Eine Blutdruckmessen bei Katzen ist oft ein wichtiger Bestandteil der tierärztlichen Untersuchung, um den Gesundheitszustand der Katze abzufragen und möglicherweise (versteckte) Erkrankungen aufzudecken. Hier erfahren Sie, wann und wie bei Katzen der Blutdruck gemessen wird und warum es Bestandteil einer gewissenhaften Vorsorge ist.


Inhaltsverzeichnis:


Blutdruckmessen bei Katzen: Krankheiten erkennen

Es gibt eine Vielzahl an Krankheiten, die durch Bluthochdruck (Hypertension) entstehen oder Folge eines erhöhten Blutdrucks sind. So kann ein erhöhter Blutdruck symptomatisch bei einer Niereninsuffizienz sein, aber auch auf Diabetes mellitus hinweisen. Weitere häufige Krankheiten, die zu erhöhtem Blutdruck führen können, sind eine Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose) und eine Nebennierenerkrankung (primärer Hyperaldosteronismus). Krankheiten, die durch Bluthochdruck entstehen können, sind vor allem  Herz- und Gefäßprobleme (hypertensive hypertrophe Kardiomyopathie, arterielles und kardiales Remodeling), Netzhautschäden (hypertensive Retinopathie) bis hin zum Sehverlust, neurologische Störungen (hypertensive Enzephalopathie) und Nierenerkrankungen (Glomerulosklerose und interstitielle Fibrose).

Wann wird Blutdruck bei Katzen gemessen?

Regelmäßiges Blutdruckmessen bei Katzen ist eine wichtige Vorsorgemaßnahme, denn sobald sich eindeutige Symptome oben genannter Erkrankungen zeigen, ist der Körper bereits nachhaltig geschädigt worden. Den Blutdruck bei Katzen messen Tierärztinnen und Tierärzte darum bereits bei unspezifischen Symptomen oder zur Kontrolle des allgemeinen Gesundheitszustandes der Katze. Zu Gründen für die Blutdruckmessung zählen unter anderem:

  • Verhaltensänderungen wie plötzliches Aggressivität oder Rückzug
  • Erbrechen oder die Katze frisst nicht
  • stark erhöhte Wasseraufnahme und erhöhter Urinabsatz
  • struppiges Fell
  • …oder generell ein schlechtes Allgemeinbefinden.

Auch bei klinisch unauffälligen Katzen sollte ungefähr ab einem Alter von 7 Jahren der Blutdruck einmal jährlich, ab einem Alter von 11 Jahren zweimal jährlich gemessen werden. Diese wichtige Vorsorgemaßnahme sollte dann einfach Bestandteil der regelmäßigen Kontrolluntersuchungen sein.

Drei Methoden zum Blutdruckmessen bei Katzen

Tierärztinnen und Tierärzte bzw. tiermedizinische Fachangestellte können Blutdruck bei Katzen messen, indem Sie auf eine von drei nicht-invasiven Methoden zurückgreifen: Mittels eines Doppler-Flow-Meters, der konventionellen Oszillometrie oder indem sie die High Definition Oscillometry (HDO) anwenden. Während erstere seit den 60er Jahren nicht maßgeblich weiterentwickelt wurde, sind letztere zwei Methoden computerbasiert. Dabei wird entweder der systolische Blutdruck (Druck beim Herzschlag/beim Zusammenziehen des Herzmuskels), der diastolische Blutdruck (Druck auf die Gefäße bei Erschlaffen des Herzmuskels, also während sich das Herz wieder mit Blut füllt) oder der mittlere arterielle Blutdruck (durchschnittlicher Mittelwert) ermittelt. Der systolische Druck ist immer höher als der diastolische Druck.

Blutdruckmessen bei Katzen erfolgt stehts mittels einer Manschette, die am Vorderbein oder am Schwanzansatz angelegt wird. Die Manschette wird dann mit Luft aufgepumpt, bis der Blutfluss an der Stelle unterbrochen ist. Dann wird die Luft langsam wieder abgelassen (der Druck auf die Gefäße wieder verringert) und der Moment, an dem das erste Blut wieder strömt, ist für die Messung relevant. Was genau bei der Messung passiert, ist von der Methode abhängig.

Blutdruckmessen bei Katzen mit der Doppler-Methode

Bei der Doppler-Flow-Blutdruckmessung wird über den Druck auf die Manschette der Blutfluss gemessen. Hier wird mittels eines angeschlossenen Ultraschallsensors die Bewegung des Bluts erfasst und „vertont“. Damit die Tierärztin oder der Tierarzt das akustische Dopplersignal möglichst gut wahrnehmen kann, wird idealerweise eine kleine Stelle über dem zu messenden Gefäß, auf dem die Manschette aufliegt, rasiert und mit Ultraschallgel versehen. Wenn das Tier leicht zu stressen ist, kann die Rasur mitunter auch wegfallen. Damit das Dopplersignal die Katze nicht irritiert, nutzt die messende Person in der Regel Kopfhörer.

