Aggressiv gegenüber anderen Tieren

Aggressivität ❯ Gegenüber anderen Tieren
Blindfischlein schrieb am 16.01.2016
Wir haben unsere Hündin vor 3 Jahren über “Umwege“ bekommen, ohne irgendwelche Info's (nur der Name des Tieres)...(Papiere sind vorhanden, wurden mir aber vorenthalten), den Rest hab ich über das Internet raus gefunden, da sie von einem Züchter kommt. Sie reagiert auf jedes Tier aggressiv. Sie rennt jedem Tier hinterher und verbellt es. Bei Hunden ist es besonders schlimm, egal wie groß , welche Rasse und ob Rüde oder Weibchen....mittlerweile hab ich sie soweit, das sie Hunde, die sie schon öfter gesehen hat (also die in unserem Umkreis wohnen) akzeptiert, so lange ich dabei bin, bis auf einen Golden Retriver, da muss ich mit ihr reden, wenn die Besitzer mit ihm an unserem Garten vorbei laufen, ansonsten flippt sie richtig aus....außerdem geht sie sehr ungern allein in den Garten, ich muss immer mit (außer wenn es dunkel ist, da tollt sie auch mal alleine im Garten)...Menschen gegenüber ist sie lieb, nur sehr neugierig... seit 2 Jahren tut sie im September so, als hätte sie Welpen...sie legt einige ihrer Plüschtiere an ihre Zitzen, für einige Tage, dann ist es wieder beim Alten.
3 Antworten
Guten Tag,
ehe Sie mit einem Erziehungsprogramm anfangen, sie freilassen und sie auch nicht kennen, sollten Sie zuerst ein Vertrauensprogramm aufbauen:
Beginnen Sie Ihren Hund zu beschützen und zu führen. Ihr Hund ist unsicher und beißt/bellt alles weg – das ist seine Strategie, weil er Ihnen nicht zutraut, mit der Situation klar zu kommen.
Ab sofort führen Sie: Der Hund geht HINTER Ihren Füßen, sie gehen niemals auf einen Hund oder einen Menschen zu. Meistens liegt es am fehlenden Vertrauen zu uns. Sie vermitteln Ihrem Hund Sicherheit, indem Sie ihn immer beschützen. Schutz gibt es in allen Strukturen mit Eltern, Lehrern und Chefs – die guten machen uns sicher und gelassen, wir wissen, was wir tun sollen.
Fremde fassen Ihren Hund vorerst nicht an und Sie vermeiden es, dass der Mensch Ihren Hund ansieht. Sie gehen Bogen und Kreise und lassen Ihrem Hund Zeit, sich – unter Ihren Schutz und an der Leine – in Ruhe anzunähern. Grundsätzlich ist Ihr Hund HINTER Ihren Füßen und wichtig: IHR KÖRPER IST OHNE AUSNAHME IMMER DAZWISCHEN!!!! Eine Hund an Hund-Begegnung geht grundsätzlich schief. Gehen Sie auch in die andere Richtung oder schirmen Sie ihn am Rand ab. Er sollte nichts mehr zu „erledigen“ haben – Sie führen und geben Richtung und Verhalten an.
Bei Ihnen ist es vielleicht auch das Problem, dass Sie zu lange in die Situation hineingehen ohne etwas zu tun, reagieren Sie sofort, vor dem Hund, wenn es geht, das schafft Vertrauen.
Nehmen Sie Menschen, die Ihnen entgegenkommen, als „Übung“. Zeigen Sie Ihrem Hund, dass sie seine Furcht ernstnehmen. Alle Hunde in meinem Training haben es geschafft, als die Besitzer mit dem Schutzprogramm angefangen haben. Genauso gehen Sie an unbekannte Dinge heran – umkreisen unter Ihrem Schutz, mit Ihrem Körper dazwischen (!) gern ein Leckerchen, wenn es klappt – lassen Sie sich bitte viel Zeit, nicht nur „probieren“.
Nach einer Weile wird Ihr Hund schon selbst an Ihre andere Seite gehen, weil er sich dort wohl fühlt und auf Ihren Schutz vertraut – das ist für Sie ein tolles Gefühl!
Es wäre auch toll, wenn Sie nicht nur „Gassi-gehen“, sondern Ihren Hund geistig trainieren und beschäftigen, damit er sich nicht langweilt. Hierzu finden Sie alles auf meiner
Homepage: www.hundimedia.de
Bücher „Spiel und Spaß mit Hund“ und „Mehr Spiel und Spaß mit Hund“ Film: „Der Weg ist das Ziel: 222 Möglichkeiten den Hund zu beschäftigen.
Ich wünsche Ihnen viel Erfolg
Inge Büttner-Vogt


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Tierärztin f.
schrieb am 04.02.2016
Hallo,
da sich die Vorgeschichte Ihres Hundes etwas dubios liest (spricht zumindest nicht für eine seriöse Zucht), kann gemutmasst werden, dass der Hund z. B. die Sozialisierungsphase reizarm in einer Zwingeranlage verbracht hat, ohne wirklich Kontakt zu wechselnden Artgenossen oder anderen Tieren zu haben. Sollte das so gewesen sein, hat sie einfach nicht gelernt, richtig zu kommunizieren und adäquat zu reagieren. Deshalb hält sich sich alles, was ihr potentiell Probleme bereitet durch heftige Abwehr vom Leib.
Hier hilft häufig ein Training aus einer Mischung aus Gewöhnung und Desensibilisierung. Ein wenig über Gewöhnung scheinen Sie schon erreicht zu haben, Sie sagen selbst, dass sie manche Hunde, die sie schön öfter gesehen hat, besser toleriert. Gewöhnung heißt, dass man den Hund häufig und regelmäßig mit den problematischen Situationen konfrontiert und schrittweise die Belastung steigert. Desensbilisierung bedeutet, dass dem "Feindbild" eine neue Bedeutung antrainiert wird (z. B.: Feind erscheint auf der Bildfläche, gleichzeitig gibt es Futter oder Lieblingspielzeug). Beides wird im professionellen Training häufig kombiniert. Dabei gilt es jedoch einiges zu beachten, was Sie allein überfordern könnte. Suchen Sie sich den fachlichen Rat eines tierärztlichen Verhaltensberaters. Er kann die Stimmungslage Ihres Hundes kompetent beurteilen und Ihnen schrittweise Wege an die Hand geben, sinnvoll zu trainieren.
Herzliche Grüße
Regine Gebhardt
www.tieraerztin-bruchkoebel.de
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Guten Tag,
der obige Rat ist sehr gut, aber nach meiner Erfahrung ist es wichtig, zuerst einmal das "interne Vertrauen" aufzubauen und dann erst in eine Gewöhnung und Desensiblierungsphase zu gehen. Gerade weil zu vermuten ist, dass er in einer reizarmen Umgebung aufgewachsen ist. Meistens ist man zu langsam und der Punkt, wo Futter genommen wird, ist schnell vorbei. Man geht zu nahe heran, schaut zum "Ereignis" und der Hund hat wieder ein Problem.
Auch wir Menschen brauchen zuerst einmal Vertrauen zu einem Partner/Therapeuten, ehe wir bereit sind, weitere Schritte zu gehen,
viele Grüße
Inge Büttner-Vogt
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