Wer kennt ihn nicht, den schwarz-weiß getupften Hund namens Dalmatiner? Spätestens seit dem Film "101 Dalmatiner" ist er weltbekannt. Er gilt als energiegeladen, clever und lebhaft. Allerdings leiden leider viele Dalmatiner an rassespezifischen Erkrankungen. Erfahren Sie hier mehr über die Rasse!


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Ein Überblick

Wie ein Dalmatiner aussieht, das weiß wohl jedes Kind. Neben ihrem unverwechselbaren schwarz-weiß bzw. dunkelbraun-weiß gepunkteten Fell ist die sportliche Statur typisch für diese Hunderasse. Die Widerristhöhe von Dalmatiner-Rüden beträgt zwischen 56 und 62 cm, während sie bei Hündinnen zwischen 54 und 60 cm liegt. Rüden bringen 27 bis 32 kg auf die Waage, Hündinnen 24 bis 29 kg. Das energische Wesen der Dalmatiner spiegelt sich auch in ihrer Sportlichkeit wider. Allerdings geht das besondere Aussehen mit einem erhöhten Risiko für verschiedene gesundheitliche Probleme einher, insbesondere Blindheit und Taubheit. Und generell: Die Liste an rassespezifischer Erkrankungen ist lang. Wer sich einen Dalmatiner anschaffen möchte, sollte also viel Zeit und Energie in die Suche nach einer verantwortungsvollen Zucht stecken und sich auf mögliche Belastungen durch schwere Erkrankungen beim Hund vorbereiten.

Dalmatiner - Ein Weltenbummler

Glaubt man den Erzählungen, kam der Dalmatiner vor sehr langer Zeit von Indien über Ägypten und Griechenland nach Europa. In England war der Dalmatiner als ausdauernder Hund für die Kutschenbegleitung sehr beliebt. In New York wurde der Dalmatiner sogar als lebende Sirene der Feuerwehr verwendet und avancierte so zu deren Maskottchen. Eine eindeutige und allseits anerkannte Herkunftstheorie des Dalmatiners gibt es allerdings bis heute nicht. Auch, ob sein Name wirklich von der kroatischen Küstenregion Dalmatien stammt, ist nicht bewiesen.

Ein Hund mit viel Bewegungsdrang

Der Dalmatiner wurde über all die Jahre auf Ausdauer gezüchtet, dieser Hund braucht also sehr viel Bewegung und Auslauf. Lange Spaziergänge oder Hundesportarten wie Agility und Obidience sind genau das Richtige für ihn. Dalmatiner sind oft sehr überschwenglich und sprudeln gerade zu vor Entschlossenheit. Fahrradfahren, Laufen, Schwimmen und Spielen sind ein Muss, wenn man sich für ein Exemplar dieser Rasse entscheidet. Aufgrund seiner Intelligenz und Lernfähigkeit eignet sich der Dalmatiner auch mit großer Begeisterung Kunststücke an und hat viel Freude an jeder Art von Spielen. Mit solchen Aktivitäten fördern und fordern Hundehaltende den Geist des Dalmatiners.

Der Dalmatiner will ins Familienleben integriert werden

Dalmatiner haben ein sehr freundlichen und sensibles Wesen. Hundehaltende sollten diesen Vierbeiner mit liebevoller Konsequenz und Lob erziehen, zum Beispiel über seinen Spiel- und Fresstrieb. Auf einen harten Ton reagiert der Dalmatiner sehr sensibel und schaltet schnell auf stur. Eine Grundausbildung in der Hundeschule ist bei Dalmatinern eine gute Investition, da diese Hunde durchaus auch ihren eigenen Kopf haben. In Familien ist der Dalmatiner oft sehr verschmust und verträgt sich gut mit Kindern. Wenn er einmal Teil der Familie ist, möchte der Dalmatiner ins Familienleben einbezogen und beachtet werden. Mit seiner Sensibilität merkt er schnell, wenn es einem Familienmitglied nicht gut geht oder etwas nicht stimmt. Wenn der Dalmatiner allerdings dauerhaft körperlich und geistig unterfordert ist, kann es zu Problemen wie übertriebenem Schutztrieb oder aggressivem Verhalten kommen. Ein Dalmatiner sollte also nur von sehr aktiven Menschen gehalten werden, die dem Bewegungsdrangs dieses Hundes gerecht werden können.

