In der Gartenpflege ist der Kampf gegen Unkraut endlos, während man das eine unerwünschte Pflänzchen aus dem Boden reist, wächst daneben schon wieder das nächste. Viele Gärtnerinnen und Gärtner greifen darum auf chemische Unkrautvernichtungsmittel zurück. Das Herbizid Glyphosat ist bekannt dafür, die Gartenarbeit zu erleichtern und ist das weltweit am häufigsten zur Unkrautbekämpfung genutzte Mittel - Sie sollten sich in der Anwendung jedoch bewusst sein, welche Risiken das umstrittene Herbizid für Hunde und Katzen mit sich bringt.

Bei einem akuten Vergiftungsverdacht hilft der Giftnotruf: +49 551 19240


Inhaltsverzeichnis:


Glyphosat (Unkrautvernichter): Das Wichtigste auf einen Blick

 

Häufigkeit der Erkrankung Wird in Unkrautvernichtern für Landwirtschaft und Gartenpflege verwendet Verlauf der Erkrankung Weiß, kristallin, wasserlöslich. In Lebensmitteln und Futter unsichtbar, aber vorhanden
Schwere der Erkrankung Leicht zu verwechseln mit anderen Pflanzenschutzmitteln, z. B. Schneckenkorn (giftig) Diagnose der Erkrankung Akute Vergiftungssymptome (u. a. gereizte Schleimhäute, Erbrechen, Kolik) selten
Vorkommen der Erkrankung Bei Vergiftungsverdacht umgehend eine Tierarztpraxis aufsuchen Behandlungsmöglichkeit der Erkrankung Giftige Dosis nicht bekannt

Wo kommt Glyphosat vor?

In der Landwirtschaft sind Pestizide nicht mehr wegzudenken. Sie bekämpfen unerwünschte Pflanzen bzw. Unkräuter (genannt Herbizide, hierzu gehört Glyphosat), Insekten (Insektizide) und Pilze (Fungizide). Es geht also darum, unerwünschte Organismen abzuwehren und i.d.R. zu töten. Dass das nicht so wirklich gesund sein kann, ist offensichtlich.

Glyphosat in Tierfutter

Das Pestizid wurde schon in Tierfutter festgestellt - in einer Studie wurden im Jahr 2018 18 Futter für Hunde und Katzen untersucht und in allen 18 Produkten zumindest geringe Mengen bemerkt. Die Konzentrationen lagen hier zwar unter den für Lebensmittel festgelegten Grenzwerten (die Ergebnisse variierten zwischen 80 Mikrogramm und 2 Milligramm pro Kilogramm Futter), wurden aber dennoch als bedenklich beschrieben. Die Forscherinnen und Forscher vermuteten, dass das Glyphosat durch pflanzliche Inhaltsstoffe wie Getreide oder Gemüse in das Katzen- und Hundefutter gelangte.

Glyphosat: Giftiger Unkrautvernichter in der Landwirtschaft

 

 

Giftiges Glyphosat beim Hundespaziergang

Glyphosat in der Landwirtschaft und Gärten

Glyphosat betrifft unsere Haustiere dabei auf verschiedenen Ebenen: Zum einen können Hunde und Katzen bei Spaziergängen oder Streifzügen über kontaminierte Felder mit Glyphosat o.ä. in Kontakt kommen. Zum anderen kann der Unkrautvernichter auch im eigenen Garten gefährlich werden, denn Glyphosat ist erst seit letztem Jahr für den Einsatz in der Haus- und Kleingartenpflege verboten worden. Die betreffende Mittel sind jedoch verkäuflich, bis ihre Zulassung ausläuft.

