Hund springt vor Erregung in die Leine

Hundetrainer-Sprechstunde
Rosa E. schrieb am 24.11.2023
Ich habe einen 1,5 Jahre alten Eurasierrüden (unkastriert). Sobald er einen Hund erblickt, kann er seinen Blick nicht von ihm lassen, bis er in erreichbarer Distanz ist, dann springt er auf ihn los in der Erwartung eines Spiels. Besonders ausgeprägt ist das Verhalten bei befreundeten Hunden, mit denen er schon gespielt hat. Er zeigt das Verhalten schon seit er Welpe ist. Im Laufe der letzten Monate ist es besser geworden. Allerdings gab es durch die hohe Energie mit der er losspringt, schon mehrere Handverletzungen bei mir. Leider konnten mir meine Trainer bisher nicht weiter helfen, da Druck sein Verhalten noch verschlimmert. Wie schaffe ich es, daß er sich nicht mehr so explosiv anderen Hunden nähert? Sobald er die Hunde erblickt, ist er im Tunnel und einer Ansprache oder Ablenkung nicht mehr zugänglich. Wir hatten schon einige unschöne Begegnungen mit anderen Rüden, dennoch geht mein Hund weiter davon aus, daß der andere ein potentieller Spielpartner ist. Ist es möglich, daß sich dieses Verhalten mit dem Erwachsenwerden abschwächt oder sogar verliert?
4 Antworten
Guten Tag,
natürlich erschwert es eine Erziehung, wenn Ihr Rüde nicht kastriert ist. Kastriert sind sie ansprechbarer. Nein, das Verhalten ändert sich bei unkastrierten Rüden nicht, es könnte nur aggressiver werden.

Ich rate Ihnen, nicht mehr in die Situation hinein zu gehen, sondern ein paar itte Schritte in die andere Richtung. Bei jeder Drehung wird der Abstand geringer, Ihr Hund muss sich auf Sie konzentrieren. Der andere Hund kommt näher, aber Ihr Hund kann sich nicht mehr so aufbauen. Dann muss Ihr Hund unbedingt auf Ihrer anderen Körperseite und HINTER Ihren Füßen sein. Eine Hund zu Hund oder eine Leinenbegegnung gehen grundsätzlich schief.