Die Gesundheit des Dalmatiners

Spätestens seit dem bekannten Film „101 Dalmatiner“ haben sich wohl alle Hundeliebhabenden zumindest ein bisschen in die lustigen Punkte der süßen Hunderasse verliebt. Doch obwohl der Dalmatiner auf den ersten Blick gesund aussehen mag, so ist das leider selten der Fall. Denn das Aussehen und die eingegrenzte Zucht haben zu einer langen Liste nicht unerheblicher Erkrankungen geführt, für die Pongos und Perditas Verwandtschaft Prädispositionen aufweisen.

Kongenitale Taubheit

Die angeborene Taubheit kann bei einer Vielzahl an Hunderassen auftreten, wobei der Dalmatiner recht gefährdet ist. Die Strukturen im Innenohr oder Nervenstrukturen sind nicht vollständig ausgebildet, sodass der Hund kaum oder gar nicht hören kann. Bei der angeborenen Taubheit besteht ein Zusammenhang mit Pigmentstörungen wie dem Merle-Faktor oder der Dalmatiner-Scheckung mit weißem Fell und häufig auch blauen Augen.

Kongenitale Blindheit

Neben der Taubheit wird mit der Weiß-Scheckung des Dalmatiners sowie häufig blauen Augen auch eine genetisch bedingte Blindheit in Verbindung gebracht. Das ist darauf zurückzuführen, dass das Pigment auf beide Sinne starken Einfluss nimmt. Blauäugige Dalmatiner sind darum zum Wohl der Tiere von der Zucht unbedingt auszuschließen.

Welche „Schönheitsmerkmale“ gefährden die Hundegesundheit?

Uratsteine/Harnsäuresteine

Bei Dalmatinern wird die Harnsäure wegen einer Transportstörung nicht richtig abgebaut. Dadurch haben Vertreter dieser Rasse eine stark erhöhte Harnsäure-Konzentration im Blut und Urin, was wiederum dazu führt, dass bei ihnen harnsäurehaltige Harnsteine häufiger auftreten. Diese können die Blase reizen und Harnwege verstopfen, was dazu führt, dass die Blase zum einen schneller „voll“ ist und zum anderen schlechter oder im schlimmsten Fall gar nicht mehr entleert werden kann. Vorbeugend wird eine purinarme Ernährung mit begrenztem Proteingehalt empfohlen, ggf. mit Natrium- oder Kaliumbikarbonat-Zusätzen, um dem Harn etwas Säure zu nehmen. Uratsteine bleiben häufig über längere Zeit symptomfrei und unbemerkt, bis sie chirurgisch entfernt oder durch eine Kombination aus spezieller Ernährung und medikamentöser Behandlung aufgelöst werden müssen.

Plattenepithelkarzinom

Bei Plattenepithelkarzinomen handelt es sich um eine Art von Hautkrebs, für den neben dem deutschen Schäferhund, Zwergschnauzer, Pitbull und Golden Retriever auch der Dalmatiner eine Prädisposition aufweist. Plattenepithelkarzinome treten normalerweise im Bereich der Zehen, Maulhöhle, Nase oder Bauchunterseite auf und werden vor allem durch UV-Licht verursacht, für welches der Dalmatiner mit seiner hellen Haut besonders anfällig ist. Dieser Hautkrebs tritt häufiger als kraterförmige oder krustige Hautveränderung in Erscheinung, kann aber auch zu blumenkohlartigen Wucherungen führen. Einzelne Plattenepithelkarzinome können in der Regel chirurgisch entfernt werden, bei nicht operablen Tumoren wird jedoch wahrscheinlich eine Bestrahlung oder Chemotherapie nötig und die Prognose ist beim Hund eher vorsichtig bis schlecht.