 

Glyphosat: Giftig für Hund und Katze

Glyphosat hat keine so akute Wirkung wie beispielsweise das Pestizid Schneckenkorn. Dennoch bestehen gerade hinsichtlich chronischer Folgen aufgrund der unzureichenden Forschungslage viele Unsicherheiten. So ist auch eine letale Dosis für Hund und Katze unbekannt. Allerdings liegt die Menge, bei der Ratten mit 50-prozentiger Wahrscheinlichkeit sterben, bei ungefähr 5000 Milligramm pro Kilogramm Körpergewicht, die tödliche Menge für Hund und Katze müsste also sehr hoch sein. Es sind jedoch übliche Symptome einer Vergiftung bei Katzen und Vergiftung bei Hunden mit Herbiziden bekannt:

  • gereizte Schleimhäute
  • Erbrechen und Speicheln
  • Futterverweigerung
  • Durchfall und Bauchschmerzen
  • Blutdruckabfall
  • Atemschwierigkeiten
  • Niereninsuffizienz
  • Schock
Glyphosat für Hunde und Katzen giftig

Derartige Symptome können auch durch die Lösungsmittel ausgelöst werden, in denen das Glyphosat verrührt ist.

Doch auch bei geringer Toxizität ohne akute Symptome sollten Sie darauf achten, Ihr Tier dem Unkrautvernichter nicht auszusetzen. Langfristige gesundheitliche Schäden sind zwar einer Vergiftung mit Glyphosat schwieriger zuzuordnen, können jedoch nicht ausgeschlossen werden. So wurde bereits festgestellt, dass die tägliche orale Aufnahme von 100 bis 500 Milligramm pro Kilogramm Körpergewicht nach einem Jahr zu einer Verkleinerung der Hypophyse (einem Teil des Gehirns, der für die Hormonverteilung verantwortlich ist) geführt hat.

Was ist bei einer Vergiftung mit Pestiziden / Glyphosat zu tun?

Hunde und Katzen vor giftigen Unkrautvernichtern schützen

Sollten Sie derartige Vergiftungssymptome bemerken, ist umgehend eine Tierarztpraxis oder -klinik aufzusuchen. Berichten Sie Ihrer Tierärztin oder Ihrem Tierarzt von möglichen Ursachen der Vergiftung und überlegen Sie selbst, ob und wo Ihr Tier möglicherweise erhöhte Mengen Pestizide aufgenommen haben könnte. Idealerweise rufen Sie bereits auf dem Weg zur Praxis an, damit das Fachpersonal sich auf Ihren Notfall vorbereiten kann und Ihnen mit Rat zur Seite stehen kann. Generell kann bei Vergiftungssymptomen Aktivkohle sinnvoll sein - vorausgesetzt, Art und Menge sind bereits zuvor tierärztlich abgesprochen worden.

 

Chemische Pflanzenschutzmittel und mineralische Dünger sind für kein Tier sicher - auch nicht für Ihren Vierbeiner. Der beste Schutz für Ihren Liebling ist darum der Verzicht auf jedes Mittel, das potenzielle Giftstoffe enthält. Damit schützen Sie nicht nur Ihre Tiere, denn neben den Schäden für Hund und Katze sind auch die Gefahren Glyphosats für Mensch und Umwelt zu bemerken. Die World Health Organisation hat das Pestizid bereits 2015 als "wahrscheinlich krebserregend" eingestuft, es kann den Hormonhaushalt negativ beeinflussen und steht unter dem Verdacht, Embryonen zu schädigen. Dennoch wurde es schon längst in verschiedensten Lebensmitteln und menschlichem Urin festgestellt. Daneben gelangt es in die Gewässer und tötet mit dem Unkraut auch das umliegende natürliche Ökosystem.

Dieser Artikel wurde geprüft von Tierärztin Melanie Müller.

Die genannten Informationen stellen keine Anleitung zur Selbstdiagnose und Behandlung dar. Bei einer Vergiftung handelt es sich um einen Notfall! Wenn Sie den Verdacht haben, dass Ihr Vierbeiner etwas Schädliches aufgenommen hat, sollten Sie in jedem Fall eine Tierärztin oder einen Tierarzt um Rat fragen oder die Nummer des Giftnotrufs anrufen:

+49 551 19240

Melden Sie, wann und wo der Stoff aufgenommen wurde und versuchen Sie, ihn genau zu beschreiben. Wenn möglich bringen Sie die Verpackung bzw. ein Exemplar der aufgenommenen Substanz mit in die Tierarztpraxis.

Foto: © Titel: cherryandbees/Adobe Stock | Text: Countrypixel/Adobe Stock; Lisa Gray/Wirestock Creators/Adobe Stock; wellphoto/Adobe Stock; Cynthia/Adobe Stock