Hier ist noch einmal eine Langfassung:Ab sofort führen Sie: Der Hund geht an der kurzen Leine HINTER Ihren Füßen und an Ihrer zum Ereignis ABGEWANDTEN Seite.
Meistens liegt es am fehlenden Vertrauen zu uns, wenn der Hund an der Leine pampt. Beginnen Sie Ihren Hund zu beschützen und zu führen. Sie verhalten sich auffällig, wenn sie uns nicht zutrauen, mit der Situation klarzukommen.
Geben Sie Ihrem Hund Sicherheit. Hunde brauchen Regeln und Rituale, die Sie festlegen und durchsetzen. Dann fühlt sich ein Hund gut, weil er weiß, dass er sich auf uns verlassen kann. Schutz gibt es in allen Strukturen mit Eltern, Lehrern und Chefs – die guten machen uns sicher und gelassen, wir wissen, was wir tun sollen.
Um Ereignisse (Menschen und Dinge) gehen Sie Bogen und Kreise und lassen Ihrem Hund Zeit, sich – unter Ihren Schutz und an der Leine – in Ruhe anzunähern. Grundsätzlich ist Ihr Hund HINTER Ihren Füßen und wichtig: IHR KÖRPER IST OHNE AUSNAHME IMMER DAZWISCHEN!!!! Eine Hund an Hund oder eine Leinen-Begegnung gehen grundsätzlich schief. Gehen Sie auch in die andere Richtung und nehmen Sie den BLICKKONTAKT heraus. Bleiben Sie in Bewegung und lassen Sie ihn nicht am Rand sitzen und beugen Sie sich nicht über ihn, das baut unnötig Stress auf.
Er sollte nichts mehr zu „erledigen“ haben – Sie führen und geben Richtung und Verhalten an.
Bei Ihnen ist es vielleicht auch das Problem, dass Sie zu lange in die Situation hineingehen. Rufen Sie früher ab, leinen Sie früher an, seien Sie immer vorausschauend und ein bisschen fixer als Ihr Hund.
Nehmen Sie Menschen, die Ihnen entgegenkommen, als „Übung“. Zeigen Sie Ihrem Hund, dass sie seine Furcht/Unsicherheit ernstnehmen. Genauso gehen Sie an unbekannte Dinge heran – umkreisen Sie sie unter Ihrem Schutz, mit Ihrem Körper dazwischen (!!!!!) gern ein Leckerchen, wenn es klappt – lassen Sie sich bitte viel Zeit, nicht nur „probieren“.
Nach einer Weile wird Ihr Hund schon selbst an Ihre andere Seite gehen, weil er sich dort wohl fühlt und auf Ihren Schutz vertraut – das ist für Sie ein tolles Gefühl!
Es wäre auch toll, wenn Sie nicht nur „Gassi-gehen“, sondern Ihren Hund geistig trainieren und beschäftigen, damit er sich nicht langweilt.
Viele Grüße
Inge Büttner-Vogt
www.hundimedia.de
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Rosa E. | Fragesteller/in
schrieb am 28.11.2023
Vielen Dank für die Antwort. Eine Kastration ist seitens des Züchters vertraglich ausgeschlossen, es sei denn es handelt sich um eine gesundheitsbedingte Notwendigkeit. Mein Hund hat mit Menschen bei Begegnungen überhaupt kein Problem. Wenn ich es erlaube, nimmt er Kontakt auf und ist sehr freundlich. Leider ist er in den letzten Monaten von freilaufenden Rüden an der Leine mehrfach angegriffen worden. Ich konnte ihn soweit beschützen, daß er nicht verletzt wurde, aber es hat Spuren hinterlassen. Seit wir entgegenkommenden Hunden im großen Bogen ausweichen kommt er mit und reagiert nicht durch springen in die Leine. Mir ist aufgefallen, daß er eine relativ große Individualdistanz braucht und die gewähre ich ihm. Vielleicht kann ich diese mit konstantem Training im Laufe der Zeit verringern.
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Guten Tag,
ja genau, Blickkontakt heraus, Bogen gehen, Distanz vergrößern.
Ich denke nicht, dass ein Züchter das festlegen kann, nachdem Sie ihn gekauft haben. Solange Sie nicht kastieren - evtl. zuerst chemisch - werden Sie lebenslang immer aus dem Weg gehen müssen. Ihr Hund hat ein großes Problem mit Rüden und wird gsundheitliche Probleme bekommen, weil es immer wieder passieren wird. Er wird von freilaufenden Rüden immer wieder angegriffen und Narben auf seiner Seele behalten. Sein Verhalten wird immer schwieriger werden. Denken Sie darüber in Ruhe nach.

Viele Grüße
Inge BüttnerVogt

www,hundimedia.de
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Rosa E. | Fragesteller/in
schrieb am 29.11.2023
Laut Tierschutzgesetz und rechtlich handelt es sich bei einer Kastration um eine Amputation. Diese ist ohne schwerwiegenden Grund strafbar. Normales Rüdenverhalten, das nicht hypersexuell ist, ist rechtlich kein ausreichender Grund, um einen Hund zu kastrieren. Zudem hat auch die Kastration ihre dunkle Seite. Ich kenne mehrere Rüden, die erst nach der Kastration richtig Probleme bekamen, gerade von unkastrierten Rüden. Zudem ist inzwischen belegt, daß durch die Kastration weitere Baustellen aufgetan werden (z. B. Neigung zu Milztumoren, Knochenkrebs, Diabetes, Schilddrüsenunterfunktion etc. ) Mein Hund ist noch jung und ich setze jetzt erst einmal auf Erziehung. Vielen Dank für die Beratung.
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