Jogger in Gefahr

Aggressivität ❯ Gegenüber Menschen
bambufrauchen schrieb am 10.03.2015
Hallo AGILA Team,

mein kleiner süßer Aussie war immer richtig lieb. Er hört auf seinen Namen und bringt mir zuverlässig seinen Ball, flitzt lustig rum und ist ein aufgeweckter junger Hund. Er ist jetzt 9 Monate alt und leider hört er jetzt nicht mehr so gut, wenn ich ihn rufe und läuft manchmal hinter Joggern her. Einer war neulich richtig böse, dem hatte er nämlich ins Bein gezwickt. Ich denke, er will nur spielen, aber es ist mir immer sehr unangenehm. Warum ist er plötzlich so und wie kann ich ihm das abgewöhnen?
5 Antworten
Gabriele Holz | Hundetrainer/in
schrieb am 10.03.2015
Hallo,
Ihr Jungspund ist voll in der Pubertät. Das Zwicken in das Bein war auch kein Spiel, sondern kommt aus dem Hüteverhalten. Hütehunde müssen den Schafen/Rindern in die Hacken petzen, wenn die alleinige Präsenz nicht ausreicht, um das Tier zur Herde oder zum Schäfer zurückzutreiben. Damit verschaffen sie sich Respekt.
Es ist dennoch kein Grund zu verzweifeln. Momentan ist sowieso Brut- und Setzzeit. In vielen Gebieten sind Hunde daher an der Leine zu führen. Nehmen Sie einfach in der nächsten Zeit mal die Schleppleine. Damit können Sie frühzeitig eingreifen, wenn er nicht hört.
Und seien Sie im Moment richtig konsequent. Belohnen Sie Ihren Hund, wenn er sofort hört. Dies kann mit einem Leckerchen oder einem Spiel sein. Müssen Sie zwei- oder dreimal auffordern, dann bekommt er keine Belohnung. Ein "Fein" kann trotzdem noch drin sein. :)
Die Schleppleine sollten Sie als letzte Eingriffsmöglichkeit benutzen, z.B. wenn er einem Jogger hinterher laufen möchte. Versuchen Sie dennoch möglichst ohne Einwirkungen auf die Leine auszukommen. Je weniger Sie die Leine benutzen müssen, umso schneller sind Sie sie wieder los. Eine Schleppleine sollte wegen der Verletzungsgefahr immer nur in Verbindung mit einem Geschirr benutzt werden.
Sie werden sehen, bald ist Ihr Liebling wieder der "Alte".

Ich wünsche Ihnen noch ganz viel Spaß. Wenn Sie noch ein paar Anregungen zum Training haben möchten, stehe ich Ihnen gerne zur Verfügung.

Herzlichst
Ihre Gabriele Holz
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bambufrauchen | Fragesteller/in
schrieb am 10.03.2015
Hallo Frau Holz,

danke für die schnelle Antwort. Ich bin jetzt ein bisschen beruhigt, dass es noch klappen kann. Aber was mach ich denn, wenn er einen Jogger gerade zwickt? Und ich habe auch etwas Angst um meine Hände und Schultern, wenn er mit vollem Tempo in die Schleppleine rennt, das hat er schonmal gemacht und da bin ich sogar hingefallen... :-(
Vielleicht sollte ich ihn etwas mehr mit seinem Bällchen auslasten, evtl wird er dann ruhiger? Puh, ganz schön kompliziert alles, ich habe mir das einfacher vorgestellt mit einem Hund.
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Gabriele Holz | Hundetrainer/in
schrieb am 10.03.2015
Hallo,
nein, Bällchenspiel würde ich reduzieren. Mit Bällchenspiel lernt er nur, "flüchtenden" Objekten hinterher zu laufen. Ich habe auch einen Hütehund, einen Beardie. Ich weiß, wie verrückt Hütehunde mit Bällchen sein können. Ich nutze das Bällchenspiel auch als besondere Belohnung. Aber zwischendurch steht immer wieder die Impulskontrolle auf dem Stundenplan. Also Bällchen fliegt, Hund wartet auf Erlaubnis.
Bauen Sie sich ein gutes "Notfallsignal" auf. Ihr Hund läuft voraus, Sie rufen ein Signalwort (z.B. Kehr um), laufen in die andere Richtung und beginnen mit ihm ein Spiel für mindestens zehn Minuten, sobald er bei Ihnen ist. Gerne ein Zerrspiel. Ihr Hund soll lernen, dass immer, wenn Sie dieses Wort rufen, etwas ganz besonders Tolles geschieht. Steigern Sie danach die Ablenkung.

