Wahrscheinlich haben Sie den Begriff "allgemeine Untersuchung" oder auch "klinische Untersuchung" schonmal auf einer Tierarztrechnung gelesen. In diesem Artikel erklären wir Ihnen, was sich hinter dieser tierärztlichen Leistung verbirgt, warum sie immer sinnvoll ist und was eine allgemeine Untersuchung bei Hund und Katze kosten kann.


Inhaltsverzeichnis:


Warum ist eine allgemeine Untersuchung wichtig?

Ein erster Tierarztbesuch mit Ihrem Hund steht an? Ihre Samtpfote erhält eine Impfung? Ihr Vierbeiner ist krank oder muss operiert werden? Egal, was der Anlass ist: Zu allererst wird die Tierärztin oder der Tierarzt eine allgemeine Untersuchung bei Ihrem felligen Freund durchführen. Ziel der Maßnahme ist, wie der Name schon sagt, den allgemeinen Gesundheitszustand Ihres Vierbeiners festzustellen und bei einem kranken Vierbeiner den Sitz einer Erkrankung zu ermitteln.

Die Allgemeinuntersuchung als Gesundheitscheck

Es gibt viele Gründe, warum Hunde und Katzen einen Gesundheitscheck brauchen. Wenn Ihr Vierbeiner beispielsweise geimpft werden soll, ist es wichtig, vorher zu prüfen, ob er gesund ist. Kranke Tiere vertragen den Impfstoff mitunter nicht oder ihr Immunsystem ist so sehr mit einem anderen Problem beschäftigt, dass es keinen Impfschutz aufbauen kann.

Auch vor einer Routineoperation macht eine klinische Voruntersuchung Sinn. Hier stellen die Tierärztinnen und Tierärzte fest, ob ihr Vierbeiner überhaupt narkosefähig ist. Hinweise auf Herz-, Lungen oder Nierenprobleme beispielsweise können ein Grund sein, das Tier genauer zu untersuchen und ggf. die Narkoseform oder die Operation anzupassen.

 

Bei Welpen oder Kitten ist die Allgemeinuntersuchung eine wichtige Routineuntersuchung, um festzustellen, ob sie sich gut entwickeln und um Erbkrankheiten und Fehlbildungen auszuschließen. Bei einigen Rassen ist das besonders wichtig, da sie aufgrund ihrer Zucht einem erhöhten Risiko ausgesetzt sind. Beispielsweise hat der

Und zu guter Letzt ist es wichtig, regelmäßige Gesundheitskontrollen bei jedem Hund und jeder Katze durchzuführen. Empfohlen ist der Check-Up einmal im Jahr ­− dies kann auch zusammen mit der Impfung erfolgen. Bei Senioren können auch häufigere allgemeine Untersuchungen sinnvoll sein, beispielsweise im Halbjahres-Takt. So können Krankheiten, die im Alter gehäuft vorkommen, wie beispielsweise Herzerkrankungen oder Nierenprobleme, rechtzeitig erkannt und behandelt werden. Die Kosten für die klinische Untersuchung lohnen sich dann besonders, wenn so schwere Krankheitsverläufe verzögert oder gar vermieden werden können.

Allgemeine Untersuchungen beim kranken Tier

Besonders wichtig ist die klinische Untersuchung natürlich beim kranken Tier. In vielen Fällen reicht sie zwar nicht aus, um eine definitive Diagnose zu stellen. Aber, sorgfältig durchgeführt, lässt sich meist feststellen, wo genau die Erkrankung lokalisiert ist: Schlägt das Herz im richtigen Takt? Ist die Atmung erschwert? Steht das Tier schief oder belastet ein Bein nicht? Dann lohnt es sich, im nächsten Schritt, genauer hinzuschauen (oder hinzuhören).