Dilatative Kardiomyopathie (DCM)

Bei dieser Herzerkrankung ist der Herzmuskel betroffen. Die linke oder beide Herzkammern sind geweitet, während der Muskel sich nicht in voll zusammenziehen kann. Grundsätzlich sind größere Rassen sowie der Cocker Spaniel betroffen. Die Prognose ist leider in der Regel schlecht und die Therapie fokussiert sich darauf, das Fortschreiten der Erkrankung möglichst hinauszuzögern.

Dalmatiner-Leukodystrophie

Diese degenerative Erkrankung tritt ausschließlich bei Dalmatinern auf und betrifft das zentrale Nervensystem. Im Krankheitsverlauf werden das Rückenmark und die Gehirnzellen zerstört, was zu Bewegungs- und Koordinationsstörungen führt. Zudem kämpfen betroffene Vierbeiner mit nachlassenden Reflexen und einer sich verschlechternden Sehkraft. Diese unheilbare Erkrankung bringt zwar vergleichsweise wenig Schmerzen für den Hund, bedeutet jedoch erhebliche Einschränkungen, die oft Grund für das Einschläfern sind.

Larynxparalyse

Bei dieser angeborenen Erkrankung sind die Muskeln, die den Kehlkopf beim Einatmen weiten, gelähmt. Die Atmung des Hundes ist damit beeinträchtigt und übt sich fortschreitend auf seine Belastbarkeit aus. Zudem kann es zu lebensbedrohlichen Atemnot-Anfällen kommen. Oft ist für eine Besserung der Atmung ein operativer Eingriff nötig, bei dem die Atemwege im Kehlkopfbereich geöffnet werden.

Shaking Puppy Syndrom

Das Schüttel-Welpen-Syndrom, medizinisch unter dem Begriff Hypomyelinisierung bekannt, ist eine Nervenstörung, bei der die Myelin-Produktion eingeschränkt ist. Diese Substanz ist jedoch essenziell für die Bildung von Myelinscheiden, welche wiederum zur Leitfähigkeit der Nerven beitragen und sie schützen. Durch die schlechtere Leitfähigkeit kommt es zu Bewegungsstörungen, die häufig als Zittern oder Schütteln wahrgenommen werden. Bei einer positiven Entwicklung lassen die Symptome mit zunehmendem Alter nach.

Scotty Cramp

Der Scotty Cramp kommt, wie der Name schon sagt, vornehmlich beim Scottish Terrier vor, tritt jedoch auch beim Dalmatiner auf. Er führt bei betroffenen Hunden zu Krämpfen sowie dem Überstrecken und der übermäßigen Beugung der Beine. Auslöser für diese Krämpfe, die in der Regel mehrmals am Tag wenige Minuten andauern, ist häufig Aufregung. Eine Heilung gibt es für die Erkrankung nicht, es kann lediglich versucht werden, die Zahl und Intensität der Episoden zu reduzieren.

Glomerulonephritis

Hier handelt es sich um eine Störung der Nieren, deren Filtereinheiten zur Entfernung von unter anderem Giftstoffen aus dem Blut nicht voll funktionsfähig sind. Das kann zu bleibenden Nierenentzündungen und im schlimmsten Fall zu einem Nierenversagen führen. Zu einhergehenden Symptomen zählen Bluthochdruck, Schwellungen und Ödeme, Blut und ein hoher Eiweißgehalt im Urin. Die Therapie erfolgt medikamentös.

Kupferspeicherkrankheit

Diese erblich bedingte Erkrankung, auch Kupferspeicher-Hepatopathie genannt, ist vor allem Bedlington Terrier bekannt, tritt jedoch auch bei anderen Rassen, darunter der Dalmatiner, auf. Die Ausscheidung von Kupfer über die Galle ist gestört, sodass es sich in der Leber sammelt. Die erhöhten Kupferwerte haben eine toxische Wirkung und schädigen das lebenswichtige Organ. Um ein Fortschreiten der Beeinträchtigungen zu verhindern, ist eine spezielle Ernährung, gegebenenfalls mit Nahrungsergänzungsmitteln, nötig.

Dieser Artikel wurde geprüft von Tierärztin Melanie Müller.

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