Was tun bei Unsicherheit an der Leine?

Leinenführigkeit ❯ Leinenaggression
Beate63 schrieb am 06.07.2021
Liebes AGILA Team.

Wir haben einen 3 jährigen Malteser Rüden, der von Anfang an sehr schwierig war. Alleine lassen war ein Kampf um Sekunden... Inzwischen gehen 1,5 Std. Stubenrein war er erst mit 2 Jahren. Leinenführigkeit extrem schwierig. Kaum vorwärts zu bewegen, unendlich am Schnüffeln.... Eigentlich alles was man sich so vorstellen kann. Mit Hilfe sind wir gut voran gekommen.

Was geblieben ist, eher gesagt sich zeitweise verschlimmert ist..... Fremde Hunde werden aggressiv angebellt. Wenn der andere es zulässt beruhigt unserer sich und alles gut. Menschen, die uns spontan begegnen, sind ihm auch ein Dorn im Auge. Alles was sich uns von hinten nähert bereitet ihm Unbehagen und er geht nicht weiter. Auch bei Geräuschen und Dunkelheit. Wir versuchen viel.... Aber anscheinend nicht das Richtige. Gassi gehen entspannt ist uns leider ein Fremdwort. Wie können wir unserem Hund und auch somit uns helfen? Danke im Voraus Beate
9 Antworten
Ellen Mayer | Hundetrainer/in
schrieb am 07.07.2021
Hallo Beate,
Sie schreiben, Sie versuchen viel. Um Ihnen weiterhelfen zu können ist es sehr wichtig, zu wissen, wie Sie reagieren und was genau Sie versuchen. Auch, wie der Hund auf diese Versuche reagiert ist wichtig zu wissen denn die Fehler liegen fast immer an den Reaktionen der Menschen.

Auf Ihre Antwort freut sich
Ellen Mayer
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Beate63 | Fragesteller/in
schrieb am 13.07.2021
Hallo Ellen.
Danke erst einmal für Ihre Antwort.
Wir sind uns bewusst das es an uns liegt, nur halt nicht woran.
Wir versuchen viel ..... natürlich nicht verschiedene Sachen auf einmal.
Was gar nicht funktioniert , wird abgehakt und nach einiger Zeit neues probieren.

1. Menschenbegegnungen
Er tut sich damit schwer, auch wenn es besser geworden ist.
Ein Graus sind ihm Kinder .Das ist auch besser geworden,ausser sie sind zu zweit unterwegs :-)
Wir versuchen ihm Freiräume zu verschaffen, also Abstand zu Menschen halten und füttern. Sobald er sie sieht ,Leckerlie bis wir vorbei sind und er sich sicher fühlt.
Es ist jetzt schon zeitweise so , das wenn er sie sieht ,uns anschaut und auf sein Leckerlie wartet. Das natürlich dann auch kommt.
Wenn uns Menschen spontan vor die Füsse laufen und kein Handeln unsererseits möglich ist , rastet er völligst aus. Wir erreichen ihn dann auch nicht.
Wir warten dann ruhig und ohne weitere Eingriffe bis er sich beruhigt hat....dann erst wird er belohnt......fürs ruhig sein.

2.Geräusche von hinten .....oder Menschen die sich uns von hinten nähern.
Dem sind wir noch gar nicht Herr geworden.
sobald er sich umdreht und nicht weiter will, versuchen wir mit Ansprache und Leckerlie ihn zur Vorwärtsbewegung zu bekommen .Klappt vielleicht zu 10%.
Wenn er gar nicht geht...... dann stelle ich mich hinter ihn damit er weiter geht. Das klappt zwar, aber ich habe das Gefühl ihn damit zu bedrängen.
Fühlt sich nicht richtig an.

so, das war jetzt erst einmal das Wichtigste .
danke fürs lesen bis hier hin :-)
Vielleicht haben Sie ja eine Idee was wir ändern sollten oder sogar müssen.

