?

Normalerweise haben unsere Stubentiger insgesamt 18 Zehen: Fünf Zehen an den Vorder- und vier Zehen an den Hinterpfoten. Außerdem haben Sie vielleicht schonmal an den Vorderpfoten die Pfotenballen weiter oben am Beim bemerkt, an denen sich keine Krallen befinden: Hier handelt es sich um die sogenannten Karpalballen. In der Nähe sitzen die Karpalvibrissen (vergleichbar mit den Schnurrhaaren der Katze), die zusammen mit den danebenliegenden Karpal-Duftdrüsen das Karpalorgan bilden. Die Karpalballen werden also nicht zu den Zehen der Katze gezählt. Katzen, die mehr Zehen als üblich haben, werden polydaktyle Katzen genannt.

Polydaktylie: Katzenpfoten mit zu vielen Zehen häufig bei Maine Coon

Polydaktylie - ein Gendefekt

Polydaktylie – zu Deutsch: Vielzehigkeit – ist ein dominant vererbbarer Gendefekt, der dazu führt, dass das betroffene Tier mehr als die übliche Anzahl an Zehen hat. Betroffene Kätzchen werden bereits mit den zusätzlichen Zehen geboren. Die Mutation betrifft meist die Vorderpfoten und ist besonders häufig bei Maine Coons zu beobachten. Auch die Pixiebob – die aufgrund ihres verkürzten Schwanzes als Qualzucht gilt – ist häufig von Polydaktylie betroffen. Wie viele zusätzliche Zehen eine polydaktyle Katze hat, kann variieren: In das Guinnessbuch der Rekorde hat es zum Beispiel Kater Jake geschafft, welcher statt insgesamt 18 ganze 28 Zehen trägt.

Übrigens: Polydaktyle Katzen werden auch „Hemingway-Katzen“ genannt, da ein Liebling des Schriftstellers sowie dessen Nachkommen das Merkmal trugen.

Formen der Polydaktylie bei Katzen

Katzen mit einer Polydaktylie haben in der Regel weiterhin symmetrische Pfoten, also zum Beispiel jeweils eine zusätzliche Zehe an jeder Pfote. Je nachdem, wie die zusätzliche Zehe an der Katzenpfote positioniert ist, lassen sich verschiedene Formen unterscheiden:

Patty-Foot-Form

Bei dieser Pfoten-Form betrifft die Mutation die Mitte oder Außenseite der Pfoten, sodass dort eine zusätzliche Zehe wächst und die Pfote kreisrund – wie ein Hamburger-Patty – erscheint.

Mittens-Form

Diese Form betrifft die Innenseite der Katzenpfote: Hier wächst an der Vorderpfote anstelle der Afterkralle ein „richtiger“ Daumen . Die Form erinnert an einen Fäustling oder einen Boxhandschuh - daher auch der Name: „Mitten“ ist der englische Begriff für Faust- bzw. Boxhandschuh.

Ist Polydaktylie Qualzucht?

Es wird gesagt, dass Katzen aufgrund der zusätzlichen Zehen mehr Halt haben und ihr Gleichgewicht besser halten können. So habe sich die Genmutation beispielsweise bei der der Maine Coon so viel durchgesetzt, da die großen Pfoten bei der Jagd und beim Klettern im tiefen Schnee von Vorteil seien. Allerdings erfolgte die Zucht von Poly-Katzen in erster Linie wegen des niedlichen Aussehens der auffälligen Tatzen, was niemals ein gerechtfertigter Grund ist, um Genfehler gezielt fortzuführen.

Bereitet Polydaktylie Schmerzen?

In den meisten Fällen sollten die zusätzlichen Zehen keine größeren Probleme verursachen. Selten kann es jedoch sein, dass die Zehen ungünstig positioniert sind und die Krallen häufiger einreißen und es eher zu Entzündungen kommt. Ihre Tierärztin oder Ihr Tierarzt kann sich anschauen, wie die zusätzlichen Zehen ausgebildet sind und ob es nötig ist, sie regelmäßig zu überprüfen oder gar zu amputieren.

 

Das sagt das Tierschutzgesetz

Es gibt den sogenannte Qualzucht-Paragraphen – Paragraph 11 des Tierschutzgesetztes. Dieser besagt, vereinfacht gesagt, dass keine genetischen Veränderungen fortgeführt werden dürfen, die für die betroffenen Tiere Einschränkungen oder Schmerzen bedeuten. Nun mögen Fans von Katzen mit Polydaktylie darauf verweisen, dass die Ausbildung von zu vielen Zehen den Katzen nicht unbedingt schaden muss. Hier lässt sich ein Gutachten des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft hinzuziehen, welches eine Auflistung von Merkmalen zur Auslegung von Paragraph 11 erstellt hat. Unter den gelisteten Merkmalen befindet sich auch die Polydaktylie. Auch wenn sich also Polydaktylie nicht so extrem auf die Gesundheit der Tiere auswirken mag, wie andere Merkmale, so sollte der Gendefekt dennoch nicht nur aufgrund des süßen Aussehens gezielt repliziert werden. Katzen, die eine Polydaktylie aufweisen, sollten darum von der Zucht ausgeschlossen werden.

Zum Download: Diese Merkmale machen Katzen krank

Kommt Polydaktylie auch bei Menschen oder Hunden vor?

Polydaktylie kommt nicht exklusiv bei Katzen vor, auch wenn sie bei unseren Stubentigern ein prominenteres Thema ist. Doch auch bei Hunden kann eine Vielzehigkeit vorkommen, ein bekanntes Beispiel ist die Wolfskralle, die bei einigen Vierbeinern zusätzlich wächst. Ebenfalls kann es bei Menschen vorkommen, dass sie zusätzliche Zehen oder Finger besitzen.

Dieser Artikel wurde geprüft von Tierärztin Melanie Müller.

Die genannten Informationen stellen keine Anleitung zur Selbstdiagnose und Behandlung von Tierkrankheiten dar. Tierhaltende sollten bei gesundheitlichen Problemen ihres Tieres in jedem Fall eine Tierärztin oder einen Tierarzt um Rat fragen. Diagnosen über das Internet sind nicht möglich.

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