Loslassen

Angst ❯ Vor Menschen
Emma787 schrieb am 14.03.2017
Hallo! Mein Hund benimmt sich auf der Straße schrecklich, er hat Angst und bellt dann immer Menschen und Hunde total aggressiv an, sobald jemand in seine Nähe kommt.. Abgesehen davon, hört er auch nicht wenn ich ihn loslasse, ab dem Moment ist alles wichtiger und interessanter als ich, ob ich Leckerlis habe oder keine spielt keine Rolle, er läuft einfach rum.. Wenn ich dann versuche ihn einzufangen, denkt er ich will spielen und rennt weiter.. Er weiß dass er es nicht darf, aber er macht es trotzdem.. Jetzt mit dem Klicker ist es einfacher, weil er aufmerksamer ist, aber ich möchte dass er auf mich hört und nicht nur wenn ich den Klicker habe.. :( Er ist erst 10 Monate alt, aber als er im lern Welpen alter war, hatte ich ihn nicht und jetzt ist es so schwer ihm Sachen anzugewöhnen.. Irgendwas mach ich falsch, er nimmt mich nicht ernst
Vielen Dank, ich hoffe auf eine Antwort
3 Antworten
Marcus E.
schrieb am 14.03.2017
Es scheint Ihr erster Hund zu sein, die beschriebenen Verhaltensmuster sind völlig normal für einen Junghund. Nur die Art wie Sie den "Marotten" des Heranwachsenden begegnen sind Kontraproduktiv. Ein paar Grundregeln sind wichtig, die Sie lernen müssen. Ruhige, gelassene Ausstrahlung, keine unnötigen Befehle, nur Befehle, die der Hund kennt und in ruhiger, ablenkungsfreier Umgebung gelernt hat. Ein heranholen wird immer mit einer Leine geübt..die Aufgaben erfolgen mit entsprechendem Ernst und Körperstraffheit, Schultern. Der Hund wird ruhig, etwas tiefer "Angesprochen" ohne ihn im gehen an zu sehen oder sich zu zu wenden. Ich rate ihnen dringend zu einem Besuch auf einem Hundeplatz, Achtung, keine Hundeschule, die kosten unnötig uns sind meist qualitativ schlechter. Ein Hundeplatz zeichnet sich dadurch aus, das er meist Samstags eine Welpen oder Junghundestunde/schule hat und viele Mitglieder, meist 20 bis 30, sollte das nicht der Fall sein und auch keine Gruppenarbeit statt finden, einfach den nächsten Platz nehmen. Und vor allem Kontinuität, Hartnäckigkeit und Fragen mitbringen, sich eingliedern wollen und die Tipps annehmen und umsetzen, das ist wichtig. Mit dem Hund stimmt meistens übrigens alles....
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Marcus E.
schrieb am 14.03.2017
PS. Das anbellen von Menschen und Tieren ist eine Angstübersprungshandlung, die sie durch Führung und ruhige aber bestimmte Rudelführung abstellen. Sie geben den Ton an und geben sofort unmißverständlich durch Knie-Puffer dem Hund an, was gewünscht und wie gegangen wird..Richtungswechsel und Unterordnung..aber auch loben und Leckerlie..sicherlich können sie mit Hilfsmitteln wie Klickern auch eine Aufmerksamkeit erzielen, ich rate aber langfristig von allen Dingen ab, die sie nicht dauerhaft bei sich haben...somit bleibt die Stimme und Körperhaltung die einzige adäquate Wahl. Also Sie führen und dominieren, liebevoll aber bestimmt, in allen Lebenslagen. Solange das nicht an der Strasse klappt auf Wiesen und Garten üben und Vertrauen aufbauen..spielerisch durch Lob und lobender Stimme..dann klappt es.
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Katrin H.
schrieb am 14.03.2017
Hallo,

in diesem Alter entwickelt sich bei Hunden langsam der Schutztrieb, bei Schäferhunden keine Seltenheit. Wie Sie richtig erkannt haben, handelt es sich hierbei um Angstverhalten ala "Angriff ist die beste Verteidigung". Daher ist es besonders wichtig, ohne Druckmittel zu arbeiten.

Der Ansatz mit dem Clicker ist nicht verkehrt! Möglicherweise setzen Sie ihn nicht korrekt ein, denn eigentlich sollte der Hund nicht vom Clicker abhängig werden. In welchen Situationen setzen Sie den Clicker ein?

Versuchen Sie folgendes:
Immer wenn ein Hund oder Mensch auftaucht, clickern Sie, sobald der Hund auch nur eine Sekunde hinschaut. Ideal ist es, wenn Sie den Mensch oder Hund schon vor Ihrem Hund entdecken, so dass sie schnell genug handeln können.
Der Hund wird damit nach und nach die positiven Gefühle des Clicks mit den Angstauslösern verknüpfen und diese als weniger bedrohlich wahrnehmen. Hierbei ist wichtig, dass Sie den Clicker auch weiterhin übermäßig in schönen Situationen verwenden, damit die positive Verknüpfung zum Clicker nicht aufgehoben wird.

