Was tun, wenn der Hund Angst vor Zweirädern hat?

Angst ❯ Vor Gegenständen / Geräuschen
Nathalie S. schrieb am 16.10.2022
Hallo, wir haben einen 2,5 Jahre alten Jack Russell Mix. Er kam mit 4 Monaten zu uns, nachdem er schon in mehreren Haushältern war und immer abgegeben wurde. Von Anfang an hatte er Angst vor Kindern und alles was auf 2 Rädern fuhr. Mittlerweile reagiert er nicht mehr auf Kinder, außer wenn diese anfangen los zu rennen. Auch reagiert er immer noch auf alles was 2 Räder hat, egal ob es ein Fahrrad, Roller oder ein Koffer ist. Er ist dann nicht ansprechbar, geht in die Leine, knurrt, bellt und will unbedingt dahin. Seit kurzem bekommt er Medikamente gegen Angst auf Empfehlung unseres Tierarztes. Nach der Situation ist er wieder ansprechbar und ruhiger, aber währenddessen hat sich nicht viel verändert. Er ist immer noch nicht ansprechbar und reagiert sehr extrem sobald er nur einen Roller hört. Wir haben in den letzten 2 Jahren viel ausprobiert und auch mit Leckerchen lässt er sich bei sowas nicht ablenken. Wir sind auf der Suche nach einem Hundetrainer, aber leider noch nicht erfolgreich. Danke schonmal im voraus.
1 Antwort
Guten Abend,
ab sofort führen Sie: Der Hund geht an der kurzen Leine HINTER Ihren Füßen und an Ihrer zum Ereignis abgewandten Seite.
Meistens liegt es am fehlenden Vertrauen zu uns, wenn der Hund an der Leine pampt. Beginnen Sie Ihren Hund zu beschützen und zu führen. Hunde versuchen alles „weg zu bellen“, wenn sie uns nicht zutrauen, mit der Situation klarzukommen.
Geben Sie Ihrem Hund Sicherheit. Hunde brauchen Regeln und Rituale, die Sie festlegen und durchsetzen. Dann fühlt sich ein Hund gut, weil er weiß, dass er sich auf uns verlassen kann. Schutz gibt es in allen Strukturen mit Eltern, Lehrern und Chefs – die guten machen uns sicher und gelassen, wir wissen, was wir tun sollen.
Fremde fassen Ihren Hund nicht an und Sie vermeiden es, dass ein Mensch Ihren Hund ansieht. Sie gehen Bogen und Kreise und lassen Ihrem Hund Zeit, sich – unter Ihren Schutz und an der Leine – in Ruhe anzunähern. Grundsätzlich ist Ihr Hund HINTER Ihren Füßen und wichtig: IHR KÖRPER IST OHNE AUSNAHME IMMER DAZWISCHEN!!!! Eine Hund an Hund oder eine Leinen-Begegnung gehen grundsätzlich schief. Gehen Sie auch unbedingt gleich in die andere Richtung und nehmen Sie den Blickkontakt heraus. Bleiben Sie in Bewegung und lassen Sie ihn nicht am Rand sitzen und beugen Sie sich nicht über ihn, das baut unnötig Stress auf.
Er sollte nichts mehr zu „erledigen“ haben – Sie führen und geben Richtung und Verhalten an.
Bei Ihnen ist es vielleicht auch das Problem, dass Sie zu lange in die Situation hineingehen. Rufen Sie früher ab, leinen Sie früher an, seien Sie immer vorausschauend und ein bisschen fixer als Ihr Hund.
Nehmen Sie Menschen, die Ihnen entgegenkommen, als „Übung“. Zeigen Sie Ihrem Hund, dass sie seine Furcht/Unsicherheit ernstnehmen. Genauso gehen Sie an unbekannte Dinge heran – umkreisen Sie sie unter Ihrem Schutz, mit Ihrem Körper dazwischen (!!!!!) gern ein Leckerchen, wenn es klappt – lassen Sie sich bitte viel Zeit, nicht nur „probieren“.
Nach einer Weile wird Ihr Hund schon selbst an Ihre andere Seite gehen, weil er sich dort wohl fühlt und auf Ihren Schutz vertraut – das ist für Sie ein tolles Gefühl!

Es wäre auch toll, wenn Sie nicht nur „Gassi-gehen“, sondern Ihren Hund geistig trainieren und beschäftigen, damit er sich nicht langweilt. Damit können Sie ihn um- und ablenken.
Viele Grüße
Inge Büttner-Vogt
www.hundimedia.de


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