Probleme über Probleme...

Mangelnder Gehorsam ❯ In Gegenwart anderer Tiere
MissWhite schrieb am 29.08.2015
Hallo, wir haben jetzt seit 4 Monaten eine Mischlingshündin (8 Monate) aus Rumänien bei uns.
Laut Pflegestelle war sie Leinenführig, verträglich mit Katzen, kann alleine bleiben, kommt gut mit Kindern klar...
Hier stellte sich allerdings schnell raus, das nichts dergleichen stimmt. Wir wollen sie aber trotzdem nicht abgeben, sondern daran arbeiten.
Haben Sie eventuell Tipps für uns, wie wir all das und auch die Rangordnung klären können? Sie scheint uns nicht ernst zu nehmen.
Liebe Grüße
3 Antworten
Gabriele Holz | Hundetrainer/in
schrieb am 01.09.2015
Hallo,

das finde ich gut, dass sie trotzdem bleiben darf. 8 Monate ist aber auch ein schwieriges Alter, denn da sind die Hunde in der Pubertät.

Stellen Sie in Ihrer Sozialgemeinschaft Regeln auf. Was darf der Hund - was nicht. Welche Signalworte nehmen alle dafür. Setzen Sie Grenzen und seien Sie auch konsequent.
Ansonsten bin ich der Meinung, dass vor allem zwei Dinge uns als Chef auszeichnen: Wir sind souverän und bestimmen Aktivität und Ruhe und wir sorgen für die Sicherheit unseres Hundes.

In meiner Hundeschule gehen wir hauptsächlich den Weg der gemeinsamen Beschäftigung um den Grundgehorsam gut aufzubauen. Bei jeder Beschäftigung gibt der Mensch die Regeln vor und leitet seinen Hund an. Da der Hund aber trotzdem Spaß an der Sache hat, wird es zur Selbstverständlichkeit, dass er sich nach seinem Menschen richtet.

Die Leinenführung trainieren wir mit der Stop- und Go-Methode. Bleibt die Leine locker, darf der Hund überall hin, zieht der Hund bleiben wir stehen. Wichtig ist hierbei, dass der Hund die Leine lockert. Daher rate ich meinen Kunden, die Leine in beiden Händen zu halten, damit man der Versuchung widersteht, den Hund beizuziehen. Lockert der Hund, dann wird er gelobt und der Weg wird fortgesetzt. Je konsequenter dies durchgeführt wird, desto schneller lernt der Hund. Vorsicht Falle: Hat der Hund mit dem Ziehen hin und wieder Erfolg, ist dies eine Belohnung und damit verstärkt es das Verhalten des Ziehens.
Am Anfang kann die Leinenführung unterstützt werden, indem nach einem Schnalzgeräusch ein (nichtkullerndes) Leckerchen auf den Boden im Leinenbereich fallen gelassen wird. Der Hund lernt damit den Leinenbereich als angenehm kennen. Nach und nach kann dann das Leckerli wieder ausgeschlichen werden.

Bauen Sie das Alleine Bleiben noch einmal von vorne auf.
Um Trennungsstress zu vermeiden, ist es wichtig, Ihrem Hund beizubringen, dass alleine zuhause zu bleiben eine angenehme Erfahrung ist. Eine Zeit in der er sich entspannen kann oder schöne Dinge tun kann. Die effektivste Möglichkeit zur Vermeidung von Trennungsstress ist ihm von Beginn an beizubringen, dass Alleinsein Spaß macht. Um dies zu erreichen ist eine schrittweise Erhöhung der Abwesenheitszeit wichtig, so dass Ihr Hund sich nie ängstigen muss und diese Zeit immer mit etwas Schönem verbindet. Die wichtigsten Aspekte dieses Trainings sind, dass die Zeiten des Alleineseins langsam gesteigert werden. Wie langsam hängt von der Entspannung ihres Hundes ab. Lassen Sie ihn nie so lange alleine, dass er verzweifelt. Bitten Sie ggfs. Freunde oder Familie in der Zeit der Abwesenheit auf ihn zu achten.
Belohnen Sie ihren Hund, wenn er entspannt alleine geblieben ist. Belohnung kann ein Spiel, ein Leckerchen, eine Liebkosung oder ein Lob sein. Wenn er ängstlich ist, schicken Sie ihn wieder auf seine Decke. Reduzieren Sie dann die Zeit, in der er alleine bleibt.
Wiederholen Sie die folgenden Trainingsstufen bis sie sicher sind, dass Ihr Hund glücklich ist.
1. Starten Sie damit, Ihren Hund auf seine Decke zu schicken. Dort soll er eine kurze Zeit verweilen. Bleiben Sie bei ihm stehen. Belohnen Sie ihn dafür.
2. Als nächstes schicken Sie Ihren Hund auf seine Decke und bewegen Sie sich, solange er dort bleibt. Belohnen Sie ihn dafür.
3. Steigern Sie die Zeit und die Distanz zu Ihrem Hund. Bleibt er auf der Decke, wird er belohnt. Steht er auf oder jammert er, wird er nicht belohnt. Gehen Sie dann aber wieder einen Schritt zurück.
4. Beginnen Sie dann, den Raum zu verlassen und die Tür hinter sich zu schließen. Beginnen Sie dann, die Abwesenheit zu verlängern.
5. Wenn Ihr Hund dies eine Stunde lang erträgt, sollte es kein Problem sein, ihn länger alleine zu lassen. Geben Sie ihm etwas, womit er sich beschäftigen kann, damit er sich nicht langweilt.


