Katzenaids ist eine Infektionserkrankung bei Katzen, die einen ähnlichen Krankheitsverlauf hat wie Aids bei Menschen. Das Virus, das die Krankheit auslöst, ist aber weder für den Menschen noch für andere Tierarten gefährlich. Im folgenden Artikel können Sie sich über Katzenaids informieren und erfahren, wie die Krankheit übertragen und behandelt und welche Prognose sie hat.


Inhaltsverzeichnis:


Katzenaids: Zusammenfassung

Häufigkeit der Erkrankung Kommt eher selten vor Verlauf der Erkrankung Chronischer, progressiver Verlauf
Schwere der Erkrankung Zunächst milde Symptome, später schwerer Verlauf, durch Begleiterkrankungen geprägt Diagnose der Erkrankung Diagnose mittels Blutuntersuchung und Schnelltest
Vorkommen der Erkrankung Besonders gefährdet sind unkastrierte Kater mit Freilauf Behandlungsmöglichkeit der Erkrankung Eine Behandlung kann die Krankheit nicht heilen, ggf. aber Begleiterkrankungen und Symptome lindern
Ansteckungsgefahr Ansteckend durch Bisse Prognose

Prognose hängt vom Zeitpunkt der Diagnose und der anschließenden Pflege ab

Typische Symptome Typische Symptome sind Fieber, geschwollene Lymphknoten, Gewichtsverlust, chronischen Durchfall & Erkrankungen, Entzündungen im Maul, Hautinfektionen, Blutarmut, Appetitlosigkeit Diagnose und Behandlung können in Ihrer Tierarztpraxis  durchgeführt werden

Was ist Katzenaids?

Katzenaids ist eine Viruserkrankung. Der Erreger, das Feline Immundefizienz-Virus (FIV), gehört zu einer Gruppe von Viren, bei denen der Ausbruch der eigentlichen Krankheit sehr verzögert auftreten kann. Katzenaids ist bei allen Katzenarten weltweit verbreitet. In Deutschland tragen circa drei Prozent aller Katzen das Virus in sich. Die Krankheit verläuft in verschiedenen Stadien und kann nach einer kurzen Fieberphase Monate oder Jahre im Körper schlummern, ohne das es zu einem Ausbruch kommt.

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Katzenaids: Übertragung

Katzen scheiden die Viren hauptsächlich über den Speichel aus. Daher sind Bisse auch der Hauptübertragungsweg. Sobald die infizierte Katze zubeißt und dabei die Haut verletzt, dringen die Viren über die Blutbahn in den Körper der gebissenen Katze ein.

Vor allem unkastrierte Kater mit Freilauf gehören zur Risikogruppe. Sie sind oft in Revierkämpfe verwickelt und ziehen sich dabei (Biss-)Verletzungen zu. Theoretisch ist es auch möglich, dass sich Kätzinnen beim Deckakt infizieren, da Kater sie während des Deckakts in den Nacken beißen und so das Virus übertragen könnten. Dies kommt jedoch selten vor. Dass sich Katzenwelpen im Mutterleib oder über die Muttermilch bei ihren infizierten Müttern anstecken, ist auch sehr unwahrscheinlich.

Katzenaids: Symptome

Das Ziel der Erreger sind vor allem bestimmte Immunzellen der Katzen: Die Viren befallen die Zellen, nutzen sie aus, um sich zu vermehren und zerstören sie anschließend. So werden immer mehr FI-Viren produziert, die dann immer wieder neue Abwehrzellen befallen. Insbesondere die Anzahl der sogenannten T-Helfer-Zellen, die eine Schlüsselrolle bei Abwehrreaktionen spielen, sinkt in der Folge ab. Die Katze wird immer anfälliger für andere ansteckende Erkrankungen, die meistens auch der Grund für den Krankheitsausbruch sind. Außerdem begünstigt das FI-Virus die Entwicklung bestimmter Tumore, zum Beispiel in den Lymphknoten und im Knochenmark. Der Körper kann einzelne Krebszellen durch die veränderten Abwehrzellen nicht mehr bekämpfen.

Direkt nach der Ansteckung haben die Katzen oft Fieber und/oder geschwollene Lymphknoten. Diese Symptome bleiben jedoch häufig unbemerkt. Nach dieser akuten Phase, die etwa zwei bis drei Wochen andauert, folgt eine asymptomatische Phase. In dieser hat die Katze keinerlei Symptome und das Virus kann Monate oder Jahre im Körper schlummern.

Sollte es dann zum Ausbruch der Krankheit kommen, sprechen Experten vom Aids-Related Complex (ARC). Hierbei zeigt die Katze eine Vielzahl an Symptomen wie Gewichtsverlust, chronischen Durchfall, chronische Erkrankungen der oberen Atemwege, Entzündungen im Maul, Hautinfektionen und die Lymphknoten schwellen erneut an.

Danach erst kommt die eigentliche Aids-Phase und das Endstadium der Krankheit. Zu den oben genannten Anzeichen kommen noch Blutarmut und Appetitlosigkeit hinzu. In dieser Phase geht es den Katzen oft sehr schlecht und ihr Zustand verschlimmert sich zunehmend. 

