Was tun, wenn der Hund sehr unsicher ist und Angst vor anderen Hunden hat?

Angst ❯ Vor Hunden
Julia K. schrieb am 14.12.2022
Hallo liebes Hundetrainer-Team, unsere Labrador-Hündin tendiert dazu, andere Hunde stark anzubellen auf unseren Spaziergängen. Dies tritt vor allem auf unseren "Hausrunden" auf. Wird verstärkt durch Dunkelheit und passiert i.d.R. in einem sehr speziellen Radius, wenn die Hunde 10m weit von ihr weg sind, ist es OK. Sobald die Hunde zum schnüffeln zu ihr gehen, bellt sie auch nicht, wirkt aber verängstigt und verunsichert. Insgesamt verhält sich unsere Hündin sehr demütig, dennoch grenzenlos und manchmal übergriffig. Das zeigt sich durch folgendes: Wenn sie einen anderen Hund selbst beschnüffelt und aufgetaut ist (also ihre Angst und Unsicherheit weitestgehend abgelegt hat), ignoriert sie subtilere Signale des Gegenübers (z. B. Kopf weg drehen) und beschnüffelt ihn trotzdem / rückt ihm etwas auf den Leib. Sie fordert bekannte Hunde gern zum spielen auf. In der Gruppe kommt sie nicht zur Ruhe und macht immer weiter, auch wenn die Hunde zeigen, dass sie nicht unbedingt Lust haben. Andererseits: Bei neuen Hundebegegnungen ist sie sehr, sehr zurückhaltend, dreht sich weg, sucht Schutz, zieht den Schwanz ein. Im Dunkeln ist ihr alles unheimlich, das sonst nicht da ist, z. B. ein abgestelltes Rad, ein Mensch der uns begegnet, obwohl sie im Tageslicht keine Probleme damit hat. Wenn wir sie mal geschimpft haben (früher hat sie manchmal essen geklaut), war sie sofort geduckt und sehr, sehr demütig. Verglichen zu den anderen Hunden, die in unserer Familie gelebt haben, empfand ich sie ziemlich sensibel. Sie hört SEHR gut. Ist gut abrufbar (abgesehen von Situationen mit anderen Hunden, in denen sie so sehr ins bellen gerät). Ich würde gern vor allem die Hundebegegnungen entspannter haben, da wir oft auch unseren kleinen Sohn beim Gassi gehen dabei haben und das dann etwas blöd ist. Mein Trainingsziel wäre, dass sie sich da überhaupt nicht mehr aus der Ruhe bringen lässt und ganz entspannt einfach an anderen Hunden vorbei geht. Was muss ich tun? Wie kann ich ihr konkret zeigen, dass ICH das regele und sie sich da nicht aufbauen muss? Danke vorab!!
1 Antwort
Guten Abend,
reduzieren Sie bitte die abendlichen Gassi-Runden auf das Nötigste und kürzeste. Hunde sehen nachts nicht gut, deshlab wird ein Fahrrad bedrohlich. Nur pinkeln und wieder rein und drinnen ein Spielchen.
Ihr Hündin muss zu viel selbst entscheiden, helfen Sie ihr:
Ab sofort führen Sie: Der Hund geht an der kurzen Leine HINTER Ihren Füßen und an Ihrer zum Ereignis ABGEWANDTEN Seite.
Meistens liegt es am fehlenden Vertrauen zu uns, wenn der Hund an der Leine unsicher ist. Beginnen Sie Ihren Hund zu beschützen und zu führen. Hunde versuchen alles „weg zu bellen“, wenn sie uns nicht zutrauen, mit der Situation klarzukommen.
Geben Sie Ihrem Hund Sicherheit. Hunde brauchen Regeln und Rituale, die Sie festlegen und durchsetzen. Dann fühlt sich ein Hund gut, weil er weiß, dass er sich auf uns verlassen kann. Schutz gibt es in allen Strukturen mit Eltern, Lehrern und Chefs – die guten machen uns sicher und gelassen, wir wissen, was wir tun sollen.
Um Ereignisse (Menschen und Dinge) gehen Sie Bogen und Kreise und lassen Ihrem Hund Zeit, sich – unter Ihren Schutz und an der Leine – in Ruhe anzunähern. Grundsätzlich ist Ihr Hund HINTER Ihren Füßen und wichtig: IHR KÖRPER IST OHNE AUSNAHME IMMER DAZWISCHEN!!!! Eine Hund an Hund oder eine Leinen-Begegnung gehen grundsätzlich schief. Gehen Sie auch in die andere Richtung und nehmen Sie den BLICKKONTAKT heraus. Bleiben Sie in Bewegung und lassen Sie ihn nicht am Rand sitzen und beugen Sie sich nicht über ihn, das baut unnötig Stress auf.
Er sollte nichts mehr zu „erledigen“ haben – Sie führen und geben Richtung und Verhalten an.
Bei Ihnen ist es vielleicht auch das Problem, dass Sie zu lange in die Situation hineingehen. Rufen Sie früher ab, leinen Sie früher an, seien Sie immer vorausschauend und ein bisschen fixer als Ihr Hund.
Nehmen Sie Menschen, die Ihnen entgegenkommen, als „Übung“. Zeigen Sie Ihrem Hund, dass sie seine Furcht/Unsicherheit ernstnehmen. Genauso gehen Sie an unbekannte Dinge heran – umkreisen Sie sie unter Ihrem Schutz, mit Ihrem Körper dazwischen (!!!!!) gern ein Leckerchen, wenn es klappt – lassen Sie sich bitte viel Zeit, nicht nur „probieren“.
Nach einer Weile wird Ihr Hund schon selbst an Ihre andere Seite gehen, weil er sich dort wohl fühlt und auf Ihren Schutz vertraut – das ist für Sie ein tolles Gefühl!
Es wäre auch toll, wenn Sie nicht nur „Gassi-gehen“, sondern Ihren Hund geistig trainieren und beschäftigen, damit er sich nicht langweilt.
Wenn Ihr Hund gelernt hat, sich an Ihnen zu orientieren und sich auf Ihren Schutz verlassen kann, zeigt Sie Ihnen, dass ihr diese Begegnung zuviel ist. Sie weiß, dass Sie sofort einschreiten, den anderen Hund vertreiben und immer auf der Seite Ihres Hundes sind. Holen Sie sie aus dem Spiel heraus, wenn es zu wild wird, kurz: Sie führen, leiten an, beschützen und regeln jede Situation.
Viele Grüße
Inge Büttner-Vogt
www.hundimedia.de
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