Was tun, wenn Hund seit Schwangerschaft aggressiv ist?

Aggressivität ❯ Gegenüber Menschen
c.orinna schrieb am 23.06.2021
Hallo,

wir haben einen kastrierten Shih Tzu-Mischlings Rüden, der mittlerweile fast 1,5 Jahre alt ist. Seit Anfang Januar bin ich schwanger. Er war immer freundlich zu anderen Hunden und Menschen und spielt auch immer noch gerne mit den Hunden meiner Eltern... Auf Menschen, die er kennt, reagiert er ausgesprochen freundlich. Seit einiger Zeit fängt er an, sobald uns ein Hund entgegen kommt total verrückt zu spielen. Ich lasse ihn absitzen und stelle mich vor ihn um ihm klar zu machen, dass ich "das sagen" habe. Aber mit aller Gewalt versucht er irgendwie an mir vorbeizukommen, springt in die Leine und ist ganz aufgeregt. Wenn dann doch mal jemand einfach seinen Hund auf uns zukommen lässt, ist er schon in aufrechter Haltung und wedelt mit dem Schwanz. Dann schnuppert er kurz und springt dann den anderen Hund an und versucht nach ihm zu Schnappen. Genauso mittlerweile auch bei Fremden Menschen. Sobald ich mich mit jemandem auf der Straße unterhalte, fängt er an die Leute anzuknurren und bellt. Wenn man ihn dann nicht an der Leine kurz hält, fängt er an in die Richtung der Menschen zu springen und schnappt zu...

Zuhause ist er ansonsten sehr entspannt, er folgt mir auf Schritt und Tritt, aber das hat er auch schon vor meiner Schwangerschaft getan. Wir wissen nun langsam nicht mehr weiter, wie wir sein Verhalten ändern können, doch es schränkt uns doch schon sehr ein und strengt natürlich auch an, wenn man einer Situation nicht aus dem Weg gehen kann. Wie kann ich ihm klar machen, dass er das Verhalten unterlassen soll und ich der "Chef" bin?
1 Antwort
Ellen Mayer | Hundetrainer/in
schrieb am 24.06.2021
Hallo,
Sie schreiben, er folgt Ihnen auf Schritt und Tritt und Sie scheinen das ok zu finden. Das ist es aber leider nicht, denn damit kontrolliert er Sie. Das tut er dann auch draußen bei fremden Menschen und Hunden, die es wagen, Ihre Aufmerksamkeit zu erlangen. Sich vor ihn zu stellen ist ok, ihn sich sitzen zu lassen nicht denn er bleibt sicher nicht sitzen und hat dadurch wieder die Kontrolle. Wenn Sie dann auch noch schimpfen, AUS, NEIN etc. sagen steigert er sich dadurch noch mehr rein.
Damit SIE die Kontrolle behalten gehen Sie einfach mit dem Hund weg. Schauen Sie nicht nach ihm, reden Sie nicht, gehen Sie einfach weg. Erstens agieren SIE dann anstatt der Hund und reagieren nicht nur. Zweitens zeigen sie ihm, dass es Sie nicht interessiert was er da veranstaltet.
Das Wedeln mit der Rute bedeutet übrigens nur, dass er aufgeregt ist, nicht unbedingt, dass er sich über den anderen Hund freut.
Zuhause sollten Sie unterbinden, dass er Ihnen folgt. Er soll dabei nicht an einem Platz bleiben, denn das können Sie nicht kontrollieren und ER übernimmt wieder die Kontrolle. Schließen Sie einfach IMMER die Türen, wenn Sie einen Raum verlassen.
Zusätzlich können Sie das auch noch gezielt üben indem Sie immer mal wieder tagsüber rausgehen, Türe schließen, SOFORT wieder reinkommen, den Raum durchqueren, wieder raus, Türe zu, wieder rein u.s.w., ca. 10 Minuten lang mehrmals am Tag. Bitte den Hund dabei nicht beachten, einfach rausgehen und rein kommen. Der Hund soll dieses "Spiel" mit der Zeit zum Gähnen langweilig finden, erst dann kann er entspannen. Dass Sie sofort wieder den Raum betreten ist wichtig damit der Kleine keine Chance hat, sich aufzuregen.
Das Problem draußen liegt wahrscheinlich, wie in den meisten Fällen, an der fehlenden Leinenführigkeit. Achten Sie darauf, dass Ihr Hund immer hinter oder neben Ihnen an lockerer Leine geht. Dann führen nämlich Sie und der Hund muss nicht regeln wenn z. B. ein anderer Hund oder Leute kommen.
Wenn Sie an anderen Hunden vorbeigehen, versuchen Sie Ruhe auszustrahlen d. h. nicht reden, nicht schimpfen und nicht die Leine krampfhaft kürzer halten. Das alles veranlasst Ihren Hund nämlich, sich noch mehr aufzuregen.
Üben Sie aber vor allem die Leinenführigkeit. Lassen Sie sich NIE von Ihrem Hund wohin ziehen, auch nicht, wenn er wo schnuppern, sich lösen oder Bekannte begrüßen will. Wenn er zieht, drehen um und gehen in eine andere Richtung. Schauen Sie dabei nach vorne, NICHT nach dem Hund!
Gehen Sie NIE auf Forderungen des Kleinen nach Aufmerksamkeit ein. Ignorieren Sie es, schauen Sie weg, gehen Sie weg. SIE sollten
entscheiden, wann wie lange gestreichelt, gespielt wird, wann gefüttert wird und wann er aufs Sofa oder ins Bett darf. Wenn Sie auf seine Forderung nach Aufmerksamkeit eingehen kann er es nicht ertragen, wenn dem mal nicht so ist. Deswegen ist es immer gut, das Problem an der Wurzel zu packen.

Viel Erfolg..
Ellen Mayer
www.lesloups.de
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