Windspiel – allein der Name dieses Hundes klingt bereits wie Poesie. Und tatsächlich ranken sich viele romantische Legenden um die Entstehung des Windspiel. So heißt es beispielsweise, dass bereits Kleopatra einen kleinen Windhund, dem heutigen Windspiel sehr ähnlich, gehalten und gezüchtet haben soll. Ob sie ihrem Geliebten, dem römischen Feldherrn Gaius Julius Cäsar, tatsächlich einige ihrer Hunde geschenkt hat und diese so ihren Weg nach Italien fanden, werden wir wohl nie erfahren.

Ein Windspiel begleitete die ägyptische Königin ins Grab

Fakt ist allerdings, dass Archäologen einen kleinen Windhund im Grab einer ägyptischen Königin fanden, die um 3200 v. Chr. starb. Zu jener Zeit war es üblich, dass Sklaven ihren Herrscher in den Tod begleiteten, um ihm im Jenseits beizustehen. In dem 1956 in der Nähe von Kairo entdeckten Grab fanden sich jedoch keinerlei menschliche Begleiter, sondern statt dessen ein kleiner Windhund, der mit der Königin bestattet worden war. Ebenfalls erwiesen ist, dass man das Windspiel bereits vor Christi Geburt im alten Rom kannte. Aus dieser Zeit stammt nämlich eine Hunde-Statue, die heute im Pio Clementino-Museum im Vatikan besichtigt werden kann – und die den kleinen Windhund darstellt. Spätestens in der Renaissance wurde das Windspiel auch im Rest Europas sehr beliebt. Der französische Sonnenkönig Ludwig XIV besaß diesen Kleinhund, auch Katharina von Medici war dem Windspiel verfallen.

Der Whippet verdrängt das Windspiel

Das Windspiel war demnach beim Adel ausgesprochen beliebt. Friedrich der Große züchtete den kleinen Windhund mit großer Begeisterung. Doch ein anderer Windhund machte dem zarten Kleinhund bald Konkurrenz: In England entstand gegen Ende des 19. Jahrhunderts der Whippet. Um das kleine Windspiel von seinem größeren Verwandten abzugrenzen, wurde es in immer kleineren Variationen gezüchtet – bis Züchter schließlich wieder einen Rassenstandard formulierten, der einen gesunden Kleinhund als Ziel vorsieht. Das Windspiel ist, wie sein Name bereits vermuten lässt, ein ganz besonderer Hund. Seine große Leidenschaft gilt der Hasenjagd – und es gibt für ihn nichts Schöneres, als frei wie der Wind zu laufen. Dementsprechend ist der Jagd- und Lauftrieb dieses Hundes sehr stark ausgeprägt. Viele Hunde dieser Rasse können kaum von der Leine gelassen werden, da sie sonst ihrer Jagdlust erliegen. Mit einem sinnvollen und konsequenten Anti-Jagdtraining und einer ausreichenden Jagd-Ersatzbeschäftigung kann man diesen Jagdtrieb jedoch meist kontrollierbar machen.

Der kleine Windhund ist äußerst sensibel

Der zarte Kleinhund ist äußerst sensibel und hochempfindlich, daher gehört seine Erziehung in erfahrene und fähige Hände. Bereits leichteste Veränderungen in der Stimmung seines Menschen übertragen sich sofort auf sein Befinden. Da versteht es sich von selbst, dass dieser Hund keinerlei Härte oder laute Worte verträgt und schnell das Vertrauen verliert. Wer jedoch ein feines Gespür für das Windspiel entwickelt, wird mit einem außergewöhnlich fröhlichen und lebensfrohen Hund belohnt, der so anhänglich und verschmust ist wie eine Katze. Die meisten Vertreter dieser Rasse lieben das Training mit dem Clicker – und zeigen sich dabei äußerst lernbegierig und arbeitseifrig. Das Windspiel ist sehr intelligent und gelehrig, wenn es seinem Menschen vertraut. Der Kleinhund kann auf diese Weise hervorragend mit Hunde-Tricks, Obedience oder Dog-Dance ausgelastet werden. Als Familienhund eignet sich der kleine Hund aufgrund seiner übergroßen Sensibilität nur sehr bedingt. In der Wohnung verhält er ruhig und unauffällig – sofern er genügend Auslastung hat.

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