Was tun, wenn Hund im Büro nervös ist?

Angst ❯ Vor dem Alleinsein
Nicole schrieb am 08.07.2021
Hallo,

Mit meiner bald 11 jährigen Yorkie-Hündin habe ich folgendes Problem: Sie ist grundsätzlich von ihrem Nervenkostüm schon immer so gewesen, dass sie sich schnell in etwas hineinsteigert. Es braucht nur sehr wenig und sie geht nervlich von null auf hundert, ist gestresst und fährt sich nur langsam wieder runter, auch wenn der auslösende Reiz/die Situation bereits abgeklungen ist. Dabei hat sich situationsübergreifend gezeigt, dass es völlig unerheblich ist, ob wir sie in der Situation ignorieren oder ihr ruhig zusprechen, bzw. sie einfach nur ruhig festhalten. Mir ist also klar, dass sie einfach kein tiefenentspannter Hund ist und es sehr wenig bedarf, um sie in Unruhe zu versetzen.

Jetzt habe ich das große Glück, sie mit ins Büro nehmen zu dürfen. Etwa ein Jahr lang nehme ich sie nun schon täglich mit. Eigenes Büro, zu 95% offene Bürotür, kein Dauerlärm. Kein Durchgangsverkehr, aber mehrmals am Tag ein Klient oder Kollege, der durch die Tür spaziert. Sie liebt es, gestreichelt zu werden, Menschen sind also kein Problem. Einige Male am Tag verlasse ich das Büro für wenige Minuten, um etwa zur Toilette zu gehen. Oft nehme ich sie mit, wenn ich durch das Haus laufe. Sie ist also faktisch immer nur ein paar Minuten mal alleine im Büro. Dies hat bis vor einiger Zeit auch geklappt, auch wenn sie es nie toll fand, wenn sie mal alleine bleiben musste. Aber irgendwann fing sie an, zu fiepen und zu zittern, wenn sie merkte, dass ich gleich rausgehe. Ich habe bewusst darauf geachtet, dies nicht durch irgendwelche Verhaltensweisen anzukündigen, sondern aufzustehen und direkt zu gehen.

Zum Schluss sah das Szenario jedoch täglich so aus, dass wir morgens im Büro ankamen, ich z.B. erst mal eine Online-Besprechung am PC hatte und sie währenddessen ganz nervös war, zitterte und hechelte. Oder ich einfach nur auf meinem Stuhl saß und mich nicht vom Fleck bewegte. So nach dem Motto: ich könnte ja jederzeit gehen – so stand sie unter Daueranspannung. Wenn wir gemeinsam das Büro verlassen und etwa einen Kollegen am Flurende besuchen, dann ist sie auch unterwegs unter Strom. Wie sie nun mal so ist. Freudige Aufregung, sobald sie in Bewegung ist (oder eben ich). Erregung ist naturgemäß bei ihr also so oder so da, aber eben nur im Büro diese Angst.

Ich schreibe in der Vergangenheitsform, da ich sie nun nicht mehr mitnehme. Zum einen kann ich so nicht arbeiten, zum anderen ist das natürlich für meine Hündin eine sehr unangenehme Situation. Sie zuhause zu lassen ist jedoch auch nicht besser, da sie es dort natürlich auch nicht besser wegsteckt. Außerdem wird aktuell ihr Herz untersucht und sie hat Probleme mit ihrer Luftröhre, weshalb Stress und stundenlanges Hecheln da nochmal schlimmer sind als ohnehin schon. Ich kann natürlich nicht ausschließen, dass sie sich nicht mal durch etwas z.B. erschreckt hat, als sie alleine im Büro war. Insgesamt kenne ich sie aber eben auch sehr gut und weiß, dass es reicht, wenn sie sich einmal da etwas mehr hineingesteigert hat und das Ganze dann schnell diese Dynamik angenommen hat, dass sie sich gar nicht mehr runterfährt, bzw. erst nach einer Stunde oder so.

Ich habe ein gutes Verständnis von Lerntheorie, Konditionierung, usw., mir fällt aber momentan leider nichts ein, was ich tun kann, damit sie im Büro einfach wieder vernünftig zur Ruhe kommt. An welchen Rädchen könnte ich drehen, damit sie sich – für ihre Verhältnisse – wieder mehr entspannen kann? Vielen Dank vorab!
1 Antwort
Hallo, ich würde die Situation mit einem Tierarzt (mit Zusatzausbildung in Verhaltenstherapie) besprechen. Vielleicht kann man ihr vorübergehend eine Medikament geben, damit sie entspannt ist und ggf. entsprechende Übungen machen kann. Auch spielt hierbei die Körpersprache, die Souveränität des Hundehalters eine Rolle Ich habe in meiner Hundeschule einen kleinen Schäferhund-Mix, der sich nicht mehr getraut hat, vor die Türe zu gehen und sein Geschäft zu erledigen. Auch hier hat mit eine Tierärztin helfen können. Er ist zwar immer noch nicht ganz entspannt, aber die Situation ist wesentlich gebessert.
Das wäre im Moment mein Rat für Sie.
Viele Grüße aus Wiesbaden
Marie-Louise Kretschmer
www.Hundeausbildung-naturnah
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