Isabell Maurer kam durch einen glücklichen Zufall dazu, Freie Rednerin zu werden und fand so ihre Berufung. Als IHK-geprüfte und zertifizierte Freie Rednerin begleitet sie Freie Trauungen, Trauerfeiern für Mensch und Tier sowie Kinderwillkommensfeste. Aus ihrer Arbeit als ausgebildete Medienkauffrau und studierte Eventmanagerin bringt sie einen großen Erfahrungsschatz für die Gestaltung solcher Veranstaltungen mit. Wir haben mit ihr über ihre Arbeit als Freie Rednerin für Tier-Trauerfeiern gesprochen.

Tier-Trauerfeiern sind den meisten Menschen bislang recht unbekannt, gewinnen aber immer mehr an Bedeutung. Isabell Maurer ist wichtig, dass die Chemie im Vorgespräch stimmt und die Gedenkfeiern in enger Abstimmung mit den Tierhaltenden geplant werden. Denn wenn sich die Trauernden gut aufgehoben und verstanden fühlen, kann mithilfe ihrer Anekdoten und Wünsche in einer persönlichen Rede ein individueller Abschied begangen werden. Begleitet durch Musik oder schöne Erinnerungsstücke ist dies ein unvergesslicher und vor allem sehr tröstlicher Abschied.

Mittlerweile bildet Isabell Maurer auch selbst Freie Rednerinnen und Redner im Bereich der Tier-Trauerfeiern aus und kann so ihrer Herzensangelegenheit, Menschen mit passenden Worten in besonderen Lebenssituationen zu begleiten, einen immer größer werdenden Wirkungskreis bieten. Sie selbst lebt in Rheinhausen am Rhein und liebt es, Zeit mit ihrer Familie, ihren Tieren, in der Natur, beim Yoga oder mit einem guten Essen zu verbringen.

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Sind Sie selbst Tierhalterin und mussten auch schon einmal „Lebwohl“ sagen? Haben Sie selbst Rituale zur Trauerbewältigung?

Ja das bin ich. Mein Pferd Dusty begleitet mich schon seit nunmehr 24 Jahren auf meinem Lebensweg. Und auch mein Hund Anton, den ich 2017 auf den Straßen Rumäniens gefunden habe, ist seither mein treuer Begleiter. Ich kann mir ein Leben ohne Tiere nicht vorstellen. Nicht nur, dass sie meinen Alltag bereichern. Für mich sind sie weise Lebewesen, von denen wir viel lernen können, wenn wir denn hinschauen und achtsam sind.

Umso mehr schmerzt es natürlich, wenn unsere Tiere vor uns gehen müssen. Im Jahr 2015 ist mein Hund Arthur mit nur dreieinhalb Jahren ertrunken. Ein Riesenverlust für mich und meine Familie. Als sein Leben endete, blieb unseres eine Zeit lang stehen. Ich kann mich noch genau daran erinnern, dass ich nicht wusste, wohin mit meinem Schmerz. Menschen, die keine Tiere haben, können die Trauer oft nicht nachvollziehen, doch sie ist da und sie ist wichtig. Denn unsere Tiere sind inzwischen viel mehr als nur Haustiere. Sie sind treue Begleiter, stille Therapeuten und beste Freunde.

Mir hätte eine Trauerfeier für Arthur sehr gut getan. Doch leider hat es diese damals in der Form, wie ich sie heute anbiete, noch nicht gegeben. Eine Tier-Trauerfeier schafft einen Raum, für den Schmerz und die Trauer. Zeitgleich bietet sie die Möglichkeit, Trost und Halt zu finden sowie liebevoll auf den gemeinsamen Weg zurückzublicken.

Denn nur wer den Schmerz zulässt und die Trauer erlaubt, wird irgendwann loslassen können. Und dann darf das Einzug halten, was uns gut tut: Die Dankbarkeit für die wunderschöne gemeinsame Zeit und die wohltuenden Erinnerungen daran.

Viele Tierbesitzer möchten gerne ein Andenken an ihren verstorbenen Schatz behalten. Was ist dafür aus Ihrer Sicht besonders gut geeignet?

Als Andenken eignen sich Fotos und Videos natürlich ganz besonders. Doch inzwischen gibt es auch die Möglichkeit, aus der Asche des verstorbenen Tieres ein Amulett, einen Ring oder eine Kette herstellen zu lassen. In größeren Städten gibt es sogar Tierfriedhöfe, wo man das Tier bestatten lassen kann und damit immer eine Anlaufstelle hat.

Generell gilt jedoch: Solange wir uns an unsere verstorbenen Vierbeiner erinnern, werden sie immer in uns weiterleben und uns auch noch nach ihrem Tod ein Lächeln ins Gesicht zaubern. Ich persönlich finde, dass das die schönsten Andenken sind.

Finden Sie, dass es wichtig ist, sich frühzeitig mit dem Thema Bestattung auseinandersetzen?

