Hund verbellt andere Menschen

Aggressivität ❯ Gegenüber Menschen
Becky schrieb am 05.11.2014
Hallo, seit etwas mehr als einem Jahr ist unsere Jacky ( Parson-Russell-Foxterrier-Mix ) bei uns Sie kam mit ca 7 Monaten aus schlechter Haltung als Pflegi zu uns und hatte zuvor mehrmals den Besitzer gewechselt. Ich entschied, Sie zu behalten. Sie ist rassetypisch sehr dickköpfig und eigenwillig, sportlich, extrem aufgedreht aber auch sehr anhänglich, lern- und arbeitswillig und verschmust. Zuhause ist sie lieb und meistens ruhig, wenn wir z.B. auf dem Sofa gemütlich abends fernsehen, liegt sie und schläft.Wir trainieren täglich mehrmals Grundgehorsam auf unseren "Gassigängen" und wir trainieren einmal in der Woche in der HUndeschule, entweder auf dem Platz aber meistens in der Suchhundegruppe, was ihr extrem liegt. Sie lernt sehr gern und schnell und allein ist sie ein Traum, sie hört und folgt. Doch wehe wenn andere Menschen oder Hunde kommen. Seit neustem fängt sie an so gut wie jeden Fußgänger zu verbellen. Im Freilauf fixiert sie herankommende Menschen ( natürlich auch Hunde ) und prescht auf sie los und verbellt sie. Ich weiß nicht warum und ich weiß nicht wie ich es abstellen kann. Mittlerweile habe ich Angst draußen entspannt zu gehen weil sie für mich so unberechenbar scheint. Auch mit Hunden wird sie immer aggressiver, obwohl wir von Anfang an in der Hundeschule mit ihr waren. Ich weiß dass sie es bei den Vorbesitzern nicht leicht hatte, aber wie bekomm ich sie besser in den Griff? Meine Hundetrainerin, die auch Verhaltenstherapie macht, meinte es sei Unsicherheit, aber bisher hatte ich trotz konsequenter Befolgung aller Tipps nicht wirklich Erfolg. Dass sie an der Leine zerrt und bellt wie bekloppt wenn andere Hunde kommen und dass sie aus Unsicherheit "zickig" mit anderen Hunden ist kann ich mir gut vorstellen. Nur was soll die plötzliche Aggression gegen Menschen? Ich möchte sie so gern verstehen können, damit wir das hinkriegen....
5 Antworten
Hallo,
Hunde zeigen dieses Verhalten nie ohne Grund. Mich würden die Tipps sehr interessieren, die keinen Erfolg hatten. Aber das nützt Ihnen nichts.
Beginnen Sie Ihren Hund zu beschützen und zu führen. Ihr Hund ist unsicher und beißt/bellt alles weg – das ist seine Strategie, damit er seine Ruhe hat.
Ab sofort führen Sie: Der Hund geht HINTER Ihren Füßen, sie gehen niemals auf einen Hund oder einen Menschen zu. Meistens liegt es am fehlenden Vertrauen zu uns. Sie vermitteln Ihrem Hund Sicherheit, indem Sie ihn immer beschützen. Schutz gibt es in allen Strukturen mit Eltern, Lehrern und Chefs – die guten machen uns sicher und gelassen, wir wissen, was wir tun sollen.
Fremde fassen Ihren Hund vorerst nicht an und Sie vermeiden es, dass der Mensch Ihren Hund ansieht. Sie gehen Bogen und Kreise und lassen Ihrem Hund Zeit, sich – unter Ihren Schutz und an der Leine – in Ruhe anzunähern. Grundsätzlich ist Ihr Hund HINTER Ihren Füßen und Ihr Körper dazwischen - eine Hund an Hund-Begegnung geht grundsätzlich schief. Gehen Sie auch in die andere Richtung oder schirmen Sie ihn am Rand ab. Er sollte nichts mehr zu „erledigen“ haben – Sie führen und geben Richtung und Verhalten an.
Nehmen Sie Menschen, die Ihnen entgegenkommen, als „Übung“. Zeigen Sie Ihrem Hund, dass sie seine Furcht ernstnehmen. Alle Hunde in meinem Training haben es geschafft, als die Besitzer mit dem Schutzprogramm angefangen haben. Genauso gehen Sie an unbekannte Dinge heran – umkreisen unter Ihrem Schutz, mit Ihrem Körper dazwischen (!))) gern ein Leckerchen, wenn es klappt – lassen Sie sich bitte viel Zeit, nicht nur „probieren“.
Schauen Sie auch auf meiner Homepage www.hundimedia.de nach meinen Büchern. Hier finden Sie jede Menge geistiges Training für einen spannenden Spaziergang ohne Bellerei oder Anspringen.
Ich würde mich freuen, wenn Sie mir weiter berichten,
viele Grüße
Inge Büttner-Vogt
War diese Antwort hilfreich?
Becky | Fragesteller/in
schrieb am 06.11.2014
Danke für die ausführliche Antwort. Ich habe zur praktischen Umsetzung allerdings noch Fragen: Wie bringe ich meinen Hund dazu bei Begegnungen hinter mir zu laufen?Sie ist so interessiert an allem und so temperamentvoll dass es jetzt fast ein jahr gedauert hat bis sie zumindest einige Zeit angenehm an der Leine zu laufen und auf mich zu achten. Sie will immerwieder ihr eigenes Ding machen.Überall die Kontrolle haben.Sie ist auch kein ängstlicher Hund an sich, unsicher ja aber ängstlich nein. Sie geht auf alles und jedes zu um es zu untersuchen und hat null Hemmungen irgendwo herunter zu springen, drüber zu laufen etc....selbst Leitern und Metallgitter etc interessieren nicht.Auch Böller und Schüsse und Gewitter lassen Sie absolut kalt. Sie verkriecht sich nicht, klemmt keine Rute, duckt sich nicht, sucht keinen Schutz und zeigt auch sonst keine Anzeichen von Stress wie Zittern, hecheln oder sonstiges.Wie bekomme ich es hin, dass sie nicht immer zerrt sondern hinter mir bleibt?In Zusammenkünften mit Hundegruppen ist es dann schon so, dass sie zu mir kommt und Schutz sucht und dann stell ich mich immer dazwischen und schiebe den anderen Hund weg um ihr

