Warum schnappt mein Hund nach mir?

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Mico schrieb am 14.01.2021
Guten Tag,

mein Chihuahua-Mix-Rüde, kastriert, schnappt seit einem Jahr leider immer öfter nach mir und auch anderen Familienmitgliedern.

Also so richtig mit Brubbeln, Kamm hoch, fletschenden Zähnen und allem was dazu gehört. Dennoch wirkt er während des "Angriffs" irgendwie unsicher.

Ich komme damit gar nicht zurecht, dass es nun so ist. Das ist einfach nicht mehr mein Hund. Damals wurde er von seiner Tierärztin schon immer gelobt, dass das der liebste Chihuahua ist, den sie je kennengelernt hat. Unkompliziert bei der Untersuchung und ruhig. Seit einem Jahr mache ich da (beim Tierarzt) ohne Maulkorb nichts mehr, da er auch dort überraschend mal schnappte. Auffällig ist, dass es bei mir als Halterin deutlich weniger passiert als bei anderen. Bei mir kam das nun so 5x vor. 1x davon hat er tatsächlich gehatscht (sodass ich leicht blutete). Bei meiner Mutter, die ebenfalls hier wohnt, kann man es schon gar nicht mehr mitzählen und sie hat leider öfter schon kleine Bisswunden davon getragen (Finger, Arm, Fuß/Schenkel).

Augenscheinlich gibt es keine Warnzeichen vor dem Beißen und auch keine Auslöser dafür. Ganz selten, zum Beispiel wenn er neben mir auf dem Sofa liegt, und ich ihn streichle und er friedlich und schmusig ist, wird er auf einmal ganz ruhig. Ich sage dann in einer bestimmten ruhigen und friedlichen Tonlage: "Alles gut, "hier sein Name" und ziehe mich dann zurück mit dem Streicheln zum Beispiel. Zu 80% klappt das auch.

Manchmal sehe ich dann, dass er seinen Kamm leicht hochstehen hat. Ich sehe aber auch, dass er sich unwohl fühlt damit. Nicht selten schaut er ganz bedröppelt, hopst dann vom Sofa/Bett, geht freiwillig in sein Körbchen und sobald er mit einem Fuß drin ist, schaut er furchtbar reumütig und jammert/weint dann auch. Oft lasse ich ihn dann erstmal dort, da ich nicht genau weiß wie ich mich sonst verhalten soll.

Auch habe ich versucht, wenn ich denke, dass sich die Situation zuspitzt, das Ganze mit einem dunklen "Nein" zu unterbinden. Klappt manchmal, manchmal aber auch nicht.

Als Info: Manchmal schleckt er vorher die Lippen mit angelegten Ohren. Meist lasse ich ihn dann schon komplett in Ruhe. Und dann kommt es zu 80% auch zu keinem Hatschen. Er ist ein sehr anhänglicher, verspielter Hund und wir sind eng verbunden. Ja, er ist auch ein wenig verwöhnt. Aber er hat seine Grenzen und Regeln und die kennt er. Ebenso kennt er sehr viele Tricks und hört aufs Wort. Er geht allerdings auch nicht mehr so gern "Gassi". Morgens und Abends geht's daher wirklich nur zum kleinen und großen Geschäft machen raus. So 10 Minuten ca. Wir haben Haus und großen Garten, dort kann er zum Spielen etc. auch hin bei Bedarf, daher sind die kleinen Gassirunden weniger ein Problem. Aber es war eben mal anders.

Jedenfalls wird auch mit ihm gespielt und er beschäftigt sich auch viel allein. Er geht selten ohne seinen Lieblingsball irgendwo hin. Er ist eigentlich ein Hund, wie ihn ein warmherziger Mensch, wie ich es bin, ihn sich nur wünschen kann. Es passte von Anfang an zwischen uns (er ist bei mir seit er 10 Wochen alt ist). Nur so, wie er jetzt ist, ist das nicht mehr mein Hund... wenn sie verstehen :-/

Ich schätze das so ein, dass es ihm unangenehm ist und er bereut das zu tun. Also das "Hatschen". Ich weiß aber nicht, ob ich das Verhalten(Kamm bei Angriff hoch, danach sofort in 5 Sekunden wieder Kamm weg/Rückenfell wieder glatt, dann gesenkter Kopf, Dackelblick und langsamer Rückzug in seinen Korb, gefolgt von Wimmern ) missinterpretiere?! Ich hab immer das Gefühl, er möchte das gar nicht, das Schnappen. Kann das sein?! Wie klingt das denn für Sie?

Ich würde da gerne eine Meinung von jemandem hören, der mehr Erfahrung mit dieser Art Verhalten hat. Ich hab versucht möglichst genau zu sein bei der Beschreibung. Sollten Fragen sein, fragen sie ruhig.

Liebe Grüße
1 Antwort
Ellen Mayer | Hundetrainer/in
schrieb am 16.01.2021
Hallo,
Menschen meinen oft, dass Hunde ein schlechtes Gewissen haben oder etwas bereuen. Das ist falsch. Menschen interpretieren das so wenn der Hund etwas getan hat, was er nicht sollte und auf das Verhalten der Menschen reagiert.
Sie schreiben, der Hund ist verwöhnt, kennt aber Regeln und Grenzen. Welche Regeln und Grenzen sind das? Denn ich denke, dass der Hund das nicht so sieht. Wenn ein Hund z. B. immer seinen Ball mit sich rum trägt sieht mir das nicht nach Grenzen aus sondern eher so, dass der Hund Eigentum besitzt, was er nicht sollte. Zumindest nicht, wenn es Probleme mit dem Hund gibt.
Darf der Kleine unaufgefordert auf Sofa oder Bett? Fordert er erfolgreich Streicheleinheiten, Futter spielen ein? Hat er immer Futter zur Verfügung?

Auf Ihre Antwort freut sich
Ellen Mayer
www.lesloups.de
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