Was mitunter nicht allen Tierhaltenden verständlich ist: Die klinische Untersuchung gehört auch dazu (und gehört dann eben auch zu den Tierarztkosten), wenn schon offensichtlich ist, was dem Vierbeiner fehlt. Den Grund erfuhr ich mit folgendem Satz an der Uni: "Jedes Tier hat ein Anrecht auf mehr als eine Erkrankung." Gemeint ist, dass das humpelnde Tier zwar ein Problem mit dem Bewegungsapparat haben mag − dies wird dann in der orthopädischen Untersuchung näher eingegrenzt − aber eben auch noch andere Krankheiten haben kann. Übersieht die Tierärztin oder der Tierarzt beispielsweise deutliche Hinweise auf eine chronische Nierenerkrankung oder ein Magenproblem, könnten manche Schmerzmittel und auch eine Operation dem Vierbeiner zusätzlich schaden. Nicht immer lässt sich das ausschließen, aber es sollte zumindest allen bewusst sein und bei der Behandlung berücksichtigt werden.

Vorteile einer gründlichen klinischen Untersuchung

Hier nochmal alle Vorteile auf einen Blick:

  1. Krankheiten werden (rechtzeitig) erkannt − eine frühere oder angepasste Behandlung ist möglich
  2. Die erkrankte Körperregion wird eingegrenzt und kann anschließend genauer untersucht werden
  3. Nur gesunde Vierbeiner werden geimpft

Übrigens: Ruhig durchgeführt hat die allgemeine Untersuchung bei Hund und Katze keine Nachteile oder Risiken. Nur sehr ängstliche und gestresste Vierbeiner leiden, je länger der Tierarztbesuch dauert. Teilweise sind Temperatur, Herz- und Atemfrequenz dadurch leicht verfälscht. Anhand des Verhaltens können die Untersuchenden dies jedoch gut einordnen.

Bei den nervöseren Vierbeinern lohnt es sich vielleicht, mit Medical Training oder gar mit Beruhigungsmitteln zu arbeiten, um die Vorteile einer allgemeinen Untersuchung nutzen zu können.

Was passiert bei der allgemeinen Untersuchung?

Eine Allgemeinuntersuchung läuft immer nach dem gleichen Schema ab − so wird nichts vergessen. Zunächst schaut sich die Tierärztin oder der Tierarzt den Vierbeiner aus der Ferne an − sowohl in Ruhe als auch in Bewegung. Geht und steht das Tier normal, wie verhält es sich? Wie sind die Atemfrequenz und der Atemtyp? Im Idealfall kann Ihr Vierbeiner dazu rumlaufen, sodass er sich frei bewegen kann und noch nicht durch Festhalten und den Behandlungstisch gestresst ist. Dabei wird die oder der Untersuchende wahrscheinlich den sogenannten Vorbericht, auch Anamnese, erfassen und Ihnen dazu einige Fragen zum Tier und zum Krankheitsverlauf stellen. Erst dann wird der Vierbeiner, meist auf dem Tisch, angefasst für die weiteren Schritte.

Sie sind neugierig, welche Fragen zum Vorbericht gehören?

Was gehört zur Anamnese?

Wenn es schnell gehen muss: die kurze Allgemeinuntersuchung

Sind die Untersuchenden sehr erfahren, liegen im Vorbericht keinerlei Hinweise auf eine Erkrankung (wie Schlappheit, Appetitlosigkeit o.ä.) vor und handelt es sich um ein junges, aber ausgewachsenes Tier? Dann geht es manchmal ganz schnell: Kurz die Schleimhäute geprüft, Herz und Lunge abgehört, manchmal auch Fieber gemessen und schwupp geht es weiter zur Impfung.

Von der Nasenspitze bis zum Schwanz: die ausführliche klinische Untersuchung

Viele Tierärztinnen und Tierärzte legen Wert auf eine gründliche Allgemeinuntersuchung, besonders, wenn der Vierbeiner krank oder schon älter ist. Dabei gehen sie am Tier meist systematisch von vorn nach hinten vor. Erst wird ins Maul geschaut: von außen und innen. Die Augen inklusive der Bindehäute werden begutachtet, die Ohrmuscheln angesehen und beschnüffelt. Die Lymphknoten werden abgetastet, ebenso wie der Bauch, Gesäuge bzw. Hoden und manchmal auch der Enddarm mit den Analbeuteln. Außerdem werden Herz und Lunge abgehört. Je nachdem, ob sich der Vierbeiner beruhigt, wenn er sanft angefasst wird oder ob er sich nur noch mehr aufregt, wird vorher oder nachher die Temperatur gemessen.

 Und was kommt nach der allgemeinen Untersuchung?

