Warum reagiert mein Hund aggressiv beim Gassi gehen?

Aggressivität ❯ Gegenüber anderen Hunden
Sonja91 schrieb am 27.12.2020
Hallo,

im Juli haben mein Freund und ich eine Hündin aus dem Tierschutz als Zweithund adoptiert. Sie war fast 2 Jahre alt und ist in einem Rudel von ca. 50 Hunden groß geworden. Sie hat also viel Erfahrung mit anderen Hunden, auch Neuankömmlinge kamen natürlich immer wieder dazu. Von daher denke ich, dass sie durchaus sozialisiert ist. An der Leine laufen kannte sie aber noch nicht. Am Anfang lief sie an der Leine sehr gut. Sie lernte schnell neue Kommandos und setzt diese auch sehr gut um. Allerdings fing sie mit der Zeit an, jeden Hund, der uns beim Gassigehen begegnete, anzubellen. Dies wurde mir der Zeit immer schlimmer, sie schmeißt sich mittlerweile auch heftig in die Leine rein und versucht, die anderen Hunde anzufallen.

Ich versuche sie hinter mir laufen zu lassen, aber sie läuft immer wieder vor mich, sie zerrt an der Leine und lässt sich nicht führen. Ich mache immer einen Schritt vor ihre Nase, damit sie zurück geht und gehe dann weiter, dennoch kommt sie immer wieder nach vorne. Am Anfang habe ich probiert, sie mit Leckerlis am Hund vorbei zu lotsen, das hat leider so gut wie gar nicht funktioniert. Auch in die andere Richtung gehen oder einfach kommentarlos weitergehen führe nur dazu, dass sie in die Leine springt und bellt. Wenn ich sie rechtzeitig (bevor sie den anderen Hund sieht) absitzen lasse und der andere Hund vorbei geht, funktioniert es. Hat sie ihn aber schon gesehen, ist es zu spät und sie hört nicht mehr oder setzt sich zwar hin, bellt aber trotzdem drauf los.

Wenn unsere andere Hündin zu anderen Hunden hin geht, oder diese in ihre Nähe kommen, ist es besonders schlimm. Wir vermuten daher, dass sie sie beschützen will. Momentan gehen wir mittags getrennt Gassi und haben dabei festgestellt, dass sie alleine wunderbar an der Leine läuft. Vorausgesetzt, ich gehe mit ihr zuerst vor die Tür. Dann läuft sie super, sie achtet auf mich, sie ist aufmerksam und schaut mich viel an. Andere Hunde werden ignoriert oder, wenn sie zum Bellen ansetzt, sage ich nur "ruhe!" und sie hört sofort auf. Wenn unsere andere Hündin aber zuerst raus geht, zerrt sie den ganzen Spaziergang nach hinten weg und fiept. Leider weiß ich keinen Rat mehr, außer getrennt mit den beiden rauszugehen, aber das war eigentlich nicht unser Plan. Bei unserer Hundetrainerin hatten wir auch kein Glück, sie empfahl uns, das Halsband hochzureißen u. Ä. Das ist für mich keine akzeptable Lösung. Für Lösungsvorschläge wäre ich sehr dankbar, da die Situation für uns sehr belastend ist.

Danke und viele Grüße, Sonja
3 Antworten
Guten Tag, ich denke nicht, dass das Verhalten Ihrer Hündin etwas mit Sozialisierung auf andere Hunde zu tun hat, weil sie dort frei war und frei entscheiden konnte.
Nun wird sie mit einer Hündin zusammen gesetzt, die sie vielleicht nicht mag, die "Chemie" stimmt nicht, das kann passieren. Sie zeigt das, indem sie vorbildlich ist, wenn sie Ihre volle Aufmerksamkeit hat und die andere nicht dabei ist. Ich denke es ist pure Eifersucht. Um auf ihre Befiindlichkeit aufmerksam zu machen, pampt sie an der Leine, das hat ERfolg, Sie gehen mit ihr allein.
Das Wichtigste bei einer Hundebegegnung ist, dass Ihr Körper zwischen dem anderen Hund ist!!! Sie muss HINTER Ihren Füßen unter Ihrem Schutz laufen, sonst geht es nie. Unsere Körpersprache ist hier absolut entscheidend, keine Gewalt, sondern hinschauen: Machen Sie genügend geistiges Training oder gehen Sie nur "Gassi"?
Was passiert, wenn Sie die Hunde tauschen? Und verschieden rausgehen? Schade, dass ich Sie nicht beobachten kann, denn bei Ihnen ist es ein Körpersprache-Problem, das sich da entwickelt hat...
Ich würde mich freuen, wenn Sie mir antworten, vielleicht können wir uns noch besser annähern,
viele Grüße
Inge Büttner-Vogt www.hundimedia.de
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Sonja91 | Fragesteller/in
schrieb am 29.12.2020
Hallo,