Phase

Symptome/Krankheitsbild

Zeitspanne

Akute oder primäre Phase

Fieber, Veränderungen im Blutbild, Lymphknotenschwellung

Wochen bis Monate

Asymptomatische Trägerphase

Keine Symptome

Monate bis Jahre

Aids-Related Complex (ARC)

Gewichtsverlust, chronischer Durchfall, chronische Erkrankungen der oberen Atemwege, chronische Entzündungen der Maulschleimhaut, Infektion der Haut, Lymphknotenschwellung

Monate bis 1 Jahr

Aids-Phase

Endstadium. Gleiche Symptome wie bei ARC, gegebenenfalls noch Blutarmut

Monate


Katzenaids: Untersuchung

In der Tierarztpraxis wird Ihre Katze gründlich untersucht. Danach wird der Tierarzt ihr höchstwahrscheinlich etwas Blut abnehmen. Mittels eines Schnelltests kann er nachweisen, ob die Katze Kontakt zum FI-Virus hatte und daraufhin Antikörper gegen den Erreger gebildet hat. Viele Praxen verwenden mittlerweile das Schnelltestverfahren, da das Ergebnis meist innerhalb weniger Minuten da ist. Es gibt noch weitere diagnostische Verfahren, die aber weitaus komplizierter sind und oft nur in speziellen Laboren durchgeführt werden. Sollte ein fragliches Ergebnis vorliegen, wird Ihr Tierarzt wohlmöglich noch ein zweites Testverfahren einleiten, um wirklich sicher zu sein, dass Ihre Katze an Katzenaids erkrankt ist.

Katzenwelpen können über die Milch Antikörper gegen FIV von der Mutter aufnehmen, dann kann ein sehr früher Test positiv sein, obwohl die Kitten gesund sind. Daher empfiehlt es sich, die Katzenbabys frühstens nach sechs Monaten zu testen. Dann sollten sich keine oder nur noch sehr weniger Antikörper im Körper befinden.

Katzenaids: Behandlung

Katzenaids ist leider nicht heilbar. Der Tierarzt kann lediglich versuchen, die zusätzlichen Infektionen zu behandeln und das Immunsystem der Katze zu stärken. Der Verlauf der Krankheit ist von den Haltungsbedingungen und dem Vorkommen zusätzlicher Infektionen abhängig. Auch Stress kann das Immunsystem schwächen und krank machen. Bei sehr gestressten Katzen kann es daher sein, dass die Krankheitsphase früher beginnt. Wohnortwechsel oder neue Tiere können zum Beispiel eine Belastung für die Katze sein. Auch Freigänger sind oft gestresster, weil sie ihr Revier verteidigen müssen. Daher empfiehlt es sich, erkrankte Katzen im Haus zu lassen. So können sie auch keine anderen Katzen anstecken.

Katzenaids: Vorbeugung

Eine medikamentöse Vorbeugung gegen Katzenaids gibt es nicht. Es gibt zwar Impfstoffe, allerdings sind diese in Europa nicht zugelassen. Freigänger sollten in jedem Fall kastriert werden. Das Risiko für Revierkämpfe und dadurch auch die Chance, dass sie durch Bisse verletzt werden können, reduziert sich dadurch. Reine Wohnungskatzen infizieren sich sehr selten mit dem Virus. Auch unter Zuchtkatzen ist die Krankheit kaum verbreitet, da diese meistens im Haus gehalten werden.

Das Ansteckungsrisiko in einem Mehrkatzenhaushalt ist, auch wenn sich eine FIV-infizierte Katze darunter befindet, eher gering. Die Viren sind in der Außenwelt nicht lange infektiös und überleben somit auch nicht im Wasser, Futter oder auf Textilien. Sollten sich Ihre Katzen allerdings nicht gut verstehen und häufig miteinander kämpfen, besteht die Gefahr, dass sie sich verletzen und untereinander anstecken.

Katzenaids: Prognose

Katzenaids ist nicht heilbar und kann die Lebensdauer Ihrer Katze verkürzen. Auch Begleiterkrankungen können einen schweren Krankheitsverlauf auslösen. Bei einer guten Pflege, wenig Stress und einer frühen Diagnose können FIV-infizierte Katzen aber ein hohes Alter erreichen.

Katzenaids: Kosten

Der Tierarzt wird auf jeden Fall eine allgemeine Untersuchung und eine Blutuntersuchung abrechnen. Sollte Katzenaids tatsächlich diagnostiziert werden, kann es sein, dass noch weitere Tests im Labor durchgeführt werden müssen. Je nach Krankheitsverlauf und Zustand Ihrer Katze, werden ihr eventuell Medikamente verabreicht oder sie muss sogar ein paar Tage stationär aufgenommen werden. Die Kosten werden über die Gebührenordnung für Tierärzte abgerechnet. Da der Tierarzt bei Katzenaids nur die Symptome und Begleiterkrankungen behandeln kann und diese immer wieder auftreten können, muss Ihre Katze wohlmöglich regelmäßig in der Praxis vorgestellt werden. Sie sollten sich daher darauf einstellen, dass die Tierarztkosten dauerhaft höher ausfallen könnten.

Dieser Artikel wurde geprüft von Tierärztin Melanie Müller.

Die genannten Informationen stellen keine Anleitung zur Selbstdiagnose und Behandlung von Tierkrankheiten dar. Tierhaltende sollten bei gesundheitlichen Problemen ihres Tieres in jedem Fall eine Tierärztin oder einen Tierarzt um Rat fragen. Diagnosen über das Internet sind nicht möglich.

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