Stress beim Gassigehen

Leinenführigkeit ❯ Leinenzug
Gerolsteiner schrieb am 10.08.2016
Unsere Hündin wirkt völlig gestresst wenn wir Gassi gehen. Sie zieht ununterbrochen an ihrer Leine und rennt in verschiedene Richtungen (unkontrolliert).

Nähert sich ein anderer Hund stellt sie sich auf 2 Pfoten und bellt wie irre los, auch wenn der Hund noch 100 m entfernt ist. Zudem hat sie dann einen Ganzkörperkamm und zerrt in Richtung Hund.

Sie hat zudem absolut vergessen Augenkontakt zu halten. Sie macht einfach ihr Ding.

Sie ist weiblich, fast 3 Jahre alt und geht meinst mit einer flexi Leine Gassi. Die Schleppleine nehmen wir nur auf dem Feld.
2 Antworten
Ellen Mayer | Hundetrainer/in
schrieb am 10.08.2016
Hallo,
an der Flexileine lernen Hunde, zu ziehen. Der Hund zieht, die Leine gibt nach, also zieht er weiter. Ein Hund, der vorgeht und zieht, führt das Rudel an und hat dann selbstverständlich Stress. Warum sollte er dann Augenkontakt halten? Wenn dann z. B. ein Hund entgegenkommt, muss derjenige, der das "Rudel" führt auch regeln. In Ihrem Fall ist das eben der Hund. Würden Sie den Hund führen, müsste er nicht regeln und hätte keinen Stress.
Hunde ziehen an der Leine, weil sie es so gelernt haben. Oder, besser gesagt, nicht anders gelernt haben. Wenn Herrchen/Frauchen dem Hund mit ausgestrecktem Arm überallhin folgt, wird der Hund natürlich auch weiter immer dahin gehen, wo er hin will. Er kann es ja, manchmal mit einem Gewicht am anderen Ende der Leine, aber es geht. Hunde lernen durch Erfolg oder auch Misserfolg.
Deswegen hier mein Tipp: NIE dem Hund folgen, wenn er zieht, auch nicht, wenn er wo schnuppern, sich lösen oder zu Bekannten will. Wenn er einmal Erfolg hatte, müssen Sie wieder von vorne mit dem Training anfangen. Bleiben Sie stehen, bis die Leine wieder locker ist (das braucht etwas Geduld) oder, wenn Ihr Hund richtig feste zieht, drehen Sie um und gehen zurück.
Am besten reagieren Sie schon, wenn er versucht, Sie zu überholen. SOFORT umdrehen und zurückgehen und zwar jedesmal.
Oft liegt das Ziehen auch an der Art, wie die Leine gehalten wird. Meistens wird die Leine zu kurz gehalten, mit Zug. Zug erzeugt Gegenzug, der Mensch zieht weil der Hund zieht und der Hund zieht immer mehr dagegen. Der Hund kann diesen Kreislauf nicht lösen, das kann nur der Mensch.
Meistens kann ein Hund sich auch nicht konzentrieren. Man kommt aus der Haustür und schon soll der Hund, ohne sich ausgepowert oder gelöst zu haben, locker an der Leine gehen. Die Leinenführigkeit sollte immer nur zwischendurch geübt werden, zuerst darf der Hund laufen und schnuppern, dann wieder 10 Minuten üben u.s.w.. Erst, wenn das immer besser funktioniert, wird es irgendwann gefestigt sein und der Hund läuft immer und überall an lockerer Leine. Üben, egal was, sollte man nie im Ernstfall sondern immer entspannt und gezielt.

Viel Erfolg..
Ellen Mayer
www.lesloups.de
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pinota r.
schrieb am 20.09.2019
Ich hätte hierzu noch eine Frage. Sie schreiben "üben nie im Ernstfall, sondern entspannt und gezielt", das klingt logisch, aber wie verhält man sich dann in der Zeit, wo gerade nicht geübt werden kann, sondern Ernstfall ist? D.h. in Alltagssituationen, in denen nicht geübt werden kann, also in der Zeit, bis der Hund es gelernt hat.
Wie geht man damit um, wenn er dann "noch zieht" oder andere Hund anbellt?
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