Liebe Grüße
Beate


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Ellen Mayer | Hundetrainer/in
schrieb am 13.07.2021
Hallo Beate,
danke für die Antwort. Das hilft mir schon etwas weiter.
Der Versuch, Hunde mit Leckerchen von etwas abzulenken oder zu locken, kann funktionieren. In den meisten Fällen hilft es aber nicht weiter denn es bekämpft, wie in Ihrem Fall, nicht die Ursache. Das wäre, was Sie ja auch schreiben, die fehlende LeinenFÜHRIGKEIT. Leinenführigkeit bedeutet, dass der Mensch den Hund führt. Ist es umgekehrt, wie sicher auch in Ihrem Fall, fühlt der Hund sich verantwortlich für sein "Rudel" und muss es auch verteidigen und beschützen. Die meisten Hunde sind damit vollkommen überfordert.
Hunde ziehen an der Leine, weil sie es so gelernt haben. Oder, besser gesagt, nicht anders gelernt haben. Wenn Frauchen dem Hund mit ausgestrecktem Arm überallhin folgt, wird der Hund natürlich auch weiter immer dahin gehen, wo er hin will. Er kann es ja, manchmal mit einem Gewicht am anderen Ende der Leine, aber es geht. Hunde lernen durch Erfolg oder auch Misserfolg.
Deswegen hier mein Tipp: NIE dem Hund folgen, wenn er zieht, auch nicht, wenn er wo schnuppern, sich lösen oder zu Bekannten will. Wenn er einmal Erfolg hatte, müssen Sie wieder von vorne mit dem Training anfangen. Drehen Sie um und gehen zurück ohne den Hund weiter zu beachten. SCHAUEN SIE NICHT NACH DEM HUND, SCHAUEN SIE NACH VORNE.
Am besten reagieren Sie schon, wenn er versucht, Sie zu überholen. SOFORT umdrehen und zurückgehen und zwar jedes mal.
Üben Sie die Leinenführigkeit indem Sie los gehen, als hätten Sie keinen Hund dabei. Gehen Sie nach rechts, nach links, drehen Sie plötzlich um, auch hier, ohne den Hund anzuschauen oder zu reden!
Oft liegt das Ziehen auch an der Art, wie die Leine gehalten wird. Meistens wird die Leine zu kurz gehalten, mit Zug. Zug erzeugt Gegenzug, der Mensch zieht, weil der Hund zieht und der Hund zieht immer mehr dagegen. Der Hund kann diesen Kreislauf nicht lösen, das kann nur der Mensch.
Meistens kann ein Hund sich auch nicht konzentrieren. Man kommt aus der Haustür und schon soll der Hund, ohne sich ausgepowert oder gelöst zu haben, locker an der Leine gehen. Die Leinenführigkeit sollte immer nur zwischendurch geübt werden, zuerst darf der Hund laufen und schnuppern, dann wieder 10 Minuten üben u.s.w.. Erst, wenn das immer besser funktioniert, wird es irgendwann gefestigt sein und der Hund läuft immer und überall an lockerer Leine. Üben, egal was, sollte man nie im Ernstfall sondern immer entspannt und gezielt.
Wenn Sie an Menschen vorbeigehen, versuchen Sie Ruhe auszustrahlen d. h. nicht reden, nicht schimpfen und nicht die Leine krampfhaft kürzer halten. Das alles veranlasst Ihren Hund nämlich, sich noch mehr aufzuregen.
Das sollten Sie auch tun, wenn von hinten jemand kommt. Auch hier bedeutet Ansprache und Leckerli das Gegenteil von führen und beschützen. Sie scheuchen den Hund dann praktisch vor sich her, zwingen ihn dazu, SIE zu führen und das, wo er sowieso Angst hat und aufgeregt ist.
Achten Sie darauf, dass SIE auch hier vorne gehen. Geht er nicht weiter, gehen Sie soweit, dass die Leine etwas gespannt ist und bleiben, kommentarlos und ohne ihn anzuschauen, stehen. Folgt er Ihnen, gehen Sie ZÜGIG weiter. Zügig deswegen, damit er nicht wieder stehen bleibt.
Üben Sie aber vor allem die Leinenführigkeit. Ich denke, wenn Sie diese immer wieder, je öfter um so besser, trainieren, werden die anderen Probleme von alleine verschwinden.

Viel Erfolg..
Ellen Mayer
www.lesloups.de
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Beate63 | Fragesteller/in
schrieb am 13.07.2021
Hallo Ellen.
vielen Dank für die ausführliche Hilfestellung.
Genau das haben mein Mann auch vermutet, aber die Umsetzung gelang uns bisher nicht . Weil ....... nicht gewusst wie genau wir es umsetzen sollen.
ich habe mir den Text jetzt bestimmt 5mal durchgelesen um es Gedanklich durchzuspielen.
Dazu hätte ich noch ein paar Fragen :-)

1. Leckerlie
Sollen wir das Leckerlie füttern wärend dem Gassigang komplett einstellen ?

2. Wie genau verhalte ich mich bei Menschenbegegnungen wo ich genau weiß , jetzt knallts .
Zur Information, er geht meistens an durchhängender Leine , ca. 110cm, (mehr ging bisher nicht, weil er sonnst an Mensch und Hund heran gekommen wäre, beissen nicht ausgeschlossen..... da er ja sprunghaft entscheidet, dich mag ich jetzt spontan gar nicht, kann auch dann spontan aus einer schnüffelaktion aus ihm heraus preschen.
Wie reagiere ich wenn er spontan Richtung Mensch prescht (durchhängende Leine davor mal vorrausgesetzt )
für mich eine schwierige Situation ........bin ich still und zieh ihn weiter ? Weitergehen oder eher gesagt weiter ziehen geht ja oft nur mit starker einwirkung über die Leine.
Umdrehen geht ja leider nicht immer.
wenn ich umdrehen kann, zieh ich ihn hinter mir her oder wie muss ich mir das vortellen?

