Nicht jeder darf einfach Mäuse- oder Rattengift kaufen und auslegen. Trotzdem sind Giftköder mit Mäuse- oder Rattengift immer wieder ein Problem und der Schrecken aller Hundebesitzerinnen und Hundebesitzer, da es als Blutverdünner wirkt. Lesen Sie hier, woran Sie eine Vergiftung erkennen und was Sie tun können, wenn Ihr Vierbeiner Rattengift aufgenommen hat.

Bei einem akuten Vergiftungsverdacht hilft der Giftnotruf: +49 551 19240


Inhaltsverzeichnis:


Rattengift: Das Wichtigste auf einen Blick

Häufigkeit der Erkrankung Zu finden an Rändern von Grundstücken und Gärten, im Stadtpark Verlauf der Erkrankung Erkennbar an der meist blauen Farbe, aber alle Farben möglich
Schwere der Erkrankung Leicht zu verwechseln mit Mäusegift Diagnose der Erkrankung Vergiftungssymptome sind Blutungen, blutiger Harn/ Kot, Atemnot, Krampfanfälle, Tod
Vorkommen der Erkrankung Suchen Sie bei Vergiftungsverdacht umgehend eine Tierarztpraxis auf Behandlungsmöglichkeit der Erkrankung Tödliche Dosis Hund: 0,25-100 mg/ kg, Katze: 5-100 mg/ kg

Wie gefährlich ist Rattengift für meinen Vierbeiner?

Rattengift wird zur Bekämpfung von Ratten verwendet. Einige Giftstoffe wie Warfarin sind frei verkäuflich und dürfen von jedermann ausgelegt werden. Bestimmte Gifte, die noch giftiger sind und eine längere Wirkdauer haben, erfordern jedoch eine spezielle Sachkunde um sie kaufen und verwenden zu dürfen. Außerdem darf Rattengift nicht einfach ohne festgestellten Befall ausgelegt werden. Leider kommt es, insbesondere in Städten, immer wieder zu Vergiftungen von Hunden mit Rattengift. Das Gift ist als Köder zum Beispiel in einer Wurst versteckt. Ein anderes Szenario ist, dass Ihr Hund eine möglicherweise vergiftete Ratte frisst. Rattengift kann eine getreidekörnerartige Form haben oder in Tabletten oder Pellets gepresst sein. Auch Pasten oder Flüssigkeiten sind erhältlich. Meistens, aber nicht in jedem Fall, sind sie auffällig gefärbt. Der Klassiker ist blau, jedoch ist jede Farbe möglich und erlaubt.

Chemie und Wirkung von Rattengift

Rattengifte gehören zu den synthetischen Varianten von Cumarin. Cumarin selbst ist ein natürlicher Duftstoff, der wie Vanilleschoten riecht und nur in hohen Dosen oder über einen länger verabreichten Zeitraum zu Leberschäden führt. Künstlich hergestellte Cumarinvarianten hemmen jedoch die Blutgerinnung. Es werden Cumarinvarianten der ersten Generation (Chlorophacinon, Coumachlor, Coumatetralyl, Diphacinon, Pindon, Warfarin) und der zweiten Generation (Brodifacoum, Bromadiolon, Difenacoum, Difethialon, Flocoumafen) unterschieden. Die  zweite Generation ist dabei giftiger als die erste – sprich: Manche Stoffe führen schon bei kleineren Mengen zu stärkeren Symptomen.

Das Gift wird über den Darmtrakt aufgenommen, gelangt ins Blut und bindet an bestimmte Eiweiße. Diese Rattengift-Eiweiß-Verbindung verhindert, dass Vitamin K1 aktiviert wird. Dieses Vitamin aktiviert wiederrum normalerweise die Blutgerinnung. Ein gewisser Vorrat an Vitamin K ist zwar vorhanden, wenn er jedoch nach 2-5 Tagen aufgebraucht ist, findet keine Blutgerinnung mehr statt und es kommt zu Krankheitserscheinungen. Cumarinvarianten der ersten Generation führen nur nach wiederholter Aufnahme zu Symptomen. Die toxische Wirkung wird verstärkt durch manche Schmerzmittel oder z.B. Kortison bei Hunden.

Bei Hunden und Katzen führt eine Vergiftung mit Rattengift allgemein zu Schwäche und Appetitlosigkeit. Außerdem können Sie möglicherweise kleine Blutungen, insbesondere der Maulschleimhaut, blutigen Harn sowie Kot und Atemnot feststellen. Im schlimmsten Fall kommt es zu Krampfanfällen, zum Schock und ohne rechtzeitige Behandlung zum Tod. Nehmen Hunde 0,25–100 mg/kg Körpergewicht des Wirkstoffes auf, sterben 50% von ihnen innerhalb der nächsten 30 Tage. Bei Katzen liegt der Wert zwischen 5-100 mg/kg Körpergewicht. Je nach Konzentration des Wirkstoffes, variieren also die Mengen an Rattengift, die giftig für Ihren Vierbeiner sind.

Diagnose einer Vergiftung mit Rattengift

Wenn Sie das Gift zum Teil noch aus dem Maul Ihres Lieblings entfernen konnten oder noch Reste am Boden liegen, nehmen Sie es mit in die Tierarztpraxis. Dort wird meistens recht schnell erkannt, ob es sich dabei um Rattengift handelt. In einer Blutuntersuchung können möglicherweise veränderte Gerinnungsparameter und eine Blutarmut festgestellt werden. Da die Vergiftung zu Blutungen in den Organen führen kann, lassen sich diese mitunter im Röntgen- oder Ultraschallbild darstellen.

Was ist bei einer Vergiftung mit Rattengift zu tun?

Wenn Sie sehen, dass Ihr Vierbeiner ungewollt etwas frisst, entfernen Sie es möglichst schnell aus seinem Maul. Bewahren Sie Ruhe und fahren umgehend in die Tierarztpraxis. Dort bekommt Ihr Liebling ein Medikament, was zum Erbrechen führt und danach Aktivkohle, um das Gift zu binden. Diese Maßnahmen helfen jedoch nur vor Eintritt der Symptome also innerhalb der ersten Stunden. Ist die Vergiftung schon weiter fortgeschritten, behandelt die Tierärztin oder der Tierarzt Ihren Hund oder Ihre Katze mit Vitamin K1 über 7 Tage bis 3 Wochen, je nach Cumarinvariante. Bei starkem Blutverlust durch Blutungen braucht Ihr Vierbeiner eine Infusion oder sogar eine Bluttransfusion.

Dieser Artikel wurde geprüft von Tierärztin Melanie Müller.

Die genannten Informationen stellen keine Anleitung zur Selbstdiagnose und Behandlung dar. Bei einer Vergiftung handelt es sich um einen Notfall! Wenn Sie den Verdacht haben, dass Ihr Vierbeiner etwas Schädliches aufgenommen hat, sollten Sie in jedem Fall eine Tierärztin oder einen Tierarzt um Rat fragen oder die Nummer des Giftnotrufs anrufen:

+49 551 19240

Melden Sie, wann und wo der Stoff aufgenommen wurde und versuchen Sie, ihn genau zu beschreiben. Wenn möglich bringen Sie die Verpackung bzw. ein Exemplar der aufgenommenen Substanz mit in die Tierarztpraxis.

Foto: © Africa Studio / Adobe Stock

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