Was nach der allgemeinen Untersuchung passiert, kommt ganz auf den Vorstellungsgrund und die gewonnenen Erkenntnisse an: War es nur ein routinemäßiger Check-Up und alles ist in Ordnung? Dann geht’s auch schon wieder ab nach Hause. Soll geimpft, gegen Parasiten behandelt oder operiert werden? Dann kann es jetzt losgehen. Hat die Tierärztin oder der Tierarzt jedoch etwas Auffälliges festgestellt, folgt nun eine eingehende Untersuchung, eine spezielle Untersuchung oder diagnostische Verfahren, wie Röntgen, Ultraschall, Blutdruckmessungen oder Laboruntersuchungen.

Bei einer eingehenden Untersuchung wird einem bestimmten Organsystem nochmal extra Zeit gewidmet. Beispielsweise hören Tierärztinnen oder Tierärzte noch mal etwas länger und gezielter hin, wenn beim ersten Abhorchen etwas am Herzen auffällig war. Oder wenn der Bauch beim ersten Abtasten angespannt war, tasten sie nochmal gezielt nach den einzelnen Organen. Der Übergang von der allgemeinen zur speziellen Untersuchung ist dabei manchmal fließend und hängt auch vom Zeitfaktor und dem Erfahrungsstand der Untersuchenden ab.

Eine spezielle Untersuchung, wie beispielsweise eine orthopädische, dermatologische oder neurologische Untersuchung, erfordert nochmal einen ganz neuen Untersuchungsgang, neue Methoden und ggf. spezielle Instrumente und ist am effektivsten, wenn sie von auf dem entsprechenden Gebiet sehr erfahrenen Tierärztinnen oder Tierärzten durchgeführt wird. Ggf. fehlen Ihrer „Hauspraxis“ die nötigen Gerätschaften und Erfahrung – sie wird Ihnen jedoch sicher Empfehlungen für passende Behandlungszentren geben können.

Das können Sie selbst tun - die klinische Untersuchung zuhause

Schon gewusst? Einige Schritte der allgemeinen Untersuchung können Sie auch zuhause durchführen: Die Körperoberfläche absuchen, auf Schmerzen untersuchen, ins Maul schauen, die Augen checken. Das können Sie wunderbar bei den abendlichen Kuscheleinheiten einbauen. Zudem ist es sinnvoll, ab und zu die Körpertemperatur Ihres Vierbeiners kontrollieren. Vor allem, wenn Ihr Hund oder Ihre Katze unfit wirkt, ist ein genauerer Blick auf den Gesundheitszustand Ihres Lieblings sinnvoll.

Wie geht Fiebermessen beim Hund?

Wie geht Fiebermessen bei Katzen?

Mitunter lässt sich so früh ein Problem erkennen oder sogar selbst beseitigen − zum Beispiel, wenn sie bei einem tränenden Auge einen Grassamen im Bindehautsack entdecken und entfernen können. Aber Achtung: Auch wenn Sie Ihren Vierbeiner irgendwann in- und auswendig kennen und Veränderungen bei ihm bemerken: Tierärztliches Fachpersonal untersucht täglich -zig Tiere und hat einen weitaus größeren Erfahrungsschatz. Daher sollten Sie für die Interpretation Ihrer Befunde auf jeden Fall die Profis zur Rate ziehen sollten – spätestens dann, wenn die Veränderungen anhalten oder gar schlimmer werden.

Möglicherweise kann jedoch bereits eine tierärztliche Videosprechstunde weiterhelfen. Dort stellen erfahrene Tierärztinnen und Tierärzte Ihnen die passenden Fragen und leiten Sie bei der Untersuchung zuhause an. Anschließend erhalten Sie eine Einschätzung zum Gesundheitszustand, tierärztliche Tipps zur Behandlung zuhause oder - wenn nötig - eine Überweisung in die nächstgelegene Praxis oder Klinik.

Ist das (noch) normal?

Ist gibt bestimmte Normwerte, an die sich Tierärztinnen und Tierärzte orientieren, wenn sie den Gesundheitszustand Ihres Vierbeiners beurteilen. Diese haben wir in der nachfolgenden Tabelle für Sie zusammengefasst.