Für die Messung erhöht sie den Manschettendruck dann soweit, dass sie kein Signal mehr hört – der Blutfluss also unterbrochen ist. Dann lässt sie die Luft aus der Manschette wieder langsam ab und achtet auf das Wiedereinsetzen des akustischen Signals, was den systolischen Druck darstellt. Um fehlerhafte Messungen zu vermeiden, werden idealerweise ungefähr sechs Messungen durchgeführt. Der daraus ermittelte Durchschnittswert kann dann als Ergebnis genutzt werden. Mit etwas Übung sollte das Blutdruckmessen bei Katzen kein Problem sein, dennoch gibt es einige Fehlerquellen, beispielsweise können zwischenliegende Muskeln oder Fett eine genaue Messung stören. Dazu kommt, dass die messende Person den Blutfluss richtig hören muss – wird das akustische Signal zu spät erkannt, ist auch die Messung ungenau. Daher sollte es während der Messung möglichst ruhig im Raum sein.

Blutdruckmessen bei Katzen mit der konventionellen Oszillometrie

Bei der konventionellen Oszillometrie wird ähnlich vorgegangen wie bei der Doppler-Methode, nur dass hier das akustische Doppler-Signal entfällt und anstelle der Blutbewegung die von den Pulswellen generierten Wandschwingungen der Blutgefäße (Oszillationen) gemessen werden. Das Ganze erfolgt automatisch (das Erhöhen/Ablassen des Manschettendrucks erfolgt also nicht durch die Tierärztin oder den Tierarzt sondern durch das Gerät selbst) und computerbasiert. Das heißt, dass über die Manschette die Oszillationen gemessen werden, die der Messcomputer dann mit einer vorprogrammierten Idealwelle abgleicht. Daraus können der systolische und der diastolische Druck errechnet werden. Daraus ergeben sich erste potentielle Fehlerquellen: Da die Pulswellen der individuellen Tiere starke Unterschiede aufweisen können, passiert es manchmal, dass das Computerprogramm  die Signale falsch interpretiert. Auch Fehler in der Rechnung können auftreten oder die Messung wird beispielweise durch Bewegung des Tieres verfälscht. Dazu ist keine Verifizierung der Messung möglich, da Geräusche (wie beim Doppler) oder einzelne Signale (wie bei der HDO) fehlen – das Ergebnis wird lediglich in Zahlenwerten auf dem Display präsentiert und ist dadurch nicht nachzuvollziehen. Mehrere Messungen, die miteinander verglichen werden, machen die Ergebnisse zuverlässiger. Zeigt die Katze allerdings Anzeichen von Stress, ist es sinnvoll, die Messung auf einen anderen Tag zu verschieben.

Mit der HDO Blutdruck bei Katzen messen

Betrachtet man die möglichen Fehlerquellen bei den beiden vorhergegangenen Messvarianten, scheint die High Definition Oscillometry umso attraktiver; jegliche Einstellungen erfolgen automatisch, die Messung wird direkt (in Echtzeit) auf den Bildschirm übertragen und alle drei Druckwerte werden gemessen (und nicht berechnet). Indem jeder einzelne Herzschlag als Pulswelle dargestellt wird, können bereits während der Messung Störungen oder Fehler bemerkt werden. Nach bereits 21 Sekunden ist die Messung abgeschlossen. Nicht jede Praxis verfügt jedoch über ein solches Gerät, da es sehr kostspielig ist.

Voraussetzungen für das Blutdruckmessen bei Katzen

Für ein zuverlässiges Ergebnis ist es wichtig, dass die Katze entspannt ist, da ansonsten der Blutdruck schnell steigen kann. Das heißt, dass die Messung möglichst schnell durchgeführt werden sollte und währenddessen niemand den Raum betreten oder verlassen darf. Da viele Katzen bereits alleinig wegen des Praxisbesuchs gestresst sind, lohnt es sich umso mehr, die Sofalöwen bereits von klein auf an ärztliche Untersuchungen zu gewöhnen und mit ihnen ein entspanntes Auftreten zu trainieren.

Blutdruckmessen bei Katzen: Eine wichtige Vorsorgemaßnahme

Das Blutdruckmessen bei Katzen ist eine wichtige und ebenso simple Vorsorgemaßnahme, die besonders bei älteren (für Bluthochdruck anfälligeren) Katzen durchgeführt werden sollte. Für tiermedizinische Fachangestellte und Tierärzte ist eine nicht-invasive Blutdruckmessung bei Katzen in der Regel eine einfache Prozedur, an die sich mit etwas Übung auch Ihr Liebling schnell gewöhnt. Die Tierarztkosten können zwischen ungefähr 10 und 30 Euro liegen – ein geringer Preis, wenn man bedenkt, welche Erkrankungen dadurch frühzeitig bemerkt werden können.

Dieser Artikel wurde geprüft von Tierärztin Melanie Müller.

Die genannten Informationen stellen keine Anleitung zur Selbstdiagnose und Behandlung von Tierkrankheiten dar. Tierhaltende sollten bei gesundheitlichen Problemen ihres Tieres in jedem Fall eine Tierärztin oder einen Tierarzt um Rat fragen. Diagnosen über das Internet sind nicht möglich.

Foto: © Robert Daly/KOTO/Adobe Stock

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