vielen Dank für die schnelle Antwort. Leider ist es sehr schwierig sie hinter mir zu halten, vor allem, wenn sie bereits am Keifen ist. Dann ist es auch unmöglich, ohne sie an der Leine zurück zu zerren, bzw. sie einfach festzuhalten. Sie reagiert dann auf nichts mehr. Ich stelle mich immer zwischen sie und die anderen Hunde, trotzdem schaut sie immer an mir vorbei. Auch wenn wir normal laufen und ich sie hinter mir halte, versucht sie immer an allen Seiten an mir vorbei zu kommen und steckt ihren Kopf abwechselnd links und rechts an mir vorbei. Ich drehe mich dann um, mache einen Schritt vor ihre Nase, damit sie zurück geht und laufe dann weiter. Das hat allerdings wenig Erfolg.

Wenn wir die Hunde tauschen, ist es genau das gleiche. Sie läuft nur gut, wenn einer von uns mit ihr alleine ist. Wenn mein Freund allerdings mit ihr alleine geht, ist es egal, ob ich mit unserer ersten Hündin zuerst rausgehe oder andersherum. Wenn ich mit ihr gehe, müssen wir zuerst raus, sonst fiept sie und will nach ihm suchen. Sie ist auch stark auf meinen Freund fixiert und kann es generell nicht ertragen, wenn er ohne sie die Wohnung verlässt. Dann rennt sie immer aufgeregt durch die Wohnung und fiept, bis hin zum Wolfsgeheul. Mittlerweile klappt das schon etwas besser, sie fiept schon weniger, aber sie sitzt dann nur vor der Tür und starrt sie an. Am Anfang ist sie auch immer dazwischen gelaufen, wenn er unsere erste Hündin gestreichelt hat oder mit ihr gespielt hat. Er hat sie dann ignoriert oder weggeschoben, mittlerweile legt sie sich dann einfach daneben. Daher haben wir auch schon die Vermutung gehabt, dass sie eifersüchtig sein könnte und ihn quasi für sich alleine haben will.

Geistiges Training mache ich vor allem zu Hause mit ihr. Wir machen täglich Intelligenzspiele, Such- und Schnüffelspiele oder üben neue Tricks. Das macht ihr auch sehr viel Spaß, ist draußen aber meist unmöglich, weil sie permanent alarmiert ist und nicht wirklich auf mich achtet. Wenn ich mit ihr alleine gehe, kann ich mit ihr im Wald an der Schleppleine auch ein paar Übungen machen.

Viele Grüße
Sonja
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Guten Abend und Prosit Neujahr!
Ich fasse zusammen: Sie haben den liebsten Hund, wenn Sie allein ohne die andere Hündin sind. Es hat sich hochgeschaukelt, je mehr sie bei Ihnen angekommen ist.
Sie möchte Sie beide für sich allein haben, was nicht geht. Um das durchzusetzen, benimmt sie sich so, wie Sie es geschildert haben, weil sie nicht will, dass noch ein Hund in Ihre Nähe kommt.
Wie geht man mit dieser übersteigerten Eifersucht um.
Allein rausgehen ist die Lösung, aber keine gute.
Wie wäre es, wenn Sie die Hündin vor der anderen vorziehen, ihre Privilegien besonders betonen, zuerst füttern, zuerst streicheln und dies fast übertrieben tun?
Ich hatte damit mal ERfolg, aber jeder Hund ist anders.
Sie gehen zuerst mit ihr raus, tauschen nach einem Stück Weg die Hunde und dann wieder zurück -
wenn sie sich aufregen will.
Suchen Sie etwas, womit sie die Hündin verwirren können, ständiger Hundetausch, spielerisch heiter mit Lachen als Spiel, vielleicht geht sie darauf ein.
Ich würde auch mal googeln und mir Rat im Internet holen, es gibt bestimmt Foren und Geschichten,
die sie weiter bringen...
Ich wünsche Ihnen viel ERfolg
viele Grüße
Inge Büttner-Vogt
www.hundimedia.de
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