Probleme mit allein bleiben

Angst ❯ Vor dem Alleinsein
Morgaine schrieb am 25.03.2014
Mein Hund hat große Probleme mit dem alleine bleiben. Er jault und bellt wenn ich das Haus ohne ihn verlasse. Er hat eine sehr niedrige Frustrationstoleranz und jammert den ganzen Tag auch wenn ich da bin. Oft hechelt er vor sich hin und hat für mich unerklärlichen Stress.
Laut Tierarzt ist alles okay.
Wir sind jetzt umgezogen und ich möchte ihm das alleine bleiben neu beibringen. Ich habe mit kleinen Schritten begonnen, sobald es aber richtig Haustür geht, schmeißt er die nerven weg.

Allgemein ist er extrem unsicher, wird deshalb schneller aggressiv gegenüber Hunden und Menschen.
3 Antworten
Ein Hund bleibt nicht gern allein wenn er die Verantwortung für Sie übernommen hat. Also wichtig gewinnen Sie vorher die Rudelführung zurück. Das Sie nicht der Rudelführer oder ein schlechter Rudelführer sind erkennen Sie daran:
- Hund verfolgt Sie überallhin der Wohnung
- Hund ist nicht Leinenführig (niemals eine Flexileine verwenden)
- Hund entscheidet viele Dinge allein
- Hund ist beim Gassi gehen nicht auf Sie orientiert
- Hund ist Leinenagressiv
- Hund hat in vielen Situationen auf der Strasse Angst
- Sie führen Ihren Hund an der Leine und bemerken nicht, dass er von einem anderen Hund bedrängt wird oder dass andere Gefahren auf Ihren Hund zukommt
Arbeiten Sie bitte zuerst an diesem guten Basisverhältnis.

Training des alleine seins:
- Wird im Zusammenhang mit „Bleib“ trainiert
- Hund in „bleib“ mit Ton und Zeichenkommando, erst aus der Tür raus, wieder zurück, loben
Dann langsam steigern mit Tür zu machen, aus Wohnungstür raus, zum Briefkasten, zur Ecke etc.
- Keine Verabschiedung nur „Bleib und bei über 10 Minuten mit Leckerchenstange
- Beim Wiederkommen auch kein großes Tarahh. Es ist ganz normal und nichts Besonderes dass sie manchmal nicht da sind. Der Hund kann sich Sicher fühlen. Das müssen Sie ausstrahlen. Aber nicht sagen 
- Nicht reinkommen wenn Hund jault, Pause abwarten
- Zur Verstärkung kann eine leise sehr ruhige klassische Musik angeschaltet werden oder mit Pheromonen gearbeitet werden

Trainingszeit bei täglichem Üben ca 3 Wochen

Wichtig: Hund erst über 30 Minuten alleine lassen nach einem ausgiebigem Gassigang mit urinieren und koten und körperlicher Auslastung
Wenn Ihr Hund längere Zeit alleine bleiben muss, bitten Sie ein Gassigehservice Ihren Hund abzuholen
Viel Erfolg!
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Morgaine | Fragesteller/in
schrieb am 26.03.2014
Vielen Dank für die Antwort, ich werde gleich heute anfangen zu üben.

Können Sie mir noch Tipps geben, wie ich die Rudelführung (gewaltfrei) übernehme? Ich erkenne mich und meinen Hund bei allen Punkten die Sie aufgelistet haben wieder, mit Ausnahme dass ich nicht bemerke, dass sich mein Hund bedrängt fühlt.

Danke schön!
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Hallo Morgaine,
Wer die für den Hund die wichtige Ressourcen verwaltet, wie erhöhte Positionen, Futter und soziale Aufmerksamkeit, ist der Rudelführer. Dieses zu verdeutlichen nachfolgend die Hausregeln. Außerhalb des Hauses bedeutet das natürlich auch den Hund zu führen und diesen zu beschützen. Diese Hausregeln einzuhalten bedeutet, dem Hund seine Position im „Rudel“ deutlich zu machen. Hier erarbeitet sich der Halter seine klare Führungsposition. Diese gibt dem Hund Sicherheit und Orientierung und vermeidet Verhaltenprobleme. Sind diese schon vorhanden, ist es sehr wichtig, alle Regeln unbedingt umzusetzen.

