Jagt laufende Menschen (Kinder), Fahrräder, Scooter

Aggressivität ❯ Gegenüber Menschen
Reimer K. schrieb am 13.09.2023
ich habe seit ca. 5 Wochen eine 4-jährige Hündin aus dem Tierschutz in Ungarn. Sie war eine Strassenhündin. Sie wurde als liebe, menschen-und kinderfreundliche Hündin beschrieben. Seit ich sie habe, bemerke ich, dass sie stark auf schnelle Bewegungen reagiert, wie etwa schnelle Fahrräder, Jogger usw..
Sie bellt und versucht sie anzugreifen. Leider ist es mir passiert, dass sie aus einer entspannten Situation heraus auf einer Wiese mir die Leine entreißen konnte, als eine Gruppe Kinder schnell vorbeilief. Sie jagte die Kinder und berührte eines davon am Bein. Es war kein Anzeichen einer Verletzung zu sehen, doch das Kind war zu Tode erschrocken. Ich habe sie zurechtgewiesen, doch sie hat es wieder einmal getan. Es grämt mich sehr, da ich Kinder sehr gerne habe. Auch ist sie oft bei manchen Hunden an der Leine aggressiv und in der Hundezone wird sie auch durch schnell laufende Hunde "getriggert" und rennt ihnen schnell nach, bellt und fletscht die Zähne. Ich habe mich schon mit einer Hundetrainerin getroffen, sie meinte das Verhalten anderen Hunden gegenüber sei normal und sie hätte mit den schnellen Bewegungen schlechte Erfahrungen gemacht. Zu mir und meiner Familie ist sie sehr lieb, folgt auch, bis auf diese Jagerei, da hört sie nicht mehr! Ich bin bereit, mit ihr zu trainieren und möchte sie nicht aufgeben. Was steckt nur hinter diesem Jagdtrieb? Ist meine Hündin gefährlich? was kann ich tun? Ich bin schon etwas unsicher und bin dankbar für jeden Tipp.
1 Antwort
Guten Tag,
nein, IHre Hündin ist nicht gefährlich, nur sehr unsicher, fühlt sich von Ihnen (noch) nicht beschützt und regelt alles selbst. Sie hat einen sehr starken Jagdtrieb. Sie kennt noch keine Regeln und Rituale, also körpersprachliche Signale von Ihnen, mit denen Sie sich mit ihr verständigen können.


Sie muss unbedingt an der Leine bleiben. Wenn keine Menschen in der Nähe sind, kann sie an der Schleppleine 5m laufen.
Ab sofort führen Sie: Der Hund geht an der kurzen Leine HINTER Ihren Füßen und an Ihrer zum Ereignis ABGEWANDTEN Seite.
Meistens liegt es am fehlenden Vertrauen zu uns, wenn der Hund an der Leine pampt. Beginnen Sie Ihren Hund zu beschützen und zu führen. Hunde versuchen alles „weg zu bellen“, wenn sie uns nicht zutrauen, mit der Situation klarzukommen.
Geben Sie Ihrem Hund Sicherheit. Hunde brauchen Regeln und Rituale, die Sie festlegen und durchsetzen. Dann fühlt sich ein Hund gut, weil er weiß, dass er sich auf uns verlassen kann. Schutz gibt es in allen Strukturen mit Eltern, Lehrern und Chefs – die guten machen uns sicher und gelassen, wir wissen, was wir tun sollen.
Um Ereignisse (Menschen und Dinge) gehen Sie Bogen und Kreise und lassen Ihrem Hund Zeit, sich – unter Ihren Schutz und an der Leine – in Ruhe anzunähern. Grundsätzlich ist Ihr Hund HINTER Ihren Füßen und wichtig: IHR KÖRPER IST OHNE AUSNAHME IMMER DAZWISCHEN!!!! Eine Hund an Hund oder eine Leinen-Begegnung gehen grundsätzlich schief. Gehen Sie auch in die andere Richtung und nehmen Sie den BLICKKONTAKT heraus. Bleiben Sie in Bewegung und lassen Sie ihn nicht am Rand sitzen und beugen Sie sich nicht über ihn, das baut unnötig Stress auf.
Er sollte nichts mehr zu „erledigen“ haben – Sie führen und geben Richtung und Verhalten an.
Bei Ihnen ist es vielleicht auch das Problem, dass Sie zu lange in die Situation hineingehen. Rufen Sie früher ab, leinen Sie früher an, seien Sie immer vorausschauend und ein bisschen fixer als Ihr Hund.
Nehmen Sie Menschen, die Ihnen entgegenkommen, als „Übung“. Zeigen Sie Ihrem Hund, dass sie seine Furcht/Unsicherheit ernstnehmen. Genauso gehen Sie an unbekannte Dinge heran – umkreisen Sie sie unter Ihrem Schutz, mit Ihrem Körper dazwischen (!!!!!) gern ein Leckerchen, wenn es klappt – lassen Sie sich bitte viel Zeit, nicht nur „probieren“.
Nach einer Weile wird Ihr Hund schon selbst an Ihre andere Seite gehen, weil er sich dort wohl fühlt und auf Ihren Schutz vertraut – das ist für Sie ein tolles Gefühl!
Es wäre auch toll, wenn Sie nicht nur „Gassi-gehen“, sondern Ihren Hund geistig trainieren und beschäftigen, damit er sich nicht langweilt.

Viele Grüße

Inge Büttner-Vogt
www.hundimedia.de
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