Hund mag Herrchen noch immer nicht

Angst
Cornelia L. schrieb am 26.10.2017
Liebe Hundefreunde,
wir haben seit zwei Jahren einen nun 7-jährigen mittelgroßen Mischling (Galgo-Schäferhund?) . aus einem spanischen Tierheim. Er ist sehr gehorsam, läuft mit und ohne Leine super. Gaststätten, andere Hunde, Menschen, laute Geräusch– alles kein Problem. Er ist noch immer sehr ängstlich, aber eigentlich der Superhund, wenn da nicht ein Problem wäre:
Eine Person kann er nicht leiden und das ist nun ausgerechnet sein Herrchen.
Wenn wir Gassi gehen ohne Leine hört er trotz des Jagdinstinktes sofort auf sein Herrchen. Eigentlich sogar besser als auf mich. Er fordert ihn hüpfend sogar auf Leckerlis zu werfen, oder nimmt diese ängstlich lang ausgestreckt aus seiner Hand. (Er bekommt nur von seinem Herrchen sein tägliches Futter und alle Leckereien.) Verlässt mein Partner das Haus oder kommt nicht mit hinein, wartet der Hund auf der Treppe auf ihn, flüchtet aber, sobald er kommt.
Aber wenn sich mein Partner bereits vor der Wohnzimmertür befindet, springt der entspannt auf dem Rücken liegende Hund ängstlich vom Sofa auf und flüchtet unter den Tisch. Ist der Hund im Garten und mein Partner geht ohne mich hinaus, bellt er ihn flüchtend an oder knurrt sogar.
Alles Bücherwissen von Rütter und Co. und all die eingeübten hündischen Beschwichtigungssignale, die mein Partner einsetzte, halfen nichts. Er kann ihn weder anleinen noch mit ihm Gassi gehen. Auch das Ignorieren brachte nichts.
Das Herrchen ist ein sehr lieber, zurückhaltender und ruhiger Mensch und natürlich ist er sehr traurig über diesen Zustand.
Bei anderen Männern, auch ähnlich aussehenden, ist er zwar erst einmal vorsichtig, taut aber dann sehr schnell auf.

Die einzige Erklärung, die wir haben. Als wir ihn vor zwei Jahren zu uns holten, legte ihm das Herrchen für die Gassirunde die Leine an. Damals war der Hund noch extrem angstvoll, kam gar nicht ins Haus und hat sich wahrscheinlich von diesen Aktionen bedrängt gefühlt.
Weiter Informationen:
- Der Hund besucht die Hundetagesstätte und fühlt sich dort sehr wohl.
- Der Hund ist sehr auf mich geprägt und geht auch mit anderen nicht gerne Gassi. Auch das ist sehr nervig.
Wir haben in den zwei Jahren tatsächlich viel erreicht, aber die Sache mit dem Herrchen stagniert und wir wissen nicht weiter.
Vielleicht haben Sie noch ein paar Tipps für uns?
Vielen Dank und herzliche Grüße
Cornelia Lehmann
3 Antworten
Marina Krieg | Hundetrainer/in
schrieb am 26.10.2017
Hallo,

schwierige Sache, da Sie ja schon einiges versucht haben und augenscheinlich nichts davon falsch ist.

Grundsätzlicher Tipp ist: Handlungen wie Anleinen, an dem Hund vorbeigehen oder auch nur ins Wohnzimmer eintreten immer mit einem netten Signal ankündigen. Also z.B. ein nettes "Vorsicht", erst dann eintreten, damit der Hund die Sicherheit über das weitere Vorgehen bekommt und sich nicht plötzlich überrumpelt fühlt.

Ansonsten sind aber Körpersprache und Timing bei einem solchen Thema extrem wichtig und an Angstverhalten trainieren per Ferndiagnose nicht möglich.

Von daher rate ich Ihnen, einen Experten vor Ort mit ins Boot zu holen. Gute Hundetrainer finden Sie unter https://trainieren-statt-dominieren.de/trainer-umkreissuche .

Ich hoffe, ich konnte Ihnen weiterhelfen.

Viele Grüße
Marina von den Ostseepfoten
www.ostseepfoten.com
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Ellen Mayer | Hundetrainer/in
schrieb am 26.10.2017
Hallo,
es ist leider nicht möglich, aus der Entfernung zu erkennen, warum der Hund auf Ihren Partner so reagiert. Auf jeden Fall ist er unsicher bei Ihrem Partner, weiß nicht so richtig, wie er sich verhalten soll. Was mir aufgefallen ist, dass der Hund den Mann hüpfend auffordert, ihm Leckerchen zu werfen. In einer Mensch-Hunde-Beziehung trainiert nur einer den anderen: Entweder der Mensch den Hund oder der Hund den Menschen. Wenn Ihr Hund Ihren Partner auffordert, Leckerchen zu werfen, trainiert er ihn. Daher kann die Unsicherheit kommen. Der Hund sieht den Mann als Respektsperson an, der aber lässt sich von dem Hund erziehen. Ihr Partner sollte nie auf Forderungen des Hundes eingehen. Der Mensch sollte agieren, der Hund reagieren, nie umgekehrt. Bei unkomplizierten Hunden kann man schon mal nachgeben, unsichere oder ängstliche Hunde aber brauchen Halt und klare Linien.
Wichtig ist auch, dass Kommandos immer freundlich gegeben werden. Oft meinen Leute, ein Kommando muss forsch gegeben werden. Aber auch das verunsichert gerade sensible Hunde sehr.
Ich hoffe, ich konnte Ihnen weiterhelfen.

Liebe Grüße
Ellen Mayer
www.lesloups.de
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Cornelia L. | Fragesteller/in
schrieb am 26.10.2017
Vielen, lieben Dank für die schnelle Rückmeldung. Wir werden beide Tipps sofort ausprobieren. Das mit den Leckerlis leuchtet mir sehr ein. Danke!
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