1. Füttern Sie Ihren Hund niemals vom Tisch und geben Sie ihm bitte auch nichts von Ihren Zwischenmahlzeiten ab.

2. Dem Hund kein Futter zur freien Verfügung stehen lassen. Wenn der Hund nicht auffrisst, nehmen Sie den Napf nach 2-3 Minuten wieder weg und füttern Sie ihn zur nächsten Mahlzeit wieder.

3. Bevor der Hund seinen Napf bekommt, befolgt er erst ein Kommando, z.B. „Sitz“ und „Bleib“. Dann wird der Napf hingestellt. Wenn der Hund im „Bleib“ bleibt und den Halter kurz anschaut, wird das Kommando aufgelöst und der Hund darf zum Napf. Löst er das Kommando von sich aus auf, nehmen Sie den Napf wieder weg. Es dauert evtl. einige Zeit, ehe der Hund den Ablauf gelernt hat.

4. Günstiger ist es, das Futter über Gehorsamkeitsübungen oder Suchspiele zu geben, hier darf man ruhig kreativ sein.

5. Schaffen Sie Tabuzonen für Ihren Hund, sei es das Bad oder ein anderer Raum, in den er nicht hinein darf.

6. Auf erhöhte Plätze wie Sofa oder Bett darf der Hund nur nach Ihrer Aufforderung und genauso bestimmen Sie auch, wann er wieder hinunter geht.

7. Spielaufforderungen Ihres Hundes ignorieren Sie, findet er sich damit ab, rufen Sie ihn und spielen mit ihm. Suchen Sie sich ein Spielzeug, welches er nicht zur freien Verfügung hat und welches Sie nach dem Spiel wieder an sich nehmen. Spielen Sie nie so lange, bis der Hund keine Lust mehr hat und von sich aus aufhört. Wird der Hund im Spiel zu grob, brechen Sie das Spiel sofort ab und ignorieren den Hund.

8. Sämtliche sozialen Aktionen gehen von Ihnen aus und werden auch von Ihnen beendet.
Aufforderungen zum Spielen, Füttern und Streicheln ignorieren Sie.
Verhält sich der Hund ruhig, können Sie ihn nach einigen Minuten rufen und die Aktion beginnen. Start und Ende wird immer vom Halter bestimmt, nicht vom Hund!

9. Steigen Sie in der Wohnung nie über Ihren Hund, verlangen Sie von ihm, dass er Ihnen aus dem Weg geht.

10. Liegeplätze sollten immer an „strategisch ungünstigen“ Stellen sein, also da wo der Hund nicht alles genau überschauen kann, z.B. im Flur wo er genau beobachten kann, wer ein – und ausgeht. Lieber einen Platz in einer Ecke wählen.

11. Zwischen Kommando und Handlung dürfen nicht mehr als 2 Sekunden liegen. Also auch eine Aktion Loben oder Rügen immer innerhalb von 2 Sekunden, sonst kann der Hund keinen Zusammenhang mehr feststellen.

12. Der Hund darf keine Körperteile vom Menschen in den Fang nehmen.

13. Wenn Sie nach Hause kommen, bitte erst den Hund beachten und begrüßen wenn er wieder ruhig ist und keine Aufmerksamkeit einfordert.

14. Der Mensch geht zuerst durch die Tür.

15. Der Hund darf Besuch nicht als Erstes begrüßen.

16. Der Hund darf uns nicht in der Bewegung einschränken, also nicht auf die Füße legen oder vor uns stellen

17. Keine Rangel- oder Zerrspiele mit dem Hund

18. Außerhalb des Hauses läuft der Hund auf dem Menschen orientiert also Leinenführig und im Freilauf mit Schleppleine wenn er noch nicht sicher abrufbar ist

Beste Grüße Barbara Nehring
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