Was tun, wenn Hund draußen nervös und ängstlich ist?

Angst ❯ Vor Gegenständen / Geräuschen
Michaela S. schrieb am 10.05.2022
Hallöchen,

wir haben einen Borador. Sandy kommt aus Spanien, wird morgen 9 Monate alt und ist nun gute 4 Monate bei uns.

In der Wohnung ist es soweit alles entspannt, aber wehe es geht raus. Will sie gar nicht. Sie sieht und hört alles, auch auf Entfernung. Da kommt der Border wohl durch. Jedoch reagiert sie sehr gestresst und nervös. Kann auf uns kaum bis gar nicht reagieren und steht so unter Stress, dass auch das Leckerchen nicht genommen wird. Die Rute ist dauernd unter Bauch. Spielzeug zieht auch nicht. Wie können wir ihr helfen?

Fahrräder, Kinderwagen, LKWs, Kinder selber, Menschen mit Gehstock etc. Alles sind für Sandy Gefahren. Motorrad. Katastrophe. Wenn ich schneller bin als Sandy, lasse ich sie Sitz machen. Das macht sie schon von alleine sehr gerne. Dann wartet sie mit mir zusammen, bis der Bus vorbei ist, dann gehen wir weiter. Manchmal klappt das sehr gut, mal schlechter und sie liegt abschließend auf Flucht in der Leine.

HILFE und Grüße, Michaela
1 Antwort
Hallo Michaela, Sandy hat wahrscheinlich als Welpe all diese - für uns völlig normalen Dinge, wie Fahrräder, Menschen, etc. - nicht kennengelernt oder vielleicht sogar noch negativ kennengelernt. Ängstliche Hunde brauchen eine Struktur und einen Tagesablauf, der immer gleich ist. Manch ein Hund sogar auf die Stunde genau. Sie sollten erst einmal immer den gleichen Weg gehen und Ihr nicht viele neue Eindrücke präsentieren. Es sollte ein Weg sein, wo Ihr Hund nicht die ganze Zeit den "Gefahren" ausgesetzt wird, sondern möglichst nur 1 - 2 der og. "Gefahren" erlebt. Es ist völlig normal, daß sie - wenn sie Angst hat - kein Leckerchen mehr nimmt, der Körper des Hundes ist mit anderen Dingen beschäftigt als mit Nahrungsaufnahme. Es ist genauso wie bei einem Menschen, wenn Sie große Angst haben, denken Sie auch nicht ans Essen. Hat der Hund einmal Flucht als Mittel der Wahl erkannt, wird sie immer wieder versuchen zu flüchten und nicht erfahren können, daß viele Dinge gar nicht so schlimm sind. Des weiteren wird im Hundekörper bei enormen Stress Cortisol freigesetzt. Wird dieser nicht in den ersten 5 - 20 min. abgebaut, durch streicheln, massieren, gut zureden, kann es bis zu 1,5 Tage im Körper bleiben und es wird mit der Angst zu einer Endlosspirale. Mein Tipp: immer den gleichen Weg, Hund beobachten, Sie müssen schneller als der Hund sein und vermeintliche "Gefahren" erkennen und immer gleich verfahren. Wenn es mit dem SITZ klappt, ist dies das Mittel der Wahl. Stellen Sie sich dann schützend vor sie und loben Sie sie, wenn es ganz gut geklappt hat. Wenn Sie das Gefühl haben, es wird nicht klappen, vergrößern Sie den Abstand oder machen einen Richtungswechsel, also weg von der Gefahr. Ihr Hund braucht noch eine gewisse Distanz, zu dem was ihr Angst macht, sorgen Sie dafür, daß Sie nicht zu nah an Menschen mit Gehstöcken herangehen, sich Kinder erst einmal aus der Entfernung anschauen. An ein Fahrrad erst einmal vorsichtig mit dem eigenen Fahrrad heranführen.
Und achten Sie darauf, daß Ihr Hund zu Hause Ruhe und Stress abbauen kann, z.B. durch Herumknabbern an einem Hirschgeweih, Lecken an einem mit Leberwurst gefüllten Kong. Kauen und Lecken baut Stress ab.

Viel Erfolg und viele Grüße aus Düsseldorf

Kerstin Gebhardt
Hundepsychologin/-trainerin
www.kerstin-gebhardt.de
War diese Antwort hilfreich?
Ähnliche Fragen
Mangelnder Gehorsam
Hallo liebe Hundetrainer ! Ich / wir haben ein großes Problem .Da ich in Spanien lebe und die Sprache leider noch nic...