Angst vor fremden Menschen und Gegenständen

Angst ❯ Vor Menschen
Annica schrieb am 19.01.2015
Hallo,

ich habe meine Hündin schon von klein auf. Trotz des Besuchs der Hundeschule, wo Sie viele Gegenstände kennen lernen konnte ist sie dennoch sehr ängstlich bei lauten Geräuschen und auch teilweise vor nicht so bekannten Gegenständen wie Rollstühlen und Gehhilfen oder Trolleys. Verstärkt wird dieses noch wenn dann noch mehrere fremde Menschen zum Beispiel im Hausflur stehen und sich unterhalten während wir dort vorbei gehen wollen. Meist ist das Problem das die Menschen den Hund auch immer ansprechen und anfassen wollen.

Sie fängt dann an zu knurren und versucht sich hinter mir zu verstecken. Sie hat noch nie nach jemandem geschnappt oder eine Spur von aggressivem Verhalten gezeigt. Ich habe ihr die Angst nie ganz abgewöhnen können. Anfangs hat sie tagsüber auch sehr viel Zeit bei meinem Exfreund verbracht, welcher ihr leider nicht so viele Dinge gezeigt hat oder teilweise ihre Angst verstärkte, weil er meinte aufgrund der Rasse sie müsste das aushalten. Es hat lange gedauert bis ich sie wieder ans Fahrrad fahren gewöhnen konnte nachdem er versuchte mit ihr und dem Fahrrad unterwegs zu sein.

Wie verhalte ich mich in solchen Situationen am Besten? Ich sage immer bestimmt Schluss und gehe mit ihr normal weiter, weil ich Angst habe bei gutem Zurreden die Situation eventuell zu verschlimmern.
5 Antworten
Hallo,
bei der Furcht vor Geräuschen könnte es sein, dass Sie eine Ohrenentzündung hat oder hatte, das müßte man beim Tierarzt abklären lassen.
Wenn Sie in einer Welpenspielstunde waren, kann es sein, dass Ihr Hund dort überfordert und allein gelassen war. "Schluss" hilft auch nicht, weil man die Angst nicht abstellen kann. Ganz falsch ist es, den Hund durch eine Situation hindurchzwingen zu wollen, das "er eteas aushalten" muss. Stellen Sie sich das bei einem Kind vor!

Beginnen Sie Ihren Hund zu beschützen und zu führen. Ihr Hund ist unsicher und beißt/bellt alles weg – das ist seine Strategie, damit er seine Ruhe hat.
Ab sofort führen Sie: Der Hund geht HINTER Ihren Füßen, sie gehen niemals auf einen Hund oder einen Menschen zu. Meistens liegt es am fehlenden Vertrauen zu uns. Sie vermitteln Ihrem Hund Sicherheit, indem Sie ihn immer beschützen. Schutz gibt es in allen Strukturen mit Eltern, Lehrern und Chefs – die guten machen uns sicher und gelassen, wir wissen, was wir tun sollen.
Fremde fassen Ihren Hund vorerst nicht an und Sie vermeiden es, dass der Mensch Ihren Hund ansieht. Sie gehen Bogen und Kreise und lassen Ihrem Hund Zeit, sich – unter Ihren Schutz und an der Leine – in Ruhe anzunähern. Grundsätzlich ist Ihr Hund HINTER Ihren Füßen und Ihr KÖRPER DAZWISCHEN - eine Hund an Hund-Begegnung geht grundsätzlich schief. Gehen Sie auch in die andere Richtung oder schirmen Sie ihn am Rand ab. Er sollte nichts mehr zu „erledigen“ haben – Sie führen und geben Richtung und Verhalten an. Machen Sie immer und ohne Ausnahme einen Bogen um Dinge und Menschen, bis Ihr Hund Ihnen wieder vertraut.
Nehmen Sie Menschen, die Ihnen entgegenkommen, als „Übung“. Zeigen Sie Ihrem Hund, dass sie seine Furcht ernstnehmen. Alle Hunde in meinem Training haben es geschafft, als die Besitzer mit dem Schutzprogramm angefangen haben. Genauso gehen Sie an unbekannte Dinge heran – umkreisen unter Ihrem Schutz, mit Ihrem Körper dazwischen (!) gern ein Leckerchen, wenn es klappt – lassen Sie sich bitte viel Zeit, nicht nur „probieren“.
Schauen Sie auch auf meiner Homepage www.hundimedia.de nach meinen Büchern. Hier finden Sie jede Menge geistiges Training für einen spannenden Spaziergang. Wenn Sie wieder zum Nabel der Welt geworden sind, orientiert sich Ihr Hund wieder an Ihnen und zeigt, wie sehr er Ihren Schutz braucht. Bald wird er gelassener und traut sich immer mehr zu.
Viele Grüße
Inge Büttner-Vogt

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Annica | Fragesteller/in
schrieb am 19.01.2015
Sie bellt ja niemanden an, sondern fängt an zu knurren wenn die Leute auf sie zugehen und sie ansprechen. Im Gang bin ich der Situation dann aus dem Weg gegangen indem ich den Aufzug genommen habe. Ansonsten nähern wir uns fremden Menschen nicht. Sie ist sehr gut leinenführig und geht auch bei Fuss, das heißt ihr Kopf befindet sich auf Höhe seitlich meines Oberschenkels.

Mit Hunden hatte sie noch nie Probleme gehabt und bisher auch keine gezeigt dort geht sie immer offen um und tobt im Feld mit Ihnen.

Ich gehe generell vor ihr, weil sie dann ruhiger ist. Die Hundeschule sagte mir auch, das ein gutes Vertrauensverhältnis zwischen mir und dem Hund bestehen würde.