geben....aber sie geht auch immer wieder los und will zu den anderen Hunden hin. Ich weiss nicht wie ich ihr vermitteln kann hinter mir zu bleiben bei Begegnungen da sie von sich aus schon hinzieht.....
War diese Antwort hilfreich?
Hallo,
Ihr Hund ist unsicher (nicht ängstlich), das haben Sie gut erkannt.
Ich würde eine ganze Zeit lang allein (ohne Ablenkung und Gruppe) mit ihr üben, Rückholtraining an der Schleppleine machen (beim Rufen IMMER rückwärts gehen mit dem esicht zum Hund = "einladen". Das mit dem Dazwischengehen ist sehr gut,
Eine Zeitlang heißt 14 Tage bis 3 Wochen - sehr intensiv mit Ihnen allein.
Spielen, Rückholen, alles an Ihrer Seite. Machen Sie sich spannend und spielen Sie viel,
Anregungen gibt es unter www.hundimedia.de in meinen Büchern und meinem Film.
Wenn Sie spannend geworden sind, können Sie langsam wieder eine Gruppe besuchen.
Üben Sie: Schau-mal, suchen und die anderen Bindungsspiele.
Hinter den Füßen gehen:
Lassen Sie den HUnd HINTER Ihren Füßen sitzen
Nehmen Sie die Leine in beide Hände.
Ausatmen, losgehen,
zupfen (!!!) Sie den Hund, damit er hinter Ihren Füßen bleibt.
Annehmen, lockerlassen, annehmen lockerlassen, mit der Leine Kontakt halten.
Es ist fast unmöglich, dieses feine Spiel in Worten zu beschreiben. In meinem Einzeltraining
geht es immer sehr schnell- ich hoffe, dass Sie es verstehen können.
Ich freue mich wieder von Ihnen zu hören,
Inge Büttner-Vogt




War diese Antwort hilfreich?
Becky | Fragesteller/in
schrieb am 07.11.2014
danke :-) ich werde die Tipps umsetzen. An der Schlepp klappt es immer sehr gut, auch wenn wir alleine sind klappt wirklich jeder Rückruf fantastisch. Wir spielen viel beim Spazieren gehen, machen Dummyarbeit etc....wie gesagt, einzig die Begegnungen sind doof.....die Bindung würde ich auch als gut und stark bezeichnen, manchmal vielleicht zu stark, weil sie mir überall hinterherlaufen muss im Haus und schaut was ich mache...vielleicht auch etwas Trennungsangst...
War diese Antwort hilfreich?
Hallo,
ja genau. Arbeiten Sie bitte am Vertrauen, dass Ihr Hund entspannt liegt, wenn Sie herumlaufen. Fehlendes Vertrauen ist auch, wenn sie draußen pampt. Erziehung ist dann super gelungen, wenn es unter Ablenkung, bei anderen Hunden und "trotzdem" klappt.
Ich wünsche Ihnen viel ERfolg und Sturheit!
Inge Büttner-Vogt
War diese Antwort hilfreich?
Ähnliche Fragen