3.Gleiches Szenario haben wir ja auch bei Hunden die er nicht kennt. Hunde die er von klein auf kennt begrüßt er freundlich und ohne Probleme.
Fremde Hunde macht er schon von weitem rund .
Mitleidige oder böse Blicke sind mir da immer sicher :-)

4. Leinenführigkeit üben.
das habe ich verstanden.
außer wie ich mich dann verhalte wenn ich die Richtung wechsle.
Da zieh ich ihn ja dann mit mir mit......geht ja nicht anders oder ?
mach ich das alles auch still und leise ohne mit ihm zu reden oder zu bestärken ?

Sorry für die vielen Fragen.
Dieses mal will ich alles richtig machen, um unserem Hund die nötige Sicherheit zu geben die er braucht.

Danke bis hier her .....

Beate

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Ellen Mayer | Hundetrainer/in
schrieb am 13.07.2021
Hallo Beate,
wenn das mit den Leckerchen klappt, würde ich es weiterhin auch so umsetzen. Allerdings sollte auch an allem anderen gearbeitet werden so dass sie irgendwann auch mal ohne Leckerchen an anderen Hunden vorbei können.
Eine 1,10m lange Leine ist zu kurz. Je kürzer die Leine um so schneller und mehr kommt es zum Zug darauf. Der Hund hat keinen Spielraum und wird demnach viel eher mitgezogen. Das heißt im Umkehrschluss, je länger die Leine um so weniger Zug.
Zu anderen Hunden würde ich ihn angeleint grundsätzlich nicht lassen. denn dann kann der Schuss nach hinten los gehen. Angeleinte Hunde benehmen sich anders als freilaufende Hunde. Die Körpersprache ich eine andere und zudem ist Frauchen noch als Unterstützung an der Leine. Oft passiert es auch, dass, wenn man seinen angeleinten Hund zu anderen lässt, daraus eine Leinenaggression entsteht.
Wenn er sich hingegen benimmt spricht nichts dagegen, ihn abzuleinen und er darf spielen.
Was spricht dagegen, wortlos umzudrehen wenn er einen Hund oder Menschen schon von weitem "rund macht" ? Dann können Sie sich auch einen freien Platz suchen und dort warten, bis der Hund vorbei ist. Rastet er wieder aus, gehen Sie noch etwas weiter weg.
Ich habe jetzt mal bei Youtube gesucht und ein Video gefunden, dass fast genau das wiedergibt, was ich Ihnen beschrieben habe. Wenn man etwas sieht ist es immer leichter, nachzuvollziehen als wenn man es nur liest.
https://www.youtube.com/watch?v=erXz5kUrD7Q&t=704s

Liebe Grüße
Ellen Mayer
www.lesloups.de

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Beate63 | Fragesteller/in
schrieb am 14.07.2021
Hallo Ellen.

Das mit der Leinenlänge haben wir heute geändert.
Sehr ungewohn, aber daran werden wir uns gewöhnen.

Das Video har mir sehr weiter geholfen.
Auch weitere davon waren sehr interessant.
Danke dafür.

Was in den Videos auffiel, das die Hunde dort ein Halsband tragen.
Unser Benny trägt ein Geschirr, da er durch sein bisheriges Verhalten sonnst zu sehr in das Halsband gerannt ist , teilweise bis zum würgen.

Ist ein Halsband, zu Übungszwecken besser ?
Mit dem Geschirr hat man ja keine Kopfkontrolle , ist die zwangsläufig notwendig ?

Liebe Grüße
Beate


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Ellen Mayer | Hundetrainer/in
schrieb am 14.07.2021
Hallo Beate,
die Kopfkontrolle ist hier nicht wichtig, denke ich. Kleine Hunde sind sehr gut auch mit Geschirr unter Kontrolle zu halten. Bei großen Hunden ist das oft ein Problem, denn Geschirre wurden ursprünglich zum bequemen Ziehen bei Zughunden entwickelt. Deswegen handhabe ich es immer so, dass ich bei kleinen Hunden und Welpen ein Geschirr nehme und bei großen Hunden ein Halsband.

Liebe Grüße
Ellen
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Beate63 | Fragesteller/in
schrieb am 14.07.2021
Hallo Ellen.

Super , das Geschirr ist mir auch lieber als ein Halsband.
Du hast uns bis hier hin super geholfen und wir werden nun daran arbeiten das umzusetzten.

Vielen Dank für Deine Mühe .
Wir werde mit Sicherheit Bericht erstatten wie es uns ergangen ist.

Liebe Grüße
Beate
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Ellen Mayer | Hundetrainer/in
schrieb am 15.07.2021
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