Was ich dazu sagen muss ist, dass sie auf der Straße fremde Menschen gar nicht beachtet sondern ganz normal neben mir her läuft.

Dieses Verhalten tritt nur auf wie gesagt zum Beispiel im Gang oder beengten Räumlichkeiten. Draußen ist alles in Ordnung. Geräuschempfindlich ist sie seit Silvester extremer, das schiebe ich aber auf die Knallerei, welche draußen war. Ohrenentzündung wurde beim Tierarzt schon ausgeschlossen.
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Hallo,
ich habe es jetzt so verstanden:
Sie fürchtet unbekannte Gegenstände draußen wie Rollstühle, Gehhilfen etc. Hier können Sie wie beschrieben vorgehen - Schutz und einen Bogen.
Im Treppenhaus wird es eng, Treppenhäuser hallen meistens (?), die Geräusche verstärken sich. Das ist für Hundeohren sehr laut. Ich würde auch immer diesen "Ereignissen" aus dem Weg gehen und meinen Hund beschützen. Ich MUSS ihn nicht dieser Situation aussetzen. Je mehr er sich auf meinen Schutz verlassen kann, desto gelassener wird er.
Gutes Zureden hilft nicht, beschützen Sie sie aktiv mit Ihrem Körper, nehmen Sie den Aufzug und setzen Sie sie nichts aus. Sie können das Treppenhaus mit Futter "verschönen" , indem Sie viele Leckerchen suchen lassen. Bitten Sie einen Nachbarn weiter weg im Treppenhaus Geräusche zu machen und schauen Sie, ob Sie Futter nimmt (Stress plus Fressen geht nicht). Ihr Freund hat ihr wohl leider zu viel zugemutet.
Ich denke, dass Sie es gut schaffen, wenn Sie es zulassen, dass sie sich hinter Ihnen versteckt, sie muss nichts aushalten, sondern kann alles langsam und an Ihrer Seite kennenlernen, was ihr Furcht einflöst.
Ich hoffe, dass ich es jetzt richtig verstanden habe?
Viele Grüße
Inge Büttner-Vogt
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Claudia H.
schrieb am 20.01.2015
Hallo Annica,

meine Erfahrung ist, dass manche Hunde einfach eine größere Individualdistanz haben als andere und verunsichert sind, wenn diese unterschritten wird. Da das Problem, wenn ich es richtig verstehe, nur in Engstellen oder wenn jemand ihr zu nahe kommt, auftritt, würde ich solche Situationen, wenn es geht, vermeiden.

Kommen Sie in eine solche Situation, ist es völlig okay, wenn Ihr Hund hinter Ihnen geht. Lassen Sie ihn ruhig dort gehen und geben Sie ihm die notwendige Sicherheit.

Situationen, die Sie täglich haben, würde ich allerdings trainieren, damit der Hund sich mehr entspannen kann. Das geht sehr gut, indem man die Situation so stellt, dass es für den Hund noch okay ist und es dann immer schwieriger macht.

Nehmen wir das Treppenhaus. Angenommen, Ihr Hund reagiert, wenn der Mensch sich in 7 Stufen Entfernung befindet. Bitten Sie dann eine Hilfsperson (Freund, Nachbar), sich ins Treppenhaus zu stellen und gehen Sie los. Kommen Sie an die kritische Entfernung, loben Sie den Hund, bleiben dort und füttern. Dann gehen Sie weg von der Bedrohung und hören auf zu füttern. Nach ca. 10 - 20 Wiederholungen gehen Sie eine Stufe näher usw.
Ihr Hund sollte immer entspannt bleiben. Und sich schon auf sein Futter freuen. Dann können Sie noch ein Stück näher.

Klappt das gut, kann die Hilfsperson sich auch bewegen. Was genau für Ihren Hund leichter oder schwerer ist, kann ich von hier aus nicht beurteilen, aber Sie wissen es sicher. Ihre Aufgabe ist es Ihren Hund zu beobachten und zu füttern und in kleinen Schritten die Schwierigkeit so zu erhöhen, dass sich der Hund immer wohlfühlt dabei.

Viel Erfolg
Claudia Hußmann

http://www.mein-lieber-hund.de
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Annica | Fragesteller/in
schrieb am 21.01.2015
Hallo,

ersteinmal vielen Dank für die umfangreichen Antworten. Frau Büttner-Vogt, ja jetzt wurde es verstanden. Ich habe es vielleicht auch sehr umständlich geschrieben. Die Situation die mein Exfreund den Hund ausgesetzt hat, habe ich immer erst im Nachhinein erfahren und daher habe ich mich auch getrennt, weil ich nicht meinen Hund dem weiter aussetzen wollte. Mit dem Vermeiden probiere ich schon, lässt sich aber manchmal leider nicht.

An Frau Hußmann ja es passiert immer nur in engen Räumen oder Gängen oder wenn draußen jemand fremdes einfach nach dem Hund greift. Gehhilfen und Rollstühle machen ihr auch nur Angst, wenn diese in Benutzung sind von Personen. Eine Gehhilfe die alleine im Gang steht ist eher interessant für sie aufgrund der Gerüche.

Die Situation war etwas blöd gewesen, da ich schon im Gang des Hochhauses stand und hinter mir jemand aus dem Aufzug kam und vor mir zwei Türen aufgingen. Einmal am Ende des Ganges und einmal vor mir direkt rechts. Da praktisch von allen Seiten etwas zugleich kam und jeder ach das ist aber ein süßer Hund. War die Situation etwas zu viel. Ich versuche den Situationen ja auch sowieso immer aus dem Weg zu gehen, weil man ja auch nie weiß, ob jemand Angst vor Hunden hat.

Dann weiß ich aber wie ich mich verhalten sollte in Zukunft vielen Dank nochmal.

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