Es gibt eine Reihe von Dingen, die Sie tun können, damit sich Ihr Hund beschäftigen kann, während Sie weg sind.
Geben Sie ihn einen Knochen oder ein Spielzeug, wenn Sie den Raum verlassen. Stellen Sie sicher, dass das besondere Spielzeug oder Knochen dem Hund nur zur Verfügung steht, wenn er alleine gelassen wird.
Geben Sie Ihrem Hund einen gefüllten Kong oder einen Leckerchenball. Verstecken Sie Leckerchen im Haus, die er suchen kann oder basteln Sie ihm ein Überrasschungspaket. Diese Dinge beschäftigen ihren Hund geistig.
Räumen Sie diese Dinge wieder weg, wenn Sie heimkommen.
Manchen Hunden hilft es, wenn Ihnen eine Box als Rückzugsort zur Verfügung steht, oder sie sogar in der Box verbleiben. Dies ist aber nur möglich, wenn die Hunde nicht zu langen alleine gelassen werden.
Manchen Hunden hilft es, wenn ein wenig Hintergrundsgeräusche verbleiben, z.B. Radio.
Bei unsicheren Hunden kann ein Pheromonverstäuber helfen, Entspannungsmusik oder auch ein "Thundeshirt.


Ihr Hund wird leichter alleine bleiben, wenn er zuvor beschäftigt wurde. Gehen sie vor dem Alleinebleiben spazieren oder lasten Sie ihn anderweitig aus, z.B. mit einem Suchspiel.. Warten Sie dann noch 30 Minuten, bevor Sie ihn alleine lassen.
Geben Sie ihm eine halbe Stunde vor dem Alleinebleiben eine Mahlzeit. Geben Sie ihm noch einmal die Möglichkeit sich zu lösen, bevor er alleine gelassen wird.
Vermeiden Sie jegliche Strafen.
Sollte Ihr Hund sich schlecht benehmen, während Sie ihn alleine gelassen haben, schimpfen Sie nicht mit ihm. Die häufigsten Gründe für Verhaltensprobleme beim Alleinebleiben liegt in daran, dass die Besitzer mit ihren Hunden schimpfen, wenn sich der Hund während der Zeit des Alleinebleibens schlecht benommen hat. Ihr Hund kann Ihre Strafe nur mit ihrem Zurückkommen verbinden, nicht mit der Zerstörung, dem Bellen oder dem Unsauber sein. Ihr Hund wird dann besorgt über Ihre Reaktion beim nächsten Zurückkehren sein und dies wird sein „schlechtes Verhalten“ eher noch bestärken.


Zu Ihren anderen Anliegen benötige ich leider ein paar weitere Angaben. Haben Sie Katzen oder geht es um die Katzen draußen? Wie alt sind Ihre Kinder und wo liegt hier das Problem?

Herzlichst
Ihre Gabriele Holz



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MissWhite | Fragesteller/in
schrieb am 01.09.2015
Ja, wir haben 2 Katzen. Sie rennt den Katzen hinterher, fixiert sie extrem und bellt sie an. Gleichzeitig traut sie sich manchmal nicht an unserem großen Kater vorbei, der hat nämlich schon einmal seine Krallen ausgefahren. Dennoch, sobald die Katzen in ihrer Nähe sind, rennt sie darauf los. Ich kann, wenn sie in der Nähe ist, auch keine der Katzen streicheln oder hochnehmen, sonst springt sie hoch und fängt an nach ihnen zu schnappen.
Ich habe jetzt auch schon versucht, sie mit Abstand nebeneinander zu füttern. Das ist kein Problem...