Auf alle Fälle. Es ist sehr menschlich, das Thema „Sterben“ zu Lebzeiten nicht angehen zu wollen – egal ob in Bezug auf uns selbst oder auf unsere Tiere. Doch der Tod gehört nun mal zum Leben dazu. Die Tatsache, dass wir endlich sind, ist unumstritten. Deshalb sollte man sich schon frühzeitig mit folgenden Fragen befassen:

  • Wo und wie kann ich mein Tier beerdigen, wenn es soweit ist?
  • Möchte ich es einäschern lassen oder begraben (was natürlich nur in bestimmten Gebieten und bei kleineren Tieren möglich ist)?
  • Möchte ich bei einer Einäscherung etwas von der Asche behalten?
  • Soll mein Tier einen Abschied in Form einer Tier-Trauerfeier bekommen? Wenn ja, gibt es Personen oder Unternehmen in meiner Region, die das anbieten?

Die Auseinandersetzung mit diesem Thema ist wichtig. Doch noch viel wichtiger ist es, zu Lebzeiten den gemeinsamen Weg mit unseren Lieblingen zu genießen. Im stressigen Alltag kann es schnell mal passieren, dass uns selbst der kurze Spaziergang „zu viel wird“ und wir die Zeit mit ihnen nicht immer schätzen.

Erst wenn sie nicht mehr unter uns sind, bemerken wir, dass es eben dieser Spaziergang sowie all die anderen kleinen Augenblicke waren, die das Leben mit unseren Tieren so einzigartig gemacht haben. Deshalb meine Einladung: jeden Augenblick und jeden Tag genießen, denn meist ist das Leben unserer Vierbeiner deutlich kürzer als unser eigenes.

Trauern und Verabschieden ist besonders wichtig für Kinder – gibt es eine Möglichkeit, Kinder bei den Tier-Trauerfeiern mit einzubinden?

Selbstverständlich ist das möglich. Nahezu alles ist möglich. Denn Tier-Trauerfeiern können so individuell gestaltet werden, dass sie optimal zum Tierhalter und dessen Bedürfnissen passen. Tatsächlich ist es oft so, dass Kinder meist nicht verstehen können, warum das geliebte Tier nun plötzlich fehlt.

Bei einer Tier-Trauerfeier gibt es unzählige Möglichkeiten, Kinder mit einzubeziehen. Angefangen bei den Vorgesprächen, über das Vorlesen eines selbst geschriebenen Gedichtes oder das Malen eines Bildes, welches mit in die Grabstätte kommt. Eine gute Rednerin oder ein guter Redner wird so kreativ sein, dass er oder sie individuelle und passende Möglichkeiten aufzeigt und anbietet.

Worauf legen Sie bei der Ausbildung von Rednerinnen und Rednern am meisten Wert?

Das Wichtigste ist, dass der die Rednerin oder der Redner selbst ein Tierfreund ist. Der Schmerz, den der Verlust eines Tieres mit sich zieht, sollte nachempfunden werden können. Denn nur so kann ein ehrlicher und aufrichtiger Rahmen geschaffen und eine authentisch und herzlich Trauerfeier gestaltet werden.

Gerade diese Art des Abschiedes sollte auch für die Rednerin oder den Redner ein Herzensthema sein. Denn sonst kommen die Emotionen nicht dort an, wo sie heilen und helfen sollen: in den Herzen der Besitzenden.

Warum glauben Sie, wird es Tierhaltenden immer wichtiger, in einem besonderen Rahmen Abschied zu nehmen?

Tiere werden immer wichtiger in unserem Leben. Wir leben in einer Welt, in der es oft nur darum geht, größer, besser, schneller zu werden. In der wir nie genug zu sein scheinen. Für unserer Tiere hingegen sind wir immer genug. Sie freuen sich schon über unsere bloße Anwesenheit. Wir müssen nichts leisten, nicht gut aussehen oder immer fröhlich sein. Sie lieben uns einfach, weil wir da sind. Diese bedingungslose Liebe ist unheimlich wohltuend und heilsam. Umso schwieriger ist es dann, wenn unsere besten Freunde und Seelentröster gehen müssen. Und umso wichtiger ist es, dass wir adäquat Abschied nehmen können.

Aus diesem Grund habe ich Trauerfeiern für Tiere ins Leben gerufen. Durch sie können wir unseren verstorbenen Lieblingen einen würdevollen und herzlichen Abschied bereiten und leise „Lebe wohl“ sagen. Denn ich bin der Meinung: Jedes Leben ist der Rede wert – auch das unserer Tiere.


Mehr über Isabell Maurer und ihre Arbeit finden Sie hier: https://www.isabellmaurer.de/

Foto: © Fotos: Titelbild Sascha Büttner; Beitragsbild zeigt Isabell Maurer, Bild von: Simon Osswald Fotografie