Merkmal

Normalbefund Hund

Normalbefund Katze

Temperatur

38-39°C

Schleimhautfarbe

Rosa

Blassrosa

Herzfrequenz/Puls

60-160 Schläge/Minute

110-130 Schläge/Minute

Atemfrequenz

10-30 Atemzüge/Minute

20-40 Atemzüge/Minute

Bauch

Weich, nicht angespannt

 

Allgemeinuntersuchung

Aber Achtung: Insbesondere bei Hunden gibt es große Schwankungen, vor allem, was die Herzfrequenz betrifft. So kann ein Welpe eine Herzfrequenz von über 200 Schlägen pro Minute haben, auch bei kleinen Rassen sind höhere Frequenzen bis 180 durchaus normal. Eine Deutsche Dogge hingegen hat eher eine sehr ruhige Herzfrequenz mit rund 60 Schlägen pro Minute.

Zudem gelten diese Werte grundsätzlich für ruhige Tiere: Anstrengung, Hitze und Stress können Atmung, Herzschlag und Temperatur beeinflussen. Gerade deswegen ist es so wichtig, dass Sie regelmäßig alle Werte in Ruhe prüfen, um Veränderungen zu bemerken.

 Abgesehen von diesen Normalwerten sollten Sie immer dann aufmerksam werden, wenn Sie Schwellungen, Rötungen, Auflagerungen oder Wunden bei Ihrem Vierbeiner entdecken.

Ist das ein Notfall?

In unserer Notfall-Checkliste haben wir Ihnen wichtige Merkmalle zusammengestellt, die einen Ernstfall anzeigen. Am besten, Sie drucken sie aus und hängen sie sich an die Pinnwand oder den Kühlschrank, um sie schnell zur Rate ziehen zu können:

Notfall? So erkennen Sie ihn!

Wie Sie im Notfall erste Hilfe leisten, können Sie in unserem entsprechenden Tiergesundheitshelfer nachschauen:

So leisten Sie erste Hilfe bei Hunden

So leisten Sie erste Hilfe bei Katzen

Allgemeinuntersuchung bei Hund und Katze: Kosten

Auch eine allgemeine Untersuchung ist eine tierärztliche Leistung, die vergütet werden muss. Die Kosten variieren je nach Erfahrung des Untersuchenden, Kooperation des Patienten und weiteren Faktoren.

Was steht dazu in der GOT?

Selbst wenn die allgemeine Untersuchung bei vielen Tierärztinnen und Tierärzten fast automatisch abläuft, sind sie gesetzlich dazu verpflichtet, diese abzurechnen. Der Posten Nr. 16 „Allgemeine Untersuchung mit Beratung, Hund, Katze, Frettchen“ kostet zwischen 23,62 und 70,86 Euro zzgl. Steuern. Mehr zur Gestaltung von Tierarztkosten lesen Sie in unserem Artikel zur Gebührenordnung für Tierärztinnen und Tierärzte.

Muss ich die allgemeine Untersuchung jedes Mal zahlen?

Tatsächlich wird dieser Betrag jedes Mal fällig, wenn Ihr Vierbeiner tierärztlich untersucht wird. Nur wenn es sich um eine „Folgeuntersuchung im selben Behandlungsfall mit Beratung“ (Pos. 34) handelt, kommen Sie mit 19,74-59,22 Euro netto günstiger davon. Aber: Hier wird auch nur kontrolliert, was zuvor bereits ausgiebiger untersucht wurde.  

Tierarztkosten hin oder her: Grundsätzlich ist eine gut durchgeführte Allgemeinuntersuchung ist ein wichtiges tierärztliches Instrument und sowohl zur Vorbeugung als auch zur Diagnostik von Krankheiten unerlässlich – und das sollte es Ihnen Wert sein.

Die genannten Informationen stellen keine Anleitung zur Selbstdiagnose und Behandlung von Tierkrankheiten dar. Tierhaltende sollten bei gesundheitlichen Problemen ihres Tieres in jedem Fall eine Tierärztin oder einen Tierarzt um Rat fragen. Diagnosen über das Internet sind nicht möglich.

Foto: © © Titelbild: mad_production - stock.adobe.com | Text: VadimGuzhva - stock.adobe.com, Kzenon - stock.adobe.com, Vasyl - stock.adobe.com