Zur Schleppleine: Klar, mit vollem Tempo in die Leine rennen, tut weder uns noch dem Hund gut. Machen Sie sich eine Markierung ca. 2 Meter vor Ende der Schleppleine. Spätestens dann sollten Sie Ihrem Hund rufen, stoppen oder ähnliches. Zur Not müssen Sie die Leine fallen lassen. Es kann aber richtig Ärger geben, wenn Ihr Hund einen Jogger knappt. Deswegen sollten Sie das unbedingt vermeiden.

Sie können das Notfallsignal trainieren, trainieren Sie auch ein Stopp. Das können Sie auch mit dem Bällchen tun. Bällchen fliegt, Hund rennt los und wird verbal gestoppt. Stoppt er, kann durchaus ein anderes Bällchen in entgegengesetzter Richtung fliegen. Stopp er nicht ist eine Hilfsperson von Vorteil, die den Ball dann "schützt", so dass Ihr Hund keinen Erfolg hat.
Auch mittels Longiertraining lässt sich ein Stoppsignal aufbauen.

Ja, unsere Hunde fordern uns manchmal ganz schön, es gibt aber so viele schöne Trainingsarten, dass Hundeerziehung auch richtig Spaß machen kann. Lassen Sie sich nicht entmutigen. Ihre Mühe wird mit Sicherheit belohnt werden.

Ich geben Ihnen gerne noch weitere Anregungen.

Herzlichst
Ihre Gabriele Holz
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bambufrauchen | Fragesteller/in
schrieb am 10.03.2015
Hallo Frau Holz,
aaaah, von sowas habe ich schonmal gehört. Meine Freundin gibt bei einem bestimmten Signal ihrem Hund immer Katzenfutter. Das klappt ganz gut (außer natürlich bei Wild).
Das mit der Schleppleine verstehe ich nicht richtig. Wo soll ich die Markierung machen? Und wie soll ich ihn rufen? Das interessiert ihn gar nicht. Er guckt noch nichtmal, wenn ich irgendwas sage. Er rast richtig los (auch wenn die Jogger schon richtig weit weg sind) und macht komische Geräusche dabei – klingt fast wie jaulen. Was kann ich denn sonst machen, um ihn irgendwie zu stoppen? Die Leine mag ich nicht fallen lassen, die Leute gucken mich so schon immer sehr böse an und einer hat neulich sogar nach meinem Schatz getreten.

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Gabriele Holz | Hundetrainer/in
schrieb am 10.03.2015
Guten Abend,
die "komischen Geräusche" kommen sicherlich aus der Aufregung heraus.
Fangen Sie damit an, jeden Blick, den Ihr Hund Ihnen schenkt zu belohnen.
Die Markierung in der Schleppleine machen Sie zwei Meter vor der Handschlaufe. Fangen Sie in ablenkungsfreier Umgebung (also ohne Jogger) an. Immer wenn Ihr Hund sich mehr als 8 Meter (bei einer 10 m Leine) von Ihnen entfernt, rufen Sie ihn und belohnen ihn. Am Anfang muss die Belohnung "erste Sahne" sein. Später variieren Sie, mal mit der Super Belohnung, mal mit einem Leckerchen, mal mit einem Lob. Wenn er sicher auf Ihren Rückruf hört, dann fangen Sie an ihn zu rufen, wenn er etwas Interessantes sieht, z.B. andere Hunde. Am Anfang sollte die Entfernung so weit sein, dass er noch reagieren kann. Dann schleichen Sie sich immer mehr an die Ablenkung.
Wie gesagt, üben Sie bitte auch Impulskontrolle mit ihm. Bringen Sie ihm bei, dass es sich lohnt auch mal zu warten. Hier eignen sich Suchspiele, Dummy-Arbeit (s.o.), Warten aufs Rausgehen, Warten aufs Futter, etc. Wenn er gelernt hat zu warten, gehen Sie mit ihm in Gebiete, wo "Action" ist, z.B. Skaterpark. Setzen Sie ihn ruhig ab und lassen Sie ihn warten. Belohnen Sie das Ruhigbleiben. Wählen Sie die Distanz so, dass er es immer gerade noch schaffen kann. Auch das Zeitlimit sollte angepasst sein. Lieber zwei Minuten trainieren, dann Pause und Erholung.
Um ihn körperlich auszulasten bietet sich das Longiertraining an. Hier kann er mal powern und lernt dennoch auf Sie zu achten.
Um ihn geistig auszulasten bieten sich alle Tricks an, Aufräumen, Durch die Beine laufen, Schubladen aufmachen, Gegenstände, die benannt werden holen, Schuhe holen, Handschuhe ausziehen, Socken ausziehen, Socken aus einem Wäscheberg heraus suchen. Schauen Sie einfach mal nach Clickertraining oder Tricktraining im Internet, da gibt es sicherlich eine Menge Ideen.

Herzlichst
Ihre Gabriele Holz
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