Zusätzlich empfiehlt sich eine Desensibilisierung: Bitten Sie einen Hundehalter mit seinem Hund oder auch nur einen Mensch (ich nenne beides nachfolgend Angstauslöser), Ihnen im Training zu helfen.
Nun finden Sie heraus, ab welcher Entfernung Ihr Hund anfängt, auf den Angstauslöser zu reagieren. Begeben Sie sich auf die "Linie", auf der Ihr Hund den Auslöser zwar bemerkt, aber noch nicht aggressiv darauf reagiert. Hier üben Sie nun mit dem Hund irgendwelche Sachen, wie z.B. Tricks, Dummy apportieren oder Ähnliches. Ihr Hund soll dabei den Auslöser wenn möglich nebenbei wahrnehmen, z.B. indem Sie den Dummy in Richtung des Auslösers werfen oder sich so herum hinstellen, dass Ihr Hund den Auslöser im Blickwinkel wahrnehmen kann.
Sie können Ihren Hund auch einfach nur streicheln oder sich gemütlich hinsetzen, sofern Ihr Hund dabei in positiver Stimmung bleibt.
In den nächsten Trainingsschritten wird die Entfernung zum Auslöser immer weiter verringert. Nicht vergessen: nur so weit, wie der Hund noch nicht aggressiv reagiert. Dadurch, dass dem Hund trotz Anwesenheit des Angstauslösers nichts passiert und er sogar noch positive Dinge erlebt, wird sich die Angst abschwächen und Sie können die Distanz verringern. Planen Sie hier aber genug Zeit ein! Es kann auch mal mehrere Tage bis Wochen dauern, bis Sie die Distanz weiter verringern können.

Bezüglich des Freilaufs verwenden Sie bitte zunächst eine Schleppleine von 5 Metern, am besten aus Biothane. Verwenden Sie dazu unbedingt ein gut sitzendes Führgeschirr mit Bruststeg (also keine Norwegergeschirre, Sattelgeschirre o.ä.), wenn möglich gepolstert.
Die Schleppleine hindert den Hund daran, ein Fangspiel mit Ihnen anzufangen, wenn Sie ihn anleinen wollen und verhindert somit den Erfolg durch dieses Verhalten. Somit wird er es immer weniger zeigen.
Verwenden Sie bei Bedarf Handschuhe, wenn die Schleppleine Ihnen häufig durch die Finger schlittert (Verbrennungen).

Die Schleppleine sollten Sie immer so weit wieder aufwickeln, wie sie gerade nicht gebraucht wird, um Verhedderungen zu vermeiden.

Während der Trainingszeit an der Schleppleine sollten Sie nun versuchen, sich interessant zu machen. Finden Sie ganz "zufällig" mal hier ein Stück Leberwurst am Baum, dort mal ein tolles neues Spielzeug, welches Sie natürlich vorher dort präpariert haben. Wenn Ihr Hund Sie nicht beachtet, verschwinden Sie öfters mal hinter einem Baum, Gebüsch oder Ähnlichem, so dass Ihr Hund nach Ihnen suchen muss.
Üben Sie mit einem Helfer zusammen, indem Sie Verstecken spielen: Helfer hält den Hund fest, Sie laufen laut motivierend und jubelnd in Ihr Versteck. Wenn Sie im Versteck angekommen sind, lässt der Helfer Ihren Hund los und er darf Sie suchen.
Findet er Sie, ist natürlich Party angesagt! Freuen Sie sich mit ihm, laufen Sie zusammen ein Stück oder knuddeln Sie ihn ordentlich durch.

Wenn Ihr Hund Ihnen nicht hinterher folgt, kann der Helfer ihn auch schon loslassen, wenn Sie noch am Davonrennen sind. Das veranlasst die meisten Hunde, reflexartig hinterherzulaufen.

Zusätzlich würde ich Ihnen empfehlen, sich einen Hundetrainer vor Ort zu suchen. Achten Sie darauf, dass er gewaltfrei arbeitet, ohne Leinenruck, Stupsen, Treten, Schlagen, Stachelhalsband, Stromhalsband, Sprayhalsband, Erziehungsgeschirren oder Ähnlichem. Am besten schauen Sie sich zuvor schonmal ohne Hund die Arbeitsweise an, denn leider schreiben sich viele Hundetrainer "gewaltfrei" auf die Homepage und arbeiten dann doch mit Druck.

Ich hoffe, Ihnen weitergeholfen zu haben und wünsche Ihnen viel Erfolg beim Üben! Bei weiteren Fragen können Sie sich jederzeit gerne melden.

Liebe Grüße aus München
Katrin
info@lieblingshundeschule.de
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