Das Problem mit Kindern... auch diese (egal welches Alter), fixiert sie ab und zu. Springt sann wild an ihnen hoch, versucht zu schnappen. Bei einer Freundin (8) meiner Schwester (11) auch schon 2 mal zugeschnappt, da ist sie unberechenbar. Sie sieht in den Momenten nicht ängstlich oder aggressiv aus. Und zack, schnappt sie. Ohne Vorwarnung.
Auf der Pflegestelle, bei der sie war, kam sie super mit Kindern zurecht. (Dort herrschten aber auch andere Umstände, sie war dort mit ihrem Bruder und 2 älteren Hunden zusammen, hängt dies eventuell samot zusammen?)

Ich hoffe ich konnte Ihnen die Probleme halbwegs verständlich erklären. Und ein großes Danke für Ihre ausführlichen Antworten!!
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Gabriele Holz | Hundetrainer/in
schrieb am 01.09.2015
Hallo,

das sieht für mich erst einmal wie Jagdverhalten aus. Eigentlich sowohl bei den Katzen, als auch bei den Kindern, wobei die Kinder nicht ins Beuteschema passen, sondern vielleicht eher als Spielgefährten gesehen werden, an denen das Jagdverhalten erprobt werden kann.
Das ist aus der Entfernung jedoch schwer zu beurteilen. Vielleicht können Sie die Situationen, in dem das Verhalten auftritt etwas genauer beschreiben.

Für das Verhalten bei den Katzen ist eigentlich ein Antijagdtraining angesagt. Hier ist das Buch "Antijagdtraining" von Pia Gröning zu empfehlen oder die DVD.
Ihr Kater scheint das Problem ja im Griff zu haben, die anderen Katzen müssen Sie unterstützen. Sobald Ihre Hündin fixiert, treten Sie zwischen die Hündin und die Katzen. Fordern Sie Raum ein. Fordern Sie Ihre Hündin auf, Sie anzusehen. Belohnen Sie das Abwenden von der Katze. Belohnen Sie jegliches Verhalten, dass ein Zusammenleben mit den Katzen begünstigt. Das gemeinsame Füttern ist da doch schon ein toller Schritt. :-)

Insgesamt sollten Sie üben:

- Impulskontrolle
- Stoppen
- Blick abwenden
- umkehren.

Ein ausgelasteter Hund ist auch immer ein ausgeglichener Hund. Bieten Sie Ihrem Hund Jagdersatzhandlungen ein. Hier können auch wieder die Kinder eingebunden werden. Die Kinder können Gegenstände, Futterbeutel oder auch sich verstecken und der Hund kann suchen. Kinder ziehen auch gerne einmal eine an einer Schnur befestigten Frischeiwaffel aus dem Supermarkt hinter sich her, während sie durch den Wald gehen. Die wäre dann die erste Schleppfährte. :-)

Insgesamt würde ich empfehlen, dass die Kinder immer nur ruhige, kontrollierte Spiele mit dem Hund spielen. Hunde sehen bis zur Pubertät Kinder als gleichberechtigte Spielpartner an, wenn die Hunde jedoch in die Pubertät kommen oder diese überwunden haben und die Kinder noch nicht, kann dies dazu führen, dass der Hund sich in der sozialen Ordnung auf einem Status fühlt, in dem er berechtigt ist, die Kinder zu maßregeln.

Hier ist es angesagt, dass der Hund lernt, dass er nicht diese Aufgabe übernehmen muss. Wie gesagt, hier kommt es auch noch einmal auf die Situation an, in der der Hund dieses Verhalten zeigt. Wichtig ist jedoch, dass auch der Hund vor Kindern geschützt wird. Nur wenn er das Gefühl hat, dass wir eingreifen, wenn es ihm zu viel wird, dass wir dafür sorgen, dass er in Ruhe gelassen wird, wenn er das möchte und dass wir ihn schützen, dann wird er uns auch überlassen, die Situationen zu regeln.

Für weitere Anregungen stehe ich Ihnen gerne zur Verfügung,.

Herzlichst
Ihre Gabriele Holz
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